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Erstellt:
02.07.1999


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FriedensForum 4/1999


Barbara Gladysch erhält den MacBride-Friedenspreis 1999

Genf, Mai 1999 - Das Internationale Friedensbüro (IPB) ist erfreut mitteilen zu dürfen, dass der diesjährige Sean MacBride-Friedenspreis an Barbara Gladysch von "Mütter für den Frieden" aus Deutschland vergeben wurde. Diese Auszeichnung ist ein Tribut für ihr außergewöhnliches und jahrelanges Engagement für Abrüstung und Ausübung praktischer Solidarität mit Opfern von Kriegen und Katastrophen. Die Medaille wurde Barbara Gladysch am 11. Mai 1999 - während der Haager Friedenskonferenz "Hague Appeal for Peace" - bei der alljährlichen IPB-Ratsversammlung verliehen. Darüber hinaus nahm Barbara als Referentin an einer vom IPB organisierten Konferenz zum Thema "Friedensbewegung: Gestern und Heute" teil.

Jedes Jahr vergibt das IPB den Sean MacBride-Friedenspreis an eine Einzelperson oder Organisation, die sich mit ihrer einzigartigen Arbeit und ihrem Einsatz um den Frieden und/oder die Abrüstung verdient gemacht haben. Unter den früheren Preisträgern befinden sich u.a. Mordechai Vanunu, Israel; Hilda Lini, Vanuatu (Pazifik); das Komitee der Soldatenmütter aus Russland und Selim Beslagic, Bürgermeister der bosnischen Stadt Tuzla.

Barbara Gladysch kommt 1940 in Düsseldorf zur Welt. 1943 flieht sie mit ihrer Familie nach Bayern. Im Alter von sechs Jahren verliert sie ihre Mutter. "Meine Kindheit war die traurigste Zeit meines Lebens: geprägt von Gehorsam, Unterordnung, Angst und Verlogenheit der Erwachsenen." Sie wächst auf "in einer sogenannten gutbürgerlichen Familie, in der Ordnung und Disziplin die wichtigsten Tugenden waren und der Vater (Richter) wie ein Tyrann über seine Familie herrschte - aber es immer,gut` meinte." Nach dem Abitur schließt sie sich einem modernen Frauenorden an, wird aber drei Jahre später wegen Gehorsamsverweigerung ausgeschlossen. Sie studiert Psychologie und Pädagogie und bildet sich zur Sonderschullehrerin aus. Während ihres Studiums lernt sie ihren zukünftigen Ehemann kennen, mit welchem sie seit mittlerweile 32 Jahren verheiratet ist. Sie ist Mutter zweier Söhne.

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4/1999-Inhalt
Friedensarbeit

1981 wendet sie sich mit einem Aufruf "an alle Mütter" in drei Düsseldorfer Zeitungen, "die besorgt sind um die Zukunft der Kinder, die sich für den Frieden jetzt und hier, morgen und überall einsetzen wollen, die bereit sind mitzuarbeiten, die sich als Einzelpersonen ohnmächtig, in der Gruppe stärker fühlen und sich politisch engagieren wollen." Dieser Appell markiert den eigentlichen Beginn der "Mütter für den Frieden". Diese Organisation bringt Frauen aus allen gesellschaftlichen Schichten zusammen, die sich aktiv für den Frieden einsetzen wollen. "Mütter für den Frieden" nimmt während der Periode des Kalten Krieges rege an der bundesdeutschen Friedensbewegung teil. "Demonstrationen, Sternmärsche, Menschenketten, Kundgebungen, Mahnwachen, Schweigekreise und Fastenaktionen gehörten genauso zu unserer öffentlichen Friedensarbeit wie gewaltfreie Aktionen, ziviler Ungehorsam und Blockaden vor Atomraketen-Stützpunkten und anderen Militäreinrichtungen." erzählt Barbara Gladysch.

Nach der Reaktorkatastrophe von Tschernobyl organisiert "Mütter für den Frieden" Demonstrationen und Hearings, nimmt Kontakt auf mit Betroffenen in der verstrahlten Zone. Sie kooperieren mit Bürgerorganisationen und Oppositionsgruppen in Weißrussland und unterstützen deren Bemühungen, die erschreckenden Konsequenzen und die schlimmen politischen Gegebenheiten in Weißrussland zu bekämpfen.

Bei ihrer zweiten Reise als Wahlbeobachterin in Tschetschenien 1997 kann sie gemeinsam mit tschetschenischen Freunden das Rehabilitationszentrum für traumatisierte Kinder "Kleiner Stern" in Grosny gründen. Dieses Projekt wird von ihr weiterhin unterstützt. Seit 1992 ist "Mütter für den Frieden" in Bosnien-Herzegowina tätig, wo sie sich für die Betreuung bosnischer Flüchtlingsfamilien engagieren, Ferienlager für Flüchtlingskinder organisieren, bei der Rückkehr von bosnischen Flüchtlingen assistieren, mit Lobbyarbeit auf die verantwortlichen Behörden einwirken und über die tatsächlichen Lebensbedingungen vor Ort informieren. Seit einigen Wochen bemüht sie sich auch um den Frieden in Kosovo.

"Wir haben die Verantwortung für alles Lebendige, für Natur und Menschen, vor allem für unsere Kinder", fährt Barbara Gladysch fort. "Wir haben keine "Feinde", wir erklären jedem den Frieden; alle Kinder sind unsere Kinder; Mütter in allen Erdteilen sind gleich, wir sind uns gleich."

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(Übersetzung: Marcus Geisser, Bern)







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