Aktivitäten zu 70 Jahren Hiroshima und Nagasaki

Gedenken reicht nicht - Aktiv für eine atomwaffenfreie Zukunft

von Roland BlachPhilipp Ingenleuf

Die Atombombenabwürfe von Hiroshima und Nagasaki jähren sich am 6. und 9. August 2015 zum 70. Mal. Diese Jahrestage mahnen, alles uns Mögliche zu tun, damit sich diese Verbrechen gegen die Menschlichkeit nicht wiederholen. Um der Opfer von Atomwaffen zu gedenken, aber auch um sich aktiv für eine atomwaffenfreie Zukunft einzusetzen und das Thema in die Öffentlichkeit zu bringen, wird es deswegen bundesweit vielfältige und kreative Aktionen und Veranstaltungen geben.

Atomwaffen sind kein alter Hut, sondern eine auch weiterhin aktuelle Bedrohung für die Menschheit. Denn noch immer gibt es mehr als 16.000 Atomwaffen auf unserem Planeten mit einer Zerstörungsgewalt, die 900.000 Mal so groß ist wie die der Hiroshima-Bombe. Davon lagern noch rund 20 US-Atomsprengköpfe in Deutschland auf dem Fliegerhorst Büchel in Rheinland-Pfalz.

Entgegen vergangener Ankündigungen aus der Bundesregierung sollen diese nicht abgezogen werden. Stattdessen ist ihre qualitative Aufrüstung vorgesehen, wodurch die Bereitschaft zum Einsatz drastisch erhöht wird. Alle offiziellen Atomwaffenstaaten „modernisieren“ ihr Arsenal, genauso wie Israel, Indien, Pakistan und Nord-Korea. So sind neue, effizientere, zielgenauere Sprengköpfe, neue Trägersysteme, Flugzeuge und U-Boote geplant. Die Proliferationsgefahr steigt. Weitere Regionalmächte könnten bald „die Bombe" anstreben und ein neues nukleares Wettrüsten anheizen.

Welche Zerstörungskraft Atomwaffen besitzen, wurde in Hiroshima und Nagasaki deutlich: Unsägliches Leid, mehr als 100.000 Tote, Folgeschäden für Generationen. Daran gedenken wir dieses Jahr zum 70. Mal. Aber: Gedenken reicht nicht! Wir brauchen eine atomwaffenfreie Welt!

Atomwaffen bedrohen weiterhin unser aller Existenz
Der Krieg in der Ukraine und die wieder aufgelebten Spannungen zwischen Russland und der NATO machen deutlich, dass die Gefahr eines Atomkrieges nicht gebannt und unsere Zivilisation immer noch bedroht ist.

Atomwaffen gehören keineswegs der Vergangenheit an. Dies macht auch der Konflikt in der Ukraine deutlich. Ein neuer Kalter Krieg zwischen Russland und NATO zeichnet sich ab, eben jenen Staaten, die mehr als 90% der weltweit existenten Atomwaffen ihr Eigen nennen, wovon viele in ständiger Alarmbereitschaft sind. Nicht umsonst wurde die Doomsday-Clock des Bulletin of Atomic Scientists, die die Gefahr eines Atomkrieges anzeigt, auf drei Minuten vor Zwölf gestellt. Einen Stand, den es zuletzt auf dem Höhepunkt des Kalten Kriegs 1984 gab.

Es wird endlich Zeit, dass die Menschheit reagiert und diesen Wahnsinn beendet! Es ist dringend notwendig, dass wir uns aktiv für eine Welt ohne Atomwaffen engagieren.

Forderungen nach einer Welt ohne Atomwaffen aktiv und kreativ unterstreichen
Massenvernichtungswaffen gehören geächtet und abgeschafft. Wir müssen aus unserer Geschichte lernen und jetzt handeln. Hiroshima und Nagasaki mahnen, dass wir mit Atomwaffen unsere Existenz aufs Spiel setzen. Angesichts der Tausende Atomwaffen auf unserem Planeten, ihrer Modernisierung und der vielen Konflikte weltweit muss die Forderung nach Verbot und Vernichtung aller Atomwaffen dringend umgesetzt werden.

Ein erster Schritt dahin kann der Abzug aller US-amerikanischen Atomwaffen aus europäischen Stützpunkten sein, sowie der Stopp aller Modernisierungspläne.

Einen Hoffnungsschimmer stellt die „Austrian Pledge“ von 2014 dar, in der Österreich alle Staaten aufrief, sich für das Verbot und Abschaffung aller Atomwaffen einzusetzen. Er ist von weit über 100 Staaten unterzeichnet worden. Aber gleichzeitig legt sich auf die Debatte um die Abschaffung der Atomwaffen große Ernüchterung. Die NPT-Verhandlungen in New York sind ergebnislos beendet worden. Gerade deswegen muss die Zivilgesellschaft in Deutschland, aber auch weltweit, den Druck auf PolitikerInnen erhöhen, damit diese sich ernsthaft und verantwortlich für einen internationalen Prozess der Abrüstung einsetzen.

