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Erstellt:
April 1998


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FriedensForum 3/1998


Friedensmuseum Nürnberg eröffnet

Birgitta Meier

Die Luft war zum Schneiden, denn viel mehr Menschen als erwartet wollten die Eröffnung erleben: "I have a dream" - 30 Jahre nach der Ermordung Martin Luther Kings stellten unterschiedliche Friedensprojekte launig und ernst ihre "Träume" vor und wünschtem dem neuen Museum alles Gute. Doch was ist das, ein "Museum, von dem die Ermutigung für gewaltfreies Handeln ausgehen" soll, wie es in der Gründungserklärung heißt?

Oder, wie die "Nürnberger Nachrichten" 1951(!) formulierten:"Braucht Nürnberg ein Friedensmuseum?" Die damalige Initiative eines antimilitaristischen Kongresses schlief leider ein. Aufgeschreckt wurde die Friedensbewegung erst wieder 1992, als sich aus privater Initiative mit massiver freistaatlicher und städtischer Unterstützung ein "Garnisonsmuseum" gründete, just zu dem Zeitpunkt, als die letzten Soldaten aus Nürnberg abzogen, feierlich verabschiedet mit Transparenten: "Das Militär geht, wir bleiben". Ein Verein "Friedensmuseum Nürnberg e.V." wurde rasch gegründet, um endlich auch die "andere" Geschichte, die des Widerstandes gegen Krieg und Militär zu dokumentieren. Die Hoffnung auf städtische Räume wollte aber auch die damalige rot-grüne Mehrheit nicht erfüllen. Immerhin erhielt die archivarische Arbeit eine kleine Unterstützung aus dem "Alternativtopf". Diesen Topf gibt es jetzt unter CSU-Regierung nicht mehr, städtische Räumlichkeiten sind ferner denn je. Ein Museum in Kisten aber, mit gelegentlichen Veranstaltungen - das war nichts, was wir uns auf die Dauer vorstellen konnten. So kam der große Wurf: Vereinsmitglieder kauften als GbR ein Ladenlokal, das der Verein günstig anmieten konnte. In einem Monat entstand dort eine kleine Ausstellung, verbunden mit einer Installation. Die Ausstellungstafeln versuchen, Nachdenken anzuregen: "Was heißt Gewaltfreiheit?" "Was ist Ziviler Ungehorsam?" "Persönlichkeiten der Friedensbewegung" "Geschichte der Friedensbewegung/Lokalgeschichte/Weltgeschichte". Später sollen Wanderausstellungen dazukommen, auch internationaler Austausch ist schon fest eingeplant. Natürlich steht auch ein (Text-)Archiv zur Verfügung und eine Bibliothek.

 zum AnfangAdresse:

Friedensmuseum Nürnberg, 90408 Nürnberg, Kaulbachstr.2, tel: 0911-3609577, email: friedensmuseum@hotmail.com, http://www.geocities.com/Athens/Forum/6024, http://www.fen.baynet.de/frieden

Spendenkonto:

Friedensmuseum, Konto 728 629 51, bayr. Vereinsbank, BLZ: 760 200 70, kennwort: "Spende" (steuerlich absetzbar)

Öffnungszeiten:

mo 17.00-19.00, mi 14.00-16.00, fr 15.00-17.00


Beides wird derzeit eingebunden in eine einfach zu bedienende Benutzeroberfläche am Computer, die außer dem Blättern in historischen Dokumenten auch multimediale Darstellung von Zusammenhängen oder die Online-Recherche im Internet erlaubt (Erwin Eisenhardt von der DFG-VK sei an dieser Stelle herzlich gedankt für sein gigantisches Archiv und die Friedens-CD!). Da wir die Berührungsängste vieler Friedensbewegter mit dem neuen Medium Computer kennen, bieten wir auch regelmäßig bewußt nicht-technische Kurse an: "Wir knüpfen ein Friedensnetz". Jetzt, nachdem sich unser Traum erfüllt hat, ist weiterhin vor allem "Archiv-Arbeit" nötig: Da wir keine hauptamtliche Kraft haben und die AktivistInnen alle berufstätig sind, ist sie bei den üblichen städtischen Öffnungszeiten recht schwierig zu organisieren. Etwas einfacher gestaltet sich das Projekt: "ZeitzeugInnen": Noch leben viele der Menschen, die die erste Nachkriegs-Friedensbewegung organisiert haben! Ihre Erfahrungen zu dokumentieren, haben wir uns vorgenommen. Der Sammelschwerpunkt ist natürlich die regionale Friedensbewegung. Aber läßt sich das trennen? Der Protest gegen die Wiederbewaffnung war schließlich deutschlandweit, der gegen die Nachrüstung gar europäisch! Kurdistan, Jugoslawien, Protest gegen Minen und Unterstützung von Flüchtlingen: wer heute aktiv ist, kann sich nicht auf eine Stadt beschränken. Deswegen hier auch ganz bewußt ein Aufruf an die LeserInnen dieser Zeitschrift: Vielleicht können auch Sie zum Aufbau dieses Museums beitragen? Das lila Kirchentagstuch und das Band von der Menschenkette liegen bereits in der Vitrine, ein Original-Blockade-Urteil kommt hinzu, Plakate aus mehreren Ländern, die die Aufbruchstimmung der frühen 80er verdeutlichen... Von der ersten Ostermarsch-Bewegung haben wir hingegen bisher nur Zeitungsausschnitte dokumentiert. Vielleicht können Sie etwas ergänzen?

 zum AnfangNatürlich soll das Museum auch ein Veranstaltungs- und Tagungsort sein, der auch von anderen Gruppen genutzt werden kann. An eigenen Veranstaltungen stehen demnächst das Gedenken an Carl von Ossietzky und Bertha von Suttner auf dem Programm.



Birgitta Meier ist Gründungsmitglied des Friedensmuseums

E-Mail:   birgittameier@hotmail.com
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