60 Jahre
Hiroshima


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Hiroshima- und Nagasaki-Tag 2005

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Hiroshima-Gedenkveranstaltung der Evangelische Kirchengemeinde Schwerte, St. Viktor, mit Pfarrer Fritz-Günter Held am 6. August 2005

Hiroshima: 6. August 1945 um 8.15 Uhr Ortszeit - Schwerter Bürgerinnen und Bürger unterstützen die Vision 2020

Fritz-Günter Held (in Schwerte)

Mit Glockenschlägen, Schweigeminuten und dem Entzünden von Kerzen für die Opfer wurde in einem Friedensgebet in der Schwerter St. Viktor-Kirche gemeinsam mit Vertreterinnen und Vertretern unterschiedlicher Gruppen und den Gästen der Offenen Kirche an den verheerenden Abwurf der ersten Atombombe in der Menschheitsgeschichte erinnert.

In Japan leben heute noch 340.000 Explosionsopfer der Atombomben-Abwürfe über Hiroshima und Nagasaki im August 1945. Von ihnen sind knapp 60 % akut krank und körperbehindert. Jedes Jahr sterben etwa 2.500 Explosionsopfer an den Nachwirkungen der Bombenabwürfe.

Es gibt selbst am Anfang des 21. Jahrhunderts noch Neuregistrierungen von Explosionsopfern. Zum internationalen Jahr des Friedens 1986 beschloss die Friedens- und Kulturstiftung von Hiroshima, die Berichte von 100 Explosionsopfern aufzuzeichnen und so dem Vergessen zu entziehen.

Der Oberbürgermeister von Hiroshima und Präsident der Bürgermeister für den Frieden, Tadatoshi Akiba, erklärte: "Die vornehmste Aufgabe eines Bürgermeisters ist es, das Leben und Eigentum der Bürgerinnen und Bürger zu schützen". Er weiß, dass es unmöglich ist, für eine Stadt und deren Bewohnerinnen und Bewohner bei einem Atomwaffenangriff Schutz zu gewährleisten.

Mehr als 700 Bürgermeisterinnen und Bürgermeister aus 108 Ländern setzen sich im Rahmen der Kampagne "Vision 2020" weltweit für die Abschaffung aller Atomwaffen ein.

Etwa 40 Bürgerinnen und Bürger schlossen sich in Schwerte spontan dieser Kampagne an. Ziele der Kampagne:



1.Ein Zeitplan für die Abschaffung aller Atomwaffen.



2.Der Abschluss einer Atomwaffenkonvention auf der Überprüfungskonferenz 2010.



3.Eine atomwaffenfreie Welt bis 2020.


Für diese Ziele zu arbeiten ist um so dringlicher, als trotz des Bekenntnisses des Atomwaffensperrvertrags "zur Beendigung des nuklearen Wettrüstens in naher Zukunft und zur nuklearen Abrüstung." inzwischen wieder an der Modernisierung von Atomwaffen gearbeitet wird und immer wieder weitere Staaten sich das Know-how für die Produktion von Atomwaffen zu verschaffen suchen.

Der Internationale Gerichtshof in Den Haag hatte am 8. Juli 1996 die Drohung mit Atomwaffen und den Einsatz von Atomwaffen grundsätzlich geächtet; diese Entscheidung müssen die Völker endlich umsetzen.

In Deutschland lagern in Ramstein und in Büchel bei Koblenz Atomwaffen, die trotz des Atomwaffensperrvertrags im Rahmen einer nuklearen Teilhabe auch von deutschen Soldaten eingesetzt werden sollen. Dagegen haben im Jahr 1999 über 100 Staaten der internationalen Völkergemeinschaft mit Recht protestiert.

Island, Dänemark, Norwegen, Spanien, Kanada, Griechenland und auch die neuen NATO-Partner Polen, Ungarn und Tschechien sind atomwaffenfrei; auch deutsche Soldaten dürfen nicht weiterhin Atombombenabwürfe trainieren.

Die Internationalen Ärzte zur Verhütung des Atomkrieges ließen 2004 im Rahmen einer Forsa-Umfrage die Meinung der deutschen Bevölkerung ermitteln: 93 % der deutschen Bevölkerung stimmte der Meinung zu, dass Atomwaffen grundsätzlich völkerrechtswidrige Waffen sind und weder produziert noch gelagert werden sollten.



Gebet 60 Jahre Hiroshima



Barmherziger Gott,

schreckliche Wunden haben wir Menschen einander geschlagen.

Was die Natur uns nicht an die Hand gab,

haben wir uns selbst hergestellt für einen tausendfachen Tod,

für ein Leiden, das über die Generationen geht und kein Ende hat,

für ein Höllenfeuer, das unser Denken und alle Vernunft übersteigt.



Barmherziger Gott,

wehre den Mächtigen, die das Leben bedrohen.

Und wehre den Ohnmächtigen, die gleichgültig sind oder schweigen.

Lass die Wissenschaftler heute ihr Nein wagen.

Lass die Militärs auf die Chance verzichten,

ihre größten Trümpfe auszuspielen.

Lass die jungen Leute ihre Waffen niederlegen

und die imposanten Kriegsgeräte und Kommandozentralen verlassen.

Und lass unsere Politiker heute nach der Welt von Morgen fragen.



Barmherziger Gott,

lass Menschen nach einander fragen und füreinander sorgen

und einander pflegen, die sich gestern noch verletzt haben.

Lass unsere Augen sehen lernen:

das Leiden und die Angst und die Not,

die die besseren Schritte fairen Handelns und Helfens erfordern.

Lass uns unsere Verantwortung wahrnehmen

und das Leid von Gewalt und Terror und Krieg nicht verschweigen,

damit um der Opfer willen wir Menschen umkehren und dazulernen,

damit Leben mit der Perspektive des Friedens wachsen kann.

Amen.



E-Mail: hgheld@gmx.de
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