Netzwerk Friedenskooperative



FF4/2003


vom:
Oktober 2003


 vorheriger

 nächster
 Artikel

FF2003-4:

  Friedensbewegung International

Brief an den US-Verweigerer Stephen Funk

Matan Kaminer

Im April diesen Jahres hatte der Marinesoldat Stephen Funk auf einer Pressekonferenz seine Kriegsdienstverweigerung erklärt und sich gegen den Krieg gegen den Irak ausgesprochen. "Ich kann es nicht vor meinem Gewissen verantworten, mich am Krieg zu beteiligen. Ich verweigere den Krieg, weil ich nicht glaube, dass sich Frieden durch Gewalt erreichen lässt." Stephen Funk hatte Anfang 2003 eigenmächtig die Armee verlassen und stellte sich nach der Pressekonferenz am 1.4.2003 seiner Einheit. Nun ist er vom Militär wegen "Desertion" angeklagt worden. Die Verhandlung wird am 4. September stattfinden. Weiter Informationen unter www.notinourname.net/funk (red.)


Lieber Stephen,

ist es das, was sie "Globalisierung" nennen? Wie leben, weit weg voneinander, wir haben sehr unterschiedlich gelebt, und nun befinden wir und beide in der gleichen Situation: Wir sind Kriegsdienstverweigerer eines imperialen Krieges und einer Besatzung, wir stehen beide in diesem Sommer vor einem Militärgericht.

Beim Lesen deiner Erklärung konnte ich mir das Lächeln nicht verkneifen - über die Ähnlichkeit der militärischen Logik auf der Welt, einschließlich der Unfähigkeit, zu verstehen, wie jemand so sehr gegen Krieg ist, dass er das Töten und Sterben im Krieg verweigert. (...)

Sie gehen aber nicht nur ähnlich mit uns um, auch ihre Handlungen anderen gegenüber sind ähnlich: Sie besetzen ein fremdes Land und unterdrücken andere Menschen im Namen der Terrorbekämpfung. Menschen wie du und ich wissen, dass dies nur ein Vorwand ist, um ökonomische und politische Interessen der Herrschenden voranzutreiben.

Aber nicht sie zahlen den Preis dafür. Die Menschen, die in Dschenin und Falluja, in Ramallah oder Bagdad, in Tikrit und in Hebron leben - sie zahlen den Preis. Es sind irakische und palästinensische Kinder, die mit auf dem Rücken gefesselten Händen und Füßen mit dem Gesicht nach unten zu Boden geworfen werden oder auf die auf dem Schulweg geschossen wird. Aber es sind auch die israelischen und US-amerikanischen Soldaten, die als Kanonenfutter benutzt werden, von Generälen, die in ihren Büros mit Klimaanlagen hocken. Ihr einziger Weg ist der der Entmenschlichung - zuerst die fremdaussehenden Ausländer, die die Soldaten tot sehen wollen, dann von sich selbst. Du kannst Vietnamveteranen fragen oder uns selbst.

 zum Anfang


FF4/2003
Stephen, Menschen in unserem Alter sollten herausgehen, um zu lernen, zu arbeiten und die Welt zu verändern. Menschen in unserem Alter sollten zu Partys und Protestaktionen gehen, Leute treffen, sich verlieben und darüber diskutieren wie unsere Welt aussehen sollte. Menschen in unserem Alter sollten keine lebenden Ziele sein, denen menschliche und bürgerliche Rechte verweigert werden; sie sollten nicht die letzten Trottel des Militärs sein und ihre Seele und ihren Körper gefährden, ein M-16-Gewehr und gleichzeitig ein schuldbeladenes Gewissen mit sich herumtragen; sie sollten nicht hinter Gitter gebracht werden, weil sie nicht töten und sterben wollen.

Dein Verfahren wird bald beginnen. Meins findet schon statt, so dass ich dir vielleicht ein paar Tipps geben kann. Schau den Richtern in die Augen. Nutze jede Gelegenheit, um deinen Standpunkt zu erklären. Es sind Menschen wie du, aber sie versuchen es vor sich selbst zu verbergen. Verhindere das. Krieg ist Mist und sie wissen es. Sie sollten dich gehen lassen und sie wissen es.

Es ist sehr wahrscheinlich, dass wir beide am Ende ins Gefängnis gehen werden. Es wird dort dunkle Momente geben, Momente in denen wir denken, dass uns die Welt draußen vergessen hat, dass unsere Handlung und unsere Verweigerung vergeblich war. Ich weiß schon, was ich in solchen Momenten tun werde: an dich denken, Stephen, und ich werde wissen, dass nichts, was wir für das Schicksal der Menschheit getan haben, umsonst ist.

Mit größter Solidarität, Matan Kaminer (Israel)

Brief von Matan Kaminer (Israel) an Stephen Funk (USA). Auszüge. Übersetzung: Rudi Friedrich, Dave Carson

Schreibt Protestbriefe zur Unterstützung der Verweigerer in Israel und den USA

-USA: Für Stephen Funks Antrag als Kriegsdienstverweigerer und seine sofortige Entlassung an: Commanding Officer, Headquarters, 4th FSSG, 4400 Dauphine Street, New Orleans, USA-LA 70146-5400

 Kopien des Schreiben uns Unterstützungsbriefe können direkt an Stephen Funk geschickt werden über Email: stephenfunk@objektor.org

 Israel: Für die Einstellung der Strafverfahren und die Entlassung der israelischen Verweigerer sowie für die Forderung auf Anerkennung des Menschenrechts auf Kriegsdienstverweigerung in Israel an: Herrn Shaul Mofaz, Verteidigungsminister, 37 Kaplan St. Israel - Tel-Aviv 61909, Fax: +972-3-6962757, Email: sar@mod.gov.il oder pniot@mod.gov.il,

 Kopien des Schreibens und Unterstützungsbriefe könne geschickt werden an Seruv, POB 16238 Tel-Aviv, Israel oder via Email über dash@seruv.org.il.


Quelle: Rundbrief "KDV im Krieg" 5/03, Offenbach
 zum Anfang

 vorheriger

 nächster
  
Artikel

       

Bereich

FriedensForum

Die anderen Bereiche der Netzwerk-Website
         
Netzwerk  Themen  Termine  Jugo-Hilfe Aktuell