60 Jahre
Hiroshima


 voriger

 nächster

Hiroshima- und Nagasaki-Tag 2005

 Reden/Berichte/Kundgebungsbeiträge

Redebeitrag zur "Nacht der 100.000 Kerzen" in Darmstadt, 5. August 2005

Liebe Freundinnen und Freunde,

Regina Hagen (in Darmstadt)

Teil der Darmstädter Aktivitäten zum Gedenken an die 60. Jahrestage der Atombombenabwürfe auf Hiroshima und Nagasaki ist eine Ausstellung, die seit heute im Staatsarchiv hängt. Auf 30 Tafeln wird dort bis Ende August gezeigt, wie die beiden japanischen Städte vor und nach dem nuklearen Alptraum aussahen. Welche Folgen die Explosion, die Feuerstürme und die Radioaktivität für die Menschen der beiden Städte hatten - und haben!

Die Ausstellung zeigt Tod und Zerstörung, Krankheit und Leiden. Manche der Bildtafeln sind schwer auszuhalten. Dennoch - oder gerade deshalb - gehören sie in das Bildgedächtnis jedes einzelnen Menschen. So wie uns Bilder aus KZs an den Holocaust in Europa und die zusammenstürzenden Zwillingstürme des New Yorker World Trade Center an die Terrorattentate des 11. September 2001 erinnern, so müssen die pilzförmige Atomwolke, zerschundene Körper, Städte, in denen kaum noch Ruinen verblieben uns im Gedächtnis bleiben, im Gedächtnis als Mahnmal gegen die Zerstörungsgewalt von Atomwaffen.

30.000 dieser Waffen gibt es noch immer, die meisten mit einer hundert- oder sogar tausendfach größeren Zerstörungsgewalt als die Bomben von Hiroshima und Nagasaki. Selbst die 150 noch immer in Deutschland stationierten Atomwaffen sind 6 mal stärker als die von 1945.

Daher bin ich froh, dass das Darmstädter Friedensforum diese Plakatausstellung nach etlichen Jahren noch einmal zeigen kann, diesmal im Staatsarchiv. Vier der Tafeln haben wir heute übrigens hierher mitgebracht.

Gerne möchte ich noch ein paar Worte sagen zur "Nacht der 100.000 Kerzen." Kerzen sind ja auch bei uns ein Symbol des Gedenkens. So werden u.a. zu besonderen Feiertagen auf Gräbern Kerzen angezündet. In Hiroshima werden am 6. August, am Gedenktag des Atombombenabwurfs, Laternen aufs Wasser geschickt. Tausende Lichter strömen dann den Otagawa hinunter, den Fluss, der Hiroshima mit mehreren Armen durchfließt, vorbei am "Atombombendom" und hinaus ins Meer. Die bunten Laternen stehen auf Holztäfelchen, und auf den Täfelchen stehen die Namen der Opfer. Derjenigen, die die Atombombe nicht überlebten.

Kerzen für Tote haben in Japan eine lange Tradition. Im August, oder je nach Region auch schon im Juli, feiern Buddhisten in Japan das O-Bon-Fest, das Fest der Seelen. Die Überlieferung sagt, dass in dieser Zeit die Seelen der verstorbenen Vorfahren für ein paar Tage zurück kommen in das Haus der Familie. Daher treffen sich an diesem Termin alle Familienmitglieder bei den Eltern oder beim ältesten Sohn und gedenken der Toten. Am Ende der Festtage werden Kerzen in Laternen angezündet und auf Flüssen, Seen oder dem Meer auf ihren Weg geschickt. Die Lichter helfen den Verstorbenen dabei, ihren Weg zurück in die Unterwelt zu finden und ermöglichen so deren friedliche Rückkehr.

Die "Nacht der 100.000 Kerzen" soll daher beides. Wir gedenken in ihrem Schein der Toten von Hiroshima und Nagasaki, und die Opfer der Atombombenabwürfe finden hoffentlich ihre Ruhe im Jenseits im Wissen, dass wir hier im Diesseits sie nicht vergessen - und auch nicht nachlassen in unserem Kampf für die atomwaffenfreie Welt.



E-Mail: regina.hagen@jugendstil.da.shuttle.de
 voriger

 nächster




       
Bereich:

Netzwerk
Die anderen Bereiche der Netzwerk-Website
          
Themen   FriedensForum Ex-Jugo Termine   Aktuelles