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 Sudan

Gewalt verhindern durch ziviles Peacekeeping

Nonviolent Peaceforce

Das Comprehensive Peace Agreement (CPA), das den langen Bürgerkrieg zwischen Süd- und Nordsudan beendet hat, ist nicht ungefährdet. Die Menschen bleiben entlang politischer und ethnischer Linien polarisiert und Waffen sind reichlich verfügbar. Mangel an Ressourcen und Vertreibung tragen zu den Problemen in der gesamten Region bei.

Nonviolent Peaceforce (NP) ist eine weltweite Nichtregierungsorganisation, deren Ziel die Förderung und der Aufbau von zivilem Peacekeeping für die gewaltfreie Intervention in Krisengebieten ist. Dazu werden weltweit zivile Friedensfachkräfte ausgebildet und in Konfliktgebieten eingesetzt. Die Vision geht u.a. auf Mahatma Gandhi und seine Idee einer Shanti Sena - einer Friedensarmee - zurück.

Zwei sudanesische Organisationen, das Institute for the Promotion of Civil Society (IPCS) und die Sudanese Organization for Nonviolence and Development (SONAD) haben Nonviolent Peaceforce eingeladen, durch eine Präsenz vor Ort dabei zu helfen, Gewalt vor und während des kommenden Referendums zu verhindern. Das Projekt im Südsudan besteht derzeit aus einem sudanesischen Team von zivilen Peacekeepern, die von einer kleinen Anzahl internationaler Mitglieder unterstützt wird.



Erfolgreicher Beginn der Arbeit im Südsudan

Zwei Monate nach Beginn der Entsendung von den ersten unbewaffneten zivilen Peacekeepern nach Mundri in Western Equatoria, einem der Bundesländer des Südsudans, hat das NP Team erfolgreich in einem Dorf zwischen Bauern und Hirten wegen des Raubs von Vieh vermittelt. Zuvor waren die Spannungen extrem hoch gewesen und beide Gemeinschaften bereiteten sich auf einen bewaffneten Konflikt vor.

Mitte Juli erfuhr das Team von den Spannungen zwischen den Moru und Mundari Gemeinschaften der Kediba Region. Die Moru sind überwiegend niedergelassene Bauern, die eine kleine Zahl von Rindern besitzen. Ihre Nachbarn, die Mundari, sind halb-nomadische Viehzüchter mit großen Rinderherden. Beide Gemeinschaften sind eng miteinander verbunden und teilen sich den Marktplatz in Kediba. Dieser Markt ist eine wichtige Quelle für Lebensmittel für die Mundari, die nicht anbauen, und für Einkommen für die Moro. In den Wochen, bevor es zur Eskalation kam, raubten Jugendliche der Mundari 378 Rinder der Moro, und die Situation eskalierte, als 150 Stück auf einmal gestohlen wurden. Dabei wurden mehrere Menschen verletzt und auch zwei Kinder zusammen mit den Rindern entführt.

In Reaktion auf den Überfall bewaffneten sich die Moro mit Bögen und vergifteten Pfeilen und bereiteten sich darauf vor, in das Gebiet der Mundari vorzudringen, um ihre Rinder zurückzuholen. An diesem Punkt informierten Vertreter der lokalen Regierung das NP-Team. Sie baten es, einen Versuch in letzter Minute zu unternehmen, die Situation gewaltfrei zu lösen. Regierungsvertreter in der Region hatten der Gemeinschaft mitgeteilt, dass die Armee eingesetzt würde, um die Lage zu klären, falls es zu bewaffneten Auseinandersetzungen käme.

Aufgrund der Kriegszerstörungen sind die Überlandverbindungen in Western Equatoria extrem schlecht, besonders während der Regenzeit. Trotzdem fuhren fünf von NPs Peacekeepern stundenlang über die aufgeweichten Straßen - als ihr Auto nicht mehr weiterkam, setzten sie die Fahrt auf Motorrädern fort.

Nach ihrer Ankunft gelang es dem Team von einheimischen und internationalen Peacekeepern, ein Treffen zwischen den Ältesten der beiden Gemeinschaften zu vermitteln. Eine Kirche auf halbem Weg zwischen den beiden Gemeinden wurde als Treffpunkt ausgemacht, und die Vertreter beider Seiten versammelten sich dort. Nach einer langen und schwierigen Diskussion, die viel Input und Unterstützung von dem NP-Team verlangte, wurde eine Vereinbarung geschlossen. Die Mundari stimmten zu, die geraubten Rinder zurückzugeben. Mit Unterstützung des NP-Teams haben beide Seiten darüber hinaus ein gemeinsames Friedenskomitee geschaffen, um den Dialog aufrechtzuerhalten. Ergebnis ist, dass die Gemeinden wieder in friedlicher Koexistenz leben.

Beide Gemeinschaften waren extrem erleichtert, einen Konflikt vermieden zu haben, der viele Leben hätte kosten und zum Einsatz der Armee in einer Region führen können, die in einem fragilen Frieden lebt. Der oberste Chief der Moro dankte NP für ihr Eingreifen und sagte, "wenn das NP Team aus Mundri nicht gekommen wäre, hätten wir einander getötet, aber Gott brachte sie zur rechten Zeit und wir waren in der Lage, die Sache mit den Mundari friedlich beizulegen. Wir denken jetzt, dass Gott wirklich über uns wacht und wir hoffen auf enge Beziehungen zwischen NP und unserer Gesellschaft. Bitte lasst uns nicht allein. In der Tat wäre es besser, wenn Euer Büro von Mundri nach Kediba verlegt würde!"

Der Erfolg von NPs erster Intervention im Südsudan zeigt den Wunsch nach Frieden, der die Menschen im Südsudan beseelt und die Bereitschaft, gewaltlose Methoden der Konfliktlösung anzuwenden.



K A S T E N




  Girifna:

Neue Menschenrechtsverletzungen und neue Pläne:

Seit den Wahlen haben Mitglieder der sudanesischen Jugendbewegung (wir berichteten in Heft 3/2010, S. 9) neue Menschenrechtsverletzungen erlitten, aber auch neue Pläne geschmiedet.

Die Gruppe entwickelte ein Magazin, das wie zuvor auf orangefarbenem Papier gedruckt ist und Informationen zu verschiedenen sozial relevanten und kritischen Themen beinhaltet, wie z.B. einen Nachruf auf die im Protest gegen den Kajbar-Staudamm Getöteten, eine Solidarisierung mit dem Ärztestreik gegen Korruption und für bessere Arbeitsbedingungen, und einen Aufruf, die Gewalt in Darfur zu beenden und das Ergebnis des Referendum des Südsudan zu akzeptieren. Girifna bekennt sich zu aktiver Gewaltfreiheit und hat zudem eine neue Kampagne unter dem Motto gestartet "Know your rights".

Am 5. Juli 2010 wurden beim Verteilen des neuen Magazins drei junge Aktivisten auf einem Markt im Khartoumer Stadtteil Hajj Yousif verhaftet. Ihnen wurde vorgeworfen, den öffentlichen Frieden gestört und die Bevölkerung aufgehetzt zu haben. Noch am selben Abend wurden die drei an die Nationale Sicherheitsbehörde (NISS) übergeben, wo sie misshandelt und verhört wurden. Sie wurden unter Druck gesetzt, mit der Behörde zusammenzuarbeiten und ihre Mitaktivisten auszuspionieren. In der Nacht zum 7. Juli wurden sie weitab ihrer Wohngegend freigelassen.










Mehr Informationen unter: www.nonviolentpeaceforce.org. Übersetzung: Red.

Website: www.nonviolentpeaceforce.org
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