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Zwischen Vision und Realität

Fünf Jahre Frauennetzwerk für Frieden

Die Idee der Vernetzung von einzelnen Frauen, Frauengruppen und -organisationen, die in der Friedensarbeit tätig oder an Informationen und Friedensaktivitäten umfassendster Art interessiert sind, entstand auf der 4. Weltfrauenkonferenz in Peking und Huairou. In der nationalen Arbeitsgruppe 11 "Frauen und Frieden" zur Vorbereitung dieser Konferenz waren die ersten Grundlagen theoretischer und praktischer Art gelegt worden. Maßgeblich jedoch waren die Erfahrungen auf der Weltkonferenz selbst. In vielen Veranstaltungen und persönlichen Gesprächen, im Friedenszelt des NG0 Forums, im Bus, im Hotel - der Krieg war überall präsent und der Ruf nach Frieden unüberhörbar, aber auch der Wunsch nach weltweiter Solidarität und Unterstützung, sisterhood im wahrsten Sinne. Aber wie sollte die Kontinuität bewerkstelligt werden? Global denken und lokal handeln war nicht genug, die nationale Ebene fehlte und damit auch die Möglichkeit, notwendige finanzielle Ressourcen zu erschließen.

Der ursprüngliche Gedanke, das Thema "Frieden" bei den bereits bestehenden Dachorganisationen "Deutscher Frauenrat" oder "NRO Frauenforum" anzubinden, ließ sich leider nicht verwirklichen. Es musste also ein eigener Verein gegründet werden. Inzwischen ist das Frauennetzwerk für Frieden e.V. (FNF) auf fast 100 Mitglieder angewachsen, darunter 14 Frauenorganisationen und -gruppen. Gegenseitige Information und Kooperation (z.B. durch einen Infobrief, Konferenzen, Seminare, Vermittlung von Referentinnen , Stellungnahmen ggf. Aktionen etc.) konnten auf der nationalen Ebene in Ost- und Westdeutschland aufgebaut werden. Die Mitglieder, die ihre Friedens-Schwerpunkte selbst bestimmen, sind dabei keineswegs "nur" Frauen und Frauengruppierungen, die das Friedensthema zu ihrem Schwerpunkt gemacht haben, sondern auch solche, die diesen Aspekt zusätzlich zu ihrer Arbeit als wichtig und notwendig erachten. (Diese Idee des peace main-streaming könnte und sollte noch weiter verbreitet werden!) .Auch auf der internationalen Ebene bestehen gute Kontakte mit Frauengruppen und Organisationen in West, Mittelost- und Osteuropa. Das wichtigste und umfänglichste Projekt ist jedoch das "Deutsch-Tschechische Forum der Frauen" (seit 1996), das sich Verständigung und Versöhnung nach Okkupation und Vertreibung, aber auch die Gestaltung einer gemeinsamen gutnachbarschaftlichen Zukunft zur Aufgabe gemacht hat. Es wurde vor kurzem eigenständig.

Das FNF wurde auch Mitbegründerin des "Forum Ziviler Friedensdienst e.V." und des "Internationalen Frauenzentrums Bonn e.V.". Der Verein ist selbst Mitglied bei verschiedenen nationalen und internationalen Friedensorganisationen. In diesem Zusammenhang ist eine erfreuliche Zunahme des Interesses und der Sensibilisierung für den Aspekt der Geschlechterrollen (zu deutsch gender aspect) bei den Männern zu beobachten. Das ursprüngliche Ziel, die Sichtweise, die Expertise und die Power von Frauen in der Friedensarbeit sichtbar zu machen und ihr politisch bessere Chancen zu geben, rückt näher! Diese Tendenz zeigt sich übrigens auch bei zwei neuen internationalen NGO Programmen: "Women Peacebuilder Programme" von International Alert (Sitz in London, GB) und das Women Peacemaker Programme" des Internationalen Versöhnungsbundes (IFOR, Alkmaar, NL) Hier möchte das deutsche Netzwerk mitarbeiten und ggf. Kontakte vermitteln. Langfristiges Ziel ist die volle Partizipation von Frauen u.a. in Kommissionen zu Friedensverhandlungen, im diplomatischen Dienst, in den UN-Gremien ( man stelle sich einen UN Sicherheitsrat mit 50 % Frauen vor!) oder sogar die Gründung eines UN -Konfliktrates ( mit Geschlechterparität) ohne die Kompetenz zu militärischem Handeln (Sicherheitsrat.)

Das Frauennetzwerk für Frieden basiert auf einem umfassenden Friedensbegriff. Viele Schwerpunktthemen, die vor 5 Jahren in das Programm aufgenommen wurden, waren damals noch eine insider-Vision , z.B. Mediation, Konfliktprävention, konstruktive Konfliktbearbeitung, Freiwilliger Ziviler Friedensdienst (nach Ausbildung zur Friedensfachkraft), Friedenspädagogik, gewaltfreies Handeln, Konversion. Sie sind heute in den Blick der Öffentlichkeit gerückt - dennoch: auf die Umsetzung kommt es an und auf die gleichberechtigte Partizipation der Frauen. Eine große Motivation geht nun auch von der mit dem Jahr 2001 beginnenden UN Dekade zur "Kultur des Friedens und der Gewaltfreiheit für die Kinder dieser Welt" aus, für das der Internationale Versöhnungsbund und die Friedensnobelpreisträger und -trägerinnen sich stark gemacht haben - mit Erfolg.

Gleichberechtigung, Entwicklung, Frieden - unter diese drei Leitthemen fassen die Frauen seit 1975 in der Vorbereitung, Durchführung und Auswertung aller UN Weltfrauenkonferenzen ihre Zielvorstellungen und Strategieentwicklungen für eine zukunftsfähige Welt zusammen. Die Kontinuität zeigt, wie zentral diese Themen sind. Der Frieden steht zwar an letzter Stelle, dennoch gilt: ohne Frieden gibt es weder Gleichberechtigung, noch Entwicklung, der Dreiklang ist unabdingbar. Die traditionelle Abgrenzung durch unterschiedliche NGO- und Lobbystrukturen sollte m.E. einer Struktur der Kooperation und gegenseitigen Unterstützung Platz machen. Networking oder coalition building ist angesagt - zu deutsch: gemeinsam sind wir stärker.

Aber wie stark sind wir wirklich? Von Visionen kann eine Nichtregierungsorganisation nicht leben.

Ohne strukturelle Förderung bleibt die Unterstützung bei Konferenzen und Projekten durch das BMFSFJ, Stiftungen etc. zwar eine notwendige und anerkannte Hilfe, aber das Fundament bilden die ehrenamtliche Arbeit mit ihrem trotz Nachtschichten begrenzten Zeitdeputat, die Mitgliedsbeiträge, Spenden (auch zu Geburtstagen), ein jährlicher Flohmarkt. Trotz guter Vorstandsarbeit und vieler helfender Hände hat das Frauennetzwerk für Frieden ein Problem: wem schenken wir es oder legen es als Findelkind vor die Tür, wenn weder eine ABM Stelle, noch kontinuierliches Sponsoring oder eine Erbschaft die professionelle Organisations-Basis stärken?

Vorerst allerdings machen wir weiter mit Visionen: für den 26.-28. Oktober 2001 ist in Bonn in der Andreas-Hermes-Akademie eine Konferenz zur Vernetzung der Frauenfriedensarbeit in West-, Mittel- und Mittelosteuropa geplant.

Heide Schütz
Vorsitzende
für NRO Frauenforum



E-Mail: fn.frieden@t-online.de
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