Logo Friedenskooperative


Erstellt:
Juli 1998


 nächster
 Artikel

FriedensForum 4/1998


Für eine Friedenspolitik ohne Militär

Auszug aus dem Memorandum anläßlich "350 Jahre Westfälischer Friede"

(...)

II. Pazifismus - von der Idee zur Realität

Wir sind davon überzeugt,

- daß in einem Zeitalter, in dem die Zukunft der
  Menschheit wie nie zuvor von einem
  gleichberechtigten Miteinander abhängt,
  militärisch bewaffnete Nationalstaaten und
  militärische Bündnissysteme ein Anachronismus
  sind;

- das Regierungen kein Recht haben, Männer, Frauen
  und Kinder zum Töten zu veranlassen und
  auszubilden, ganz gleich ob für eine freiwillige
  oder wehrpflichtige Armee;

- daß die Wehrpflicht inhuman und illegitim ist,
  weil sie in ähnlicher Weise wie die Sklaverei die
  menschliche Selbstbestimmung verletzt;

- daß die ökonomischen, sozialen und ökologischen
  Probleme, die die Zukunft aller Menschen bedrohen,
  durch den Einsatz militärischer Instrumente nicht
  gelöst, sondern verschärft werden;

- daß wir auf allen Ebenen eine Kultur der
  Gewaltfreiheit lernen und einüben müssen, weil nur
  sie die Grundlage einer humanen Welt ist;

- daß die angewandten Formen der Konfliktaustragung
  den angestrebten Zielen entsprechen müssen:
  Frieden ist Weg und Ziel zugleich.

(...)

III. Pazifistische Handlungsperspektiven.

Ziel des Pazifismus ist nicht allein, den Krieg zu ächten und seine Ursachen aufzudecken. Der Pazifismus will auch durch Erziehung zum Frieden eine Kultur des Friedens aufbauen. Dies bedeutet, daß alle Menschen das Existenzrecht der jeweils anderen bedingungslos anerkennen und für Chancengleichheit zwischen Nord und Süd, heutigen und künftigen Generationen, Jung und Alt, Mann und Frau eintreten. Dazu gehört, daß die Rolle von Frauen, Müttern, Politikerinnen für eine Kultur des Friedens erkannt und stärker als bisher gefördert wird. Kooperatives Miteinander in Kindergärten, Schulen, im Beruf, in der Nachbarschaft und demokratische Selbstverwaltung auf allen Ebenen tragen dazu bei, daß die Kultur des Friedens gefestigt wird.

 zum AnfangWesentlicher Bestandteil dieser Friedenskultur ist die zivile Konfliktbearbeitung. Sie appelliert vor allem an die Eigenverantwortung der am Konflikt Beteiligten. Sie sieht aber auch die Intervention mit zivilen Mitteln im Frühstadium, während und nach einer Gewalteskalation vor. Sie umfaßt präventive Maßnahmen der Konfliktbearbeitung, deeskalierende Schritte wie Vermittlungsdienste, Waffenembargo, gezielte Wirtschaftssanktionen, mediale Öffentlichkeitsintervention, Unterstützung von zivilen Interventionsgruppen, Deserteuren und Flüchtlingen, Anreize für Friedenslösungen und Versöhnungsarbeit, Wirtschafts- und Wiederaufbauhilfen, medizinische und soziale Versorgung von Kriegsopfern u.a.m.

Die herrschende Politik verweigert gegenwärtig die notwendigen Veränderungen im Denken und Handeln, weil sie sich eine Welt ohne Waffen nicht vorstellen kann oder will. Wir lassen uns dadurch nicht beirren. Costa Rica zeigt, daß ein Staat auch ohne Armee existieren und friedenspolitisch positiv wirken kann.

Wir rufen die europäische und internationale Friedensbewegung dazu auf, sich stärker als bisher zu vernetzen, gemeinsame Kampagnen (beispielsweise gegen Landminen und Kleinwaffen, für den Friedenssteuerfonds, für ein Europa ohne Armee ...) durchzuführen und ein Gesamtkonzept ziviler Konfliktbearbeitung als Perspektive für das 21. Jahrhundert in Theorie und Praxis zu entwickeln.

Wir rufen dazu auf, Demonstration und Aktionen des zivilen Ungehorsams an Orten präsent zu sein, wo Waffen produziert, wo Kriege geübt, wo Militärausrüstung zur Schau gestellt und auf internationalen Messen gehandelt werden.

Wir rufen junge Menschen dazu auf, den Kriegsdienst zu verweigern und auch den Dienst in einer Berufsarmee abzulehnen.

Wir rufen alle Menschen auf, die Mitwirkung an militärischen Projekten in Wirtschaft, Wissenschaft und Politik abzulehnen und statt dessen die Konversion von militärischen in zivile Produkte, die Einführung von Friedenspädagogik an den Schulen, sowie die Einrichtung von Studiengängen zur Friedenserziehung und Friedensforschung an Hochschulen einzufordern.

Wir sprechen den Regierenden das Recht ab, den militärischen Weg zur Methode der Friedenssicherung zu erklären.

Hinweis der Redaktion: Das Manifest ist hier nur in einem sehr kleinen Auszug dokumentiert. Der Entwurf des Manifestes war bereits im FriedensForum veröffentlicht. Das vollständige Manifest in der gültigen Endfassung kann bestellt werden beim Büro Netzwerk Friedenskooperative.

 zum Anfang

 nächster
 Artikel

Einige weitere Texte (per Zufallsauswahl) zum Thema

Kampagnen der Friedensbewegung:
FF 2/98 - European Peace Congress
Erklärung zum Koalitionsvertrag
zum Koalitionsvertrag
rot-grüne Militärpolitik
Grüne MdBs zum Koalitionsvertrag
FF1/99 - 28. DEKT vom 16. bis 21.06.99 in Stuttgart
FF1/99 - 65.000 Unterschriften
Erklärung zu rot-grünen Koalitionsverhandlungen