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FF6/2000
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vom:
01.12.2000


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  Hintergrund

In Konflikten handlungsfähig bleiben!

Martin Zint

"Wir versuchen den Menschen Methoden nahezubringen, die es ihnen erlauben, in Konflikten und Bedrohungssituationen handlungsfähig zu bleiben". So beschreibt Gudrun Knittel, Köln, ein zentrales Anliegen ihrer Arbeit. Zusammen mit Dr. Reinhard Voss, Wethen, leitet sie den sechsten Qualifizierungskurs für zivile Konfliktbearbeitung / Zivilen Friedensdienst, an dem gegenwärtig zehn Menschen im Alter zwischen 25 und 55 Jahren teilnehmen. Sie werden nach dem Kurs in Krisengebieten in Südosteuropa, Asien und Afrika in Projekten der Konfliktprävention und Konfliktnachsorge tätig.


In einer dreiwöchigen Praxisphase haben die Kursteilnehmenden gerade erste Eindrücke von internationalen Projekten der Friedensarbeit gesammelt. Susanne Burghardt, Sozialpädagogin aus Köln, zeigte sich erschüttert über das Ausmaß an Feindschaft zwischen den Bevölkerungsgruppen, dass sie in Kroatien erlebt hat. Nur ganz mühsam kommen dort Versöhnungsprozesse in Gang und werden von Fachkräften vor Ort unterstützt, z.B. in der Jugendarbeit.

Architekt Heinz Reinhardt, Rheindürkheim, berichtete von einem Abenteuerspielplatz, den er als Anlaufstelle für Kinder aus den unterschiedlichsten Bevölkerungsgruppen gebaut hat. Kollegen hatten ihn gewarnt und dem Projekt allenfalls wenige Monate gegeben, bevor der Spielplatz zerstört sei. Aber offenkundig haben die Menschen den Wert der Anlage erkannt und nach über einem Jahr steht sie immer noch.

Margarete Fritz-Meyer wird für den internationalen christlichen Friedensdienst EIRENE im Tschad tätig werden. Die knapper werdenden landwirtschaftlichen Flächen verschärfen dort den alten Streit zwischen sesshaften Landwirten und nomadisierenden Viehhirten. Erfahrungen an anderer Stelle haben gezeigt, dass friedliche Koexistenz möglich ist. In ihrem Projekt wird Frau Fritz-Meyer lokale Gruppen darin unterstützen, die Konflikte ebenfalls ohne Gewaltanwendung zu regeln.

Thematische Schwerpunkte der Qualifizierung sind der Erwerb von Kompetenz in den Bereichen von Wahrnehmung und Analyse von Konflikten und die praktische Einübung gewaltfreien Handelns, beispielsweise in der Konsens- und Entscheidungsfindung. Die Qualifizierungsmaßnahme dauert 4 Monate. Daran schließt sich ein ein- bis zweijähriger Dienst im Ausland an, der von Trägerorganisationen aus der Friedens- und der Entwicklungszusammenarbeit organisiert wird.

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Der Kurs wird durch den Bund und das Land NRW finanziell unterstützt. Aus dem Titel "Förderung des zivilen Friedensdienstes" stellte das Bundesministerium für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (BMZ) 220.000 DM zur Verfügung, die für eine Verlängerung der Qualifizierung von drei auf vier Monate genutzt wurden. Der bisherige Lehrplan wurde im wesentlichen um eine Hospitationsphase in Projekten der Konfliktbearbeitung und um Spezialisierungswochen zu Themen wie Monitoring & Factfinding, Projektmanagement oder Traumabearbeitung ergänzt. Das Land NRW bezuschusst die Gesamtkosten dieser Qualifizierung mit 160.000 DM. Ca. 40.000 DM werden von den Organisatoren selber aufgebracht.

Besonders wichtig ist die Unterstützung des BMZ für Projekte des Zivilen Friedensdienstes (ZFD). Mit den Geldern des BMZ können Friedensfachkräfte finanziell Entwicklungshelfern gleichgestellt werden. Dies ist ein wichtiger Schritt zur Professionalisierung der Friedensarbeit. Für das Jahr 2000 sind im Haushalt des BMZ ca. 17,5 Millionen DM für ZFD vorgesehen.

1997 begann das Vorhaben mit dem ersten Kurs zur Ausbildung in ziviler Konfliktbearbeitung. Zunächst mit alleiniger Förderung durch das Land NRW, das bis Anfang 1999 drei Kurse finanzierte.

63 Absolventen früherer Kurse sind bereits in Projekten der Konfliktprävention und Konfliktnachsorge tätig, z.B. beim Abbau von Spannungen zwischen verfeindeten Volksgruppen im Kosovo, in Bosnien und Kroatien, sowie in Spannungsgebieten Afrikas und Lateinamerikas.

Die Anforderungen an Bewerber/innen:

-Mindestalter: 25 Jahre zu Beginn der Qualifizierung

-Abgeschlossene Berufsausbildung oder entsprechende Berufs- und oder Lebenserfahrung, die im Blick auf eine Tätigkeit als Friedensfachkraft ausgebaut werden kann.

-Sprachkenntnisse oder die Fähigkeit, diese für den vorgesehenen Projektplatz bzw. die konkrete Aufgabenstellung zu erwerben.

-Bereitschaft, sich auf gewaltfreie Konfliktbearbeitung aus Überzeugung für Demokratie und Menschenrechte einzulassen.

-Persönliche und emotionale Belastbarkeit in kritischen Situationen.

-Offenheit, sich auf persönliche Veränderungsprozesse einzulassen.

-Bereitschaft, partizipatorische Methoden im Training und in der praktischen Arbeit vor Ort anzuwenden.

Die Arbeitsgemeinschaft Qualifizierung in ziviler Konfliktbearbeitung ist ein Zusammenschluss von fünf Organisationen der Friedensarbeit: Aktionsgemeinschaft Dienst für den Frieden, Bonn, Bund für Soziale Verteidigung, Minden, Forum Ziviler Friedensdienst, Bonn, Bildungs- und Begegnungsstätte für gewaltfreie Aktion - KURVE Wustrow, Oekumenischer Dienst im Konziliaren Prozess, Wethen.

Kontakt: Arbeitsgemeinschaft Qualifizierung für zivile Konfliktbearbeitung / Zivilen Friedensdienst, Wesselstr. 12, 53113 Bonn, Tel.: 0228/9814473, Fax 0228/9814475


Martin Zint ist Koordinator der Arbeitsgemeinschaft Qualifizierung für zivile Konfliktbearbeitung / Ziviler Friedensdienst.

E-Mail:  m.zint@t-online.de
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