60 Jahre
Hiroshima

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10.08.2005


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Hiroshima- und Nagasaki-Tag 2005

 Echo/Presse

Pressesplitter III (ab 08. August 2005)

div. Tageszeitung / Agenturen / ...

08.08.05

Berliner Zeitung "Die Gefahr eines Atomkriegs wächst"

Darmstädter Echo "Ich hasse den Krieg"

FR Kerzen für Hiroshima

jw "Die Welt muß atomwaffenfrei werden"

Welt Gedenken an die Opfer des Atombombenabwurfs vor 60 Jahren

Reutlinger General-Anzeiger Die Angst verschwindet nicht mehr

KStA Die Nacht der 100 000 Kerzen

Wiebadener Kurier "Die Nacht der 100 000 Kerzen"

Schwäbischen Zeitung Friedensaktivisten warnen vor Atomwahn

Schwäbischen Zeitung Kerzen brennen für die Bombenopfer

Schwäbischen Zeitung "Nie wieder Hiroshima" mahnt das Bündnis für den Frieden in der "Nacht der 100.000 Kerzen"

FR Kerzenlichter für die Toten des Krieges

Schwäbischen Zeitung Kerzen erinnern an die Opfer

Fürther Nachrichten Eindringlicher Appell an die menschliche Einsicht

09.08.05

DeutschlandradioKultur "Man kann diese Verantwortung nicht delegieren"

10.08.05

taz 6.000 gedenken Nagasaki-Bombe

MM Mit Rosen und Sonnenblumen der Atombomben-Opfer gedacht





Quelle: Berliner Zeitung, 08.08.05

"Die Gefahr eines Atomkriegs wächst"

In Hiroshima wurde am 6. August des Atombombardements von 1945 gedacht

Angela Köhler

Mit Mahnwachen, Lichterketten und lautstarken Protesten haben weltweit Millionen Menschen der rund 140 000 Opfer des ersten Atombombenabwurfs am 6. August 1945 gedacht. Im Friedenspark von Hiroshima schwor Japans Premierminister Junichiro Koizumi Pazifismus und entschlossenen Kampf gegen Nuklearwaffen. Ein Kind und ein Hinterbliebener schlugen gemeinsam die berühmte Friedensglocke an. Das markerschütternde Konzert von Autohupen und Schiffssirenen forderte dazu auf, diese Gräuel niemals zu vergessen.

"Dieser 6. August ist eine Zeit des Erbes, des Erwachens, des Bekennens", mahnte Tadatoshi Akiba, Bürgermeister dieser westjapanischen Hafenstadt. Wie stets nutzte der bekennende Pazifist Akiba auch diese Gelegenheit des 60. Jahrestages, die Existenz von Kernwaffen generell zu verdammen und warf den Atommächten, einschließlich Indien, Pakistan und Nordkorea vor, mit ihren nuklearen Bombenarsenalen "die Existenz der Menschheit für ihre selbstsüchtigen Machtansprüche aufs Spiel zu setzen". Wer die Opfer dieses grausamen Militärschlages wirklich ehren will, müsse sich für die vollständige Abschaffung der Atomwaffen einsetzen, machte der Bürgermeister klar. Zuvor hatte er die Rolle mit den Namen jener 5375 Menschen, die in den vergangenen zwölf Jahren an den Spätfolgen des Atombombenabwurfs gestorben waren, unter dem Mahnmal versenkt. Bis heute kamen durch Hitze und radioaktive Strahlung offiziell 242 437 Menschen ums Leben.

Japans Premierminister Junichiro Koizumi zeigte sich zwar "überzeugt, dass Hiroshima ein Symbol des Friedens bleiben wird". Der Regierungschef nahm aber mit keinem Wort Stellung zu dem immer stärker werdenden Drängen seiner eigenen Liberal-Demokratischen Partei, den prinzipiell pazifistischen Charakter der japanischen Nachkriegsverfassung zu schleifen. Koizumi sagte zu, dass sich Japan auch künftig den drei so genannten nichtnuklearen Prinzipien "verpflichtet fühlt". Bisher darf Nippon laut Verfassung weder Atomwaffen besitzen, noch herstellen oder die Stationierung zulassen, was aber der Praxis auf den US-Stützpunkten in Japan weitgehend widerspricht. Koizumi versprach jedoch, dass seine Regierung beim Thema nukleare Abrüstung die "führende Rolle in der internationalen Gemeinschaft" übernehmen werde.

Eine Gruppe Pazifisten warf in Hiroshima Japans Premierminister, dem engen Verbündeten von US-Präsident Georg. W. Bush wegen der Entsendung von Truppen in den Irak eine "heuchlerische Politik" vor.

Kritische Worte fand auch UN-Generalsekretär Kofi Annan, der zwar nicht selber anwesend war, aber eine Rede verlesen ließ. Die Tragödie von Hiroshima und Nagakasi dürfe sich nie wiederholen, mahnte Annan. Es drohe die "sprunghafte Verbreitung" von Nuklearwaffen, wenn es keine "konzertierte Aktion" dagegen gäbe. "Traurigerweise hat die Welt wenig Fortschritte beim Kampf gegen diese neuen Herausforderungen gemacht". Bedauern äußerte der UN-Generalsekretär auch darüber, dass die Sechsländer-Gespräche über das nordkoreanische Atomprogramm sowie die Verhandlungen der Europäischen Union mit Iran über die Aufgabe atomarer Ambitionen in der Sackgasse steckten.

Die atomare Bedrohung ist nach Einschätzung der Organisation "Internationale Ärzte für die Verhütung des Atomkrieges" (IPPNW) seit Ende der Ost-West-Konfrontation eher gewachsen. "Es gibt immer noch 3.500 Atomwaffen, die in höchster Alarmbereitschaft sind," sagte IPPNW-Abrüstungsreferentin Xanthe Hall in einem Pressegespräch. "Die Gefahr ist groß, dass es zu einem ungewollten Atomkrieg kommt", warnte die Expertin.



Quelle: Darmstädter Echo, 08.08.05

"Ich hasse den Krieg"

Genau vor 60 Jahren hatten die Amerikaner die erste Atombombe abgeworfen

ROSSDORF: Mehr als 400 Menschen haben sich am späten Freitagabend mit Kerzen vor dem Roßdörfer Rathaus versammelt, um an den Atombomben-Abwurf auf Hiroshima vor 60 Jahren zu erinnern.

Die Roßdörfer haben damit die wohl größte südhessische Friedensdemonstration im Zusammenhang mit dem verheerenden Kriegsereignis am 6.August 1945 auf die Beine gestellt.

In Darmstadt beispielsweise versammelten sich zur gleichen Zeit gut hundert Menschen, in Goddelau (Kreis Groß-Gerau) waren es sogar nur etwa dreißig. In allen Fällen standen die Aktionen unter dem weltweiten Motto "Nacht der 100.000 Kerzen".

Die evangelische Kirche und Bürgermeisterin Christel Sprößler (SPD) hatten in Roßdorf zur Teilnahme aufgerufen. Um 22 Uhr strömten die Bürger zunächst zu einem Gottesdienst in die überfüllte Kirche, später zogen sie mit ihren Kerzen zum benachbarten Rathausplatz. Das Programm dauerte knapp zwei Stunden und endete im leichten Nieselregen gegen Mitternacht.

"Ich hasse den Krieg!" Eine Kirchenmitarbeiterin, die einen Augenzeugenbericht verlas, rief diesen entscheidenden Satz gegen 23 Uhr voller Emotion ins Mikrofon und traf damit den Nerv im Gotteshaus. Grauenhafte Schilderungen zum schlagartigen Tod von rund 100 000 Menschen in Hiroshima waren vorausgegangen.

