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Antikriegs-
tag 2004


vom:
05.09.2004


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Antikriegstag 2004:

  Reden/Kundgebungsbeiträge

Rede in Bremen im Gewerkschaftshaus am 1. September 2004

Zum Friedenstag 2004

Kurt Pätzold (Bremen)

Mehrfach wurde in der Bundesrepublik im Jahre 2004 herausragender geschichtlicher Ereignisse gedacht. Am 6. Juni geschah das aus Anlass des 60. Jahrestags de Invasion, der Landung oder - der Begriff wurde freilich in den Berichten meist gemieden - der Eröffnung der Zweiten Front. Bundeskanzler Gerhard Schröder reiste in die Normandie. Am 20. Juli fanden Veranstaltungen statt, die dem - ebenfalls - 60. Jahrestag des missglückten Attentats auf Hitler galten. Wie alljährlich konzentrierte sich das Gedenken auf den zentralen Ort der Handlung, das Gebäude in der Berliner Stauffenbergstraße. In den ersten Augusttagen wurde an den 90. Jahrestag des Beginns des Ersten Weltkriegs erinnert, nicht an einem besonderen Ort. Schließlich richtete sich der Blick zurück auf den in Blut ertränkten Warschauer Aufstand, der auch 60 Jahre zurücklag. Der Bundeskanzler flog nach Warschau. Und eben noch jährte sich der Befreiungstag von Paris im Jahre 1944. Nun also, auf den Tag genau, lässt sich an den Überfall der Wehrmacht auf Polen denken, mit dem vor 65 Jahren der Zweite Weltkrieg begann. Dieser 1. September gilt - heute wohl nur noch einer Minderheit von Deutschen - als besonderes Datum. Nach dem Kriegsende war das anders. An diesem Tage, der auch zum Weltfriedenstag erklärt worden war, fanden häufig große Kundgebungen und Demonstrationen statt, deren zentrale Losung lautete "Nie wieder Krieg". Mit dem Blick auf den nur wenige Jahre zurück liegenden Krieg dichtete Johannes R. Becher im Text der Hymne der DDR - ich habe ihn oft gesungen -, ... dass nie eine Mutter mehr ihren Sohn beweint". Auf Märken und anderen Plätzen schworen Frauen, ihre Söhne nie wieder für den Tod auf Schlachtfeldern herzugeben.

Von den Deutschen ist gelegentlich zu lesen, sie seien geradezu geschichtsversessen. Was kann gemeint sein? Und worauf gründet sich die Kennzeichnung? Schwer zu sagen. Gewiss ist, dass nur noch eine Minderheit der Bevölkerung an die Geschehnisse zwischen 1939 und 1945 eigene sichere Erinnerungen besitzt. Wer 1939 15Jahre alt war, zählt heute 80 Jahre und wer bei Kriegsende das 15. Lebensjahr erreicht hatte, dem steht sein 75. Geburtstag bevor. Eine jüngst in Österreich vorgenommene Untersuchung und Befragung ergab, das sich dort noch 8 Prozent der Bevölkerung an die Kriegsjahre zu erinnern vermochte. In Deutschland dürfte das nicht anders sein. Bald wird es Gedenktage mit Zeitgenossen, die als Zeitzeugen berichten können, trotz aller in unseren politischen Breitengraden erreichten Lebensverlängerung nicht mehr geben. Treffend hat Kurt Goldstein, Kommunist, Emigrant, Spanienkämpfer, Häftling in Konzentrationslagern in Frankreich und Deutschland, Überlebender von Auschwitz und Buchenwald seinem Buch den Titel gegeben "Fragt uns, wir sind die Letzten".

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Antikriegs-
tag 2004
Ist heute von Erinnern die Rede, dann wird immer weniger das Sich-erinnern-Können gemeint. Das Wort hat einen Bedeutungswandel erfahren. Gemeint ist vielfach die Beschäftigung mit einer Geschichte, die nicht mehr zum eigenen Erleben gehört, sondern zu dem der Väter, häufig auch bereits dem der Groß- und Urgroßväter und -mütter. Wer von den Nachgeborenen unternimmt das, wer unterzieht sich dieser Anstrengung, die doch die Hinwendung zur Geschichte, wenn sie nicht auf bloße Unterhaltung und Ablenkung aus ist, erfordert? Und was wird für diese Beschäftigung angeboten?

