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 Friedensbewegung International

Nuclear Weapons Inheritance Project

Inga Blum

Was sind die Gründe für den fehlenden Nachwuchs der Anti-Atomwaffenbewegung? Die Illusion, die Welt sei seit Ende des kalten Krieges sicherer geworden? Resignation darüber, angesichts des überdimensionalen Problems machtlos zu sein ?

Oder fehlen einfach die richtigen Methoden, um das Thema einer Generation näher zu bringen, die ständig einer großen Flut von um Aufmerksamkeit buhlenden Informationen ausgesetzt ist?


Das Nuclear Weapons Inheritance Project, in dem ich mich engagiere, ist ein Projekt von Studierenden für Studierende, das die Frage stellt:

Wollen wir, als Generation zukünftiger Entscheidungsträger, das Erbe Atomwaffen antreten? Ein tödliches Erbe, das früher oder später außer Kontrolle geraten muss?

Wenn unsere Antwort darauf Nein lautet, wie können wir Illusion und Resignation überwinden?

Die Illusion zerstören wir durch die Vermittlung von Basiswissen. Fakten die Argumente und einen Überblick liefern, ohne dafür dicke Bücher wälzen zu müssen.

Resignation kommt bei der Arbeit im Projekt nicht auf. Im Gegenteil, das Veranstalten von Dialogen in Atomwaffenstaaten und von Trainingworkshops sind Ziele, die erreichbar sind, Erfolgserlebnisse liefern und die schon in der Vorbereitung mit der internationalen Projektgruppe viel Spaß bringen.

Jeder der an einem Trainingsworkshop teilnimmt wird dafür ausgerüstet, selber einmal einen Dialog oder Workshop zu veranstalten. Er kann sofort Teil des Projektes werden und sich über unseren e-mail Server an den Planungen beteiligen, egal wo er lebt. Dadurch hat unser Projekt jetzt schon Mitglieder aus ca. 20 Ländern und trägt zur Bildung einer internationalen kritischen Studierendenschaft bei.

Die Grundprinzipien nach denen Workshops und Dialoge veranstaltet werden sind:



Vermittlung von Basiswissen, das einen Überblick und Meinungsbildung erlaubt.



Interaktivität statt Frontalunterricht zur Anregung von Denkprozessen.



Gedankenaustausch statt Aufdrängen fertiger Meinungen.


Um einen Eindruck vom Ablauf eines Dialoges zu geben, hier unser Bericht aus Peking, vom 18.09.2004:

Der Raum ist gefüllt mit ca. 30 gespannt wartenden, vor allem chinesischen Studenten, sowie fünf etwas nervösen Mitgliedern des Nuclear Weapons Inheritance Project.

Nach einer kurzen Vorstellung eröffnet Cäcilie mit der Frage: "Wer von euch ist der Meinung, das China Atomwaffen haben sollte?"

Alle im Publikum melden sich.

Ein Student in der ersten Reihe ist Wortführer und begründet seine Meinung ausführlich .China sei ein sehr friedliches Land, brauche die Waffen aber zu seiner Verteidigung, schließlich haben z.B. die USA xy mal mehr Waffen.

Seine Kommilitonen stimmen ihm zu. Die Frage wird laut, warum keine Studenten aus anderen Atomwaffenstaaten anwesend seien.

Eine russische, eine amerikanische und ein indischer Student melden sich zu Wort und erklären, dass sie die Situation der Chinesen aus eigener Erfahrung kennen und weshalb sie persönlich gegen Atomwaffen sind.

Nach einer kurzen Präsentation der medizinischen Folgen eines Atomangriffs. wird der eigentliche Dialog eröffnet, in dem Fragen und Argumente aus dem Publikum von der Projektgruppe beantwortet werden. Jeder von uns hat sich auf ein Thema, wie z.B. Abrüstungsabkommen spezialisiert und so sind wir in der Lage, alles umfassend zu beantworten.

Sehr bald beteiligen sich immer mehr chinesische Studenten an der Diskussion und der anfänglich skeptische Ton, wohl begründet in dem Glauben, wir wären nur gekommen um China zu kritisieren, weicht einem konzentrierten und ehrlichem Gedankenaustausch in freundlicher Atmosphäre.

Es wird mehrfach geäußert, dass man überall auf der Welt alle Atomwaffen abschaffen muss und dass man dafür starke internationale Verträge brauche.

Trotz einiger Zweifel, ob es schon ausreichend starke internationale Institutionen gibt, sind sich am Ende alle einig, wie wichtig es ist, dass sich jeder einzelne für die Nuklearwaffenkonvention einsetzt. Der Student aus der ersten Reihe, der Chinas Atomwaffen am Anfang so verteidigt hat, meldet sich noch einmal und sagt:

"Ich bin wirklich froh, hier gewesen zu sein. Vorher dachte ich immer, die anderen Länder sind China gegenüber aggressiv. Jetzt weiß ich, dies ist nicht der Fall. Ich glaube, dass wenn wir hier alle die Politiker wären, dann würde die Welt ganz anders aussehen."

Am nächsten Tag kommt eine Gruppe 8 chinesischer Studenten auf uns zu, die an dem Thema weiterarbeiten will und uns für weitere Dialoge nach Peking einlädt.

Etliche andere Dialoge und Workshops sind in Planung und zu erfragen bei: ingablum@gmx.de; www.ippnw-students.org/NWIP/



Inga Blum ist Projektkoordinatorin gemeinsam mit Camilla Mattson (Schweden) und Cäcilie Buhmann (Dänemark).
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