Der evangelische Pfarrer Axel Erdmann und Bürgermeisterin Sprößler unterstrichen auf dem Rathausplatz später die Forderung, "dass bis zum Lahr 2020 alle Atomwaffen abgeschafft werden". Es klinge wie ein Traum, räumte der Pfarrer ein. "Aber wer hat 1988 gedacht, dass es die Deutsche Einheit gibt?"

Die Sopranistin Anke Haas sang Friedenslieder. Das Roßdörfer Akkordeonorchester saß regengeschützt im Rathausfoyer, um die Veranstaltung zu begleiten. Die Bürger steckten ihre Kerzen zu einer großen Friedenstaube zusammen.

Am Ende dann folgte die Aufforderungen zur weltweiten Abschaffung der Atomwaffen in 25 Sprachen, vorgetragen von 25 Menschen aus den entsprechenden Ländern. Mancher Roßdörfer staunte, wer da alles vors Mikrofon trat. Gleich zu Beginn etwa eine Chinese.

Es folgten Friedenswünsche unter anderem auf japanisch, koreanisch und thailändisch. Russland, Kosovo-Albanien und Serbien waren vertreten. Norwegen, Indien und Afghanistan. Spanien, Italien und Holland.

Auch die Bürgermeisterin war gerührt. "Eine tolle Veranstaltung. Ein kleiner Beitrag für Frieden und Freiheit. Und doch zugleich ein wesentlicher."



Quelle: Frankfurter Rundschau, Frankfurt/Hessen-Teil, 08.08.05

Kerzen für Hiroshima

Hunderte gedenken der Opfer

Frankfurt ú 7. August ú dpa ú 60 Jahre nach dem Atombombenabwurf auf Hiroshima haben in vielen hessischen Kommunen hunderte Menschen der Opfer gedacht. Zur größten Veranstaltung, der "Nacht der 100.000 Kerzen", versammelten sich nach Angaben der Organisatoren am Freitagabend rund 250 Teilnehmer in Darmstadt. In Frankfurt zogen am Samstag etwa 60 Menschen durch die Innenstadt und forderten die Abschaffung aller Atomwaffen. Alle Aktionen verliefen friedlich, teilte die Polizei mit.

Zu den Veranstaltungen hatten Friedensinitiativen, Greenpeace, Kirchen und Kommunen aufgerufen. Die Teilnehmer in Frankfurt zogen mit Fahrrädern und Inline-Skates vor die Konsulate der Atommächte.

Mit Kerzen, Gebeten und Musik demonstrierten die Menschen während der weltweiten "Nacht der 100.000 Kerzen" gegen Atomwaffen. Im südhessischen Roßdorf beteiligten sich rund 150 Menschen an der Aktion auf dem Rathausplatz. In Idstein zählten die Veranstalter 35 Teilnehmer, in Hattersheim und Bensheim rund 60 Menschen.

Am 6. August 1945 fiel die erste Bombe auf die japanische Stadt Hiroshima, am 9. August folgte die nukleare Bombardierung von Nagasaki. Im südhessischen Reinheim eröffnete bereits am Freitag die Ausstellung "Hiroshima: Verbrechen gegen die Menschlichkeit". Das Darmstädter Staatsarchiv zeigt vom 8. August bis zum 26. August eine Ausstellung des Hiroshima Peace Memorial Museum. In Kassel wird am Dienstag, 9. August, mit schwimmenden Laternen auf der Fulda demonstriert.
http://www.friedenskooperative.de/hir05ter.htm



Quelle: junge Welt, 08.08.2005

Interview

"Die Welt muß atomwaffenfrei werden"

Der Bewegung "Bürgermeister für den Frieden" haben sich 1080 Städte angeschlossen. Konferenz in Hiroshima zum 60. Jahrestag des Atombombenabwurfs. Ein Gespräch mit Herbert Schmalstieg Interview: Jürgen Elsässer, Hiroshima

* Herbert Schmalstieg (SPD) ist Oberbürgermeister von Hannover und Vizepräsident der Bewegung "Mayors for Peace" (Bürgermeister für den Frieden). Dieser Bewegung gehören 1080 Städte aus 112 Staaten an, ihr haben sich auch 260 deutsche Bürgermeister angeschlossen. Die Generalversammlung fand am Wochenende zum 60. Jahrestag des Atombombenabwurfs in Hiroschima statt.

Frage: Wie hat sich die Bewegung "Bürgermeister für den Frieden" zusammengefunden?

Schmalstieg: Das war 1982, auf dem Höhepunkt des Kalten Krieges und der Angst vor einer atomaren Auseinandersetzung, die ja auch unser Land verwüstet hätte. Hannover gehörte mit zu den Gründerstädten - wir hatten schon 1969 einen Jugendaustausch und 1983 eine offizielle Städtepartnerschaft mit Hiroschima begonnen. Nach der Vereinigung 1990, als die akute Bedrohung schwand, gab es einen Rückgang unserer Bewegung. Doch seit einigen Monaten verzeichnen wir eine "Renaissance": Viele kleinere Städte, aber auch Großstädte wie München und Stuttgart, haben sich angeschlossen.

Frage: Woher kommt diese Neubelebung?

Schmalstieg: Weil die Gefahr von Atomkriegen im Zuge des Auftauchens neuer Nuklearmächte wieder gewachsen ist. Denken Sie an Pakistan, Indien, Nordkorea. Keiner weiß, was mit dem Iran oder Israel ist. Umso notwendiger ist die Schaffung einer atomwaffenfreien Welt.

Frage: Wie ist das weltweite Netz der Bewegung strukturiert?

Schmalstieg: Es gibt Konferenzen, wie etwa jetzt in Hiroschima zum 60. Jahrestag der Atombombenabwürfe auf Hiroschima und Nagasaki. Ich war mit einer Delegation des Rates unserer Stadt dort. Oder denken Sie an die 7. Überprüfungskonferenz des Atomwaffensperrvertrags Anfang Mai in New York. 100 Bürgermeister aus 30 Staaten waren dort anwesend. Zusammen mit meinen Amtskollegen aus Hiroschima und Nagasaki hatte ich die Ehre, vor der Vollversammlung der Konferenz, vor den Vereinten Nationen, zu sprechen.

Frage: In einer Resolution forderten die 260 deutschen "Bürgermeister für den Frieden", daß die Bundesregierung mit Verhandlungen über den Abzug der 150 in Deutschland gelagerten US-Atomwaffen beginnen und die sogenannte nukleare Teilhabe der Bundeswehr aufkündigen möge. Wie ist der Stand?

Schmalstieg: Die Lage ist deswegen nicht ganz einfach, da wir wissen, daß die Bundesrepublik durch Verträge gebunden ist, unter anderem innerhalb der NATO.

Frage: Verteidigungsminister Peter Struck hatte Anfang Mai angekündigt, das Thema Atomwaffenabzug in den NATO-Gremien anzusprechen - hat das dann aber auf dem Treffen der Verteidigungsminister und der Nuklearen Planungsgruppe des Nordatlantikpaktes Anfang Juni unterlassen.

Schmalstieg: Darüber habe ich keine Kenntnis, da ich nicht dabei war.

Frage: So konnte man es der Presse und den NATO-Kommuniqués entnehmen.

Schmalstieg: Dazu kann ich nichts sagen. Ich vertraue allerdings darauf, daß sich der Verteidigungsminister und auch Außenminister Joschka Fischer, der sich ähnlich geäußert hat, in diesem Sinne eingesetzt haben und weiter einsetzen werden.

Frage: Steht Ihre Initiative in einem ständigen Austausch mit der Bundesregierung?

