Antikriegstag 2008


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Antikriegstag 2008

 Reden/Kundgebungsbeiträge

Redebeitrag zum Antikriegstag 2008 in Bremen, Gefallenen-Gedenkstätte "Altmannshöhe"

Liebe Anwesende,

Wieland von Hodenberg (in Bremen)

"Soldaten sind Mörder". Diese Aussage Kurt Tucholskys trifft auch auf die Bundeswehr zu. Im Auslandseinsatz ist sie zu einer Armee von Mördern geworden! Bei Kundus in Afghanistan mussten dieser Tage eine Frau und zwei ihrer Kinder im Kugelhagel deutscher Soldaten sterben. Hat die Familie aus ihrem Auto heraus die Truppe in irgendeiner Weise bedroht? Ganz sicherlich nicht! Da gab es panische Angst, Todesangst, vielleicht auf beiden Seiten. Ab Herbst sollen deutsche AWACS-Aufklärer die US-Streitkräfte beim Morden aus der Luft unterstützen. Berlin will die Truppen weiter verstärken, doch die Bundeswehr muß raus aus Afghanistan und aus allen Auslandseinsätzen! Dafür wird am 20. September in Berlin und Stuttgart demonstriert. Und jeder Soldat, der desertiert, ist ein Mörder weniger!

Im vorigen Jahr beschloß eine kleine Gruppe von Friedensaktivisten hier an dieser Stelle, dem Bürgermeister Jens Böhrnsen einen Brief zu schreiben. Darin baten wir ihn, die Aufstellung eines symbolischen Denkmals für Deserteure an der Gefallenen-Gedenkstätte Altmannshöhe zu unterstützen. Der Bürgermeister lehnte dies mit der Begründung ab, daß es bereits mehrere Deserteursdenkmale in der Stadt gebe. Als sich Böhrnsen im April dieses Jahres positiv in Sachen "Bunker Valentin" in Farge äußerte, nahmen wir dies zum Anlaß, ihm folgenden Brief zu schreiben:

Sehr geehrter Herr Bürgermeister,

das Bremer Friedensforum begrüßt es sehr, daß Sie den U-Boot-Bunker "Valentin" als nationale Gedenkstätte erhalten wollen. Dabei können Sie mit unserer vollen Unterstützung rechnen. Wir betrachten diesen Bunker genau wie Sie als ein ständiges Mahnmal an den furchtbarsten aller Kriege in Europa.

Bei dieser Gelegenheit möchten wir daran erinnern, daß wir nach wie vor an die Aufstellung eines Deserteursdenkmals auf der Altmannshöhe denken - sozusagen als spezifisch bremisches Mahnmal, das dann ebenfalls erhalten werden müsste.

Sie haben uns zwar in Ihrem seinerzeitigen Antwortbrief daran erinnert, daß es bereits mehrere Deserteursdenkmale in Bremen gibt und dabei speziell auf das damals heftig diskutierte Denkmal im Vegesacker Bürgerhaus verwiesen. Dennoch möchten wir darauf hinweisen, daß die bisher errichteten Denkmale doch mehr oder weniger an der Peripherie und nicht an zentraler Stelle der Stadt zu finden sind. Dies gilt wegen seiner versteckten Lage auch für das Seume-Denkmal am Ufer der "Kleinen Weser".

In diesem Zusammenhang wollen wir nicht unerwähnt lassen, daß die Initiative "Bremische Freiheit für Deserteure", der auch Mitstreiter des Friedensforums angehören, mehrmals an Ihren Vorgänger Henning Scherf mit der Bitte herangetreten ist, die Stadt möge sich für die Aufnahme und Betreuung heutiger Deserteure einsetzen. Leider haben wir dazu damals nichts von ihm gehört. Schließlich waren und sind es die Deserteure, die Sand ins Getriebe aller Kriege werfen und damit zu deren Verkürzung beitragen können. Sie bedürfen unseres Erachtens des besonderen Schutzes und der Würdigung durch die heute Regierenden.

All dies mit der Aufstellung eines Deserteursdenkmals auf der Altmannshöhe und der Schaffung eines entsprechenden Gedenktages zu untermauern und zu bekräftigen, und damit ein deutliches Anti-Kriegs-Zeichen zu setzen, bleibt nach wie vor eines unserer wichtigsten Anliegen. Daher möchten wir Sie bitten, über unsere Ideen noch einmal nachzudenken, unsere Vorschläge wohlwollend zu prüfen und uns zu unterstützen.

Auch auf diesen Brief erhielten wir keine befürwortende Antwort. Wenn wir heute unser Friedensmahnmal trotzdem aufstellen, dann appellieren wir damit zugleich an Senat und Bürgermeister: Wirken Sie dem allgemeinen Kriegskurs besonders hier in Bremen - Stichwort Rüstungsbetriebe - entgegen! Schützen Sie Verweigerer und Deserteure!



Wieland von Hodenberg ist aktiv beim Bremer FriedensForum

E-Mail: wielandvonhodenberg (at) web (Punkt) de
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