25 Jahre Tschernobyl

update:
24.04.2011


 voriger

 nächster

25 Jahre Tschernobyl

 Reden/Berichte/Kundgebungsbeiträge

Redebeitrag für die Demonstration vor dem AKW Brunsbüttel am 25. April 2011

Liebe Freundinnen und Freunde aus der Antiatombewegung und aus der Friedensbewegung,

Angelika Claußen (in Brunsbüttel)



- Es gilt das gesprochene Wort -

- Sperrfrist: 25. April, Redebeginn: ca 13 Uhr -



Ich spreche hier als Ärztin, als Vertreterin der Friedensbewegung und der Antiatombewegung. Für mich steht die Verantwortung für das Leben und die Gesundheit aller Menschen ebenso wie Leben und Gesundheit des einzelnen Menschen im Mittelpunkt meines Denkens und Handelns.

Hiroshima - Nagasaki - Kystym /Majak - Windscale -Harrisburg - vor 25 Jahren Tschernobyl und nun die immer noch anhaltende atomare Katastrophe in Fukushima.

25 Jahre sind seit der der Tschernobylkatastrophe vergangen. Hunderttausende von Menschen sind seit dem schwer krank, es sind die Liquidatoren, viele Kinder und Erwachsene. Sie leiden an Schilddrüsenkrebs und vor allem an zahlreichen Nichtkrebserkrankungen, an Herzinfarkten, Diabetes, Immunabwehrschwäche und hirnorganischen Schäden. Viele Liquidatoren, die uns Menschen in der damaligen Sowjetunion und hier in Westeuropa von der Strahlung geschützt haben, sind gestorben. Es sind mehr als 100.000. Sie wurden als Bioroboter eingesetzt, als die Maschinenroboter bei 18.000 Millisievert Radioaktivität pro Stunde streikten.

Es war ein aussichtsloser Kampf gegen die Radioaktivität.

Heute kämpfen die "Samurai" von Fukushima diesen aussichtslosen Kampf gegen die Redioaktivität. Experten rechnen damit, dass es noch Monate, vielleicht sogar ein - zwei Jahre dauern könnte bis die Gefahr von weiteren Kernschmelzen gebannt ist.

Atomtechnologie tötet. Nicht nur bei einem GAU, sondern an jedem einzelnen Glied der atomaren Kette. Noch bevor eine Kilowattstunde Strom erzeugt wird, sterben Menschen, denn der Uranbergbau zerstört die Gesundheit und die Lebensgrundlagen ganzer Völker. Auch im "Normalbetrieb" bestehen gesundheitliche Risiken: Kinder erkranken in der Umgebung von Atomkraftwerken deutlich häufiger an Leukämie und Krebs. Sicherheitsdefizite von Atomkraftwerken werden ignoriert oder billigend in Kauf genommen. Der Atommüll verseucht unser Grundwasser. Wir überlassen künftigen Generationen eine hoch radioaktive Hinterlassenschaft für Millionen von Jahren.

Und: Die Technologie, die für die Atomenergie notwendig ist, ist auch die Voraussetzung für die Entwicklung von Atomwaffen. Der Bau weiterer Atomkraftwerke weltweit erhöht das Risiko der Weiterverbreitung von Atomwaffen und ist dafür verantwortlich, dass die Zahl der Atomwaffenstaaten steigt.

"Wir leben im Zeitalter der nuklearen Riesen und der ethischen Zwerge", sagte der Heerführer des II. Weltkriegs General Omar Bradley bei seiner Pensionierung.

Hiroshima, Tschernobyl und jetzt Fukushima lehren uns, dass die Zeit reif ist, reif dafür uns aus der atomaren Geiselhaft zu befreien und das Ende des Atomzeitalters herbeizuführen. Frieden bedingt beides: den Ausstieg aus der Atomenergie und Abschaffung der Atomwaffen.

Hier bei uns in Deutschland, bei Euch allen, die Ihr hier versammelt seid, sehe ich den Mut, die Kraft und die Entschlossenheit, so lange Druck zu machen, bis unsere Regierung per Gesetz die Stillegung für alle deutschen Atomkraftwerke beschließt. Ich sehe bei Euch ungeheuer viel Entschlossenheit und Phantasie, die Energiewende, den vollständigen Wechsel zu dezentral erzeugten, regenerativen Energien und Energieeffizienz durchzusetzen. Ich bin mir sicher: Unser Beispiel, der Atomausstieg in Deutschland samt Abzug aller noch verbliebenen US-Atomwaffen wird ebenso in Europa den Aufbruch zu erneuerbaren Energien und Frieden erzeugen.



Angelika Claußen aktiv bei der IPPNW. Vita siehe hier

E-Mail: angelika-claussen (at) web (Punkt) de

Website: www.ippnw.de
 voriger

 nächster




       


Bereich:

Netzwerk
Die anderen Bereiche der Netzwerk-Website
        
Themen   FriedensForum Termine   AktuellesHome