Schmalstieg: Es gab Zusammenkünfte mit Kerstin Müller, der Staatsministerin im Auswärtigen Amt, und im September 2003, anläßlich des Besuchs des Bürgermeisters von Hiroschima, auch ein persönliches Treffen mit dem Bundeskanzler.

Frage: Die Bürgermeister für den Frieden streben eine atomwaffenfreie Welt bis zum Jahre 2020 an. Wie beurteilen Sie in diesem Zusammenhang die Rolle der USA?

Schmalstieg: Ich bin glücklich, daß immer mehr Bürgermeister in den USA sich unserer Initiative anschließen. Genau wie ihre Kollegen auf der ganzen Welt wissen sie, daß der Einsatz von Atomwaffen ihre Städte zerstören und unbewohnbar machen würde. Ich hoffe, daß das auch Eindruck auf die US-Regierung macht. Allerdings habe ich das Gefühl, daß die Bush-Administration noch nicht soweit ist, sich unserem Streben anzuschließen.



Quelle: Die Welt, 08.08.05

Gedenken an die Opfer des Atombombenabwurfs vor 60 Jahren

Hiroshima/Hannover - Mit einem Appell zur weltweiten Abschaffung von Atomwaffen haben am Samstag etwa 55.000 Menschen in der westjapanischen Stadt Hiroshima der Opfer des Atombombenabwurfs vor 60 Jahren gedacht. Um 8.15 Uhr Ortszeit, dem Zeitpunkt, als die erste Atombombe über dem Zentrum der Stadt abgeworfen wurde, legten die Bürger unter den Klängen einer Friedensglocke eine Schweigeminute ein. Den Opfern der durch die Bombe erzeugten Hitzewelle von mindestens 6.000 Grad wurde symbolisch Wasser gespendet, während Tauben in den Himmel aufstiegen.

In einer verlesenen Botschaft rief UN-Generalsekretär Kofi Annan zu konzertiertem Handeln auf, um eine "Kaskade der nuklearen Weiterverbreitung" zu verhindern. Die Welt habe bisher wenig gegen die Verbreitung von Atomwaffen erreicht. Noch immer gebe es Zehntausende dieser Waffen.

In der einzigen Partnerstadt Hiroshimas in Deutschland, Hannover, gedachten zahlreiche Menschen der Opfer mit Gebeten und Meditationen. Am Morgen hatte zum Zeitpunkt des Atombombenabwurfs um 8.15 Uhr in der Aegidienkirche die Friedensglocke - ein Geschenk Hiroshimas an Hannover - drei Mal angeschlagen. In Berlin starteten 40 deutsche Friedensgruppen eine Unterschriftenaktion zur nuklearen Abrüstung. Damit solle an die kommende Bundesregierung appelliert werden, den vollständigen Abzug sämtlicher Atomwaffen aus Deutschland zu veranlassen, erklärten die Initiatoren. Nach Angaben von Friedensforschern haben die USA noch 150 Atombomben in den rheinland-pfälzischen Orten Ramstein und Büchel stationiert. (dpa)



Quelle: Reutlinger General-Anzeiger, 08.08.05

Jahrestag - Gedenkfeier des Ökumenischen Arbeitskreises zum Atombombenabwurf über Hiroshima vor 60 Jahren

Die Angst verschwindet nicht mehr

VON DIETER REISNER

PFULLINGEN. Sie pflanzt sich wie eine heimtückische Krankheit fort. Die Angst ist heimisch geworden in Hiroshima. Der Ökumenische Arbeitskreis der Pfullinger Kirchen gedachte am Freitagabend der Opfer des ersten Atombombenabwurfs.

Vor sechzig Jahren starben in der japanischen Stadt über 100.000 Einwohner. Mehr als ein halbes Jahrhundert später leben die Menschen weiter in Angst vor Leukämie, Lymphdrüsenkrebs, Leberzirrhose. So leidet auch die zweite Generation an den Folgen jenes grell-weißen Blitzes, der alles veränderte. Mit einer »Nacht der 100.000 Kerzen« erinnerten Kirchen und Verbände in vielen Städten Deutschlands an die zahllosen Opfer.

120 Lichter standen vor der Martins- kirche und mussten erst mal ins Trockene gebracht werden. Pünktlich um 22 Uhr, als die Mitarbeiter des Ökumenischen Arbeitskreises die Kerzen entzündet und auf die Treppe vor der Kirche postiert hatten, begann es zu regnen.

Erinnern und mahnen

Während die Glocken drei Minuten läuteten, trugen die etwa 40 Teilnehmer der Feier die Lichter in die Kirche und postierten sie vor den Altar. »Wir sind ein bisschen verspätet«, sagte Pfarrer Martin Tuttaß, der die Veranstaltung leitete. »Unsere Lichter sind ein Zeichen der Solidarität mit allen Opfern von damals und denjenigen, die an den Spätfolgen zu leiden haben.« Mit diesem Zeichen seien sie verbunden mit vielen Menschen in Deutschland sowie in Japan, die sich beteiligen an der Nacht der 100.000 Lichter. »Wir erheben die Stimme, erinnern und mahnen: nie wieder Hiroshima und Nagasaki.«

Neben dem Pfarrer der Thomaskirche gestalteten Ulrike Kuhlmann für die evangelische Kirche sowie Karl Ziegle und Karl-Heinz Krauß (evangelisch-methodistische Kirche) und Eleonore Schyska (katholische Kirche) die Gedenkfeier. Eine Stunde lang sangen, beteten und baten sie gemeinsam mit den Teilnehmern um Frieden und die Abschaffung der Atomwaffen.

Noch immer, 15 Jahre nach Ende des Kalten Krieges, existierten 30.000 Atomwaffen auf der Erde mit einer Vernichtungskraft von 500.000 Hiroshimabomben, so Tuttaß. »Wir gehen jetzt in unsere sicheren Häuser zurück, in der Hoffnung, dass das, was wir hier gebetet und gesungen haben, nicht ohne Wirkung bleibt.« (GEA)



Quelle: Kölner Stadtanzeiger, 08.08.05

Die Nacht der 100 000 Kerzen

VON FRIEDERIKE HOFMANNDas Kölner Friedensforum erinnerte in großem Rahmen an die Atombombenangriffe von Hiroshima und Nagasaki vor 60 Jahren.

Das schlechte Wetter konnte die Besucher der Kundgebung "Atomwaffenfrei bis 2020" am Freitag auf der Domplatte nicht abschrecken: Kurzerhand wurde die Bühne in den Eingangsbereich des Römisch-Germanischen Museums verlegt. "Trotz der Witterung hatten wir weit über 100 Besucher", freute sich Anne Schulz vom Friedensforum.

Nach den Redebeiträgen erinnerte die "Nacht der 100.000 Kerzen" an die Opfer der Atombomben. Während die Bürger in Hiroshima Lichter zum Gedenken auf den Fluss setzten, taten es ihnen die Kölner mit mehr als 400 Kerzen auf der Domplatte gleich.

Wir müssen das Thema immer weitertragen", sagte die Schirmherrin der Kölner Veranstaltung, Bürgermeisterin Angela Spizig. Seit 1985 ist Köln Mitglied in der internationalen Vereinigung "Bürgermeister für den Frieden". "Die Kommune ist der Kern der Demokratie - Krieg und Frieden betrifft uns alle", begründete die Bürgermeisterin ihr Engagement. Sie begrüßte das rege Interesse an dem Gedenktag. Die Rede des Filmemachers Frieder Wagner erzielte ungeteilte Aufmerksamkeit. Der Regisseur hatte für seinen Film "Der Arzt und die verstrahlten Kinder von Basra" den Irak bereist, wo während des Krieges Urangeschosse eingesetzt worden waren. "Die Missbildungen setzen sich über Generationen fort", berichtete der Filmemacher. "Die Bilder werden mich nie wieder loslassen", sagte er. Auch die Medizinerin Gina Mertens von der Organisation "Internationale Ärzte für die Verhütung des Atomkriegs" (IPPNW) beklagte die Folgen des Einsatzes atomarer Waffen: "Die medizinischen Folgen sind nicht tragbar." Eine ganz andere Facette bot der ehemalige Berufssoldat Helmuth Prieß. Er ist Sprecher des Darmstädter Signals, der Friedensinitiative von Bundeswehrangehörigen. Vor 15 Jahren war er wegen einer kritischen Bemerkung zur Nato ins Fadenkreuz der Justiz geraten. Für ihn ist klar: "Frieden mit Waffen erzwingen zu wollen ist eine gefährliche Illusion." Der Mission der Redner schloss sich die Frauenband "Living Vibes" an. Sie lockerte das Redeprogramm mit rockigen Friedensliedern auf.

