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FF1/2002


vom:
Februar 2002


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FF1/2002:

  Friedensbewegung International

Zusammenstellung von Vorschlägen aus der internationalen Friedensbewegung

Gewaltlose/zivile Alternativen der Terrorismus-Bekämpfung

Christine Schweitzer

Zielsetzung

Es geht in diesem Diskussionspapier darum, der Frage nachzugehen, ob es wirklich so wenige oder so ungenügende alternative Vorschläge gibt, wie der Bedrohung durch terroristische Angriffe gewaltfrei begegnet werden kann, wie derzeit von Politik und Medien oftmals behauptet wird. Das Ziel ist, die Polemik Präsident Bushs "Wer nicht für uns ist, ist für die Terroristen" zurückzuweisen und anhand dieser Zusammenstellung von Vorschlägen aus 27 Texten (1) zu demonstrieren, dass eine Alternative zu Terror und Krieg benannt werden kann. Allerdings muss vorausgeschickt werden, dass diese keine "gewaltfreien Alternativen" der Terrorismus-Bekämpfung sind in der Art, wie Soziale Verteidigung (Verteidigung mit zivilen Mitteln) eine Alternative zu militärischer Verteidigung in einem herkömmlichen internationalen Krieg sein mag oder Methoden der gewaltfreien Intervention militärische Interventionen ersetzen könnten. (Auch wenn beides bislang nicht in die Praxis umgesetzt wurde - die Konzepte sind zumindest verfügbar.) Es soll sich hier stattdessen dem israelischen Publizisten und Friedensaktivisten Uri Avnery (13) angeschlossen werden, der schon unmittelbar nach dem 11. September kommentiert hat, dass letztlich der einzige Weg der Terrorismus-Bekämpfung sei, die Ursachen zu beseitigen, die Terrorismus hervorbringen, weil sonst immer wieder neuer Nachwuchs den Kampf fortsetzt.

Dieser Text beschränkt sich auf die Fragestellung nach Alternativen der Terrorismus-Prävention und Bekämpfung. Es geht nicht darum, wie der Krieg in Afghanistan beendet, die Militärangriffe durch die westliche Allianz beendet und/oder ein Wiederaufbau und die Demokratisierung von Afghanistan angegangen werden könnten. Hierzu gibt es viele Vorschläge - zum Beispiel der von Mohssen Massarat vorgelegte Fünf-Punkte-Plan (26).

Zur Methodik

Als Quellen wurden Aufrufe und Hintergrundtexte vorwiegend aus dem Umfeld der Friedensbewegung, Publizistik und Friedensforschung herangezogen, die - mehr oder weniger zufällig - beim Bund für Soziale Verteidigung seit dem 11. September gesammelt wurden. Da es dabei nicht um wissenschaftlich saubere Methodik oder Vollständigkeit ging, wurde sich damit begnügt, die Ideen als solche zu sammeln. Wenn ein weiterer Aufruf oder Artikel dieselbe Idee auch oder sogar früher benannte, wurde er nicht mehr aufgenommen, auch wenn er vielleicht die Quelle war, wo die Idee zuerst herkam. (Allerdings ist auch anzumerken, dass bei vielen der Vorschläge eine erste Quelle gar nicht eindeutig festzustellen ist - z.B. die Nutzung des Internationalen Strafgerichtshofes scheint parallel von mehreren Seiten benannt worden zu sein.)

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FF1/2002
Konfliktanalyse als Voraussetzung der Konfliktbearbeitung

Eine Strategie der Konfliktbearbeitung setzt eine saubere Konfliktanalyse voraus. Mit dieser Analyse tun sich in diesem Falle aber alle schwer - ja, es ist ja noch nicht einmal ohne jeden Zweifel bewiesen, wer die eine ursprüngliche Konfliktpartei überhaupt ist. Es kann nicht als bewiesen angesehen werden, dass Bin Laden wirklich der verantwortliche Drahtzieher ist (siehe Otfried Nassauer, 27). Offensichtlich ist hingegen, dass die andere ursprüngliche Konfliktpartei, die USA, sofort den Konflikt auf weitere Parteien ausgeweitet hat - zum einen mit dem Schmieden der "Allianz gegen den Terror", zum anderen mit dem Angriff auf Afghanistan, einem Staat, dem vorgeworfen wird, die Terroristen zu beherbergen, aber nicht, selbst direkt für die Angriffe verantwortlich zu sein.