Für die meisten Deutschen heißt dieses Angebot Zweites Deutsches Fernsehen und Knoop. Deren und die von der Konkurrenz erzielten Einschaltquoten sind beachtlich. Den Stauffenberg-Spielfilm der ARD sahen zu Jahresanfang bei der Erstsendung mehr als 7 Millionen Fernsehende, dazu eine Million in Österreich. Dabei sind die unter Dreißigjährigen deutlich und auch prozentual in der Minderheit. Das liegt an ihren Gewohnheiten, ihren Interessen, wohl aber auch an ihrer Beanspruchung während des Arbeitstages. Bei einer Debatte, die im vergangenen Jahr in Mainz auf Einladung der deutschen Sektion der internationalen Kommission zur Erforschung der Geschichte des Zweiten Weltkrieges zwischen Historikern und Fernsehmachern stattfand, erklärten Spezialisten der historischen Dokumentationsserien, die stets auch das Buch zum Film herausgeben, eine Forderung der Historiker zurückweisend: Wer zur besten Sendezeit mindestens 4 Millionen Zuschauer vor die Geräte bringen wolle, könne Zusammenhänge nicht bieten, also Ansprüche, die auf ein tieferes Verständnis von geschichtlichen Ereignissen und Prozessen zielen, nicht befriedigen. Das konnte nicht anders denn als Rechtfertigung eines Blicks in die Geschichte verstanden werden, der an der Oberfläche bleibt und nach dem Woher und dem Warum, nicht fragt. So ging man auch, unverfeindet, auseinander.

So klafft zwischen dem, was die Geschichtswissenschaft vorlegt, und dem, was für den Massenkonsum bestimmt ist, eine größer werdende Kluft. Der Laie vermag beides kaum zu sondern, in den Buchhandlungen trifft er auf das eine wie das andere im gleichen Regal. Zudem: Der Ausstoß an Geschichtswerken ist beachtlich und nahezu unübersehbar. Zu den Jahrestagen erschien wiederum eine Fülle von Literatur, ausgenommen übrigens die Landung in der Normandie. Zum 20. Juli hingegen gab es geradezu eine Schwemme von Nachdrucke älterer Bücher, was auch daran lag, dass es kaum noch ungenutzte Quellen für weiterführende Forschungen gibt. Anders - vielleicht merkwürdigerweise - für den Ersten Weltkrieg, über den neue Dokumente und Analysen vorgelegt wurden. Doch kein aus Anlass der Jahrestage erschienenes anspruchsvolleres Werk eines Historikers wurde, was man einen Bestseller nennt. Das erreichte indessen Wibke Bruns mit einem Text, der die Geschichte ihrer Familie erzählt, mit dem im Vordergrund des Interesses stehenden Vater, der als ein Mitwisser der Verschwörung hingerichtet wurde. Das Buch rangiert seit Monaten auf den Listen der meist verkauften Bücher. Eine andere Ausnahme bildete 2002 das Buch Jörg Friedrichs, das die Geschichte des Luftkriegs Großbritanniens und der USA gegen deutsche Städte zum Gegenstand hatte. Das führt zu der Frage: Worauf ist der Blick der Deutschen in die Vergangenheit konzentriert? Worauf wird er von Presse, Fernsehen und Film ausgerichtet? Was aus der Geschichte der Vorfahren kommt vor Auge und Ohr der Nachgeborenen?

Diese Frage ließ sich in der zweiten Hälfte der neunziger Jahre anders beantworten als derzeit. Die Ausstellung Verbrechen der Wehrmacht in ihrer ersten Fassung, eröffnet im Jahre 1995, und auch die Debatte um die (symbolische) Entschädigung der Zwangsarbeiter stießen einen zum Teil erbittert geführten und bis auf die Straßen getragenen Streit über die Rolle der Mehrheit der Deutschen zwischen 1933 und 1945 und insbesondere während der Kriegsjahre an. Für die Geschichtswissenschaft war es längst unabweisbar, dass die Zahl der deutschen Militärangehörigen und Zivilisten, die an Verbrechen beteiligt gewesen waren, ungleich größer angesetzt werden musste, als gemeinhin angenommen wurde. Die Ausstellung stieß mit ihren Bildern nachdrücklich auf diese Tatsache. Es gab eine Diskussion, die auch hier Bremen, etwa in der Tageszeitung, kontrovers geführt wurde. Dabei ging es nicht darum, wie demagogisch behauptet worden ist, aus jedem Wehrmachtssoldaten einen Verbrecher zu machen oder die Deutschen, das ist auch in Unwort, zum Tätervolk zu erklären oder die Nachgeborenen mit Handlungen und Unterlassungen zu belasten, die nicht auf ihr Konto gehen und gehören. Die Frage, die gleichsam hinter den Bildern der Ausstellung sich erhob, lautete: Wie wurden Menschen, denen das doch nicht an der Wiege gesungen worden war, zu Instrumenten einer verbrecherischen Politik? Und: Ist dieser massenweise Prozess wiederholbar? Wie steht es um Sicherungen gegen eine Wiederkehr in welcher Form auch immer? Es ging nicht um Gleichmacherei, nicht um Verurteilung von - zumeist - Toten, nicht um Brandmarkung, nicht um den Pranger, nicht um den Fluch über Gräbern, sondern um Nachdenklichkeit und Beunruhigung, um die Verabschiedung von bequemer Selbstzufriedenheit.

Dieser Abschied war kurz.

