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Januar 1998


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FriedensForum 1/1998


Fasia Jansen am 29.12.97 gestorben

Elle Diederich

Fasia, die politische Sängerin, prägte mit ihren Liedern mehr als 40 Jahre lang die Friedensbewegung in vielen Ländern. Sie war überall dort zu finden, wo Menschen gegen Unrecht, Unterdrückung und Gewalt protestierten. Einige Stationen ihres Lebens:

Am 6. Juni 1929 in Hamburg als Tochter des Generalskonsuls von Liberia und einer deutschen Konsulatsangestellten geboren ist sie sehr früh in der Nazizeit mit rassistischer Diskriminierung konfrontiert. Als 11jährige muß sie aus rassischen Gründen ihre Ausbildung zur Tänzerin abbrechen. Mit 14 Jahren wird sie zwangsverpflichtet, in der Küche der Außenstelle des Konzentrationslagers Neuengamme zu arbeiten. Das "Tausendjährige Reich" überlebt sie schwer krank. Ein lebenslanges chronisches Herzleiden ist die Folge.

In der Lagerküche lernt sie von FremdarbeiterInnen aus anderen Ländern ihre ersten internationalen Lieder. Nach dem Ende des Faschismus sagen ihr die Überlebenden: Du mußt die Geschichte weitererzählen, du bist noch jung. Sie schließt sich einem Hamburger Chor an und bald wird ihre große Stimme entdeckt.

Sie singt gegen jede Unterdrückung und Bevormundung, gegen Wiederbewaffnung und Notstandsgesetze, gegen Atomwaffen und Faschismus, für Frieden und Emanzipation der Frauen. Sie läuft Tausende von Kilometern auf den Frauenfriedensmärschen, fährt zwanzigtausend Kilometer im Friedensbus durch ganz Europa, um mit Menschen in Ost und West über Frieden zu sprechen und zu singen.

 zum AnfangOb es 500 oder 500.000 Menschen waren, wie bei den Friedensdemonstrationen der achtziger Jahre in Bonn, überall wo Fasia auftritt, reißt sie mit, begeistert die Menschen, seien es streikende Stahl- und Bergarbeiter oder Frauen, die um menschenwürdige Arbeit und um gleiche Löhne kämpften.

In diesen Auseinandersetzungen bekommt sie Strafbefehle wegen "Volkverhetzung", Widerstand gegen die Staatsgewalt" und anderes mehr.

An Angeboten mit der "schönen Stimme" und mit unpolitischen Liedern in das große Geschäft der Unterhaltungsindustrie einzusteigen, fehlte es nicht. Aber reine unverbindliche Unterhaltung ist nicht ihre Sache. Mit ihren politischen Liedern erhält sie Preise bei verschiedenen internationalen Festivals.

Fasia ist immer da, wenn sie gebraucht wird, sie fragt nicht, ob sie Geld für ihre Auftritte bekommt, sie kommt. Zuletzt konnte sie nicht mehr kommen, zu schwer war ihre Erkrankung. Aber die wenigen Stunden, in denen sie kräftig genug war, ein Paar Schritte zu tun, nutzte sie nicht für sich persönlich, sie ging dann zum Friedensforum oder zum Ostermarschkomitee.

"Die brauchen Solidarität!"

Das war Fasia.


E-Mail:   friedensa@aol.com
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