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Antikriegs-
tag 2004


vom:
05.09.2004


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Antikriegstag 2004:

  Reden/Kundgebungsbeiträge

Rede zur Kundgebung am Weltfriedenstag 2004 in Naumburg

Kein Krieg im guten Umfeld

Jan Wagner (Naumburg)

Ich möchte nun versuchen darzustellen, inwiefern soziale Bedingungen Kriege erstens verursachen und zweitens uns dafür befindlich machen. Kriege abzulehnen ist trotz der vermeintlichen Zivilisation der heutigen modernen Gesellschaften kein Grundkonsens. Auch wenn uns unsere ethischen Werte oder auch unsere religiösen Moralvorstellungen eigentlich schon zu Pazifistinnen und Pazifisten machen müssten, versuchen wir, bzw. die Mehrheit der Gesellschaft, unsere Ängste, unsere Wut, unseren Alltagsfrust in Gewalt zu kanalisieren. Ich betone hierbei, dass ein solchen Verhalten erstes Symptom dafür ist, dass man auch kriegerische Auseinandersetzungen innerlich zu befürworten scheint. Und eben diese Ängste und jene Wut sind das Resultat mieser sozialer Bedingungen in dieser sich selbst als fortgeschritten bezeichnenden Gesellschaft. Und auch für eine zukünftige friedliche Bevölkerung sehe ich angesichts des aktuellen politischen Trends schwarz. Ich frage: Wie wollen wir der jungen Generation Frieden beibringen, wenn wir sie sozial bekriegen?

Sicherlich bietet Naumburg ein gutes Beispiel wie eng Gewalt und Soziales verknüpft sind. Vor ungefähr einem Jahr haben Jugendliche aus Naumburg und Umgebung stark gegen Kürzungen bei der sogenannten Jugendpauschale protestiert. Wir sammelten über 4.000 Unterschriften von Leuten, die unser Anliegen, keine Kürzungen im Sozialbereich vorzunehmen, unterstützten. Viele nahmen an mehreren Sitzungen von Kreistag und Jugendhilfeausschuss teil und stellten die Probleme dar, die mit den Kürzungen schließlich auch gekommen sind. Ich habe schon vorweggenommen, dass unser Protest nicht effektiv umgesetzt wurde. Seit Januar fehlt Geld für zwei Personalstellen, weitere Kürzungen werden 2005 durchschlagen, wenn das Feststellenprogramm des Landes ausläuft bzw. nicht verlängert wird. Kreative und fachliche Jugendarbeit wird erschwert, und das obwohl dies ein Sektor ist, der unbedingt ausgebaut gehört. Und wie sehr eine gute Jugendarbeit nötig ist, hat sich ebenfalls in Naumburg dargestellt. Wegen dem brutalen Mord an dem Behinderten Andreas sitzen 5 Jugendliche in Haft. Und warum? Resignation. Gleichgültigkeit. Verfalls eben jener ethischen Werte. Eben diese große Wut, die sich schließlich in Gewalt hinaufgepeitscht hat. Es braucht nicht lange, sich über deren soziale Hintergründe Gedanken zu machen. Aber wir brauchen uns nicht wundern, wenn Gewalt in der Gesellschaft zunimmt und somit automatisch Kriege angenommen und letzten Endes auch gewollt werden. Wie bereits erwähnt sind Gleichgültigkeit und Resignation die ersten Bedingungen der Gewalttätigkeit, doch "die da oben" forcieren diese gesellschaftliche Krankheit.

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Ob nun Agenda 2010 oder insbesondere Hartz IV oder all der andere Kram des Sozialabbaus. All dies erhöht Kriminalität, vor allem Jugendkriminalität. Diese führt letzten Endes zu Gewalt, und uns Naumburger Einwohnerinnen und Einwohner ist schließlich bewusst, wie es enden kann. Von daher sagen wir, dass nicht nur Kriege sowieso abgelehnt werden müssen. Es müssen vor allem die sozialen Bedingungen vor Ort verbessert werden, um präventiv gegen Kriegsfreudigkeit und im allgemeinen Gewaltbereitschaft vorzugehen. Da Kriege als solche bereits Gewaltbereitschaft schüren, muss der Friedenswille fester in der Gesellschaft verankert werden. Dafür treten wir ein. Mehr Demokratie, mehr soziale Gerechtigkeit und am Ende schließlich Weltfrieden - nicht nur für einen Tag!



E-Mail:   jxwagner@solid-san.de
Internet: http://www.solid-san.de
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