Ist heute von Geschichte die Rede, wird nicht versäumt zu sagen: Wir, die Deutschen, haben unsere Lektion gelernt? Eine Feststellung, die mitunter stillschweigend den Zusatz erfährt, nun sind "die anderen" an der Reihe. Sagt im Ausland jemand, die Deutschen seien Meisterschüler der Geschichte, wird das mit Vorliebe zitiert. Lautet die Feststellung aber anders, wie eben in einem Artikel einer britischen Zeitung, deren Berliner Korrespondenz mit Bezug auf den demnächst in die Kinos gelangenden Hitlerfilm "Der Untergang" schrieb, die Deutschen würden durch die Betonung ihrer Kriegsleiden von der Frage der Kriegsschuld weglenken, dann wird hintersinnig gefragt: Hat der Mann den Film überhaupt schon gesehen und darauf verwiesen, dass die Zeitung kein kritisches Verhältnis zu "Bomber-Harris", dem Oberkommandierenden der britischen strategischen Luftstreitkräfte im Zweiten Weltkrieg, einnähme.

Kurzum, in der Betrachtung der Geschichte der Jahre 1939 bis 1945 ist ein Perspektivenwechsel vor sich gegangen. Nicht von den Tätern, sondern von den Opfern ist die Rede und Deutschland hat davon aus jenen Jahren wahrlich genug zu beklagen. Sie zählen nach Millionen. Kriegstote an den Fronten, Tote infolge des Luftkrieges, Tote auf der Flucht und durch Vertreibung, Verstorbene in der Gefangenschaft. Wer wollte das bestreiten? Wer es vergessen machen? Diese Wende von der Frage nach den Tätern und ihren Untaten zur Hervorhebung der Opfer geht mit der Verbreitung von Unwahrheiten einher. Es sei ein Tabu gebrochen, wird behauptet, und nun sei Zeit "auch darüber" zu reden. Dieses Tabu ist eine Erfindung, es existierte nie. In Romanen, Novellen, Gedichten, Memoiren, in Filmen und auf viele andere Weise ist an die deutschen Opfer erinnert worden. In den gedruckten Geschichtsbüchern vieler Städte war von ihnen die Rede. In Dresden - also im kommunistischen Tei Deutschlands, wo das ja besonders verboten gewesen sein soll - fanden Jahr für Jahr am Tage der weitgehenden Vernichtung der Stadt unter Beteiligung vieler Organisationen und der Kirchen staatlich organisierte Gedenkfeierlichkeiten statt, die zu Friedhöfen führten. Niemand konnte in eine deutschen Stadt dieses Erinnern verbieten. Das Tabu-Gerede mag bei den einen nur Reklame sein, die den Eindruck von etwas Neuem hervorrufen und Verkaufserfolg eintragen soll, bei anderen ist es ein Vorwurf an ungenannte Andere, Ausländer natürlich, die das Trauern den Deutschen angeblich verboten haben, bei Dritten hat es ein antijüdisches Vorzeichen und geht mit der Behauptung einer: Ja von den toten Juden, vom Holocaust durfte landauf landab geredet werden, aber von den Deutschen nicht, die seien Tote zweiter Klasse gewesen. Es sind nicht nur in diesem Falle die mitschwingenden Untertöne, welche die "Musik" machen.

Die Frage ist, welche Überlegungen sich an die Tatsache knüpfen, dass so viele Deutsche in den beiden Weltkriegen umkamen. Und ob sich daran überhaupt Nachdenken schließt. Zu einem erheblichen Teil erscheint das Resultat als Nullsumme. Der in den Dokumentationsserien, in Bild-Text-Bänden reichlich gebotene Anblick von Kriegselend und Kriegstoten, die Aussagen alter Männer, die vor Fernsehkameras unter Tränen über den Alltag in den Kellern unterhalb der Ruinen von Stalingrad berichten, die Bilder von den Leichenstapeln, die auf dem Dresdner Altmarkt verbrannt wurden, mögen Abscheu und Ekel vor dem Krieg erzeugen. Erkenntnisse vermitteln sie nicht. Dahin könnten Kommentare führen, würden sie sich nicht zumeist in Worten wie: irrsinnig, sinnlos, schauderhaft, gespenstisch und ähnlichen erschöpfen und würde auf diese Weise den Nachgeborenen nicht der Eindruck erweckt werden, sie würden für einen Moment in eine ferne, fremde, ihnen unverständliche und nicht zu begreifende Welt entführt.

Die Erzeugung von Gefühlen, die sich gegen Kriege richten, ist sicher ein Fortschritt, misst man sie an der Ausrichtung der Gefühlswelt, die den Vorfahren zuteil wurde, denen Kriege als große Erlebnisse, ja den Männern als Lebenshöhepunkte dargestellt und der Kriegstod verherrlicht und geheiligt wurde. Indessen ist es wahr, dass Gefühle in aller Regel sich als instabile erweisen denn gewonnene Erkenntnisse und als unverlässlicher denn erarbeitete Überzeugungen. Sie sind - wie vielfach erweisen - leichter auszuhebeln. Ja, man verabscheut den Krieg, aber dann kommt ein Reichs- oder Bundeskanzler oder Außenminister der erklärt: Ich auch. Aber: Leider kein anderer Weg, es gibt keine ohne Alternative, wir müssen zu den Waffen greifen. Was dann mit den Gefühlen, den "übereinstimmenden"?

