FrauenNetzwerk für Frieden


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 Stellungnahmen/Aufrufe

Aufruf der Frauen von Bat Shalom - Haus des Friedens -
in Jerusalem vom 19. Oktober 2000

Dem Wahnsinn ein Ende setzen

Bat Shalom

Die Frauen der israelischen FrauenFriedensorganisation "Bat Shalom" gründeten zusammen mit den palästinensischen Frauen des "Jerusalem Center for Women", einer palästinensischen FrauenFriedensorganisation, 1994 das JERUSALEM LINK. Sie arbeiten sowohl unabhängig als auch gemeinsam für den Frieden beider Völker, basierend auf Gleichberechtigung, Gerechtigkeit und Unabhängigkeit. Die israelische Leiterin ist Gila Svirsky, die Leitung des palästinensischen Frauenzentrums hat Prof. Dr. Sumaya Farhat-Naser. Nachfolgend dokumentieren wir ihren Aufruf.

Lasst uns sprechen! Lasst uns handeln!

Lasst die Frauen sprechen! Lasst die Frauen handeln!

Wir wissen, dass zwei Völker in diesem Land leben können. Wir wissen, dass unsere Kinder ein Leben in Würde und Frieden verdienen. Wir wollen nicht, dass unsere Kinder getötet werden, und wir wollen nicht, dass sie töten. Wir müssen diesem Wahnsinn ein Ende setzen. Wir müssen die Gewaltanwendung beenden.

Lasst die Frauen sprechen. Lasst die Frauen handeln.

Die palästinensischen und die israelischen Frauen sollen vorangehen. Sie waren es, die ein Umdenken in der öffentlichen Meinung zu dem schrecklichen und sinnlosen Krieg im Libanon herbeiführten. Palästinensische Frauen waren mutig genug, gemeinsame Friedensaktivitäten mit Israelinnen zu starten. Wir Frauen können ein Ende auch aus diesem Kreislauf der Gewalt finden.

Lasst die Frauen sprechen. Lasst die Frauen handeln.

Die Männer sagen, wir sollen keine Angst haben. Sie sagen, wir sollen stark sein. Wir aber haben Angst, und wir wollen, dass auch sie Angst haben. Wir wollen nicht "stark" sein, und wir wollen nicht, dass sie meinen, sie seien stark genug, um das andere Volk völlig zu vernichten. Wir wollen, dass jeder Mensch das Recht hat, in Frieden und Würde zu leben.

Wir wollen die Ressourcen dieses Landes teilen, sein Wasser, seine Reben und seine heiligen Orte. Jerusalem kann geteilt werden, die ganze Region kann geteilt werden zwischen zwei unabhängigen, gleichberechtigten Völkern. Israel darf das Leben der Palästinenser und Palästinenserinnen nicht bestimmen. Weder Palästina noch Israel sollten meinen, dass Frieden durch Gewalt gewonnen werden kann.

Lasst die Frauen sprechen, lasst die Frauen handeln.

Palästinensische und israelische Frauen haben schon jahrelang über ihre gemeinsame Zukunft gesprochen. Weltweit haben zehn Tausende Frauen unsere Friedensvision unterstützt. Bisher waren es stille Bemühungen. Jetzt ist die Zeit, unsere Stimmen zu erheben und darauf zu bestehen, gehört zu werden.

Lasst die Frauen sprechen. Lasst die Frauen handeln.

Lasst die Frauen versuchen, eine vernünftige Lösung zu finden, wo es Männern nicht gelungen ist.

Wir starten eine internationale Initiative, um die Gewalt sofort zu beenden. Wir bestehen darauf, dass alle Verhandlungsteams aus mindestens 50% Frauen bestehen - überall. In der palästinensischen Führung und der israelischen Führung, in den UN-Teams, bei den Vertretern von allen Regierungen, die an Versuchen zur Lösung dieses Konflikts beteiligt sind. Die Frauen werden reden, nicht schießen.

Zu viele Männer mit zu vielen Egos sind dabei, dieses Land zu verwüsten. Lasst die Frauen reden - wir können den Frieden bringen.

Lasst die internationale Gemeinschaft ein Frauen-Friedens-Korps mit Frauen aus der ganzen Welt bilden - internationale Mediatorinnen, die zuhören, vermitteln und uns helfen werden, uns selbst zu retten.

Lasst die Frauen sprechen. Lasst die Frauen handeln.

Lasst die Frauen kommen. Die Männer haben es nicht gut gemacht. Sie sprechen von einer Sicherheit, die auf Macht beruht. Wir aber wissen, dass Sicherheit heisst, gute Nachbarn zu sein. Ohne das Unrecht der Vergangenheit zu vergessen und die ungleiche Machtverteilung, wollen wir uns darauf konzentrieren, hier und jetzt in Frieden zu leben. Wir wollen nicht, dass die Kinder der nächsten Generation Waffen tragen und Krieg führen. Wir wollen, dass sie selbstbestimmt und in Würde leben, ohne dafür kämpfen zu müssen.

Lasst die Frauen sprechen. Lasst die Frauen handeln.

Wir leiden. Wir sind empört. Wir haben Angst. Lasst die Frauen sprechen, bevor es zu spät ist.






Übersetzung (gekürzt) von Helga Habicht, Basel, FRAUEN FÜR DEN FRIEDEN SCHWEIZ und Frauennetzwerk für Frieden.
Der Aufruf wurde im Rahmen einer Veranstaltung in Bonn mit Frau Farhat-Naser im November 2000 in Bonn verlesen.



Kontaktadressen

JERUSALEM CENTER FOR WOMEN
Tel.: 00972 /2/ 574 70 68Fax: 574 70 69

BAT SHALOM
Tel.: 00972 /2/ 563 26 22 Fax: 561 79 83, e-mail:
batshalo@netvision.net.il, Internet: http://www.batshalom.org



E-Mail: fn.frieden@t-online.de
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