Das Gedenkwochenende ging gestern zu Ende. Zum Abschluss lud der Friedenskreis zu "Begegnungen" im Hiroshima-Nagasaki-Park ein. In kleinen Zelten wurde diskutiert, zugehört und meditiert. So auch mit Kazuo Soda, der seit 1992 Köln jedes Jahr zum Hiroshima-Gedenktag besucht. Er hat in seiner Jugend den Atombombenabwurf auf Nagasaki überlebt, und für ihn ist klar: "Nie wieder Hiroshima! Nie wieder Nagasaki!"



Quelle: Wiesbadener Kurier, Regionale Nachrichten, 08.08.05

"Die Nacht der 100 000 Kerzen"

Gedenken in Idstein: 60 Jahre Hiroshima und Nagasaki / "Atomwaffenfrei bis 2020"

Von Volker Stavenow

IDSTEIN Unter dem Motto "60 Jahre Hiroshima und Nagasaki - Die Nacht der 100 000 Kerzen" gedachten Pax Christi-Mitglieder und Bürger in der Nacht von vergangenen Freitag auf Samstag in Idstein der unzähligen Opfer der beiden Atombombenabwürfe über Japan.

Die Amerikaner bleiben vor der von Pax Christi improvisierten Gedenkstätte unterhalb des Idsteiner Rathauses auf dem König-Adolf-Platz stehen, staunen über die zahlreichen Kerzenlichter, hinterfragen die Aktion und verstehen den Sinn. "Die zündeten zwar keine Kerze an, waren aber sehr interessiert und ganz offen für dieses Thema", berichtet Ute Schäfer von der Idsteiner Pax Christi-Gruppe. Dafür nutzen andere späte Spaziergänger oder Heimkehrer zwischen 22 und 24 Uhr in der Altstadt die Gelegenheit, für die japanischen Opfer eine Kerze anzuzünden und in Stille den Toten und Verletzten zu gedenken.

In Japan und an zahlreichen anderen Orten ist es Tradition, am Jahrestag des Atombombenabwurfs auf Hiroshima auf Flüssen schwimmende Kerzen anzuzünden: Ein Symbol für die vielen Menschen, die vor 60 Jahren im kühlenden Wasser des Meeres Rettung vor dem atomaren Feuer suchten. Mit Kerzen gedachten in der vergangenen Freitagnacht Menschen in ganz Deutschland den damaligen schrecklichen Vorgängen. Gleichzeitig informierte Pax Christ in Idstein über die weltweite Abrüstungskampagne "Atomwaffenfrei bis 2020". Den Anstoß dafür gab das Pax Christi-Mitglied Irene Breiter, das aktiv in der Initiative "Atomwaffen abschaffen" mitarbeitet. In Idstein stellen sich in dieser Nacht bis zu 35 Menschen kreisförmig auf und halten zwischen den Lichtern stille Mahnwache. Andere verteilen Handzettel an Passanten. Auf dem Papier wird auch mit Zahlen über die Anzahl der heute vorhandenen strategisch-atomaren Gefechtsköpfe in den USA, Russland oder China informiert. "Nach wie vor werden weltweit etwa 5000 Atomwaffen in ständiger Bereitschaft gehalten. Das heißt, sie können jederzeit zum Einsatz gebracht werden", weiß Ute Schäfer. Trotz Abrüstungsvereinbarungen seien die Arsenale der offiziellen Atomwaffenstaaten mit strategischen Atomwaffen gefüllt, steht auf den Handzetteln.

Während die Menschen in Idstein in stummer Mahnung, die gleichzeitig Protest gegen Atomwaffen ist, an die furchtbaren Folgen eines Atomangriffs aufmerksam machen, öffnet der Himmel immer wieder seine Schleusen. Es gießt in Strömen, so dass die vielen Kerzen mit einem spontan herbeigeholten Angler-Regenschirm geschützt werden müssen. "Trotz der Schauer findet unsere Aktion ein sehr positives Echo. Viele Menschen haben großes Interesse, machen mit und fragen uns nach dem Sinn der Initiative. Von 150 Handzetteln haben wir über 100 verteilt", freut sich Ute Schäfer über die Offenheit der Menschen im nächtlichen Idstein. "Wir sind sehr überrascht und freuen uns, dass so eine wichtige Aktion in einer so kleinen Stadt wie Idstein durchgeführt wird", lobt ein auswärtiges Ehepaar ausdrücklich - und zündet eine Erinnerungskerze an.

Alle zehn bis 15 Minuten lesen Pax Christi-Mitglieder bewegende Augenzeugenberichte vor, die den zuhörenden Menschen das ganze Grauen des damaligen zweifachen Atomwaffeneinsatzes vor Augen führen. Das traurige, aber feierliche Gedenken mit diesen Textbeiträgen wird jeweils mit einem durchdringenden Schlag gegen die Klangschale beendet. Mit einem Zitat von Albert Schweitzer endet kurz nach Mitternacht die Pax Christi-Gedenk- und Mahnaktion in Idstein.



Quelle: Schwäbischen Zeitung, Lokalteil Ravensburg, 08.08.05

Friedensaktivisten warnen vor Atomwahn

Die Welt rüstet auf. Das atomare Waffenarsenal ist heute ungeheuer. Den Gedenktag an den ersten Einsatz einer Atombombe vor 60 Jahren nahmen Friedensaktivisten in Ravensburg wie in Stuttgart oder Berlin zum Anlass, aufzuklären, zu beten und zu mahnen.

Am 6. August 1945 wurde von den USA über der japanischen Stadt Hiroshima die erste Atombombe gezündet. 130 000 Menschen starben sofort, zehn Quadratkilometer der Stadt wurden verwüstet. Allein in der BRD lagern heute Atomwaffen mit einem Vielfachen an Sprengkraft. Am Morgen des Gedenktags an die Opfer von Hiroshima und Nagasaki, der zweiten Stadt, die eine atomare Verwüstung erleiden musste, fand auf Einladung der evangelischen Kirchengemeinde und der Stadt Ravensburg eine Kundgebung auf dem Marienplatz statt.

Die "Freunde des Friedens und der Gerechtigkeit" lud Pfarrer Thomas Holm am Abend in der evangelischen Stadtkirche noch einmal zum Gebet gegen den atomaren Zerstörungswahn. Mit kleinen Opferlichtern war das Wort "HIROSHIMA" auf dem Boden des schwach beleuchteten Chorraums geschrieben. Der Publizist Wolfram Frommlet stellte in seiner Lesung Menschen heraus, die sich beispielhaft für Frieden und gegen atomare Hochrüstung einsetzten. Zerrissenheit und Friedenssehnsucht brachten Renate Marpert, Orgel, und Michel Marpert, Cello, musikalisch zur Sprache.