Die Darstellung der Deutschen als Opfer geht nicht so selten, und je weiter man politisch nach rechts kommt um so mehr, mit dem Verweis einher: "Die anderen auch" und das soll besagen, mit welchem Recht kommen "die" daher und reden von Verbrechen der Wehrmacht und der Besatzungsorgane. Sie sollen sich um ihre Geschichte kümmern. Das gipfelt in unverhohlenen Belehrungen, wie die Mächte der Anti-Hitler-Koalition am Tage ihres Sieges über Deutschland in der sprichwörtlichen weißen Weste hätten dastehen können. Was wäre denn passiert, wird unverhohlen gefragt, wenn die Bombenangriffe auf deutsche Städte unterblieben wären? Und die Antwort lautet: Dann hätte der Krieg etwas länger gedauert, es wären zwischen Ostpreußen und dem Saarland ein paar Tausend Soldaten der gegnerischen Armeen mehr gefallen, aber das Naziregime doch zur Strecke gebracht worden. Die Mütter der Soldaten in Arizona oder im Ural oder im schottischen Hochland kommen in dieser "Rechnung", die Jörg Friedrich anstellt, nicht vor. Die Trauer ist sozusagen nationalisiert, verdeutscht und verkommen. In einer Veranstaltung in Strausberg bei Berlin fragte mich unlängst ein junger Mann aus einer rechtsextremen Gruppe, die sich zum Thema Streit um die Wehrmacht eingestellt hatte, was denn ein Deutscher auf einem sowjetischen oder US-amerikanischen Soldatenfriedhof zu suchen habe. Der hat sich geäußert, andere fragen nicht, sie verhalten sich, wovon sich Urlauber auf Kreta überzeugen können, wenn sie an einem Sommertag die Besucherzahl auf dem deutschen und dem britischen Friedhof vergleichen, auf denen die Gefallenen der Kämpfe um die Insel 1941 begraben wurden.

Wenn von den deutschen Opfern namentlich des Zweiten Weltkrieges die Rede ist, sind zwei Gruppen zu unterscheiden. Die eine Gruppe ist an dem, was ihnen widerfuhr absolut schuldlos. Auf sie trifft der Begriff Opfer ohne jede Einschränkung zu. Dazu gehören die Kinder und die Jugendlichen die auf das Geschehen keinerlei Einfluss genommen haben und auch die Menschen, die durch körperliche oder geistige Krankheit unfähig waren, handelnd einzugreifen. Sie waren in die Ereignisse unverdient und unverschuldet geworfen. Für die Mehrheit der Deutschen aber gilt, dass sie - in unterschiedlichem Maße - zu entscheiden vermochten, wie sie sich gegenüber den Herausforderungen ihrer Zeit verhielten. Diese Entscheidungen sind in ihrer Summe so ausgefallen, dass das Naziregime die Kraft gewann, einen Krieg ohne Beispiel zu führen und Anstrengungen von Millionen und Abermillionen Soldaten aller Kontinente erforderlich waren, es aus der Welt zu schaffen. Die Mehrheit der Deutschen war, bevor auch sie Opfer wurde, Instrument dieses aggressiv-kriegerischen Staates geworden. Das unterscheidet sie von allen anderen Opfern von Faschismus und Krieg, den polnischen, französischen, welchen auch immer. Das kann mit der Formel: tot ist tot und ähnlichen nicht als unwichtig beiseite geschoben werden.

Der jeweilige persönlich Anteil am Aufkommen des Faschismus und am Weg in den und im Krieg, das wird in der ganzen Debatte auch und vielfach absichtsvoll vergessen, ist von höchst unterschiedlichem Gewicht. Da sind diejenigen, die Hitler und seine Clique an die Staatsmacht brachten, und die anderen, 13 Millionen, die ihn in der Republik 1932 wählten, sodann die - ein Vielfaches davon zählenden Massen, die ihm zujubelten, ihn verehrten, ihn für den Retter Deutschlands, für einen Erlöser der Nation, für den größten Führer und Feldherren aller Zeiten hielten usw. Und da sind die Kriegsbegeisterten, die "Helden". Und nicht zu vergessen: die Richter und Henker, die Wissenschaftler und Journalisten, die Schriftsteller und Dichter und Künstler, die Angehörigen verschiedenster Gruppen der Elite, die Faschisten waren oder sich alsbald zu dienstbaren Geistern der Machthabenden machten. Von diesen Rollen, so wenig sie gleichzusetzen und gleich zu bewerten wären, kann nicht abgesehen werden. Und wieder nicht wegen der Anklage, sondern wegen der sich daran knüpfenden Frage: Und wie wurden sie Instrumente, warum machten sie sich dazu oder ließen sich dazu machen?