Was die Konfliktthemen betrifft, so hat Bin Laden (2) diese deutlich benannt: Die Unterdrückung der Palästinenser durch Israel sowie die Unterstützung der USA für Israel, und zum zweiten die Präsenz US-amerikanischer Militärbasen in Saudi-Arabien, dem Ursprungsland des Islam mit den beiden Städten Mekka und Medina. Das ursprüngliche Konfliktthema der US war hingegen ein ganz anderes, nämlich die schrecklichen Terroranschläge vom 11. September, die rund 6.000 Menschen das Leben gekostet haben. Doch was die Ziele und Strategien der Konfliktparteien betrifft, so ist man diesbezüglich bei beiden Seiten auf Spekulation angewiesen. Bei den Terroristen spricht einiges für die Annahme, dass es ihnen darum geht, einen Krieg der islamischen Welt mit dem Westen anzuzetteln. (Ein Ziel, von dem nicht ausgeschlossen ist, dass sie es noch erreichen.) Die USA gaben als ursprüngliches Ziel der Allianz gegen den Terror und dann des Angriffes auf Afghanistan an, Bin Laden festzunehmen (oder zu töten) und sein Netzwerk Al Quaida zu zerschlagen. Doch inzwischen konnten wir das Gleiche erleben, was sich schon im Kosovo/Jugoslawienkrieg 1999 ereignete: Die Begründungen für den Kriegseinsatz veränderten sich. Im Kosovo ging es zuerst darum, Milosevic zur Zustimmung zur Unterzeichnung des Rambouillet-Abkommens zu zwingen, dann um die Verhinderung einer ´humanitären Katastrophe` (die man durch den Angriff erst ausgelöst hatte). In Afghanistan ist inzwischen das Ziel der Sturz des Taliban-Regimes mit Hilfe der Nord-Allianz, einer Gruppierung, die an Auswahl von Methoden und Menschenrechtsverletzungen den Taliban um nichts nachsteht. Es ist wohl nur eine Frage von Zeit, bis die ausgelöste Flüchtlingswelle als ´humanitäre Katastrophe` als Begründung herhalten und der Krieg zur ´humanitären Intervention` umgetauft wird ...

Zwei weitere Punkte müssen in diesem Zusammenhang angesprochen werden: Es gibt Hinweise darauf, dass es Drohungen der USA gegen Afghanistan wegen der Beherbergung von Bin Laden schon zwei Monate vor dem 11. September gegeben hat, was die Angriffe Bin Ladens - so er es denn war - den Charakter sog. präemptiver Schläge geben könnte - zuzuschlagen, solange man es noch konnte (28). Zum anderen halten sich Spekulationen, dass eines der Kriegsziele der USA sein könnte, den Weg für eine Ölpipeline von Zentralasien durch Afghanistan frei zu machen (29).

Zu einer Konfliktanalyse gehört auch, zu fragen, was die hinter dem Konflikt stehenden eigentlichen Interessen (im Unterschied zu den eingenommenen Positionen) der Konfliktparteien sind. Wer solche Konfliktanalysen häufiger gemacht hat, weiß, dass hinter scheinbar unversöhnlichen Positionen oftmals beinahe identische Interessen stehen. Diese Tendenz kann auch hier feststellt werden: Sicherheit (vor Anschlägen und Angriffen), Herstellung von Gerechtigkeit (Sühne der Anschläge, Palästina) und Gesicht wahren (als angegriffene Großmacht, wahrgenommene Demütigung durch von USA unterstützte Besetzung der palästinensischen Gebiete und Präsenz in Saudi-Arabien) sind Interessen, die beide Seiten teilen dürften, auch wenn sie inhaltlich darunter sehr unterschiedliche Dinge verstehen.

