Antikriegstag 2006 voriger nächster | Antikriegstag 2006 Reden/Kundgebungsbeiträge Redebeitrag zur Antirkiegstagkungebung in Kaiserlautern am 1. September 2006 Tod und Leid in Nahost sind nicht zu rechtfertigen Michael Detjen (in Kaiserlautern) Sehr geehrte Damen und Herren, Verehrte Kolleginnen und Kollegen, Liebe Freundinnen und Freunde des Friedens, Krieg ist nicht nur der Zustand bis zum Waffenstillstand. Ich habe gestern eine Meldung gelesen, die das meiner Ansicht nach eindrucksvoll verdeutlicht: Nach Informationen des Uno-Zentrums zur Koordinierung der Minenbekämpfung wurden im Libanon bereits über 350 Abwurfstellen von Streubomben gezählt. Grausamer jedoch ist die Vorstellung, dass wohl 100.000 dieser Sprengkörper noch nicht explodiert sind. Sie stellen für unzählige Menschen im Südlibanon eine lebensbedrohliche Gefahr dar. Etwa 200.000 Flüchtlinge können nach Uno-Einschätzung nicht in ihre Häuser zurückkehren, weil die zerstört sind oder wegen Blindgängern unbewohnbar. Solche Blindgänger können noch nach Jahren explodieren - das ist der Krieg nach Ende des Krieges. Eine makabere Hypothek. Ist das dieselbe Welt, in der wir leben, wenn wir heute in Kaiserslautern um 19 oder 20 Uhr nach Hause gehen und dort die Tagesschau anschalten? Der Tod, die Not und das Leid, die der kriegerische Konflikt im Nahen Osten verursacht, sind mit nichts zu rechtfertigen! Jedes Leben, ob Mann ob Frau ob Kind, egal ob israelisch oder libanesisch, ist mehr wert als eine spätere Wiedergutmachung, die sowieso nicht mit Geldzahlungen zu bewerkstelligen ist. Deshalb brauchen wir eine demokratische, starke und international abgestimmte Friedenspolitik! Die EU muss ihr gesamtes politisches Gewicht einbringen, damit es im israelisch-libanesischen Grenzgebiet endlich eine dauerhafte politische Lösung des Konfliktes gibt, der ja nicht erst seit ein paar Wochen, sondern seit Jahrzehnten schwelt. Dazu gehören - sichere und anerkannte Grenzen für Israel - ein lebensfähiges palästinensisches Staatswesen - und ein souveräner Libanon Vor drei Jahren sind wir hier in Kaiserslautern auf die Straße gegangen und haben vergeblich gegen den Irak-Krieg der USA demonstriert. Das Beispiel Irak hat zeigt, wie die Präsenz ausländischer Truppen zur Eskalation der Gewalt beitragen kann. Nur unter Führung und Kontrolle durch die Vereinten Nationen scheint es im Irak überhaupt noch möglich, einen Prozess einzuleiten, der das Land befrieden kann. Wir brauchen eine von der UNO koordinierte Friedenspolitik, die Präventionspolitik ist. Und wir brauchen Politikerinnen und Politiker, die sich für eine dauerhafte globale Friedenspolitik unabhängig und konsequent mit den Hauptursachen von Kriegen und Gewalt beschäftigen: - politisches Unvermögen - kulturelle und religiöse Unterdrückung - soziale Ungleichheit - knallharte ökonomische Interessen, nicht zuletzt von multinationalen Konzernen "Nie wieder Krieg!" war das Motto des ersten Antikriegstages, mit dem der DGB 1957 der Opfer des 2. Weltkrieges gedachte. In weiten Teilen Europas ist "Nie wieder Krieg!" Wirklichkeit geworden. Trotz aller Betroffenheit ist es heute einem 60 Jahre alten Menschen, der sein Leben in Deutschland verbracht hat, nicht möglich, die Kriegsbilder aus den Fernseh-Nachrichten direkt mit eigenen Erfahrungen in Verbindung zu bringen. Darauf können wir stolz sein. Es ist das eindrucksvollste Ergebnis des europäischen Zusammenwachsens und der Europäischen Union. Selbst wenn es zu einem wirklichen Waffenstillstand im Nahen Osten kommen sollte: Von einem Weltfrieden sind wir leider weit entfernt. Nach Untersuchungen der Hamburger Arbeitsgemeinschaft Kriegsursachenforschung wurden letztes Jahr weltweit 39 Kriege und bewaffnete Konflikte geführt. Ich muss gestehen, dass es mir unmöglich ist, mich an alle zu erinnern. Zumal unsere Medien meistens nur die gerade spektakulärsten Bilder von Kriegen zeigen und auf die Darstellung der Hintergründe verzichten. Wie bei der Verteilung von Gewinnern und Verlierern der Globalisierung, so lässt sich auch bei der Verteilung des weltweiten Kriegsgeschehens eine deutliche regionale Ungleichverteilung erkennen: Weit über 90 Prozent aller Kriege seit 1945 fanden in der so genannten "Dritten Welt" statt. Wir haben eine Verantwortung für das, was auf der Welt geschieht. Wir fordern unsere Regierung auf, dafür sorge zu tragen das dem Artikel 26 unserer Verfassung Geltung verschafft wird. Damit nie wieder Krieg von deutschem Boden ausgeht." Michael Detjen Vorsitzden der DGB-Region Westpfalz. E-Mail: kaiserslautern@dgb.de Website: www.dgb-westpfalz.de |
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