Haben die Deutschen darauf wirklich eine Antwort gefunden und diese Prozesse und Biografien verstanden? Haben sie - um die Behauptung nun zu hinterfragen - ihre Lektion wirklich gelernt? Und was wäre denn der Maßstab, was da Kriterium dafür, dass das Pensum bewältigt ist? Worauf gründet sich das Zeugnis, das doch keine Prüfungskommission ausstellt? Wo sind die Beweise? Vielleicht und überzeugend: In der unbestreitbaren Tatsache, dass es in diesem Lande niemanden gibt, den es nach Krieg gelüstet. Kriegspropaganda steht unter Strafe wie die Verbreitung von Rassismus. Die deutschen Regierungen traten für einen inzwischen 25 Staaten umfassenden europäischen Zusammenschluss ein, der Kriege gegeneinander ein für alle Mal ausschließen soll. Sind Beweise des Wandels nicht auch die erwähnten Einladungen des Bundeskanzlers nach Frankreich und nach Warschau. Und das neue Verhältnis zu den Nachbarn, deren Ländern seit Jahrzehnten beliebte Reise- und Urlaubsziele sind. Und das Leben von Millionen Ausländern in Deutschland, wenn es auich die Kennzeichnung Zusammenleben nur bedingt rvedient. Wer die Geschichte - etwa nur die der Erbfeindschaft gegen Frankreich und die Franzosen - kennt, wird die Veränderungen zu schätzen wissen und sie nicht als selbstverständlich hinnehmen und abtun.

Aber: Wie ist es mit der Haltung der Deutschen 1999 zum Krieg gegen Jugoslawien und 2003 zum nicht beendeten Krieg gegen und im Irak? Was besagt und welche Perspektive verkündet die These, deutsche Interessen müssten am Hindukusch verteidigt werden? Sind Haltungen und Denkweisen, die sich darin äußerten, aus der - mit Verlaub - "Benotung" auszunehmen? Und wie ist es mit den gezählten 4.000 braunen Marschierern vom vorvergangenen Samstag in Wunsiedel, denen 2003 das Bundesverfassungsgericht das Gedenken für Rudolf Heß gestattet hatte, worauf in diesem Jahr bereits im Vorfeld Organe der bayerischen Justiz die Genehmigung erteilten? Und wie ist das mit dem Bundestagsabgeordneten der CDU, Hohmann, über dessen weitere Parteimitgliedschaft sich seine Parteifreunde so lange nicht schlüssig werden konnten? Wovon spricht der zähe Streit um Namen von Kasernen und Waffen der Bundeswehr und die Tatsache, dass die dort lebenden Offiziere und Soldaten nicht längst dafür gesorgt haben, dass die "Helden" des Ersten Weltkrieges - Generalfeldmarschall Mackensen - und des Spanien- und des Zweiten Weltkrieges - Flieger-,As" Mölders - verschwanden? Können diese und eine Reihe weiterer Tatsachen in einer redlichen Bilanz unberücksichtigt bleiben? Müssten nicht, es wird in dieser Gesellschaft nach so vielem gefragt - vom Verhalten im Bett bis in die Wahlkabine -, noch einige Forschungen vorausgehen, bevor solcher nationaler Schmuck angelegt wird?

80 Prozent der deutschen Schüler, wurde auf einer Konferenz unlängst erwähnt, wissen etwas mit dem Namen Stauffenberg anzufangen, was eine französische Teilnehmerin freundlich kommentierte, die sagte, sie wisse nicht ob 80 Prozent der jungen Franzosen gleiches mit dem Namen de Gaulle vermöchten. Die Angaben der österreichischen Ermittlungen, die erwähnt wurde, besagen, u.a., dass in mehr als der Hälfte der Familien nie über den Zweiten Weltkrieg gesprochen werde, dass etwa die gleiche Zahl sich über ihn zugegebenermaßen schlecht unterrichtet zeigt und 40 Prozent diesen Zustand nicht als einen Mangel empfinden. Vor allem die letzte Zahl verdient Interesse. Offenkundig muss Aufklärung, soll sie weiteste Schichten und gerade die jüngsten Generationen erreichen, heute damit beginnen, zu erklären, dass der Beschäftigung mit den schwerwiegenden Ereignis des letzten Jahrhunderts eine aktuelle Bedeutung zukommen und einen Gewinn für eigenes Verhalten in der Gegenwart besitzen kann.