Drei amerikanische Dominikanerinnen wagten 2003 in gewaltfreien Aktionen gegen die Atomgroßmacht USA vorzugehen. Sie ernteten Haftstrafen, aber auch einen Friedenspreis. Frommlet las die Preisverleihungsrede von Carl Amery. In Johann Sebastian Bachs zweiter Cellosonate wechselten hoffnungsvolle Trauer im langsamen Satz in das mutige, kämpferische Vorwärtsschreiten des zweiten Satzes.

Im Mittelpunkt der Lesung Frommlets stand der Briefwechsel zwischen dem Bomberpiloten Claude Eatherly und dem Literaten Günther Anders. 1959 setzte sich Anders, einer der Initiatoren der internationalen Atombewegung, mit Eatherly in Verbindung. Lange Jahre war der Major der US-Luftwaffe Eatherly, der damals den Bomber über Hiroshima flog, in der geschlossenen Psychiatrie. Es gelang ihm nicht mehr, sich in eine Gesellschaft einzugliedern, in der ein kriegerischer Einsatz von Atombomben legitim war. Die Kluft zwischen gesellschaftlichem Recht und der moralischen Richtschnur seines Gewissens war für ihn unüberbrückbar.

Der Zukunftsforscher Robert Jungk hebt hervor, dass die Waffe, ihre Planung sowie ihr Einsatz auch die Täter treffe. Atomwaffen stellten für den menschlichen Geist eine übermenschliche Belastung dar. Die Gesichter der im Höllenfeuer von Hiroshima Verglühenden verfolgten den Piloten Eatherly in seinen schlaflosen Nächten. Mit der Cellosonate von Paul Hindemith brachte Michel Marpert den Alptraum zum Ausdruck. Zum Schluss kam noch einmal Bach zu Wort. Mit tröstlicher Zuversicht begleitete er die Friedensfreunde auf dem Gang zur Friedenssäule bei der Liebfrauenkirche. Die Gedenkfeier endete mit der gemeinsamen Gebetsbitte um den Mut zur Bewahrung des Friedens.



Quelle: Schwäbischen Zeitung, Lokalteil Ellwangen, 08.08.05

Kerzen brennen für die Bombenopfer

Von unserem Mitarbeiter Thorsten Vaas

ELLWANGEN - Zum Gedenken an die Opfer des Atombombenabwurfs in Hiroshima hat das Ellwanger Bündnis Mahnwache am Freitag die "Nacht der 100 000 Kerzen" am Fuchseck gefeiert. Dabei setzten sich die Teilnehmer für atomare Abrüstung ein.

"Vor 60 Jahren regnete es auch", sagte Peter Maile vom Friedensforum, als der Regen am Fuchseck einsetzte. "Doch der Wolkenbruch in Hiroshima war damals schwarz, und die Überlebenden des Atombombenabwurfs haben das Wasser getrunken", erzählte er. Annähernd 100 Kerzen hatte die Mahnwache um den Brunnen beim Fuchseck aufgestellt. Sie brannten für die Opfer der Atombombe.

Rund 20 Menschen waren zu der Gedenkveranstaltung ans Fuchseck gekommen. Unter ihnen Pfarrer Ravinder Salooja, der auf seiner Gitarre das Anti-Kriegslied "Where Have All The Flowers Gone" von Pete Seeger spielte.

Schwimmende Kerzen

Am 6. August 1945 hatten die USA die erste Atombombe auf Hiroshima abgeworfen. Seitdem trauern die Japaner an diesem Tag mit schwimmenden Kerzen im Hiroshima-Memorial-Park um die Opfer .

Von 22 Uhr bis zum Zeitpunkt des Bombenabwurfs um 15 Minuten nach Mitternacht las Peter Maile Gedenktexte vor. Darunter die ergreifende Inschrift eines japanischen Denkmals: "Große Knochen, was zuvor Lehrer waren und kleine Schädel sitzen um ihn herum." Mit gesenkten Köpfen hörten die Umstehenden zu, bis Pfarrer Salooja das Lied "Friede für alle Zeit" auf der Gitarre spielte. Ein Lied, das die Forderung des Bündnisses Mahnwache, "Ohne Rüstung leben" und das Verlangen der "Mayors for Peace (Bürgermeister für Frieden) - Atomwaffenfrei bis 2020" unterstrich.

Ärzte fordern Abrüstung

Diese Intention bekräftigte auch Dietrich Böhme für die "Ärzte in sozialer Verantwortung". Wie die Bürgermeister setzen auch sie sich gegen Atomwaffen ein. "Denn schon in einem normalen Krieg gibt es kaum eine Chance, den Menschen zu helfen", sagte Böhme. Aber in einem Atomkrieg sei die Chance gleich null: Allein die Zahl der Verbrennungsopfer würde selbst sehr gut ausgestattete Kliniken überfordern. Böhme mahnte Deutschland, die rund 150 US-Atombomben, die in der Bundesrepublik lagern, zu vernichten.

Ellwanger Bündnis Mahnwache

Das Ellwanger Bündnis Mahnwache veranstaltet friedliche Kundgebungen. An jedem Samstag findet um 11 Uhr am Fuchseck eine Mahnwache für den Frieden statt. Ansprechpartner ist Gerhard Schneider aus Ellwangen (Telefon: 07961-3401).

Peter Maile vom Friedensforum las den Menschen am Fuchseck Gedenktexte vor. Bei der "Nacht der 100.000 Kerzen" forderte das Bündnis Mahnwache die atomare Abrüstung.



Quelle: Schwäbischen Zeitung, Lokalteil Aalen, 08.08.05

"Nie wieder Hiroshima" mahnt das Bündnis für den Frieden in der "Nacht der 100.000 Kerzen"

"Nie wieder Hiroshima, Mahnung und Gedenken" hat am Freitagabend auf einem Plakat des Bündnisses für den Frieden gestanden. Das Bündnis hat am Aalener Marktbrunnen anlässlich des 60. Jahrestages der amerikanischen Atombombenabwürfe auf die japanischen Städte Hiroshima und Nagasaki eine Gedenkfeier veranstaltet. Kerzen am Beckenrand und auf dem Wasser erinnerten an die Opfer. Volkmar Wieland vom Bündnis sagte, dass noch heute 30.000 Atombomben auf der Welt existierten, davon seien 7.500 sofort einsatzbereit. Die amerikanische Verteidigungsdoktrin gehe mehr denn je davon aus, im Falle der Gefahr für die USA einen atomaren Erstschlag vorzunehmen. Dr. Annette Speidel las aus einem Augenzeugenbericht eines Arztes aus Hiroshima, der die rund 50 Zuhörer das Grauen erahnen ließ. Die Menschen, von denen der Augenzeuge berichtete, konnten mit bloßem Auge keinem Geschlecht mehr zugeordnet werden. Im Fluss trieben zur Unkenntlichkeit verbrannte Fleischklumpen. Unmittelbar nach dem Bombenabwurf seien mehr als 80.000 Menschen, bis heute an den Spätfolgen über 200.000 Menschen gestorben. Die Veranstaltung schloss mit einer Gedenkminute für die Opfer. (le)



Quelle: Frankfurter Rundschau, Lokalteil Darmstadt, 8. August 2005

Kerzenlichter für die Toten des Krieges

Gedenken an die Opfer der Atombombenabwürfe / Hiroshima am 6. August 1945: alles scheint wie immer - bis "Little Boy" kommt 60 Jahre nach den Atombombenabwürfen auf Hiroshima und Nagaski haben sich in Darmstadt etwa 150 Menschen zu einem Abend für den Frieden getroffen.