Aktivitäten
Mit vielfältigen Aktionen und Bildungsangeboten soll gemahnt, aufgeklärt und so der Druck für ein weltweites Verbot von Atomwaffen erhöht werden.

Bundesweit wird es drei zentrale Aktionsformen geben mit einer Großplakataktion, der Nacht der 70.000 Kerzen und einer Fastenkampagne.

  • Mit Großflächenplakaten (356x252 cm) wollen wir in vielen verschiedenen Städten an die Atombombenabwürfe auf Hiroshima und Nagasaki erinnern. Gleichzeitig wollen wir so die Menschen auch auf die aktuelle Atomwaffenproblematik aufmerksam machen. Gruppen, Organisationen oder Einzelpersonen können das Plakat bestellen und in ihrer Stadt aufhängen.
  • Mit 70.000 Kerzen möchten wir unsere Vision einer atomwaffenfreien Zukunft am Vorabend des Gedenktages in die Öffentlichkeit tragen. Am Hiroshima-Tag ist es weltweit Tradition, schwimmende Kerzen anzuzünden; ein Symbol für die vielen Menschen, die im kühlenden Wasser Rettung vor dem atomaren Feuer suchten. Zur "Nacht der 70.000 Kerzen" sind alle eingeladen, am 5. August 2015 zwischen 22:00 und 0:15 Uhr auf städtischen Plätzen oder vor Militäreinrichtungen, in Gottes- oder vor Rathäusern, auf Flüssen oder Seen Hunderte oder Tausende Kerzen zum Gedenken an die Opfer der Atombomben von Hiroshima und Nagasaki anzuzünden.
  • Mathias Engelke, Vorsitzender des Deutschen Zweiges des Internationalen Versöhnungsbundes hat vor fünf Jahren eine Fastenkampagne gestartet. Er versprach damals: „Solange ich lebe und solange Atomwaffen in Deutschland stationiert sind, werde ich jedes Jahr einen Tag länger für ihren Abzug und ihre Vernichtung fasten.“ Dieses Jahr beginnt das öffentliche Fasten am 31. Juli. Die Fastenden und ihre UnterstützerInnen gehen auf öffentliche Plätze, zu Botschaften, zu Regierungssitzen und militärischen Standorten, um eine atomwaffenfreie Welt zu fordern. Das Fasten endet jedes Jahr am 9. August vor dem Atomwaffenstandort Büchel. Ab dem 6. August gibt es dort begleitende Protestaktionen. Auch in anderen Ländern finden Fastenaktionen statt.

Weitere Aktionen im Vorfeld sind:

  • Die zweite Pacemakers Berlin Tour vom 2.-4. Juli über 632 km von Heilbronn in die Bundeshauptstadt und der 11. Pacemakers-Marathon über 340 km von Bretten über Heidelberg, Mannheim, Kaiserslautern, Ramstein, Neustadt/Weinstraße zurück nach Bretten. Über 200 Radsportlerinnen sind dabei. SchrittmacherInnen für eine friedliche und gerechte Welt ohne Atomwaffen.
  • Am 8. Juli findet der dritte Flaggentag der deutschen Mayors for Peace statt. Im letzten Jahr hissten bereits über 100 der etwa 400 Mitgliedsstädte in Deutschland die Fahnen vor ihren Rathäusern. Anlass ist der 8. Juli 1996. Damals erklärte der Internationale Gerichtshof in Den Haag die Androhung eines Atomwaffeneinsatzes für völkerrechtswidrig.
  • In Frankfurt, Stuttgart und weiteren Orten werden Ausstellungen gezeigt, die die gesamte atomare Kette vom Uranabbau bis hin zu den Einsätzen von Atomwaffen in Hiroshima und Nagsaki eindrücklich darstellt.

Darüber hinaus organisieren lokale Bündnisse und Gruppen in vielen Städten weitere Aktionen und Mahnwachen. Diese und alle weiteren Termine sind auf der neu eingerichteten Webseite www.hiroshima-nagasaki.info zu finden. Hier gibt es neben Hintergrundinformationen auch eine gute Übersicht zu verschiedenen Bildungsangeboten.

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Initiativen
Koordinator der Kampagne „Büchel ist überall – atomwaffenfrei.jetzt“
Geschäftsführer und Kampagnenkoordinator beim Netzwerk Friedenskooperative sowie Co-Sprecher der Kooperation für den Frieden.