Sehr viel ist in den Medien von der Frage der Einstellungen der Konfliktparteien zueinander die Rede. Stichworte hier sind: "Morgenland kontra Abendland" mit seiner ganzen konfliktbehafteten Geschichte seit den Kreuzzügen des Mittelalters und der religiösen Komponente des absoluten Wahrheitsanspruches, gegenseitiges Misstrauen und gegenseitiger Hass, das Erleben gegenseitiger Demütigungen sind oft kommentierte Elemente.

Vorschläge zur Konfliktbearbeitung

Die in den Quellen vorgeschlagenen Maßnahmen sollen grob vier Funktionen zugeordnet werden: Prävention und Kontrolle von Gewalt, Bearbeitung der Konfliktinhalte, Beeinflussung der Einstellungen und Bearbeitung der strukturellen Konfliktursachen. Es handelt sich hier um vier Kategorien, die eigentlich für andere Konfliktszenarien entwickelt wurden und sich an die drei grundsätzliche Strategien der Konfliktbearbeitung durch dritte, externe Parteien anlehnen: Peacebuilding, Peacekeeping und Peacemaking. Diese Begriffe gehen schon auf Johan Galtung zurück, wurden aber erst durch Verwendung durch Boutros Boutros-Ghali in seiner Agenda für den Frieden 1991 zu allgemein bekannten Begriffen. Die Strategie des Peacebuildings wurde hier in zwei Funktionen aufgeteilt. (3)

I Prävention und Kontrolle von Gewalt

Verschiedene Vorschläge betreffen die Nutzung des von der UN beschlossenen, aber noch nicht von genügend Staaten ratifizierten Internationalen Strafgerichtshofs. Er solle dazu ermächtigt werden, terroristische Verbrechen zu verhandeln (1,5,23).

Ein verwandter Vorschlag ist die Einrichtung eines Ad-hoc-Tribunals (1), eines religiösen Gerichtes (15) oder die Strafverfolgung durch Einzelstaaten (1).

In Bezug auf die Frage, wie man denn der Verantwortlichen habhaft werden könne, um sie vor ein wie auch immer geartetes Gericht zu stellen, so kreisen die meisten Überlegungen darum, wie Afghanistan (oder andere Staaten) dazu hätten gebracht werden können, Bin Laden bzw. Terroristen allgemein auszuliefern. Neben politischem und ökonomischem Druck wurde hier vorgeschlagen, solche Staaten und Bündnisse einzuschalten, die der afghanischen Regierung u.U. näher stehen, etwa die Arabische Liga oder die Organisation Islamische Konferenz (5,17).

Eine zweite Argumentationslinie befasst sich mit der unterschiedlichen Behandlung und Verfolgung, die mutmaßliche Terroristen in verschiedenen Staaten erfahren. So wird gefordert, dass alle Staaten die internationalen Menschenrechtsvereinbarungen unterzeichnen und jede Form des Terrorismus sowie der organisierten Kriminalität polizeilich verfolgen sollten (1,12). Dahinter steht die Analyse, dass zum einen schon mehrfach die Verbündeten von heute zu den Terroristen von morgen wurden (wie ja auch Bin Ladens Gruppe, die im afghanischen Krieg gegen die Sowjetunion von den USA unterstützt wurde), und zum anderen dass enge Verbindungen zwischen organisierter Kriminalität und Terrorismus bestünden. In dieses Vorschlagspaket gehört auch die Kontrolle der internationalen Finanzmärkte (23).