Darmstadt ú 7. August ú nkr ú Hiroshima, 6. August 1945, 8.15 Uhr Ortszeit: Die Familien machen sich bereit für den Alltag. Auch wenn Japan im Krieg ist, scheint alles so wie immer. Bis der us-amerikanische Bomberpilot Paul Tibbets mit seinem B-29-Bomber die japanische Großstadt anfliegt. An Bord hat er "Little Boy", eine Atombombe mit einer Sprengkraft von 12.500 Tonnen TNT. Aus 9450 Metern Höhe wirft er die Bombe über der Innenstadt von Hiroshima ab. 140.000 Menschen verglühen in der Strahlungshitze. Die Stadt ist ein Trümmerfeld. Am 9. August 1945 fällt über Nagasaki eine zweite Bombe. Hunderttausende sterben an den Folgen der atomaren Verstrahlung.

Sehr eindringlich beschreibt Miyoko Oshima, Musikerin aus Dreieich, ihre Eindrücke vom Besuch im Hiroshima Peace Memorial Museum. Zum 60. Jahrestag der Atombombenabwürfe auf Hiroshima und Nagasaki hat das Evangelische Dekanat Darmstadt gemeinsam mit dem Darmstädter Friedensforum zur Gedenkveranstaltung "Hiroshima mahnt-Nacht der 100.000 Kerzen" eingeladen. Weltweit erinnern in diesen Tagen Kirchen und Friedensgruppen an das grausame Ende des Zweiten Weltkrieges in Japan. Wegen des unbeständigen Wetters wird die Aktion am Freitagabend vom Herrngarten in die Stadtkirche verlegt. Im Altarraum zünden Besucher Hunderte von Kerzen an. Zudem gibt es Musik, Lesungen und eine Filmvorführung. Auch Kritik am Umgang der US-Regierung mit den Erfahrungen des Krieges wird laut. "Weshalb wurden nach diesen Verbrechen weitere Bomben gebaut", fragt Ernst Standhartinger, ehemaliger Pfarrer aus Weiterstadt. "Atomwaffen müssen restlos vernichtet werden", sagt auch Oberbürgermeister Walter Hoffmann (SPD). Er ist Mitglied der Mayors for Peace, den Bürgermeistern für den Frieden, die sich dafür einsetzen, dass bis 2020 weltweit Atomwaffen abgeschafft werden.

Eine Ausstellung mit Bildern aus den zerstörten Städten Hiroshima und Nagasaki ist vom 8. bis 26. August im Staatsarchiv, Karolinenplatz 3 in Darmstadt, zu sehen.



Quelle: Schwäbischen Zeitung, Lokalteil Aalen, 08.08.05

Kerzen erinnern an die Opfer

FRIEDRICHSHAFEN - Mit mehr als 180 Veranstaltungen haben Friedensbewegungen in Deutschland in der Nacht auf Samstag des 60. Jahrestags des Atombombenabwurfs über Hiroshima gedacht. Morgen vor 60 Jahren explodierte eine Atombombe über Nagasaki. Eine kleine Mahnwache auf dem Buchhornplatz erinnerte an die Opfer.

Von unserem Mitarbeiter Felix Kästle

Eine ungewöhnliche Stille liegt über dem Adenauerplatz, dann läuten die Glocken über den Dächern von Friedrichshafen. Es ist 22 Uhr. Nach einigen Augenblicken verstummen selbst die aufgedrehten Jugendlichen, die zuvor noch kreischend Fangen spielten.

In Japan ist es Tradition, am Jahrestag des Atombombenabwurfs auf Flüssen schwimmende Kerzen anzuzünden, sozusagen als Symbol für die vielen Menschen, die im kühlenden Wasser des Meeres Rettung vor dem atomaren Feuer suchten, erzählt ein Verantwortlicher der Friedensbewegung.

Minutenlanges Schweigen, Frieden stiftende Worte und brennende Kerzen eben für diejenigen, die am Morgen des 6. August 1945 (0.15 unserer Zeit) die Hitze, das Feuer, die Druckwelle und die Strahlung der weltweit ersten abgeworfenen Atombombe nicht überlebten. In etwa 600 Metern Höhe detonierte damals die Bombe "Little Boy" über Hiroshima. Zwischen 90.000 und 200.000 Menschen starben, 80 Prozent der Stadt wurden zerstört.

Jetzt erinnerte der ökumenische Arbeitskreis Frieden aus Ailingen vor der im Krieg ebenfalls zerstörten Nikolauskirche daran. Motto: "Hiroshima mahnt - für eine Welt ohne Atomwaffen." Weltweit gibt es etwa 28.000 Atomwaffen, deren Sprengkraft ausreicht, das Leben auf der Welt mehrfach zu vernichten, heißt es in der Internetzeitung "Junge Welt".

Mit Kerzen gedenken etwa 20 Häfler Bürger am Freitagabend auf dem Adenauerplatz den vielen tausend Opfern von Hiroshima, die bei der Detonation der Atombombe 1945 ihr Leben lassen mussten. Foto: lix



Quelle: Fürther Nachrichten, 08.08.05

Eindringlicher Appell an die menschliche Einsicht

Fürther Gedenken an die Atombombenabwürfe von Hiroshima und Nagasaki -Zeichen für den Frieden

FÜRTH (jsz) - 60 Jahre nach den beiden Atombombenabwürfen auf Hiroshima und Nagasaki ist auch vor dem Mahnmal für den Frieden im Fürther Stadtpark eindringlich an dieses tragische Kapitel der Weltgeschichte erinnert worden. "Wir fühlen uns allen Friedensbewegungen auf der Welt eng verbunden", betonte der Fürther Oberbürgermeister Jung. Es sei angesichts von 30.000 Atomwaffen, die weltweit noch immer auf ihren Einsatz warten, nach wie vor ein dringendes Anliegen, sich für den Frieden einzusetzen, mahnte er.

Auch der japanische Generalkonsul Shigeharu Maruyama appellierte an die menschliche Einsicht, damit die großen Opfer, die das japanische Volk bringen musste, nicht umsonst gewesen sind. Denn die Folgen sind in Japan heute noch spürbar, beteuerte der Diplomat aus München.

"Sprachlicher Zynismus"

Bewegende Worte fand Pfarrer Stefan Koch. Ermachte auf den "sprachlichen Zynismus" der damals verantwortlichen militärischen Führung aufmerksam, die den Bombenabwurf als "erfolgreiche Mission" bezeichnet hatte.Der japanische Künstler Sadanobu Otsu setzte einen besonders eindrucksvollen Akzent. Seine temperamentvoll in japanisch vorgetragenen Erläuterungen hinterließen großen Widerhall bei den Zuhörern. Auf zwei große weiße Stoffbahnen setzte er dann mit raumgreifender Gestik symbolische kalligrafische Zeichen für den Frieden.



Quelle: Deutschland Radio Kultur, 09.08.05

"Man kann diese Verantwortung nicht delegieren"

Mathematiker Eichhorn zum 60. Jahrestag des Atombombenabwurfs auf Nagasaki

Moderation: Maja Ellmenreich

Anlässlich des 60. Jahrestags des Atombombenabwurfs auf Nagasaki hat der Mathematiker Eugen Eichhorn die besondere Verantwortung der Wissenschaftler für ihr Handeln betont. Diese Erkenntnis versuche er auch seinen Studierenden in den von ihm initiierten "Peace Study Courses" beizubringen. Zugleich lobte er die Aktivitäten des Bürgermeisters von Nagasaki, der sich für eine Abschaffung der Atomwaffen einsetze.

Ellmenreich: "Fat Man" nannte man die Atombombe, die am 9. August 1945 um 11.02 Uhr über der japanischen Stadt Nagasaki abgeworfen wurde von einem US-Bomber. Sie detoniert 550 Meter über einer Waffenfabrik, legte einen Großteil der Stadt in Schutt und Asche, tötete mit ihrer Explosionskraft auf der Stelle über 70.000 Menschen. Heute, am 60. Jahrestag des Atombombenabwurfs auf Nagasaki, begrüße ich bei mir im Studio den Mathematiker Professor Eugen Eichhorn von der Technischen Fachhochschule Berlin. Dort veranstaltet er seit drei Semestern so genannte Hiroshima-Nagasaki Peace Study Courses und er ist Mitbegründer eines deutsch-japanischen Friedensforums. Guten Tag, Herr Eichhorn.

