3. Oktober einmal anders

Besuch in „Schnöggersburg“

von Ingrid Fröhlich-Groddeck
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( c ) Netzwerk Friedenskooperative

Auf dem Truppenübungsplatz in der Colbitz-Letzlinger Heide in Sachsen-Anhalt wird eine Kleinstadt („Schnöggersburg“) gebaut nur zu dem Zweck, dass dort NATO-SoldatInnen den Straßenkampf üben können. AktivistInnen der Gruppe „Offene Heide“ haben den Tag der Deutschen Einheit mit einer Aktion dort begangen.

Ingrid Fröhlich-Groddeck schreibt dazu:

Das diesjährige "war-starts-here-camp" am Rande der Colbitz-Letzlinger Heide [im Juli 2016] habe ich als Bildungsakademie empfunden. Hochkarätige Vorträge und Workshops in Zelten auf einer Pferdewiese. Es ist immer wieder beeindruckend, wie selbstverständlich sich unter Menschen guten Willens, die sich oftmals vorher nicht gekannt hatten, sehr schnell eine vertrauensvolle wertschätzende Atmosphäre entwickelt. Immer wieder auch bewegt mich der Gedanke, wie wenig wir doch eigentlich brauchen für ein gutes Leben.

Mich überkam der sehnliche Wunsch, am Tag der Deutschen Einheit in Schnöggersburg das Ramallah-Konzert mit Daniel Barenboims West-Eastern-Divan-Orchestra zu hören. In dem scheußlichen Sakralbau aus Betonfertigteilen saßen wir dann auch auf der Stufe zum Altarraum und haben einen Ausschnitt aus dem wunderbaren Konzert mit israelischen und palästinensischen jungen Musikern gehört. Ich hatte noch einen weiteren spirituellen Beitrag vorbereitet und vorgelesen, die "Shambhala-Prophezeiiung" von Joanna Macy.

Die Botschaft aller drei abrahamitischen Religionen ist: "Friede soll sein". Malte [ebenfalls Aktivist der „Offenen Heide“] hatte die geniale Idee, dass wir Geistliche aus allen drei Religionen finden, die diese Botschaft ernst nehmen und den Sakralbau in Schnöggersburg weihen.

Am Tag der Deutschen Einheit wollten wir an den Verrat am "Zwei-plus-Vier-Vertrag erinnern. Nach Auflösung des Warschauer Paktes sollte nach diesem Vertrag sich die NATO nicht auf die ehemaligen Territorien des Warschauer Paktes ausweiten. Folge dieses Vertragsbruches ist, dass in unserer Heide NATO-Truppen alle Angriffskriege vorbereiten und auch, dass die NATO immer weiter an Russland heranrückt. Es ist wahrscheinlich nur der besonnenen Außenpolitik Russlands zu verdanken, dass der 3. Weltkrieg noch nicht ausgebrochen ist.

Eigentlich sind wir davon ausgegangen, dass wir entdeckt würden und damit wieder in Gerichtsprozessen Gelegenheit bekämen, JuristInnen an ihre Pflicht zu erinnern. Die drei Säulen einer Demokratie: Legislative - Exekutive - Judikative wanken, wenn JuristInnen ihre Unabhängigkeit verloren haben.

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