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20.03.2004
Aktionstag
gegen
Krieg


vom:
20.03.2004


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20.03.2004: Internat. Aktionstag gegen Krieg:

  Demonstration/Kundgebung Ramstein

/gifs/ramst011.jpgKundgebung Ramstein

Verdrängen und Stillhalten sind auf Dauer tödlich!

Rede Horst-Eberhard Richter

Liebe Freundinnen und Freunde,

als der Chef der Vereinigten Staatschefs der USA General Omar Bradley in Pension ging, verabschiedete er sich mit Worten, die heute als Motto über unserer Veranstaltung stehen könnten:

"Wir leben im Zeitalter der nuklearen Riesen und der ethischen Zwerge, in einer Welt, die Brillanz ohne Weisheit, Macht ohne Gewissen erreicht hat. Wir haben die Geheimnisse des Atoms entschlüsselt und die Lehren der Bergpredigt vergessen. Wir wissen mehr über den Krieg als über den Frieden."

Heute sind wir zu diesem Ort marschiert, weil er uns in besonderer Weise zwingt, der Wahrheit ins Auge zu sehen, die Bradley mahnend beschreibt. An dieser Stelle liegt ein Teil der nuklearen Riesen, von denen noch 35.000 in der Welt gehortet sind. Und wir benehmen uns in der Tat unwürdig, feige und moralisch erniedrigt, wenn wir weiterhin einer Politik gehorchen, die sich mit diesen Horrorwaffen gegen die eigene Friedensunfähigkeit versichern will.

Liebe Freundinnen und Freunde, hier und in Büchel sind insgesamt 65 amerikanische Atombomben vom Typ B61-11 gehortet, von denen jede einzelne über die 5-fache Sprengkraft der Hiroshima-Bombe verfügt, die auf einen Schlag mehr als 200 000 Menschen getötet hat. Damit verstößt die Bundesrepublik gegen den Atomwaffen-Sperrvertrag von 1970 Artikel II, wo es heißt: "Jeder Nichtkernwaffenstaat verpflichtet sich, Kernwaffen von niemandem unmittelbar oder mittelbar anzunehmen." Eine Bedrohung außer derjenigen, die von diesen Bomben selbst ausgeht, ist nirgends in Sicht. Die Bomben gehören den USA, die im Ernstfall genauso wenig fragen würden, ob sie diese einsetzen dürfen, wie sie es im Falle der von Deutschland aus gestarteten Kampflugzeuge im Irakkrieg getan haben. Ein künftiger Gegner müsste also bestrebt sein, die hiesigen Atombomben vorsorglich auszuschalten.

Das heißt: Die Menschen in dieser Gegend leben in einer andauernden nuklearen Geiselhaft. Weil das unerträglich ist, bemühen sie sich, wie sonst auch große Teile unserer Bevölkerung, daran gar nicht zu denken. Aber das entspricht dem Verhalten kleiner Kinder, die beim Versteck-spielen die Augen schließen, um unentdeckt zu bleiben. Deshalb sagen wir: Verdrängen und Stillhalten sind auf Dauer tödlich!

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20.03.2004
Aktionstag
gegen
Krieg
Als der Experte Nummer eins auf dem Gebiet der Nuklearwaffen El Baradei unlängst gefragt wurde, wann die Gefahr eines Atomkrieges am größten gewesen sei, sagte er: "Gerade jetzt!" Alle haben es gelesen, dennoch blieb es still. Aber wir dürfen nicht still bleiben, liebe Freundinnen und Freunde, hier wie überall auf der Welt, wo immer die Menschen heute und in Zukunft für den Frieden demonstrieren.

Wir veranstalten hier in Ramstein kein Schaulaufen von sektiererischen Friedensprofis. Wir sehen uns vereint mit Millionen in vielen Ländern, die vor einem Jahr verhindern wollten, dass im Irak

10.000 Zivilisten für die Befreiung von einer Weltbedrohung sterben mussten, die dort gar nicht existierte.

In diesen Tagen haben wir den Tod von 200 Menschen in Madrid zu betrauern, die Opfer von verbrecherischem Ter-ror geworden sind. Sie sind aber auch indirekt Opfer des Irakkrieges. Das sieht die Mehrheit der Spanier genauso und hat deshalb ihre Kriegsregierung abgewählt. Das ist inmitten der Trauer ein Zeichen großer Hoffnung. Der amerikanische Philosoph Richard Rorty hat soeben den Krieg gegen den Terrorismus eine schlimmere Gefahr als den Terrorismus selbst genannt. In Israel/Palästina gab es drei Jahre fast keinen Terrorismus, als die Palästinenser nach der Vereinbarung von Oslo auf einen eigenen autonomen Staat auf die Befreiung der besetzten Gebiete hoffen konnten. Das, liebe Freundinnen und Freunde, ist das Rezept, Terrorismus zu überwinden. Das Ziel des Westens muss sein, in Ebenbürtigkeit zusammen mit den islami-schen Ländern auf eine gemeinsame Sicherheit hinzuarbeiten, anstatt weiterhin in dem Zirkel von Gewalt und Gegengewalt gefangen zu bleiben.

Aber zurück zu den Ausrottungswaffen, die hier gelagert sind und die selbst eine terroristische Bedrohung der schlimmsten Art darstellen. Gerade vor wenigen Tagen haben 93 Prozent der befragten Bundesbürger in einer Forsa-Umfrage für eine umgehende Beseitigung der auf deut-schem Boden gehorteten Atombomben als ersten Schritt zu einer vollständigen atomaren Abrüstung votiert. Wir verlangen, dass unsere Regierung handelt!

Wir wollen nicht länger zu den moralischen Zwergen gehören, die feige ihre eigene Verantwortung an die verantwortungslosen Nuklearwaffen abtreten. Wir weigern uns, die Politik atomarer Bedrohung zu unterstützen, die nur Angst, Wut, Rache und Terrorismus schürt. Wir glauben an die menschliche Kraft, mit der Nelson Mandela und die Menschen in Südafrika eine der furchtbarsten Gewaltspiralen der Welt friedlich überwunden haben. Und wir kämpfen dafür, dass diese Kraft die Politik der Zukunft bestimmen muss!


Internet: http://www.ippnw.de/kontakt/richter.htm
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