Eichhorn: Guten Tag.

Ellmenreich: Sie waren mehrere Male in Nagasaki und in Hiroshima, wo die sogenannte Atombomben-Kuppel an den Atombomben-Abwurf 1945 erinnert. Woran erkennt der Besucher von Nagasaki, was dort passiert ist am 9. August 1945?

Eichhorn: In Nagasaki gibt es etwas, was in der Weise ins Auge sticht ja nicht. Das, was man mit Nagasaki... die Kenner damit verbinden, ist diese für unseren Geschmack etwas pathetische Figur am Eingang des Friedensparks in Nagasaki. Das ist eine kolossale menschliche Figur, wo ein Teil zum Himmel weist und die andere Hand zum Boden zeigt - das als Symbol des Friedens, das jetzt nach diesen schrecklichen Ereignissen um Gottes Willen die Zeit der Kriege vorbei ist.

Ellmenreich: Es gibt dann - wenn ich Sie richtig verstehe - gar nicht so viele, ja Monumente, so viele Denkmäler in Nagasaki, wie man vielleicht erst mal denken möchte. Wenn man die Menschen kennen lernt in Nagasaki, ist das Thema Atombomben-Abwurf ein großes Thema? Begegnet man diesem Thema sofort in den Gesprächen?

Eichhorn: Wir haben da die Erfahrung gemacht... es gibt da signifikante Unterschiede zu Hiroshima schon. Wir glauben, dass es insgesamt in Nagasaki es für die Leute vielleicht in einem besonderen Sinn präsenter ist, obwohl Hiroshima der bekanntere Name, der bekanntere Ort ist. Kennzeichnend ist das zum Beispiel bei den Gedächtniszeremonien, die sind signifikant verschieden. Hiroshima ist sehr, sehr zeremoniell. Also, ich fühle mich oft erinnert an Veranstaltungen hier in Rom, Petersdom. Es ist sehr ritualisiert.

Und in Nagasaki ist schon relativ früh, besonders in Verbindung mit dem inzwischen verstorbenen Bürgermeister Motoshima, übrigens ein Katholik... Er hat sich sehr engagiert, sehr früh auch gesagt dass selbstverständlich die Atombomben hier eine Vorgeschichte haben, und dass Japan nicht unbedingt grenzenlos die Opferrolle reklamieren kann. Das ist völlig unbeschadet von der Tatsache her, dass man diese Atombombe eigentlich mit nichts rechtfertigen kann. Aber er war sehr kritisch, weil er auch von Anfang an hier eine Mitverantwortlichkeit des Teno reklamiert hat, der Teno hat sich nie dazu bekannt.

Und parallel zu diesen offiziellen Friedensveranstaltungen in Nagasaki gibt es von zahllosen alternativen Gruppen, es ist so ein richtig bekanntes alternatives Ritual, es gibt so eine richtig offizielle Parallelveranstaltung noch dazu, dafür ist Nagasaki seit langem bekannt. Ich muss jedoch sagen, hier in aktueller Zeit, seit Dr. Akiba... seit er Bürgermeister von Hiroshima ist, hat sich das grundlegend geändert.

Ellmenreich: Wohin gehend?

Eichhorn: Dieses Nur-Zeremonielle hat er weitestgehend beschränkt und drückt sich sehr direkt aus. Er hat dieses internationale Bürgermeister-Netz, das es seit Mitte der 80er Jahre gibt, das hat er sehr erfolgreich wieder belebt, er hat jetzt in New York, war er auch mit über 100 Bürgermeistern bei der Review-Konferenz des NPT, also des Atomwaffen-Sperrvertrags, da gewesen. Und er macht den ernsthaften Versuch, auf der Ebene der Bürgermeister etwas zu erreichen, was auf der Ebene der großen Politik offenbar nicht funktioniert, nämlich die Abschaffung der Atombomben durchzusetzen.

Ellmenreich: Ein Ziel, das sicherlich den Bürgermeister von Hiroshima und den Bürgermeister von Nagasaki verbindet!

Eichhorn: Ja, ist so.

Ellmenreich: Wieso wird aber auf einer ganz anderen Weise in Nagasaki daran erinnert, was passiert ist. Versucht man sich abzugrenzen von Hiroshima?

Eichhorn: Ich kann das nicht genau erklären. Ich kann nur sagen, dass es in einer bestimmten Phase de facto so gewesen ist, dass Nagasaki sehr viel bürgernaher war, eben Hiroshima das große Zeremoniell, Gedächtniszeremoniell durchführte.

Ellmenreich: Fühlen sich die Bürger von Nagasaki auf ihre Weise vernachlässigt, wenn man das so sagen darf? Die Augen gerichtet auf Hiroshima, erst der zweite Blick geht dann gen Nagasaki.

Eichhorn: Ja, das kommt darauf an, mit wem Sie reden. Wenn Sie mit den politisch bewussteren Leuten, die lange in dieser Szene arbeiten, reden, die würden dem zustimmen, was Sie sagen. Bei der normalen Bevölkerung eher nicht, die sagen: Das, was passiert ist, ist unglaublich schrecklich. Und solche Unterschiede in der öffentlichen Wahrnehmung spielen überhaupt keine Rolle mehr, sondern verändern wird sich nur etwas, wenn viele, viele Bürger mehr von der Basis kommen, von den Menschen her, da wird sich möglicherweise eine große Bewegung im Laufe der Zeit durchsetzen.

Ellmenreich: Wie groß ist die Friedensbewegung? Wie groß sind die Bürgerbewegungen in Nagasaki, mit denen Sie auch zusammenarbeiten im Rahmen des Friedensforums?

Eichhorn: Ja, es gibt Konjunkturen, das ist wie in der westlichen Welt auch. In bestimmten Zeiten sind sie sehr aktiv, in bestimmten Zeiten sind sie das weniger. In der jetzigen Phase, wo es also absehbar ist, dass die Anzahl der Nuklearmächte zunehmen wird, völlig unabhängig von dem Atomwaffen-Sperrvertrag... diese Gefahren wieder in die Nähe rücken... das hat diese Bewegung wieder verstärkt.

Ellmenreich: Im Iran wurde die Atomanlage in Isfahan wieder in Betrieb genommen. Hat die Welt - so hat es "die taz" am Wochenende geschrieben - nichts gelernt? Kommt man zu dem Schluss, wenn man das beobachtet?

Eichhorn: Wenn die offiziellen Nuklearwaffenstaaten, diese klassischen: USA, Großbritannien, Frankreich, China und wer fehlt jetzt noch? Die UDSSR gibt es nicht mehr, also Russland, so lange die nicht bereit sind, ihre Atomwaffen zu verschrotten, wozu sie eigentlich auf der Basis des Vertrages verpflichtet sind, wird es immer dazu führen, dass andere Staaten auch machen wollen.

Ellmenreich: Herr Eichhorn, als Mathematiker, wieso setzen Sie sich ein gegen Atomwaffen? Woher kommt dieses Interesse?