Freilich gilt das nicht für jede Beschäftigung und - von den Herstellern des Films eingestanden - auch nicht für den Gang in die Kinos, in denen demnächst der Film "Der Untergang" gezeigt werden wird. Schon dessen Ankündigungen zeugen von einer bemerkenswerten Abstinenz. Vorab hat der Drehbuchautor und Regisseur erklärt und die Journalisten, die den Film sahen, haben es ihm bestätigt: Dieser Film, von dem geschrieben wurde "Mehr Hitler war nie" (Die Zeit), gibt weder Interpretationen noch Deutungen, er enthält keine Botschaft, und Eichinger wörtlich: "Wenn der Film einen Wert hat, dann ist es der, dass er keine Wertung hat." (Frankfurter Allgemeinen Sonntagzeitung) Es werde, war zu lesen, dem "mündigen Bürger" vertraut, der jetzt wie die Zeit reif sei, sich mit Hitler "Auf Augenhöhe" einlassen, ihm "in die Augen schauen" (Die Welt) usw.

Merkwürdig, dass in derlei Zusammenhängen wiederholt von den,Mündigen" geredet oder geschrieben wird, während in ungleich einfacheren Fällen dem Bürger alles missversteht und er falsche Informationen von Populisten aufsitzt, worauf von staatswegen Erklärungen angeboten werden. Dies geschieht soeben im Falle von "Hartz IV", der als alternativlos ausgegebenen Reform, von der gesagt wird, dass sie das Sozialsystem erhalte, das sonst unterzugehen drohe. Die Bürger sind in deutscher Geschichte offenbar besser beschlagen als in Gegenwartskunde oder Politik. Das Denken offenbar auch die Macher des ebenfalls erst noch seine Premiere erlebenden Films "Des Goebbels-Experiment", wird doch auch von ihm gesagt, er verzichte auf jede "didaktische Ansätze".

Im Klartext heißt das: Wir erzählen euch in Bilden und Dialogen Geschichte, wie es eben so gewesen ist und wie der Hitler so war, bieten aber keine Zusammenhänge, handeln nicht von den Quellen und nicht von den Ursachen. Die Fragen nach dem Woher und dem Warum, die Kernfragen an die Geschichte werden auch nicht versuchsweise beantwortet, sie werden nicht einmal gestellt. Sie können in einer Geschichte aus dem Berliner Führerbunker auch nicht erörtert werden, nicht durch die Vorführung einer exklusiven Gesellschaft, die sich von der allgemeinen Gesellschaft weg und unter die Erde zurückgezogen hat. Diese Art, deutungslos Geschichte zu präsentieren, sie zum bloßen Unterhaltungs-, Grusel- und Ekel-und-Abscheustoff zu machen, stößt freilich auf Widerspruch derer, die - glücklich über die 1990 ostwärts bis zur Oder gewonnene Deutungshoheit - damit die geistigen Lenkungsinteressen der herrschenden Eliten nicht befriedigt sehen. Die Zeit gibt dem Ausdruck und konstatiert nach dem Blick in den Bunker: "Dieses Deutschland, in dem Hitler möglich war, erscheint dem Zuschauer gänzlich verschwunden." Jedoch: Ein Film mit diesem Gegenstand dürfe nicht nur zum Staunen bringen, sondern müsse zum Verstehen beitragen, wozu es auch der "Rekonstruktion der politischen Strukturen" bedürfe. Sicher, und gewiss nicht nur dieser allein. Der Film, und das scheint mir in allen Vorabkommentaren der entscheidende, aber werde niemanden besorgt machen, "dass Ähnliches noch einmal kommen könnte". Für das aufklärerische und aufgeklärte Bürgertum war die Forderung Rerum cognoscere causas, den Dingen auf den Grund kommen, ein unabdingbarer Grundsatz ihres Denkens. Friedrich Schiller fragte in seiner Jenaer Antrittsvorlesung "Warum und zu welchem Ende studiert man Universalgeschichte". Und zweihundert Jahre später?

Das führt zu der Frage nach der Rolle der Geschichtswissenschaft und der Historiker zurück: Geht von denen und ihren Publikationen nicht ein Druck aus, von dieser Schmal- und Beikost wegzukommen? Es scheint, dass auch in der Zunft die Frage nach dem Warum geschichtlicher Ereignisse und Prozesse weithin abhanden gekommen ist. Zwei eklatante Beispiele. Das Militärgeschichtliche Forschungsamt der Bundeswehr veröffentlichte 2002 eine Sammlung vergleichender Studien über den Ersten und den Zweiten Weltkrieg. Die beiden Großereignisse wurden unter den verschiedensten militärischen, kulturellen, alltagsgeschichtlichen Gesichtspunkten zueinander in Beziehung gesetzt. Behandelt werden die Wirtschaftsplanungen, die Mobilmachungen, der Anteil der Frauen, die jeweiligen militärischen Planungen, die Militärjustiz, die Mangelwirtschaft und vieles andere. In dem dickleibigen Band äußerte sich niemand zu einem Vergleich der Kriegsursachen und auch nicht zu den Kriegszielen. Natürlich will da niemand an Vergesslichkeit glauben oder sie unterstellen.

