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 Friedensarbeit in Afrika

National Council of Churches of Kenya

Der nationale Rat der kenianischen Kirchen (NCCK) ist ein Bündnis von protestantischen Kirchen und in Kenia registrierten christlichen Organisationen.

Frieden schaffen

Die Friedenssituation in Kenia ist trotz der politischen Veränderungen durch die Wahl einer neuen Regierung im Dezember 2002 immer noch zerbrechlich. Die positiven politischen Veränderungen müssen noch Veränderungen in den wirtschaftlichen und sozialen Strukturen nach sich ziehen. Der politische Übergang stellt die Friedenssituation in gewisser Weise vor Herausforderungen. Erstens hat die National Rainbow Coalition (NARC = Nationale Regenbogenkoalition) entschiedene Schritte unternommen, um ökonomische, politische und soziale Reformen durchzuführen. Die NARC ist dabei, den Grundstein für ein transparentes Regierungshandeln zu legen, und die Reform verschiedener Funktionen der Regierung zielt auf Effizienz und Verbesserung von Dienstleistungen. Alles weist darauf hin, dass die Regierung wirklich beabsichtigt, die Fehler ihrer Vorgänger zu korrigieren. Es gibt aber keinen institutionellen und politischen Rahmen für die Regierung, um die Vergangenheit zu bewältigen und das könnte zu Chaos und Gewalttätigkeiten führen. Es ist jedoch notwendig, eine legale und organisierte Herangehensweise sicherzustellen, die alle Faktoren berücksichtigt, die zu der gegenwärtigen Situation des Landes geführt haben.

Zweitens gibt es Bedenken wegen der anwachsenden Unsicherheit, durch die politische Banden (Milizen) sich zu kriminellen Gangs entwickeln könnten - eine typische Erscheinung in Ländern, die eine massive politische Veränderung durchmachen. Armut, Arbeitslosigkeit und begleitende Faktoren wie Perspektivlosigkeit und Untätigkeit führen besonders bei der Jugend zu erhöhter Anfälligkeit für Manipulationen. Dies hat sich schon in den wahl- und ziellosen Morden mit politischen Untertönen geäußert, die durch Mitglieder der verbotenen Mungiki Sekte in verschiedenen Teilen des Landes begangen wurden. Es gibt generelle Bedenken, dass der Aufstand von Mungiki und anderer neuer Formen von Gewalt die politische Neuausrichtung, den Demokratisierungsprozess und die Sicherheitssituation in unserem Land unterminieren können.

Drittens bleiben die friedensbedrohenden Faktoren, die schon eine lange Zeit existiert haben, immer noch in diese Strukturen eingebettet. Auf der soziokulturellen Ebene fördert die Politisierung von ethnischen und religiösen Unterschieden sowohl ethnische Animositäten als auch religiöse Spannungen innerhalb und zwischen verschiedenen Gruppen. Dieses Problem wird noch durch gewisse traditionelle Praktiken verschärft, so hat z. B. Viehdiebstahl in ländlichen Gemeinden schon Konflikte zwischen verschiedenen Ethnien hervorgebracht. Das soziokulturelle Umfeld wird außerdem durch ein hohes Maß an Analphabetentum und Unwissenheit gekennzeichnet. Dies erleichtert die Manipulation von Menschen, ihre Mobilisierung in gewisse ethnische oder religiöse Richtungen, und dies führt normalerweise zu einer Vernachlässigung von Frieden und Sicherheit.

Umweltbedingungen, wie Klimaveränderungen und die abnehmende Ertragskraft des Landes haben einen Anstieg in den menschlichen und tierischen Populationen zur Folge, was zu Konflikten um die natürlichen Ressourcen, vor allem Wasser und Weideland, führen kann. Dies hat ländliche Gemeinschaften gegeneinander aufgebracht im Kampf um Weideland und Wasser. Der Zustrom von Schusswaffen, vor allem unter den ländlichen Gemeinden entlang der Landesgrenzen, hat den Konflikt noch weiter verstärkt.

Vor diesem Hintergrund wurde die Friedensarbeit des NCCK im Rahmen des NCCK Friedensprogramms konsolidiert, das die Anstrengungen der beiden vorher getrennt operierenden Projekte Community Peace Building and Development (CPBD =Frieden schaffen und entwickeln in der Gemeinde) und National Agenda for Peace (NAP = Nationale Agenda für den Frieden) zusammenfasst.

National Agenda for Peace (NAP)

Das nationale NAP-Projekt entwickelte sich als Folge der Erfahrungen und Lehren, die bei der Einführung des kommunalen CPBD-Projektes gewonnen wurden. Die Erfahrung des CPBD zeigte, dass die Gründe für aktuelle lokale Konflikte ihre Ursprünge auf ganz anderen Ebenen haben können. Es wurde auch festgestellt, dass die Auswirkungen von gewaltsamen Konflikten oft das ganze Land in Mitleidenschaft ziehen können. Diese Erkenntnis war der Grund, das nationale Projekt NAP mit der Aufgabe zu betrauen, die unterschwelligen Konfliktfaktoren zu erkennen und zu benennen. Das Projekt zielte außerdem darauf, Gemeinden durch die Einführung friedensschaffender und konfliktbewältigender Strukturen für den Frieden zu mobilisieren.