Eichhorn: Ja, ich denke, dass die Nuklearwaffen, der Beginn des Atomzeitalters 1945, das ist eine derart überwältigende Realität, eine Zeitenwende, dass, ob Sie dann nun Mathematiker sind oder irgendwer... oder Journalist sind, das betrifft uns alle. Es hat überhaupt keinen Sinn darauf zu warten, dass die große Politik für Sie das richtet. Nur wenn es sehr viele Bürger gibt, die spontan versuchen sich erst mal zu bilden, es ist etwas, was erhebliche Anforderungen intellektueller Art auch an sie stellt. Also diesen Komplex zu erforschen, wie es nun genau gewesen ist, das ist eine lebenslange Arbeit. Ich mache das seit Jahrzehnten und bin immer froh, wenn es viele andere Leute auch machen, oder wenn zum Beispiel in einem solchen Interview die Möglichkeit besteht, einfach davon zu erzählen.

Ellmenreich: Auf welche offenen Ohren stoßen Sie damit bei Ihren Studenten? Sie bieten an der Technischen Fachhochschule in Berlin so genannte Hiroshima-Nagasaki Peace Study Courses an.

Eichhorn: Also, die Studenten, die da hinkommen die sind überraschend offen. Einmal sind sie auf einer relativ unschuldigen Art offen, ihr Vorwissen ist relativ gering. Nagasaki als Thema in Soziologen-Kreisen, oder eben auch als philosophisches Problem, oder in der Theologie, oder meinetwegen Atombomben-Literatur als literarische Erscheinung, oder für Historiker, das ist schon eher möglich.

Ellmenreich: Auf welchen Gebieten, auf welchen Wissensgebieten besteht da besonders großer Nachholbedarf? Was bringen Sie den Studenten in diesen "Courses" bei?

Eichhorn: Wir versuchen natürlich anzuknüpfen an den Sachen, die sie selbst studieren, die sie mitbringen, diese nuklearphysikalischen Zusammenhänge, was Kernspaltung ist. Ein Spezialgebiet von mir ist eben die deutsche Atombombe, der Versuch eine solche zu bauen, und das Manhattan-Projekt, die amerikanische Geschichte. Und in diesem Zusammenhang natürlich, wie es sich da einbettet in den historischen Kontext.

Wir in Europa sind ja eurozentrisch, also der Zweite Weltkrieg ist im wesentlichem ein Ereignis, was hier in Europa stattgefunden hat, vielleicht so bis zum Ural hin, und das war es. Der Pazifik-Krieg hat mindestens so viele Opfer gekostet wie dieser europäische und nordafrikanische Kriegsschauplatz. Das ist also auch eine wichtige Botschaft, dass sie über ihren Tellerrand rausgucken.

Ellmenreich: Botschaften, Wissen, um Verantwortung deutlich zu machen, die man als Naturwissenschaftler trägt?

Eichhorn: Selbstverständlich. Wir wollen ihnen klar machen, dass der Wissenschaftler, der Ingenieur Verantwortung trägt. Er kann nicht sagen: Hier, die Politiker haben letzten Endes aus unserer Hände Werk etwas gemacht, was wir nicht haben wollten. Das geht nicht. Das haben sie heute in der Molekulargenetik wieder im Klonen von Menschen. Da haben sie genau dasselbe Problem. Der Wissenschaftler ist selbstverständlich, ich möchte fast sagen zu 150 Prozent, verantwortlich. Jeder ist für das verantwortlich, was er tut. Man kann diese Verantwortung nicht delegieren.



Quelle: taz, 10.08.05

6.000 gedenken Nagasaki-Bombe

NAGASAKI ap In der japanischen Stadt Nagasaki haben gestern rund 6.000 Menschen des zweiten und letzten Atombombenabwurfs im Zweiten Weltkrieg vor 60 Jahren gedacht, unter ihnen mehrere hundert Überlebende. Um 11.02 Uhr Ortszeit markierten eine Sirene und ein Glockenschlag den Moment, in dem am 9. August 1945 die Bombe "Fat Man" über der Stadt explodierte. Nagasakis Bürgermeister Iccho Itoh rief die Atommächte zur Abrüstung auf. In seinem Appell kritisierte er unter anderem die Entwicklung neuer Mini-Atombomben in den USA. Experten befürchten, dass sie die Hemmschwelle zu einem Atombombeneinsatz deutlich senken könnten. Japans Ministerpräsident Junichiro Koizumi legte im Friedenspark einen Kranz nieder. Der Jahrestag sei eine Gelegenheit, um für weltweiten Frieden zu beten, sagte Koizumi. Damals starben in wenigen Wochen offiziell 74.000 Menschen.



Quelle: Mannheimer Morgen, 10.08.05

Mit Rosen und Sonnenblumen der Atombomben-Opfer gedacht

NECKARAU: Hiroshima - 60 Jahre danach

Gedenkveranstaltung und Ausstellung im Markthaus Floßwörthstraße

Mit einer Mahnwache auf dem Paradeplatz und einer Foto-Ausstellung im Neckarauer Markthaus gedachte das Mannheimer Friedensplenum an die Opfer der ersten Atombombenabwürfe auf Hiroshima und Nagasaki vor genau 60 Jahren. Zugleich rief diese Friedensvereinigung, die in der Quadratestadt seit 20 Jahren gegen Kriegsgewalt und Rechtsradikalismus angeht, mit einer Unterschriftenaktion zum Protest gegen die immer noch anhaltende weltweite nukleare Aufrüstung auf.

Eine Mauer aus beschrifteten Steinchen als symbolischer "Schutzwall" des Völkerrechtes, das die Gewaltanwendung verbietet, und eine Galerie niedergelegter Rosen und Sonnenblumen boten den Rahmen zu einer Ausstellung von Bildern, die das ganze zerstörerische Ausmaß des ersten Atombombenabwurfes deutlich machen: Gebäude wurden aus den Fundamenten gerissen, Steinwände von der Druckwelle umgeworfen; Bäume knickten um, Früchte verbrannten an den Zweigen; ganz zu schweigen von den Menschen, die im Explosionszentrum verkohlten, in weiterer Entfernung unter schmerzvollen Verbrennungen litten.

"Solche Bilder mahnen daran, am Atomausstieg festzuhalten, damit sie sich niemals wiederholen," zeigte sich der SPD-Fraktionsvorsitzende Dr. Frank Mentrup erschüttert, der gemeinsam mit dem Bundestagsabgeordneten Lothar Mark und den Stadträtinnen Andrea Safferling, Gabriele Thirion-Brenneisen, Gudrun Kuch und dem Bundestagskandidaten der Grünen, Gerhard Schick, zu der Vernissage ins Neckarauer Markthaus gekommen war. Im Namen des Oberbürgermeisters dankte Mentrup dem Friedensplenum für die Gedenkveranstaltung, die in der städtischen Erinnerungskultur eine wichtige Säule geworden sei.

Trotz der verheerenden Auswirkungen werde an den Atomwaffen festgehalten, klagte der Sprecher des Friedensplenums, Mathias Kohler, an. Gut 30 000 Atomwaffen seien noch weltweit stationiert, knapp 7000 werden in ständiger Alarmbereitschaft gehalten. Ihre Sprengkraft reicht aus, die ganze Erde zu zerstören. Charlotte Wohlfahrt von der Heidelberger Aktion Völkerrecht appellierte: "Gewalt ist kein Mittel zur Konfliktlösung!" Als Jugendvertreterin, die vor der UN in New York sprechen konnte, stellte sie die Aktionen der heranwachsenden Generation für den Frieden heraus. Mit dem erschütternden Gedicht "Hiroshima" von Marie-Luise Kaschnitz unterstrich Sabine Reichert die Ausstellung im Markthaus. (cha)

Weitere Informationen:

Die Ausstellung in der Floßwörthstraße 3-9 ist noch bis zum 1. September montags bis freitags von 10.30 bis 19 Uhr und samstags von 10.30 bis 16 Uhr zu sehen.



E-Mail: friekoop@bonn.comlink.org

Website: www.friedenskooperative.de
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