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Erstellt:
11.03.1999


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FriedensForum 2/1999


Die Militarismus-Falle

Richard Steinhauser

FriedensForum-Leser Richard Steinhauser hat sich grundlegende Gedanken zur Gewaltlosigkeit gemacht und um Veröffentlichung gebeten. Wir drucken seinen Beitrag leicht gekürzt als Leserbeitrag (Red).

Unsere heutige Menschengesellschaft stellt sich dar als eine Vielzahl von Rassen, Religionen, ethnischen Gruppierungen mit ihren Sprachen und Kulturen, Weltanschauungs- und Interessengemeinschaften, Völkern, Nationen und Staaten. Alle sind Menschen. Ist die Verschiedenartigkeit schuld, dass sich die uns bekannte Geschichte als eine kriegerische Auseinandersetzung von Konflikten zeigt? Dass militärisches Denken, der Militarismus bis heute eine der wichtigsten Ideologien ist?

Erst die letzten 10.000 Jahre unserer Geschichte geben uns nähere Auskunft über die Entwicklung der Menschheit, über die Jahrhunderttausende vorher können wir nur Vermutungen anstellen. Auch heute noch gibt es Völkerschaften, die den Begriff Krieg nicht kennen, was eigentlich beweist, dass sich das Zusammenleben in der Urgeschichte friedlicher abgespielt haben dürfte. Die landläufige Meinung: Kriege hat es immer gegeben, ist sicher falsch. Jedenfalls ist der Krieg kein Naturgesetz und auch nicht Gottes Geißel. Er ist eine geschichtlich erst viel später auftretende Erscheinung, von Menschen erfunden zur Regelung von Konflikten.

Der zur philosophischen Rechtfertigung des Krieges erhobene Satz von Heraklit (500 vor Chr.): "Der Krieg ist der Vater aller Dinge" wurde falsch übersetzt. Er muss lauten: "Der Konflikt ist der Vater aller Dinge". Und damit hatte er vollkommen recht. Im menschlichen Zusammenleben, im privaten wie im gesellschaftspolitischen hat es schon immer Konflikte gegeben und wird es auch weiterhin geben. Müssen Konflikte aber unbedingt mit Waffengewalt geregelt werden? Stellt sich der Mensch nicht ein großes, geistiges Armutszeugnis aus, wenn er zur Gewalt greift? Er meint wohl, mit Waffen der Stärkere zu sein, begibt sich aber in die totale Abhängigkeit von Waffen. Ist das die Freiheit, die er verteidigen will? Eines zeigt die Geschichte bis zum heutigen Tag überdeutlich: Mit Waffen wurden noch nie Probleme gelöst, sondern nur neue aufgebaut.

 zum AnfangMit Unmenschlichkeit, und der Krieg ist die großte Unmenschlichkeit, kann eben kein Friede geschaffen werden. In der Schule wurde die Prügelstrafe abgeschafft, weil ein Lernen aus Angst zu keinem selbständigen, verantwortungsbewussten Menschen führt. Wieviel mehr müsste der Krieg abgeschafft werden, wenn wir der im Grundgesetz verbürgten "Würde des Menschen" gerecht werden wollten. Wir kommen aus dem Teufelskreis der Gewalt nicht heraus. Wir müssen der Gewalt entsagen und unsere Konflikte gewaltfrei regeln. Erst dann verhalten wir uns wie mit Verstand und Vernunft ausgestattete Wesen.

Wir stecken alle in der Militarismus-Falle. Militärisches Denken hat zur Atombombe geführt. Es ist etwas eingetreten, was es noch nie gegeben hat: Der Mensch kann sich selbst und seinen Lebensraum zerstören. Ist das der Sinn unseres Menschseins? Wenn wir uns aus dieser Falle befreien wollen, müssen wir erkennen: Die Menschheit hat sich auseinanderentwickelt und meinte, einander feind sein zu müssen. Die technische Entwicklung hat unsere Erde klein gemacht, sie ist unser aller einziger Lebensraum.

Die Menschheit muss sich wieder zusammen entwickeln und sich als eine Gattung von Menschen verstehen, der die Erde übergeben ist, um so auf ihr zu leben, dass noch weitere Generationen auf ihr leben können. Wir müssen erkennen: Menschen haben den Krieg erfunden, nur Menschen können ihn abschaffen.

Viele, viele Menschen haben, seit die Menschheit in die Militarismus-Falle geriet, versucht, die Liebe wieder zum Lebensprinzip zu erwecken. Sie haben sich foltern, kreuzigen und töten lassen, Strapazen auf sich genommen und sind unbeirrt ihren Weg gegangen. Bekennen wir uns zu ihnen und begeben uns auf den Weg der Gewaltlosigkeit. Werden wir Kriegsdienstverweigerer und nehmen keine Arbeit in Rüstungsbetrieben an.

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