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 Friedensdienste

Frieden schaffen ohne Waffen!

Über die unbewaffnete Intervention der Nonviolent Peaceforce

Stephan Brües

Wer den Einsatz militärischer Mittel propagiert, spricht gerne von der "ultima ratio": Es gebe Situationen, bei denen die Alternativen nur darin bestünden, nichts zu tun oder Gewalt zu akzeptieren. Aber bedeutet, Konflikte nicht durch militärische Mittel bearbeiten zu wollen, nichts zu tun?

Schon seit vielen Jahrzehnten, beginnend mit den Friedensbrigaden Mahatma Gandhis, haben Menschen Methoden entwickelt und angewandt, Konflikte so zu bearbeiten, dass sie nicht in Gewalt eskalieren oder aber dass die bereits vorhandene Gewalt vermindert oder unterbunden wird.

In dieser Tradition sieht sich Nonviolent Peaceforce (NP), die Ende 2002 von Frauen und Männern aus allen Erdteilen in Dehli gegründet wurde (vgl. FF 1+2/2003). Inzwischen hat NP 94 Mitgliedsorganisationen in 45 Ländern.

Seit 2003, einer Zeit, in der ein Waffenstillstand zwischen der srilankischen Armee und der Rebellenarmee "Tamil Tigers" eine relative Ruhe im Land bewirkte, arbeitet ein personell stetig angewachsenes Team von inzwischen knapp 40 Fachkräften im NP-Pilotprojekt in Sri Lanka. Vier sog. "Field Teams" arbeiten im Osten und Norden des Landes, koordiniert durch ein Projektbüro in der Hauptstadt Colombo. Das wichtigste Prinzip von NP ist die Allparteilichkeit, also unterschiedslos Kontakt zu allen Bevölkerungsgruppen zu suchen und die Interessen jeder dieser Gruppen ernst zu nehmen. Was machen die Friedensfachkräfte von NP konkret?



Eine Auswahl:



Präsenz bei politischen Aktionen oder Demonstrationen und Begleitschutz von Menschen, die bedroht werden, weil sie für ihre Rechte eingetreten sind.



Netzwerke knüpfen zwischen Personen und Institutionen, die für einen friedlichen Ausgleich zwischen den Konfliktparteien eintreten.



Unabhängige Wahlbeobachtung/Monitoring.




Als Erfolg können die Teams der Nonviolent Peaceforce verbuchen:



mehrfache Verhinderung gewaltsamer Auseinandersetzungen auf lokaler Ebene.



Befreiung von Kindersoldaten der Tamil Tigers.



Schutz von Hilfslieferungen für interne Vertriebene.




Seit den Präsidentschaftswahlen Ende 2005 hat sich der Konflikt zwischen der Armee und den Tamil Tigers zunehmend verschärft und im Jahre 2006 mehr als 3600 Menschenleben gefordert. Im Mai 2006 verletzte eine Granate, die vor das NP-Büro in Mutur an der Ostküste geworfen wurde, eine serbische Friedensfachkraft. Dieser Anschlag hat die Arbeit von NP erschwert. Trotzdem erhalten die Verantwortlichen des Sri Lanka-Einsatzes genügend positive Rückmeldungen von Bewohnern der Städte, in denen die Teams arbeiten, aber auch von UN-Organisationen, so dass NP weiterhin vor Ort bleibt.

Sri Lanka ist nicht das einzige Land, in dem NP sich engagieren wird. Derzeit werden weitere Projekte auf Mindanao/Philippinen, in Uganda und in Kolumbien vorbereitet. Dabei stößt die Organisation jedoch rasch an ihre finanziellen Grenzen. Daher gehört Fundraising neben der Trainingsarbeit für zukünftige Friedensfachkräfte und der Frage, in welcher Form und Größe gewaltfreie Interventionen umgesetzt werden sollen und können, zu den wichtigsten Themen, die auf der Internationalen Versammlung Ende September in Nairobi diskutiert werden.

Und wie sieht es mit der Nonviolent Peaceforce in Deutschland aus? Schon seit einigen Jahren engagieren sich Aktivisten der beiden deutschen NP-Mitgliedsorganisationen Forum Ziviler Friedensdienst (Forum ZFD) und Bund für Soziale Verteidigung (BSV), um die Arbeit von NP bekannt zu machen.



Sie entwickelten eine Homepage (http://www. nonviolentpeaceforce.de) und eine professionell erstellte Ausstellung (http://ausstellung.nonviolentpeaceforce.de), die auf Anfrage ausgeliehen werden kann.



Sie organisierten Vortragsabende mit Friedensfachkräften bzw. einem Wahlbeobachter der Präsidentschaftswahlen in Sri Lanka oder referierten auf Versammlungen sozialer Bewegungen.


Derzeit organisieren das Forum ZFD und der BSV federführend ein Europäisches NP-Netzwerktreffen, das Ende April 2007 in Berlin stattfinden wird (siehe Kasten). Ein Ereignis, das Öffentlichkeit schaffen möchte für das Vorhandensein gewaltfreier Alternativen zu militärischen Interventionen .






  Kasten:

Nonviolent Peaceforce

Vom 20.-26. April 2007 treffen sich Delegierte der Mitgliedsorganisationen von NP Europe und des "European Netzwork for Civil Peace Services (EN.CPS) unter dem Motto "Civil Society Working on Conflicts - Practices and Perspectives" zu einer Europäischen Fachtagung in Berlin. Die Organisatoren haben die deutsche EU-Ratspräsidentschaft zum Anlass genommen, gezielte Lobby- und Öffentlichkeitsarbeit für den Ausbau ziviler Friedensdienste in Europa zu betreiben, z.B. durch eine Auftaktveranstaltung am 20.04. im Marie-Elisabeth-Lüders-Haus (Bundestag), bei der hochrangige Vertreter der deutschen Politik und von EU-Institutionen sprechen, vor allem aber drei Friedensfachkräfte über ihre praktische Friedensarbeit im Kosovo, in Afghanistan und auf Sri Lanka berichten werden. Bei vorheriger Anmeldung steht diese Veranstaltung allen Interessierten offen. Kultureller Höhepunkt der Tagung wird ein Konzert der Musikerinitiative "Musicians without Borders" am 22.04. in der Friedrichstadtkirche am Gendarmenmarkt sein. Hierzu laden die Veranstalter schon heute herzlich ein.

Kontakt: Jochen Schmidt, schmidt@forumZFD.de, NP Europe, Rue Van Elewyck 35 - B-1050 Bruxelles, Tel: 0032-(0)2-640.14.17, www.forumZFD.de, www.npeurope.org

Kontakt für Medien- und Pressearbeit: Stephan Brües, Tel.: 06222/5810062, e-mail: stephan.bruees@gmx.de




Stephan Brües ist freier Redakteur und Mitglied der AG Nonviolent Peaceforce Deutschland.

E-Mail: stephan (Punkt) bruees (at) arcor (Punkt) de

Website: www.stephanbruees.de
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