In einer Enzyklopädie zur Geschichte des Ersten Weltkrieges, einem herausragenden Band, der den Stand der wissenschaftlichen Forschungen aus internationaler Sicht erfasst, finden sich unter mehreren hundert Stichworten das Kriegskochbuch, die Kriegsmaler, die Kriegsneurosen und viele andere mehr, aber der Begriff Kriegsursachen nicht. Und das Stichwort Kriegsziele beginnt mit dem von dem kürzlich verstorbenen Wolfgang Mommsen, der zu den erstrangigen Spezialisten der Materie gezählt wird, formulierten Satz: "Keine der europäischen Mächte verfocht vor Kriegsbeginn konkrete territoriale Annexionsziele, welche ihre Entscheidungen, zu den Waffen zu greifen, maßgeblich beeinflusst haben." Das ist ein eindeutige Aussage und zugleich ein listiger Satz. Keine konkreten Ziele? Und wie war dass dann mit den allgemeinen? Was besagte die Formel des deutschen Reichskanzlers vom "Platz an der Sonne", der errungen werden müsse? Verbanden sich damit keine konkreten, sondern einzig nebelhafte Ziele. Heute heißt, wir werden dazu gleich ein Wort noch zu sagen haben, "Platz an der Sonne" übrigens "Standort" und die Vorstellungen, um welche Weltmärkte gekämpft werden müsse, sind keineswegs nebulös.

Jüngst erwarb sich der Leipziger Universitätsverlag das Verdienst, eine dreibändige Geschichte des Ersten Weltkrieges, erarbeitet und erschienen in den sechziger Jahren, entstanden in einer Arbeitsgruppe des Akademie-Institut für Geschichte der DDR unter Mitwirkung weiterer Fachleute - die Bände waren wegen Papiermangels schon zu DDR-Zeit vergriffen -, wieder herauszugeben. Vorsichtig formuliert der Leiter des Unternehmens Fritz Klein am Schluss seines eigens dafür geschriebenen Vorwort: "Längere Zeit hindurch schien die ... These von der Hauptverantwortung Deutschlands für den Krieg einigermaßen gesicherte Erkenntnis. Neue Tendenzen in jüngster Zeit scheinen die kritische Sicht zumindest aufweichen zu wollen. ... Alte Muster scheinen wieder auf, eine Tendenz, die sorgfältiger Analyse bedarf." (Vorwort, S. XVIIIf.) Im Klartext, wie auf sozialem Feld ein Abbau von Errungenem vonstatten geht, so auch auf dem geistigen und es muss nach dem Zusammenhang beider Vorgänge gefragt werden. Der damalige CDU-Bundestagsabgeordnete Hohmann hat das in seiner vielfach missinterpretierten Rede offen gesagt und er war damit vom Hauptstrom der neuen Volksbildung gar nicht himmelweit entfernt. In seiner Rede zum 3. Oktober hatte er auseinandergesetzt, dass das Ziel, Deutschland im internationalen Konkurrenz- und Vormachtkampf ganz nach vorn zu bringen, mit einer gebeugten Nation nicht erreicht werden könne. Deshalb solle die Last abgeworfen werden, die er in einem selbstkritischen Geschichtsbild erblickt. Das Hauptziel des Antisemiten war nicht die Diffamierung Israels und der Juden, sondern die geistige und mentale Konditionierung der Deutschen für die Verteidigung und Erweiterung des so genannten Standortes. Darin erwies sich eine Verwandtschaft mit den Nazis im Ziel, die rassistische und antisemitische Lehren auch nicht um deren selbst willen verbreiteten.

Im Konkreten gilt der Abbau auf dem Felde der Geschichtsbetrachtung den Leistungen des Hamburger Historikers Fritz Fischer, der 1964 sein berühmt gewordenes Buch Griff nach der Weltmacht veröffentliche. Zwei seiner Grundthesen führten zu den rüdesten Angriffen auf ihn: die eine lautete, Deutschland trüge die Hauptverantwortung für den Ersten Weltkrieg und zweitens von diesem gäbe es eine kontinuierliche Linie zum zweiten. Er zerriss das Bild vom Hineinschlittern und Hineinstolpern in den Krieg, der 1914 begann und den angeblich keiner, gewiss aber nicht die kaiserliche deutsche Regierung gewollt oder gar planmäßig vorbereitet habe. Und auch das andere, wonach Hitler ein "Betriebsunfall" und ein Import aus Österreich gewesen sei. Er stellte den "Führer" in eine unheilvolle Linie deutscher imperialistischer Politik.