Zur konkreten Prävention terroristischer Anschläge werden in der Mainstream-Politik verschiedene Maßnahmen diskutiert, die sich vor allem auf die Stärkung geheimdienstlicher Maßnahmen, internationale Kooperation und Datenaustausch zwischen den Sicherheitsorganen und dergleichen beziehen (25). Friedensbewegung, Friedensforschung und Bürgerrechtsgruppen weisen hingegen eher auf die damit einhergehenden Gefahren für Freiheit und Bürgerrechte hin. Als weitere Notwendigkeit wird auf den physischen Schutz von Labors und Einrichtungen abgehoben, die Materialien herstellen bzw. verwenden, die für die Waffenherstellung verwendet werden könnten (z.B. Plutonium, Phosphorchlorid) (25). Die Anti-AKW-Gruppen in Deutschland greifen dies auf, indem sie ´jetzt erst recht` die Stilllegung aller AKWs und den Verzicht auf Atommülltransporte fordern.

Ein anderer Vorschlag, der mit den unter IV beschriebenen verwandt ist, heißt, finanziell in die Entwicklung, Bildung und soziale Wohlfahrt der Nachbarländer Afghanistans zu investieren, um die Quellen von Bin Ladens Rechtfertigungen und Bündnissen zu beseitigen (19).

II Die Konfliktinhalte bearbeiten

Einleitend muss auf ein Grundproblem der Konfliktbearbeitung im Kontext des Terrorismus hingewiesen werden: Terrorismus wird als Strategie wohl immer dann gewählt, wenn eine Gruppe (oder im Extremfall ein Einzelner) keinen Rückhalt in der allgemeinen Bevölkerung hat, oder wenn die Kräfteverhältnisse so ungleich (militärisch-polizeilichen Gegenmaßnahmen so rigide) sind, dass ein offener Angriff nicht möglich scheint. Aus beiden Situationen ergibt sich, dass die Gewaltbereiten im Geheimen arbeiten müssen, und, da sie Grund haben, Strafverfolgung oder Ermordung zu fürchten, nur schwer zugänglich für Vermittlungsmissionen sind. Dazu kommt, dass Terrorismus als Verbrechen eingestuft wird und deshalb die angegriffene Seite sich noch viel schwerer als in internationalen Kriegen oder Bürgerkriegen damit tut, sich auf Verhandlungen mit denjenigen, die als Verbrecher angesehen werden, einzulassen. Trotzdem gibt es verschiedene Vorschläge, die auf die Bearbeitung der Konfliktinhalte abzielen:

Es wurde die Einrichtung eines UN-Konfliktrates (4) vorgeschlagen sowie verschiedene internationale Konferenzen, die mit dem Ziel abgehalten würden, sich auf Maßnahmen der Terrorismusbekämpfung und der Verurteilung allen Terrorismus zu einigen (9,22,26).

Ein anderer Vorschlag ist die Einrichtung einer Globalen Wahrheits- und Gerechtigkeitskommission (18,23), die sich mit Terrorismus und den Vorwürfen befassen würde, welche die Terroristen gegen die USA/den Westen erheben. Eine Strafverfolgung der Terroristen könnte sich ggf. daran anschließen.

Weitere Vorschläge gehen dahin, Ansatzpunkte zu finden für die von Galtung geprägte "große Kette der Gewaltfreiheit" (22), oder einen Dialog mit der Arabischen Liga darüber aufzunehmen, wie die Ursachen des Konfliktes in der Region beseitigt werden könnten. (19)

Wahrscheinlich im Kontext der Forderungen, die Bin Laden aufgestellt hat, sind folgende Vorschläge Johan Galtungs (24) zu sehen:

 US-Truppen aus allen arabischen Ländern abziehen

 Sanktionen gegen den Irak aufheben

 Palästina als Staat anerkennen, Friedenslösung im Nahen Osten (neben 24 auch 17,19 u.a.)

 Dialog mit dem Iran beginnen

 Koalitionsregierung mit den Taliban in Afghanistan unterstützen.

Ähnlich argumentiert Massarat (26), der aber mehr den Krieg in Afghanistan als die Frage der Terrorismus-Bekämfpung in den Vordergrund stellt.

