60 Jahre
Hiroshima


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Hiroshima- und Nagasaki-Tag 2005

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Redebeitrag bei der "Nacht 100.000 Kerzen" in Köln am 5. Augsut 2005

Sehr geehrte Damen und Herren, liebe Kölnerinnen und Kölner, liebe Gäste von nah und fern!

Angela Spizig (in Köln)

- Es gilt das gesprochene Wort! -

Ich freue mich, dass Sie heute hierhin gekommen sind - zum Gedenken und zum Mahnen.

Gemeinsam gedenken wir der Opfer des Atombomben-Angriffs auf Hiroshima und Nagasaki vor 60 Jahren. Die Bemühung um Frieden und Verständigung dürfen nie nachlassen. So ist dieses gemeinsame Erinnern auch eine Demonstration für Frieden und Abrüstung und für eine endgültige internationale Ächtung jeglicher Nuklearwaffen.

Der Kern Demokratie ist die Kommune. Hier werden die politischen Entscheidungen gelebt. Wenn es um Krieg oder Frieden geht, sind Städte und Gemeinden und ihre Bürger unmittelbar betroffen. Deshalb dürfen die von den Einwohnern einer Stadt gewählten Vertreter auch nicht schweigen zu der atomaren Bedrohung, die eben nicht mit der Beendigung des Kalten Krieges aus der Welt geschafft wurde, was damals viele Menschen erwartet und erhofft hatten. Im Gegenteil!

1984 hat sich die Stadt Köln zur "Atomwaffenfreien Zone" erklärt und 1985 beschloss der Rat der Stadt Köln den Beitritt zum weltweiten Städtebündnis "Mayors for Peace".

Unter dem Vorsitz des Bürgermeisters von Hiroshima, Tadatoshi Akiba, und seines deutschen Vertreters Herbert Schmalstieg, OB von Hannover, versucht dieses Bündnis unermüdlich, die Atommächte von der Notwendigkeit der Abschaffung aller Nuklearwaffen zu überzeugen.

"Atomwaffenfrei bis 2020" - das ist die Vision von Herrn Akiba, die wir hier in Köln nach besten Kräften unterstützen müssen, die Bürgerinnen und Bürger ebenso wie die Politiker, die Mitarbeiter der Medien, die Verantwortlichen in den Kirchen, die Lehrer und Lehrerinnen. Es gibt niemanden unter uns, den dieses Thema nicht anginge.

Auf diese Weise können wir besonnenen Politikern den Rücken stärken in ihrem Bemühen um Abrüstung, Ausgleich, Verständigung - um den Frieden in der Welt.

Die Stadt Köln und hier besonders auch die Bezirksvertretung Innenstadt, waren, gemeinsam mit den Menschen aus der Kölner Friedensbewegung, in den vergangenen Jahren nicht untätig.

Vor dem Dom an der Kölner Klagemauer für Frieden wurden über 100.000 Unterschriften mit der Forderung nach Abschaffung der Atomwaffen gesammelt und vom Kölner OB an seinen Kollegen in Hiroshima zur Vorlage bei den Vereinten Nationen weitergeleitet.

Die Ausstellung "Die Atombombe und der Mensch" wurde mehrfach in Köln gezeigt. Kundgebungen an den Jahrestagen des Atomangriffs wurden zur Tradition. Und fast immer war Herr Kazuo Soda dabei, ein Überlebender von Nagasaki und Träger des Aachener Friedenspreises 2001. Jedes Jahr begibt er sich auf seine ganz persönliche Pilgerreise nach Europa, um zu berichten, zu mahnen und Mut zu machen. Sein Motto lautet: "Lasst uns unsere einmalige Erde schützen vor Atomwaffen - und damit vor ihrem Untergang! Lasst uns mit vereinten Kräften sinnlosem Sterben ein Ende setzen - überall auf der Welt! Nie wieder Krieg!"

Im August 2004 konnte der Hiroshima-Nagaski-Park am Ostasiatischen Museum eingeweiht werden. Damit haben die Kölnerinnen und Kölner ein wichtiges Zeichen gesetzt. Herr Kazuo Soda wies in seiner Rede darauf hin, dass dieser Park seines Wissens der einzige Gedenk- und Friedenspark dieser Art außerhalb Japans ist. Am kommenden Sonntagnachmittag finden dort "Begegnungen" statt: Die Parkbesucher können Herrn Soda im Gespräch kennen lernen und Hanna Jaskolski, einer Friedensaktivistin begegnen, einem Märchenerzähler zuhören, der Geschichten der von den Nuklearwaffen betroffenen Völker gesammelt hat und vieles mehr.

In Zeiten zunehmender terroristischer Bedrohung und lokaler Kriegsherde, ist bedachtes Handeln und Reden besonders notwendig. Sehr schnell ist die allgemeine Stimmung auf Konfrontationskurs gebracht, während sich de-eskalierende Maßnahmen nur schwer durchsetzen lassen. Zu schnell wird das eigene Sicherheitsbedürfnis durch Aufrüstung befriedigt und dabei das berechtigte Sicherheitsbedürfnis der vermeintlichen Gegner ignoriert.

Wenn Angst und Verzagtheit die Diskussion bestimmen, werden die Unterschiede zwischen Nationen, Religionen und Menschen betrachtet, anstatt die bestehenden Gemeinsamkeiten zu suchen.

Gemeinsam für den Frieden - das ist unser Ziel!

Ich danke den Organisatoren dieser Veranstaltung, die sich seit vielen Jahren unermüdlich für dieses Ziel einsetzen und uns alle daran erinnern.

Wir werden jetzt auf der Domplatte Kerzen anzünden zum Gedenken an die Toten, in der Art wie in Japan Lichter-Schiffchen auf die Gewässer aufgesetzt werden.

Aber wie schauen damit auch in die Zukunft: wenn alle Kerzen brennen, werden wir lesen "Atomwaffenfrei bis 2020".



Angela Spizig ist Bürgermeisterin von Köln (dritten Stellvertre-terin des Oberbürgermeisters).

Website: www.stadt-koeln.de/bm/4/
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