60 Jahre
Hiroshima


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Hiroshima- und Nagasaki-Tag 2005

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Rede zum 60. Jahrestag des Atombombenangriffs auf Hiroshima, Gehalten am 05.08,2005 in Darmstadt

Atomwaffenfrei bis 2020

Ernst Standhartinger (in Darmstadt)

Liebe Zuhörerinnen und Zuhörer,
liebe Friedensfreunde und Friedensfreundinnen.

"... Wo die Asche der 200.000 jetzt ruht". So hieß es im Lied. Diese Zahl entspricht den Opfern, die bei den Angriffen auf Hiroshima am 6. August 1945 und auf Nagasaki am 9. August 1945 unmittelbar getötet wurden: 140.000 in Hiroshima und 80.000 in Nagasaki. Zählt man auch diejenigen dazu, die an Spätfolgen starben, kommt man - je nach Quelle - auf 320.000 bis auf über 500.000 Menschen, die durch diese Atombombenangriffe getötet wurden. Dazu kommen noch die, die wegen der radioaktiven Verstrahlung ihrer Eltern mit schwersten Behinderungen geboren wurden und diejenigen, die bis heute unter den körperlichen und psychischen Folgen des damals Erlebten leiden.

Wie hoch die Zahl der Opfer war, kann man vielleicht ermessen, wenn man sie mit denen vergleicht, die uns in den letzten Tagen und Jahren erschüttert haben. Bei den Terroranschlägen vor kurzem kamen in Scharm el Scheik etwa 80, in London etwa 60 Menschen ums Leben, beim Terroranschlag in Madrid ca. 300 und beim Anschlag auf das World Trade Center in New York etwa 3000. Selbst der Angriff auf den Irak hat nach inoffiziellen Angaben bisher - in Anführungszeichen gesagt - "nur" etwa 100.000 Irakern das Leben gekostet.

In Hiroshima und Nagasaki haben zwei Bomben bis Ende 1945 so viele Menschenleben ausgelöscht, wie der schreckliche Tsunami an Weihnachten 2004, dessen Opfer im Juli dieses Jahres mit 181.000 Toten und 47.000 Vermissten angegeben wurden.

Vielleicht dürfen wir ja unterstellen: Diejenigen, die damals die Verantwortung für diesen Angriff trugen, konnten sich die Schrecken, die sie damit auslösten, nicht wirklich vorstellen. Unbegreiflich ist aber, dass man danach den Bau weiterer Atombomben nicht einstellte, sondern erst richtig forcierte. Immer mehr und immer größere Atombomben wurden gebaut. In den Jahren des "Kalten Krieges" war sowohl der Westen als auch der Osten jederzeit dazu in der Lage und auch darauf vorbereitet, innerhalb von Minuten alles Leben auf der Erde auszulöschen.

Doch dieser "Kalte Krieg" ist nun seit 15 Jahren vorbei. Die Nachfolgestaaten der ehemaligen Sowjetunion bemühen sich um ein gutes Verhältnis zum Westen. Ein "Gleichgewicht des Schreckens", mit dem man die atomare Rüstung rechtfertigte, macht absolut keinen Sinn mehr - wenn es denn je einen gehabt hat.

Trotzdem ist die Welt weiterhin von etwa 30.000 Atombomben bedroht, alle viel größer und schrecklicher als die - wieder in Anführungszeichen gesagt - "Bömbchen" von Hiroshima und Nagasaki. Allein in Deutschland lagern etwa 130 US-amerikanische Atombomben mit jeweils der sechsfachen Sprengkraft der Hiroshimabombe und Bundeswehrpiloten üben deren Einsatz. Fast 7.000 Atomwaffen werden in ständiger Einsatzbereitschaft gehalten.

Dabei wurde schon 1968 ein seit 1970 völkerrechtlich verbindlicher Vertrag abgeschlossen, in dem sich die fünf offiziellen Atombombenstaaten verpflichtet haben, das atomare Wettrüsten zu beenden und in naher Zukunft einen Vertrag über die vollständige, international kontrollierte atomare Abrüstung zu vereinbaren. Geschehen ist aber bisher so gut wie nichts. Im Gegenteil: Zu den fünf "offiziellen" Atomwaffenstaaten USA, Russland, Frankreich, England und China sind noch drei "inoffizielle" gekommen, nämlich Indien, Pakistan und Israel. Und auch Nordkorea behauptet inzwischen, über Atombomben zu verfügen.

Die derzeitige US-Regierung denkt nicht im geringsten daran, ihre Verpflichtung zur atomaren Abrüstung einzuhalten und droht ganz offen damit, diese Waffen auch einzusetzen. Sie bietet damit den anderen Atomwaffenstaaten eine gute Begründung, ebenfalls nicht abzurüsten und verleitet Staaten, die bisher keine Atomwaffen haben, sich aber von den USA bedroht fühlen, dazu, ebenfalls Atombomben zu entwickeln. Kein Wunder also, dass die UN-Konferenz zur Verbesserung des Atomwaffensperrvertrags im Mai dieses Jahres zum Scheitern verurteil war.

Es ist deshalb an der Zeit, dass wir Bürgerinnen und Bürger dieser einen Erde deutlich machen:



Wir fühlen uns bedroht und verlangen die Abschaffung aller Atomwaffen.



Als Deutsche fordern wir den sofortigen Abzug aller Atomwaffen aus Deutschland und das Ende der "atomaren Teilhabe" der Bundeswehr



Mit der großen Mehrheit aller Menschen fordern wir die vollständigen atomare Abrüstung bis zum Jahr 2020.


In dieser Forderung nach vollständiger atomarer Abrüstung wissen wir uns einig unter anderem mit



Den "Internationalen Bürgermeistern für den Frieden"



Der internationalen Kampagne "Abolition 2000"



Dem deutschen Trägerkreis "Atomwaffen abschaffen"



17 hohen Generälen und Admirälen der USA



75 katholischen Bischöfen der USA



dem ehemaligen US-Verteidigungsminister McNamara



dem Weltkirchenrat



dem Internationalen Gerichtshof



den Internationalen Ärzten gegen den Atomtod



der Hamburger lutherischen Bischöfin Maria Jepsen



sowie mit verantwortungsbewussten Menschen in allen Ländern der Erde.


Vielen Dank für Ihre Aufmerksamkeit.



E-Mail: friekoop@bonn.comlink.org

Website: www.friedenskooperative.de
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