Es gibt auch Vorschläge, direkt mit den terroristischen Gruppen zu verhandeln, z.B. indem international angesehene Vermittler (Nelson Mandela, Jimmy Carter etc.) mit ihnen einen Dialog aufnehmen (20,23).

III Einstellungen beeinflussen

Verschiedene AutorInnen schlagen interreligiösen Dialog als einen Weg vor, die Feindseligkeit aufzubrechen (z.B.11).

Andere KommentatorInnen befassen sich mehr mit der ethischen Seite der Gewaltanwendung generell. Sie sehen einen Werteverfall und zunehmende Brutalisierung im zwischenmenschlichen Umgang weltweit, und fordern eine religiöse und/oder ethische Neubesinnung auf Werte des Miteinander (10, 15).

Ein Vorschlag geht dahin, die VertreterInnen aller Religionsgemeinschaften dazu zu bringen, religiösen Terrorismus zu verurteilen und Terroristen auszuschließen (15).

Ein anderer Kommentar hebt auf die gewaltsame Sprache aller ab, die den Konflikt verschärfe und deshalb vermieden werden müsse (19).

Ein weiterer Vorschlag lautet, die Terroristen dadurch zu isolieren, dass man die Unwahrheiten und Lügen, auf die er sich stütze, öffentlich bloßstelle (6).

Eine aus den USA stammende Idee ist, 100.000 junge AmerikanerInnen in alle Welt zu schicken, um dort zuzuhören und die andere Seite zu verstehen (3).

Ein Vorschlag aus Italien lautet, "Hass-freie Zonen" in Schulen und Nachbarschaften nach Vorbild der atomwaffenfreien Zonen in den 80er Jahren zu schaffen (23).

IV Strukturelle Konfliktursachen bearbeiten

Die meisten Artikel und Texte sehen die Wurzeln der Anschläge auf das World Trade Center, das Pentagon und das US-Außenministerium in den ungerechten internationalen Strukturen und speziell in der Außen- und Wirtschaftspolitik der USA. (4) Dementsprechend argumentieren sie, dass Terrorismus nur überwunden werden könne, wenn es gelinge, ihm die Unterstützungsbasis und den Nachwuchs wegzunehmen. Dies sei der einzige Schutz vor Terrorismus. Dazu sei es erforderlich, symbolisch und/oder konkret Anstrengungen zu unternehmen, von den USA/dem Westen begangenes Unrecht gutzumachen und eine auf Gerechtigkeit zielende Politik zu verfolgen (1,2,5,6,12,13,14,19 u.a.). Das könnte heißen, Wirtschaftspolitik an Menschenrechten und dem Ziel der gerechten und gleichen Verteilung ökonomischer Vorteile auszurichten (1), letztlich eine grundsätzliche Veränderung der internationalen Strukturen. (5)

Konkret wurde vorgeschlagen:

 Sich unabhängig machen von Öl, erneuerbare Energien entwickeln und nutzen (3,6,23). (Der Zusammenhang besteht hier zum einen darin, dass Öl ein generelles Motiv des Engagements der USA im Nahen und Mittleren Osten ist. Wenn Öl nicht mehr so dringend gebraucht würde, wären keine essentiellen Interessen der USA und Europas in der Region mehr betroffen, und diese sind ihrerseits Grund für viel Unrecht, das diese unsere Staaten begehen. Es wird hier auch darauf hingewiesen, dass Präsident Bush selbst aus der Ölindustrie kommt und u.a. gute wirtschaftliche Kontakte zu der Familie Bin Ladens unterhalten hat.(29))

 Stopp von Waffenhandel, stattdessen Investieren in Befriedigung der Grundbedürfnisse weltweit (6)


militärisch-industriellen Komplex abschaffen (23)

 "Globalisierungsfreie Zonen" zu schaffen, die von dem Druck befreit werden, sich zu globalisieren (Teile von Südamerika, Afrika und Südostasien) (24)

Doch es handelt sich hier nicht nur um Forderungen an die USA: Alle Staaten sollten eine Innenpolitik zu verfolgen, die allen Sektoren der Gesellschaft gleichermaßen Zugang zu Gesundheitsvorsorge, Wohnung, Bildung, Lebensmittel etc. ermöglicht (1).

