FF2007-5


 voriger

 nächster

FF2007-5

 Hintergrund

Kommentar zur Verleihung des Friedensnobelpreises 2007

Jan Oberg

Der in diesem Jahr verliehene Friedensnobelpreis, besonders die Wahl von Al Gore, ist eine populistische Entscheidung, die diesen Preis nur abwerten kann.

Alfred Nobel hat in seinem Testament festgehalten, dass diese Auszeichnung nur der Person verliehen werden solle, die `die meiste oder die beste Arbeit für Brüderlichkeit zwischen den Nationen, Abschaffung oder Reduzierung der bestehenden Armeen und Austragung und Förderung der Friedenskonferenzen geleistet habe`.

Ohne die Wichtigkeit der globalen Erwärmung noch die geleistete Arbeit des UN-Klimarates und Al Gore Jr. abwerten zu wollen, sollte man sich fragen, ob diese Verleihung ein Friedenspreis im Sinne von Alfred Nobel war, selbst wenn Nobels Vision in die Welt von heute uminterpretiert wird, und nicht in die Welt von 1895, als er sie formuliert hatte.

Das Konzept und die Definition von Frieden sollte in der Tat breit sein. Aber keiner von den beiden Preisträgern hat irgendwelche Beiträge geleistet, die den Beiträgen von Tausenden von anderen Menschen und Organisationen annähernd nahe kommen könnten, die ihr Leben der Bekämpfung des Militarismus, der Atomgefahr, der Reduzierung von Gewalt, Friedensarbeit, Toleranz, Versöhnung und Koexistenz zwischen den Völkern gewidmet haben, alles Themen, die den Kern des Friedensnobelpreises ausmachen.

Es ist auch bedauerlich, dass mit diesem Preis eher regierungsbezogene Arbeit belohnt wird als Arbeit von Zivilgesellschaft, wodurch implizit zum Ausdruck gebracht wird, dass eher die Regierungen als die Völker Frieden machen.

Insbesondere Al Gore, Vizepräsident unter Bill Clinton zwischen 1993 und 2001, ist nie als Friedensmacher in Erscheinung getreten. Clinton-Gore hatten ein Crash-Programm für den Ausbau von US-Militär-Enrichtungen, und schufen sich militärische Verbündete überall um Russland herum - und verpassten damit die größte Chance für eine neue Weltordnung.

Unter Umgehung internationalen Rechts und ohne ein UN-Sicherheitsmandat haben sie Serbien und Kosovo bombardiert. Diese Aktion basierte auf extrem mangelhaftem Verständnis von Jugoslawien und auf einer Genozid-Propaganda, die die heutige traurige Situation in dem, was heute Kosovo genannt wird, hervorgerufen hat (eine Situation, die wahrscheinlich in diesem Jahr oder im nächsten Jahr außer Kontrolle geraten wird). Und sie bombardierten Afghanistan und den Sudan.

Der Preis hätte was mit Umwelt zu tun haben können, wenn er jemandem verliehen worden wäre, der gegen das Militär oder gegen andere gewalttätige Beeinflussung der globalen Umwelt kämpft, z.B. Verschmutzung der Umwelt durch das Militär, Tausende von Basen, und militärische Übungen, die die Natur zerstören, geplante Umweltkriegsführung, Militarisierung des Weltraums und der Ozeane, und - selbstverständlich - Atomwaffen, die, wenn sie zum Einsatz kämen, viel mehr Hitze erzeugen würden, als die globale Erwärmung.

Das norwegische Nobelkomitee besteht aus Mitgliedern, die wenig Hintergrund - wenn überhaupt irgendeinen - in der Theorie und der Praxis von Frieden haben. Dies jedoch darf keine Entschuldigung sein, Frieden und den Preis selbst der Lächerlichkeit preiszugeben.

Das Prestige des Friedensnobelpreises wurde heute erneut abgewertet - zusätzlich zu der Schande, dass er nie Gandhi, aber Leuten wie Kissinger, Shimon Peres und Arafat verliehen wurde.

Nagoya, Japan, 12. Oktober 2007



Jan Oberg ist der Direktor und Gründer der schwedisch-internationalen Transnational Foundation for Peace and Future Research. http://www.transnational.org/
 voriger

 nächster




       


Bereich:

FriedensForum
Die anderen Bereiche der Netzwerk-Website
        
Netzwerk  Themen   Termine   AktuellesHome