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Hiroshima-/Nagasakitag 2007

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Redebeitrag für die Kundgebung am 62. Jahrestag der Atombombenabwürfe auf Hiroshima und Nagasaki am 6. August, 18 Uhr in München

Münchner Atomforschungsreaktor FRM 2 - befeuert mit Atombombenuran

Gina Gillig (in München)

15 km nördlich von hier in Garching bei München steht der erste Neubau eines neuen deutschen Atomreaktors nach der Katastrophe von Tschernobyl, der Atomforschungsreaktor München 2 (FRM 2) - befeuert mit atomwaffenfähigem Uran.

Störfälle

Die erste Kernspaltung darin erfolgte vor 3 Jahren. Seitdem läuft der Reaktor nicht störungsfrei. Mit großem Bromborium und Festakt nahm Ministerpräsident Stoiber den FRM 2 am 9. Juni 2004 mit 1000 geladenen Gästen auf Kosten der Steuerzahler offiziell in Betrieb.

Stoiber und die Bayerische Staatsregierung sprechen verharmlosend von "Neutronenquelle" und liebkosend von "unserer Heimatquelle".

Kein Wort aus seinem Mund, dass der Atomreaktor zu jenem Zeitpunkt gar nicht in Betrieb war, sondern 2 Monate lang abgeschaltet werden musste wegen massiver Probleme.

Verharmlosen, Vertuschen und selbst Unwahrheiten sind die Strategien der Steigbügelhalter der Atomtechnologie.

Mittlerweile sind seit in Betriebsetzung des FRM 2 sechs Störfälle bekannt geworden. Einer der bedeutsamsten davon war die Reaktorschnellabschaltung am 18. Februar diesen Jahres wegen des Ausfalls der Pumpe eines Kühlkreislaufs. Wegen dieses gravierenden Vorfalles war der Reaktor 6 Wochen lang nicht in Betrieb.

Seit Inbetriebnahme im Jahr 2004 bis August 2007 sind insgesamt 5 Reaktorschnellabschaltungen bekannt und 2 weitere Störungen.

In den nur 3 Jahren, in denen der FRM 2 nun in Betrieb ist, war der Reaktor insgesamt mehrere Monate abgeschaltet wegen Vorfällen. Seit Inbetriebnahme läuft er nicht störungsfrei.

Isar - radioaktive Müllkippe

Zudem leitet der FRM 2 radioaktive Abwässer in die Isar mit Genehmigung durch die Bayerische Staatsregierung. Schilder, die Badende darauf hinweisen, dass an der Staustufe östlich des Reaktors radioaktive Abwässer in die Isar geleitet werden, dürfen nicht aufgestellt werden. Man will die Bevölkerung ahnungslos halten. Da nutzt es wenig, wenn die Isar vor Keimen gereinigt wird, man sie aber an anderer Stelle als radioaktive Müllkippe benutzt.

Wir fordern den sofortigen Stopp der radioaktiven Einleitungen in die Isar in Garching östlich des Atomforschungsreaktors FRM 2.

Wer sich darüber informieren will, an unserem Stand liegen Unterlagen dazu aus.

Eine weitere hervorragende Informationsquelle ist das Buch mit dem Titel DAS ATOMRAE KUCKUCKSEI FRM 2 - überflüssig, teuer und Bomben-gefährlich".

Dieses Buch möchte ich Ihnen ganz herzlich empfehlen. Es liegt auch an unserem stand aus. Es ist eine hervorragende Zusammenfassung der gesamten Problematik des FRM 2.

Atomtechnologie - zivil und militärisch

Sowohl die militärische als auch die sogenannte zivile Nutzung richten sich gegen das Leben.

Die Idee des nach den Atombombenabwürfen auf Hiroshima und Nagasaki eingeläuteten Programms der `Friedlichen Nutzung der Atomenergie` erwies sich als fataler Irrtum.

Die `Atoms for Peace-Kampagne` hatte ursprünglich versprochen, dass die Atomtechnik die Völker verbinden würde.

Genau das Gegenteil trat ein und ist vielmehr ein großangelegter Betrug.

Denn mit dieser `Atoms for Peace-Kampagne` verfolgten und verfolgen viele Länder auch die militärische Option.

Der stumpfe Atomwaffensperrvertrag wird ignoriert.

Unter dem Deckmantel der "friedlichen Nutzung der Atomkraft` befindet sich die Welt im Wettrennen um die Atombombe. Rüstungsexperten prophezeien das düstere Szenario einer Welt mit weiteren Atomwaffenstaaten.

FRM 2 und atomwaffenfähiges Uran

Im FRM 2 wird hochangereichertes Uran (HEU = High Enriched Uranium) eingesetzt in Form von Uransilizid: der Anreicherungsgrad beträgt 93 %.

Es ist ohne große technische Hürde möglich, aus dem Uransilizid das atombombenfähige Uran herauszulösen.

HEU ist zum Bau von Atombomben exzellent geeignet. Die Hiroshima-Bombe war eine Uranbombe.