Eine andere Argumentationslinie ist die Beendigung der Unterstützung von bewaffneten Gruppen durch Dritte, sofern dies den Interessen dieser Dritten (USA, NATO) entgegenkommt. Die Taliban wie auch konkret Bin Laden wurden während der sowjetischen Okkupation Afghanistans von den USA unterstützt - jetzt geschieht das gleiche mit der Nord-Allianz, deren Bilanz in Bezug auf Menschenrechtsverletzungen der der Taliban um nichts nachsteht. (8,16)

Anmerkungen:

1Die Quellen befinden sich im Anhang. Die Ziffern in Klammern bezeichnen die Nummer der jeweiligen Quelle.

2Es wird hier davon ausgegangen, dass er tatsächlich als Sprecher der (ja toten und daher nicht mehr zur Rechenschaft ziehbaren Täter) auftritt, unabhängig davon, ob er der Organisator der Anschläge war.

3Quellen u.a.: Stephen Ryan, Ethnic Conflict and International Relations, 2nd ed., Aldershot: Dartmouth Publishing Company Ltd, 1995; Nonviolent Peaceforce Feasibility Study, Chapter 1: Putting NP in the picture, von Christine Schweitzer, St. Paul/Hamburg, September 2001.

4Da die USA das Ziel der Anschläge vom 11. September waren, ist diese Analyse zunächst sicher korrekt. Trotzdem sollte sie von uns in Deutschland nicht dazu gebraucht werden, sich als Nicht-Betroffene zu sehen. Deutschland ist eines der wirtschaftlich und politisch mächtigsten Länder der Erde und damit genauso für Ausbeutung und Armut verantwortlich wie die USA. Außerdem, darauf wies Rainer Steinweg bei einer Tagung der European Platform for Conflict Prevention jüngst hin, lässt sich die Geschichte des Nahostkonfliktes mühelos auf die deutsche Politik und Untaten der Nazi-Zeit zurückführen.

5Eine interessante Publikation, die unabhängig vom 11. September herausgekommen ist, aber hierzu passt, ist Brian Martins Büchlein (21) über gewaltfreie Strategien gegen den Kapitalismus. Er beschreibt verschiedene Kampagnenansätze, durch die eine Basis für späteren Wandel gelegt werden könnte. Das Buch kann kostenlos aus dem Internet heruntergeladen werden: http://www.uow.edu.au/arts/sts/bmartin/pubs/01nvc/.

Quellen:

1.Twelve Points: stop the war, rebuild a just society in Afghanistand and support women`s human rights; Womens` Caucus for Gender Justice; 26.10.01, New York; Aufruf

2.From Protest to Resistance - War Resistance after 11 September 2001; War Resisters` International staff at London office (Andreas Speck, Roberta Bacic, Angela McCann); 30.10.01; Diskussionspapier

3.How could a NP respond the Sept. 11 tragedy?; Correspondance John Reuwer / Dick Taylor; 17.10.01, Peaceworkers; Briefwechsel

4
.Offener Brief An die Damen und Herren Abgeordnete der SPD, Bündnis 90/Die Grünen, CDU/CSU, FDB im Deutschen Bundestag über die Fraktionen; Heide Schütz, Frauennetzwerk für Frieden; Bonn, 18.9., Beschluss der 4. Weltfrauenkonferenz in Peking 1995; Aufruf

5.Abschlusserklärung der bundesweiten Friedensdemonstrationen am 13. Oktober 2001 in Berlin und Stuttgart; Peter Strutynski/ Trägerkreis der Demonstrationen; 13.10.01; Erklärung

6.War is the problem, not the solution. Statement on Attacks on Afghanistan; War Resisters` League, New York; 12.10.01; Erklärung