Indessen werden Bücher über den Ersten Weltkrieg in renommierten Verlagen auch noch aus anderen Interessen herausgegeben. Einer der neuen Titel heißt Heldenprüfung und wir mit folgendem Werbetext angeboten: "Deutsche Tornados über Serbien, Kriegsschiffe am Horn von Afrika, schwerbewaffnete Soldaten in Afghanistan: Internationale Kriege mit deutscher Beteiligung sind heute Realität. Das stellt Deutschland vor die Frage nach der Bewertung militärischer Leistungen: Was ist Heldentum?" Auch der Autor, ein über Jahre bei Tageszeitungen einflussreiche Journalist und Redakteur, gibt für seinen Rückblick in den Krieg der Jahre von 1914 bis 1918 eine offenherzige aktuell-politische Begründung. Es scheinen ihm die deutschen Soldaten, die bei ihren Einsätzen im Ausland mit den Kameraden anderen Staaten zusammentreffen, im unverdienten Nachteil. Diese hätten ihre Kriegshelden, die unseren nicht. Da möchte er Abhilfe schaffen, hat sich auf Heldensuche begeben und ist fündig geworden. Sein Angebot umfasst Ernst Jünger, den Pour-le-merite-Ordensträger und späteren Feldmarschall Hitlers Erwin Rommel, den Kampf-, späteren Kunstflieger und Filmhelden, Ernst Udet, der es als Generalluftzeugmeister zum für die Ausstattung der Naziluftwaffe verantwortlichen General brachte, den Kolonialkrieger Paul von Lettow-Vorbeck, dazu den Befehlshaber der Aufklärungsflotte in der Skagerak-Schlacht 1916, Admiral Franz von Hipper und den als "Seeteufel" legendären Kaperschiffskapitän Felix Graf Luckner. Mit einigen diesen Figuren wurde schon die so genannte Hitlerjugend-Generation groß und verführt. Die Fragen: Was für ein Krieg? In wessen Diensten? Für welche und für wessen Kriegsziele sind natürlich auch nicht Themen dieses Buches.

Nächst den Kriegsursachen und den Kriegszielen gibt es einen zweiten wichtigen Komplex, der weitgehend aus dem Geschichtsbild von den beiden Weltkriegen geraten ist. Das ist die Erforschung der Alternativen, die es jeweils zum Weg in den Krieg doch gegeben hat und mit ihnen auch die Darstellung der Kräfte, die sich für die Behauptung des Friedens einsetzten. Eine Ausnahme stellt der Blick auf den 20. Juli 1944 dar, doch ging es da bereits um den Weg für einen Ausstieg aus einem verheerenden Krieg, um den Rückweg zum Frieden, nicht um dessen Behauptung. Doch wie war das vor 1933 und noch 1935 und 1938? Kaum jemand besitzt ein Bild von den ausgelassenen und vertanen Chancen, doch gerade in diesen Bezirken, in denen das Denken auf Wegscheiden und Kreuzungen stößt, liegen auch die ergiebigsten Möglichkeiten, aus Geschichte zu lernen. Da muss von den Kräften, die sich nicht durchgesetzt haben, gehandelt werden und von den Ursachen für ihr Scheitern. Von der Geschichte der Sozialdemokratie am Beginn des 20. Jahrhunderts und ihrem "Umfall" im August 1914, von der gespaltenen, verfeindeten und sich bekämpfenden Arbeiterbewegung und Antikriegsbewegung in den Jahren der Weimarer Republik, wodurch eine Bedingung für den Sieg des Faschismus im Jahre 1933 entstand, von der Uneinigkeit der Mächte, die Gefahr zu bannen, die von dem sich hochrüstenden Nazistaat ausging, von den untauglichen Methoden, eine Gefahr für das Leben von Millionen abzuwenden.

Die behaupten, die Deutschen hätten ihre Lektion gelernt, geben nicht einmal an, worin diese Lektion denn eigentlich bestanden habe. Gelegentlich wird das je nach politischen Bedarf dann erklärt. Auschwitz, war vom Außenminister der BRD zu hören, hieß die eine Lektion, deren Ableitung der Jugoslawienkrieg war. Auf München wird verwiesen, wenn eine wirklich oder eingebildete oder nur konstruierte Gefahr aufgerufen und das Kriegsbeil ausgegraben wird - gegen Afghanistan oder den Irak. Demgegenüber besteht die erste Aufgabe der Friedenskräfte in der Bundesrepublik beim Blick in das verflossene Jahrhundert darin, ihre eigenen Fragen an die Geschichte zu stellen und unter ihnen allen sind zwei die wichtigsten: die nach den Kriegsursachen und die nach den Erfahrungen der Antikriegskräfte. Davon darf man sich nicht abdrängen lassen. Niemand sollte der Vorwurf schrecken, so altmodisch zu sein, und nach Ölinteressen, nach dem kein Mittel scheuendem Gieren nach Rohstoffen und Absatzmärkten zu fragen. Der Grundirrtum über uns und unsere Jahre besteht darin, dass wir den Zeiten der - um sie in zwei Namen zu fassen - Kaiser Wilhelm und Hitler - schon entronnen wären. Diese Figuren kehren nicht wieder. Doch was würde uns bezeugen, dass die Interessen, denen sie und ihre jeweiligen Cliquen Ausdruck verliehen, der Geschichte angehören?



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