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Erstellt:
November 1998


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FriedensForum 6/1998


"Plattform Zivile Konfliktbearbeitung" gegründet

Barbara Müller

Netzwerk möchte den Aufbau einer "Infrastruktur zur Krisenprävention und zivilen Konfliktbearbeitung" vorantreiben.

Eine Verstärkung der Bemühungen um die Reduzierung von Gewalt und die Förderung von Frieden ist das Ziel der "Plattform Zivile Konfliktbearbeitung": In ihr haben sich bislang 13 Nichtregierungsorganisationen sowie mehr als 60 Personen aus weiteren einschlägig arbeitenden Einrichtungen und Organisationen zusammengeschlossen. Mitte November wurde die Plattform in Bad Honnef im Rahmen ihrer ersten Arbeitstagung der Öffentlichkeit vorgestellt. Beteiligt sind Gruppen und Organisationen der Friedensarbeit, der Entwicklungsdienste, der Humanitären Hilfe, der Menschenrechtsarbeit und Einrichtungen der Friedens- und Konfliktforschung. Zu den 13 Organisationen, die bereits Teilhabende der Plattform geworden sind, gehören:

Arbeitsstelle Friedensforschung Bonn; Berghof Forschungszentrum für konstruktive Konfliktbearbeitung (Berlin); Bund für Soziale Verteidigung e.V. (Minden); Deutsche Kommission Justitia et Pax (Bonn, in Vertretung von MISEREOR, missio, Adveniat, Caritas Internationalis, AGEH); Diakonisches Werk der EKD, Referat Menschenrechte (Stuttgart); Evangelische Akademie Loccum; Forschungsstätte der Evangelischen Studiengemeinschaft e.V. (FEST, Heidelberg); Forum Ziviler Friedensdienst e.V.; Institut für Friedensarbeit und Gewaltfreie Konfliktaustragung (Wahlenau); Kindernothilfe e.V., Referat Lateinamerika (Duisburg); Komitee für Grundrechte und Demokratie; Stiftung Entwicklung und Frieden (Bonn); Versöhnungsbund Deutscher Zweig. Während der Tagung wurde der Beitritt weiterer Organisationen in Aussicht gestellt. Damit gibt es erstmals in der Bundesrepublik Deutschland ein Netzwerk, in dem eine intensive Zusammenarbeit all der zivilgesellschaftlichen Akteure systematisch gefördert wird, die sich weltweit in aktuellen Konfliktregionen darum bemühen, eine konstruktive, friedensorientierte Transformation von Konflikten voranzubringen. Angesichts eines unerträglichen Ausmaßes an Gewalt bei innerstaatlichen Konflikten in zahlreichen Regionen der Welt haben sich in den letzten Jahren immer mehr Organisationen mit konkreten Projekten darum bemüht, Krisen- und Gewaltprävention zu fördern, Initiativen der Deeskalation und Streitbeilegung zu unterstützen, Aufbau- und Versöhnungsarbeit zu stärken und die Entfaltung einer demokratischen Streitkultur zu ermutigen und zu begleiten. In der Plattform wollen sie nun zusammenarbeiten, um die Vielzahl der bereits vorhandenen Kapazitäten und Erfahrungen intensiver zu nutzen, die verschiedenen Projekte besser aufeinander abzustimmen und gemeinsam für eine Verbreiterung und Verbesserung der Möglichkeiten einer kompetenten zivilen Konfliktbearbeitung zu wirken. Dies schließt Lobbytätigkeit ein. Die Plattform will verstärkt in allen gesellschaftlichen Willensbildungs- und Entscheidungsprozessen für die zivile Konfliktbearbeitung und ihren Vorrang, eine Stärkung ihrer Potentiale sowie ihre verbesserte Ausstattung mit Ressourcen eintreten und die Verankerung der zivilen Konfliktbearbeitung im politischen Programm der Krisenreaktion und Friedensförderung einklagen. Die "Plattform Zivile Konfliktbearbeitung" lädt die neue Bundesregierung und den neuen Bundestag zu einem Dialog über den "Aufbau einer Infrastruktur zur Krisenprävention und zivilen Konfliktbearbeitung" ein, wie er im Koalitionsvertrag als vordringliches Ziel genannt ist. Während der Tagung wurde bei Vertretern aus Administration und Parlament bereits Interesse signalisiert. Die Plattform knüpft an die ebenfalls im Koalitionsvertrag formulierte Feststellung an, daß der Zusammenarbeit mit Nichtregierungsorganisationen in diesem Bereich "eine besondere Bedeutung" zukomme. Zu den Themen, die nach Ansicht der Plattform besondere Priorität haben müssen, gehören:

- der Aufbau eines effizienten Frühwarnsystems,

- die Förderung von wissenschaftlichen Studien über
  die Optionen ziviler Konfliktbearbeitung und über
  Verlauf und Ergebnisse konkreter Projekte,

- die Weiterentwicklung laufender Projekte der
  zivilen Konfliktbearbeitung sowie

- die Ermöglichung neuer Projekte und der Ausbau der
  institutionellen Absicherung und die
  professionalisierte Qualifizierung von Fachkräften
  für den Einsatz in Projekten der zivilen
  Konfliktbearbeitung.

Die Arbeit der Plattform wird von einem zwölfköpfigen Initiativkreis koordiniert. Gebildet wurden außerdem verschiedene Arbeitsgruppen, darunter eine, die Handlungsansätze für Nichtregierungsorganisationen sowie die Möglichkeit der Deeskalation im Kosovo-Konflikt untersuchen und geeignete Maßnahmen vorschlagen soll. Eine andere Arbeitsgruppe wird die bestehenden Ausbildungs- und Trainingsprogramme für Fachkräfte der zivilen Konfliktbearbeitung überprüfen und Vorschläge für ihre Weiterentwicklung machen. Personen, Organisationen und Einrichtungen, die in der "Plattform Zivile Konfliktbearbeitung" mitarbeiten wollen, können sich an das Sekretariat des Initiativkreises (Dr. Barbara Müller) wenden.

 zum AnfangKontakt: Dr. Barbara Müller, Sekretariat Initiativkreis, Plattform Zivile Konfliktbearbeitung, Hauptstr. 35, D-55491 Wahlenau, Tel. 06543 /980096, e-mail: Barbara.Mueller @t-online.de



E-Mail:   Institut_fgk@bionic.zerberus.de
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