7.Der Frieden braucht keine Bomben; Johannes Schnettler, Vizepräsident der dt. Sektion der Int. Katholischen Friedensbewegung Pax Christi; 13.10.01; Rede

8
.Ohnmacht überwinden: Gewaltfreies Handeln gegen Krieg und Terror; Kurve Wustrow; 24.9.01; Infoblatt

9."Human life is sacred"; acht Nobelpreisträger: Maguire, Betty Williams, Esquivel, Tutu, Dalai lama, Menchu Tum, Rotblat, Jody Williams; 1.10.01; Aufruf

10
.A World Out of Touch With Itself; Rabi Michael Lerner; ca. 18.9.; Artikel

11.Aufforderung zu Gerechtigkeit, Verantwortung und Umkehr; Erklärung des Präsidiums der Kommission der Bischofskonferenzen der Europ. Gemeinschaft; 17.9.; Erklärung

12
.Umsicht statt Vergeltung; Deutsche Kommission Justitia et Pax; 19.9.; Erklärung

13.Twin Towers; Uri Avnery (Gush Shalom); 15.9.01, Gush Shalom; Artikel

14
.Terrorismus; Robert Bowman; Frühjahr 1999 in Der Pflug, Publikation der Bruderhöfe; Artikel

15
.Toward a strategy for dealing with fundamentalist terrorism or: Trying to put the genie back into the bottle; Hans Sinn; 18.10.01; Artikel

16.Brutality Smeared in Peanut Butter. Why America must stop the war now; Arundhati Roy; 23.10, The Guardian; Artikel

17.Ansätze für Friedenslösungen im Nahen Osten und Zentralasien; Clemens Ronnefeldt; 22.10.; Infoblatt

18
.The Truth and Justice Global Commission. A proposal designed to cope with international terrorism and reduce the threat of war; Chaiwat Satha-Anand; ca. 22.10; Artikel

19.The Challenge of Terror: A Travelling Essay; John Paul Lederach; ca. 20.10.; Artikel

20
.Wenn man Bin Laden tötet, entstehen zehn neue; Johan Galtung; 19.9.01, Spiegel Online; Artikel

21
.Nonviolence versus capitalism; Brian Martin; London: War Resisters` International, 2001; Buch

22.Friedensbewegung und Weltkrise; Burkhard Bläsi; 12.10.01; Diskussionspapier

23
.Fra guerra e terrorismo c`è una terza via ...; Nanni Salio; http://www.nonviolenti.org/afghanistan.html, o.D.; Diskussionspapier

24.Highlights from Conflict transformationand reconciliation workshop with Johan Galtung, 10/13 and 10/14 01-NYC; Jan Passion; 30.10.01; Notizen von Workshop

25
.Waiting for Terror. How Realistic is the Biological, Chemical and Nuclear Threat?; Frank Barnaby; Oxford Research Group Briefing Paper, October 2001; Heft

26.Die Nachbarn Afghanistans müssen das Taliban-Regime stürzen; Mohssen Massarat; FR, 30.10.01; Artikel

27.Kann der Terror unsere Gesellschaft verändern?; Otfried Nassauer; Neue Uni-Zeitung, Oktober 2001; Artikel (Interview)

28
.Titel unbekannt, da Email als Quelle; Jonathan Steele, Ewen MacAskill, Richard-Norton-Taylor, Ed Harriman; The Guardian, Sept 22, 2001; Artikel

29.Triebfeder des Krieges; Marc Pitzke; Die Woche, 19.10.2001; Artikel

Kontakt: Bund für Soziale Verteidigung, Konflikte gewaltfrei austragen - Militär und Rüstung abschaffen, Ringstr. 9 a + 32427 Minden + Tel 0571-29 456 + soziale_verteidigung@t-online.de


Christine Schweitzer ist Geschäftsführerin beim Bund für Soziale Verteidigung, Redakteurin des FriedensForums und Mitarbeiterin des Instituts für Friedensarbeit und Gewaltfreie Konfliktaustragung.

E-Mail:   xschweitz@aol.com
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