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Antikriegs-
tag 2004


vom:
19.08.2004


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Antikriegstag 2004:

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Veranstaltung zum 65. Jahrestag des deutschen Überfalls auf Polen am 1. September 2004

Wehrmachtdeserteure als Straftäter? Österreichische und deutsche Nachhaltigkeiten

DFG-VK Marburg u.a.



Mittwoch, 1. September, 19.30 Uhr

im Cafe Trauma, Robert-Koch-Str. 15a, Marburg

mit Thomas Geldmacher, David Forster und Roland Müller



Am 1. September 2004 jährt sich der Einmarsch deutscher Truppen in Polen zum 65. Mal. Dieser Überfall war der Beginn des Zweiten Weltkriegs, der Millionen von Menschenleben forderte. Gerade in den letzten Jahren wurde wieder öffentlich deutlich gemacht, dass Wehrmachteinheiten am Genozid an Jüdinnen und Juden, Sinti und Roma u. a. in vielfältiger Weise beteiligt waren. Auch war die Wehrmacht in Kriegsverbrechen und Verbrechen gegen die Menschlichkeit gegen bewaffnete Widerstandsgruppen und Partisaneneinheiten auf allen europäischen Kriegsschauplätzen verstrickt, ja sie war teilweise selbst der initiative Teil der Aktionen. Diese Kriegsverbrechen und Verbrechen gegen die Menschlichkeit blieben der übergroßen Mehrheit der Wehrmachtsoldaten nicht verborgen. Aber nur ein kleiner Teil von ihnen brachte den Mut auf, diesen Wahnsinn nicht bis zum bitteren Ende mitzumachen: Sie desertierten, äußerten ihren Unmut oder beteiligten sich an Widerstandsaktionen bzw. zeigten Zivilcourage.

Wohl jedem von ihnen war bewusst, dass sie mit ihren Handlungen oder Unterlassungen gegen geltendes NS-Recht verstießen, das drakonische Strafen für abweichendes Verhalten androhte. Die Kriegsgerichtsbarkeit der NS-Wehrmacht fällte Tausende von Todesurteilen und schwere Zuchthaus- und Gefängnisstrafen. So die Opfer nicht hingerichtet wurden, drohte ihnen u. a. die Versetzung zu militärischen Straf- bzw. Bewährungseinheit oder die Verlegung in die berüchtigten Emslandlager.

Nach der Befreiung durch Niederlage wurden die Urteile der Opfer der NS-Militärjustiz nicht aufgehoben, die Verurteilten galten lange als vorbestraft.

Nach zehnjähriger Auseinandersetzung wurde die große Zahl der Marburger Kriegsdenkmäler am 1. September 1999 durch die offizielle Enthüllung des Marburger Deserteure-Denkmals "ergänzt". Die Kritik am Mut der Deserteure verstummte auch in Marburg trotzdem nicht. Es dauerte noch einige Jahre, bis sich die politisch entscheidenden Kreise in der Bundesrepublik Deutschland entschließen konnten, fast alle Opfer der NS-Militärjustiz zu rehabilitieren.

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Antikriegs-
tag 2004
Die Arbeit um Wiedergutmachung und Verhinderung von Wiederholung endet selbstverständlich nicht an den Stadt- oder Landkreisgrenzen - und auch nicht an Staatsgrenzen. Im Jahre 2003 erschien in Österreich eine am Institut für Staatswissenschaften der Universität Wien erarbeitete grundlegende Studie zu österreichischen Opfern der NS-Militärjustiz. Sie gibt einen fundierten Überblick über viele Gebiete der NS-Militärjustiz und muss in Breite und Tiefe als Maßstäbe setzend bewertet werden. U.a. wurde darauf verweisen, dass in Österreich Verurteilungen durch Wehrmachtgerichte immer noch als Vorstrafen gelten. Eine Rehabilitierung und Entschädigung konnte immer noch nicht durchgesetzt werden.

Zwei der Autoren der österreichischen Studie konnten als Referenten gewonnen werden. Thomas Geldmacher und David Forster werden die hauptsächlichen Ergebnisse der Studie vorstellen, sowie den Stand der Rehabilitations- und Entschädigungsdebatte in Österreich referieren. Roland Müller, der für seine Bemühungen um die Deserteure in Marburg bekannt wurde, wird über die Diskussionen, Wege und Ergebnisse zur Rehabilitation und Entschädigung der Opfer der NS-Militärjustiz in Deutschland sprechen.

VeranstalterInnen und UnterstützerInnen:

Geschichtswerkstatt Marburg e.V., AStA Marburg - Referat für Antifaschismus und Antirassismus; Deutsche Friedensgesellschaft - Vereinigte Kriegsdienstgegner/-innen (DFG-VK) Marburg; DFG-VK-Bildungswerk Hessen; Café Trauma; Ver.di FB Medien OV Marburg; DGB Kreisverband Marburg-Bieden-kopf; Radio Unerhört Marburg; Projekt "NS-Justiz in Deutschland und Österreich" an der Philipps-Universität Marburg



E-Mail:   dfgvk@lahn.net
Internet: http://www.lahn.net/dfgvk/
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