Antikriegstag 2006


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Antikriegstag 2006

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Redebeitrag zur Gedenkfeier am Antikriegstag 2006 in Oberhausen am 1. September

Sehr geehrte Damen und Herren,

Reinhard Frind



- Es gilt das gesprochene Wort -



der Antikriegstag wird nun schon seit langen Jahren vom DGB-Kreisverband in der Gedenkhalle ausgerichtet.

Der Einmarsch deutscher Truppen nach Polen am 1. September 1939 löste den Zweiten Weltkrieg aus. Das Datum des Kriegsbeginns steht seitdem als Fanal in den Geschichtsbüchern. Dass wir heute, am nämlichen Datum, im Rahmen des Antikriegstages zusammenkommen, stimmt mich trotz des historischen Anlasses und trotz der unübersehbaren aktuellen Konflikte in der Welt hoffnungsfroh, weil sich ja nicht nur hier Menschen finden, die sich für eine friedliche Welt einsetzen, sondern allüberall. Es ist ein Zeichen, das wir heute nach außen geben, dass wir diese Konflikte beeinflussen wollen.

Gut 60 Jahre nach dem Ende des Zweiten Weltkrieges kann die historisch-politische Bildung zur kritischen Auseinandersetzung mit den nationalsozialistischen Verbrechen insbesondere in der Gedenkstättenpädagogik auf eine eigene Geschichte zurückschauen. Mit der Zeit haben sich natürlich die Vorraussetzungen für Erinnerungsarbeit geändert, sei es nun durch den inzwischen weitgehenden Wegfall der Erlebnisgeneration oder durch den erheblichen Einfluss, den teils problematische Filme mit ihrer Massenwirkung auf die Vermittlung von Geschichte inzwischen nehmen. Und wer zum Beispiel in demokratischen Verhältnissen aufgewachsen ist, kann wohl kaum mehr die Dringlichkeit nachvollziehen, mit der ältere Generationen das "Nie wieder!" betonen und betont haben. Und politisch steht die Erinnerungsarbeit zum Thema Nationalsozialismus seit dem erneuten Erstarken des Rechtsextremismus unter enormem Druck, da man sich von ihr eine abschreckende Wirkung erhofft, die in der Regel so nicht funktioniert, zumindest nicht als schnelle Feuerwehr.

Zunehmend wird Erinnerungsarbeit auch in einem internationalen/globalisierten Kontext diskutiert. Hier erhofft man sich von ihr einen fundamentalen Beitrag zur Demokratiebildung und Menschenrechtsbildung, die in Deutschland noch sehr unentwickelt ist. Dieses Themenfeld systematisch zu durchdenken und zu bearbeiten - was bislang übrigens nicht geschehen ist -, daran arbeiten zur Zeit im Rahmen eines Förderprojekts mehrere KZ-Gedenkstätten mit Instituten zur Demokratiebildung und Holocaustforschung. In diesen Prozess ist als Teilnehmer auch die Gedenkhalle einbezogen. Schnelle Ergebnisse werden wohl nicht zu erwarten sein, aber das Projekt wird auf jeden Fall dazu beitragen, die Arbeit der Gedenkhalle in den Bereichen Demokratiebildung und Menschenrechtsbildung zu stärken und ihr innovative Impulse zu verleihen.

Dass der Antikriegstag ein wichtiges Element ist, dass in die Bearbeitung und Aktualisierung der geschichtlich bedeutsamen Ereignisse einbezogen ist und von uns aus auch bleiben wird, ohne dabei leichtfertig voreiligen Analogien das Wort zu reden, versteht sich von selbst. Arbeiten wir gemeinsam daran, dass unsere Demokratie, dass unsere Gesellschaft eine wehrhafte bleibt und vor Ort wie andernorts den Finger in die Wunde legt, um Missständen abzuhelfen oder sie wenigstens nicht stillschweigend bestehen zu lassen. Ein solches Engagement, das aus den spezifisch deutschen Erfahrungen resultiert, weist schon in die Zukunft und macht den aktuellen Sinn des Antikriegstages aus.

Ich danke Ihnen allen für Ihre Aufmerksamkeit und für ihr Engagement, insbesondere dem DGB und allen Schülerinnen und Schülern, die mit ihren wichtigen und guten Arbeiten zur Gedenkfeier beigetragen haben.



Reinhard Frind ist Beigeordneter der Stadt Oberhausen.

E-Mail: gedenkhalle-bunkermuseum@oberhausen.de

Website: www.oberhausen.de
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