Das Programm begann im Januar 2000 mit einer landesweiten Erfassung der Friedens- und Sicherheitsaspekte, die die Basis für das weitere Engagement bildeten. 2001 wurde eine Partnerschaft mit Oxfam-Großbritannien eingegangen, um ein nationales Friedensbildungs- und Konfliktmanagement-Projekt zu implementieren. Das Hauptziel dieses Gemeinschaftsprojektes war, Unsicherheit und Vorfälle im Zusammenhang mit gewaltsamen Konflikten im ganzen Land zu vermindern. Der Zweck des Projektes war, die Fähigkeit der Kommunen zur Lösung und Bewältigung von Konflikten zu verbessern. Weitere Ziele des Projektes waren:



eine nationale Struktur für die Schaffung von Frieden und Konfliktmanagement zu etablieren, die die Distrikte mit dem Zentrum verbindet



Training und Aufbau von Fähigkeiten



Best-Practice-Richtlinien für Friedensschaffung und Konfliktmanagement innerhalb des existierenden rechtlichen Handlungsrahmens für die Regierung zu entwickeln



Interventionsformen zur Unterstützung von Friedensgruppen in konfliktbeladenen Gebieten zu entwickeln



Aufmerksamkeit, Involvierung und Sensibilisierung der Öffentlichkeit für Konfliktpunkte zu verbessern


Das Gemeinschaftsprojekt deckte 26 Distrikte in Kenia ab, wobei der NCCK in Kwale, Mombasa, Kirinyaga/Nyeri, Laikipia, Nakuru, Narok, Bomet, Busia/Teso, Kisumu/Nyando, Kuria, Meru-North, Kajiado und Mwingi die Führung übernahm, und Oxfam-GB in 13 Distrikten vor allem in den semi-ariden und ariden Regionen, in denen schon Oxfam-Programme liefen. Beide Organisationen verantworteten gemeinsame Programme für die Jugend in Nairobi. Außerdem musste der Aspekt der nationalen Ebene des Projektes in enger Zusammenarbeit mit dem Nationalen Lenkungsausschuss durchgeführt werden.

Auf der Distriktsebene war die Arbeit auf die Befähigung kenianischer Gemeinden gerichtet, eine aktive Rolle in der Verhinderung, Veränderung, Milderung und Lösung von Konflikten zu spielen. Um die Zusammenarbeit und Netzwerkbildung für den Fortschritt von Frieden und Sicherheit im Land zu verstärken, versuchte das Projekt Strukturen und institutionelle Verknüpfungen zwischen verschiedenen Schlüsselinteressengruppen zu implementieren.

Friedensprogramm des NCCK

Gegenwärtig (2003) ist die Friedensarbeit des NCCK im Rahmen des NCCK Peace Programme (NPP) konsolidiert, das die Anstrengungen der beiden vorher getrennt operierenden Projekte Community Peace Building and Development und National Agenda for Peace kombiniert. Die Anfangsphase des Programms wird von Januar 2003 bis Januar 2006 unter dem Motto eingeführt, Gemeinden als Instanzen für Friedenschaffung, Wiederaufbau und Versöhnung zu mobilisieren. Das Hauptziel ist, einen Beitrag zur Entwicklung einer Kultur des Friedens zu leisten, die zur Schaffung einer stabilen und friedvollen Umgebung führt.

Die Arbeit des NPP wird vor allem die Mobilisierung und Befähigung von kenianischen Gemeinden zu Frieden und Versöhnung beinhalten. Alle Anstrengungen werden darauf gerichtet sein, nachhaltige Friedensstrukturen auf allen Ebenen einzuführen, die existierenden Strukturen zu verstärken, die Fähigkeit der Kenianer zur Entwicklung friedvoller Konfliktlösungen aufzubauen, die Umstände von gewaltsamen inter-ethnischen Konflikten in Kenia in einem friedensbildenden Zusammenhang zu mildern, Aufmerksamkeit zu erwecken und das Verständnis für grundlegende Konfliktursachen zu erhöhen, Konfliktforschung zu erleichtern und Gemeinschaftsprojekte in der Nachbarschaft von Kommunen zu initiieren, die durch Konflikte betroffen sind.

Die Hauptzielgruppen sind die Dorfältesten, Frauen und Jugendliche, gewählte Führer, die Provinzverwaltung, Kirchen, andere Glaubensgemeinschaften und Nicht-Regierungs-Organisationen. Außerdem werden Vorsitzende von NGOs, Kirchenführer und Parlamentarier gezielt angesprochen.

Die Wiederherstellung von Frieden wird ein kontinuierlicher Prozess mit einem Frühwarnsystem und frühzeitigen Eingriffsaktionen der friedensschaffenden Strukturen in der Gemeinde (die verstärkt werden müssen, wenn sich schon vorhanden sind, oder durch das Programm etabliert werden müssen) sein. Deshalb wird eine der Schlüsselstrategien des NPP die Netzwerkbildung und Zusammenarbeit mit der Regierung und anderen für den Frieden arbeitenden Akteuren einschließlich Kirchen und NGOs sein. Andere Strategien schließen die Schaffung von Aufmerksamkeit, Forschung und politische Analyse, Engagement und Lobbyarbeit ein. Eine grundlegende Komponente dieses Programms wird die Verstärkung der traditionellen Konfliktlösungsmechanismen sein. NPP wird außerdem die Interaktionen zwischen Gemeinden und Verteilung der Hilfsgüter (wo notwendig) erleichtern.

Übersetzung: Douglas Bambrick

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