Technologisch ist es einfacher, Atombomben aus Uran als aus Plutonium zu bauen. Dies macht es gerade für Terroristen und Länder, die die Atombombe wollen, besonders interessant.

Die in Pakistan vor 8 Jahren gezündete Atombombe war eine Uranbombe, entsprungen aus einem sogenannten `zivilen` Forschungsreaktorprogramm.

In vielen Ländern besteht ein Zusammenhang zwischen Forschungsreaktoren und nuklearer Rüstung.

Zehn Jahre dauerte das Verfahren für den ersten, nach Tschernobyl neu gebauten Atomreaktor in Deutschland. Nach langem Widerstand hat er vor drei Jahren den Betrieb aufgenommen.

Der FRM II ist kein Atomreaktor zur Stromerzeugung. Vielmehr wird in diesem Reaktor die gefährliche Kernspaltung genutzt um Neutronen zu erzeugen. Wenn auch kleiner als ein Atomkraftwerk, so sind die atomaren Gefahren und Probleme ähnlich bzw. gleich.

Mit dem FRM II hat es darüber hinaus noch eine Besonderheit:

Mit diesem Atomprojekt ist ein Präzedenzfall geschaffen worden, der die weltweiten Bemühungen zur Nichtweiterverbreitung von Atomwaffenmaterial untergräbt. Der verwendete Brennstoff ist hochangereichertes waffenfähiges Uran: 40 kg pro Jahr - genug für den Bau einer Atombombe.

Die zivile Nutzung von Bombenstoff in Forschungsreaktoren ist verbunden mit der Gefahr der Abzweigung bzw. Weiterverbreitung von Atomwaffenuran. Dies sollte eigentlich mit einem internationalen Programm weltweit eingedämmt werden. Bereits bestehende deutsche Forschungsreaktoren in Geesthacht und Berlin wurden gemäß diesem internationalen Abkommen mit vielen Millionen Steuergeldern auf nicht waffenfähiges Uran umgerüstet. Nicht so in Bayern. Die Atomphysiker der TU München setzten sogar noch eins drauf und hintergingen ihre Kollegen: Sie missbrauchten das Know how der Umrüstung und bauten den FRM II trotzdem mit Bombenuran.

Das Vorgehen der Garchinger Atomphysiker hat national und international Unverständnis und Protest hervorgerufen. Selbst die IAEO hat hilflos bedauert, dass man die Münchner Physiker in Garching nicht habe umstimmen können. Die USA hatten sich geweigert, hochangereichertes Uran zu liefern. Also musste russisches Waffenuran her: Dafür fuhr dann auch schon mal ein Garchinger Professor heimlich nach Moskau. Mit unglaublicher Sturheit wird an der Atombombenfähigkeit festgehalten.

Die Entstehungsgeschichte des FRM II gleicht einem Krimi:



Sie zeigt, mit welcher Penetranz die Atomlobby ein Projekt durchboxt, um Atomreaktoren wieder hoffähig zu machen



Sie zeigt, wie die Bevölkerung belogen wird beispielsweise hinsichtlich dem medizinischen Nutzen oder der Einleitung radioaktiver Stoffe in die Isar



Sie zeigt, mit welch gefährlicher Arroganz sich deutsche Forscher und Politiker den Umgang mit Atomwaffenstoff nicht nehmen lassen wollen



Sie zeigt auch, wie andere sogenannte "unsichere` Staaten - Iran z. B. ? - zur Nachahmung verleitet werden



Sie zeigt, wie eng zivile und militärische Nutzung miteinander verknüpft sind.


Aus Verantwortung für unsere Kinder und die nachfolgenden Generationen:

Wir dürfen das nicht zulassen.

Wir, die wir heute hier zusammen mit vielen Menschen auf der ganzen Welt der Opfer der Atombombenabwürfe auf Hiroshima und Nagasaki vor 62 Jahren gedenken -

Wir, die wir nächstes Jahr an die Opfer von Tschernobyl vor 22 Jahren gedenken werden -

Wir fordern eine Abkehr von der militärischen und zivilen Nutzung der Atomspaltung.

Wir wollen eine Welt, die zukunftsfähig ist.

Die atomaren Risiken sind nicht zukunftsfähig sondern unverantwortbar.

Wir brauchen Volksvertreter und Verantwortliche, die hierzu klar Farbe bekennen und nicht solche, die dies missachten und obendrein rechtskräftig vorbestraft sind wie der Präsident der Technischen Universität München Prof. Dr. Wolfgang Herrmann. Die Technischen Universität München betreibt den FRM 2.

Lasst uns deutlich und energisch eintreten für eine atomwaffenfreie und atomreaktorfreie Welt!

Herzlichen Dank.



Gina Gillig ist aktiv bei den "Bürger gegen Atomreaktot Garching" und den "Müttern gegen Atomkraft"

E-Mail: gina (at) gillig (Punkt) de

Website: www.frm2.de
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