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Hiroshima- / Nagasakitag 2008

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Rede anlässlich des 63. Jahrestages des Abwurfs der Atombomben auf Hiroshima am 6. August 2008 im Volkspark Friedrichshain

Sehr geehrter Herr Sotobayashi,
Herr Bezirksstadtrat Mildner-Spindler,
sehr geehrte Frau Schindler-Saefkow,
meine Damen und Herren,

Harald Wolf (in Berlin)

- Es gilt das gesprochene Wort -

es ist eine gute Tradition, dass wir zusammenkommen, um uns vor den Atombomben-Opfern von Nagasaki und Hiroshima zu verneigen.

Und ich möchte Ihnen zu diesem Anlass die herzlichsten Grüße des Regierenden Bürgermeisters Klaus Wowereit und des Senats von Berlin überbringen.

Wir denken besonders an die Hunderttausende Menschen, die durch den ersten Abwurf einer Atombombe getötet wurden. Wir denken an die vielen Menschen, die ihr Leben lang an den gesundheitlichen Folgen der Verstrahlung leiden. Und wir denken an so viele Frauen und Männer, die ihre Familienangehörigen und ihre Freunde im Inferno von Hiroshima und Nagasaki verloren haben.

Ich begrüße in unserer Mitte ganz besonders Herrn Sotobayashi, der das Inferno überlebt hat. Es war für uns alle ein bewegender Moment, als er eben sechs Mal die Friedensglocke zum Erklingen brachte.

Dieser Glockenschlag hat einen besonders langen Nachhall. Er mahnt uns, alles zu tun, um es nie wieder zu einem Atomkrieg kommen zu lassen. Niemand kann sich dieser Verantwortung entziehen. Aber: Nicht nur Regierungen tragen Verantwortung für Frieden und Abrüstung, sondern auch die Städte und Gemeinden und letztlich jede einzelne Bürgerin und jeder einzelne Bürger.

Ich danke an dieser Stelle allen zivilgesellschaftlichen Gruppen, die sich dem ehrenvollen Ziel verschrieben haben, Frieden zu schaffen und die Bedrohungspotenziale zu verringern. Einige sind ja Mitveranstalter dieser Gedenkstunde.

Wir alle, ob Japaner oder Deutsche, ob Bürger Hiroshimas, Nagasakis oder Berlins: Wir alle tragen als Bürgerinnen und Bürger dieser Welt Verantwortung dafür, dass wir unseren Kindern und den nachfolgenden Generationen eine Welt hinterlassen, die lebenswert ist. Und dazu gehört neben vielem anderen auch, eine Welt, die frei ist von Atomwaffen, von atomarer Bedrohung, von Atommüll und von gesundheitsgefährdenden Strahlenbelastungen.

Lange, viel zu lange, spielte dieses Thema auf der politischen Agenda keine große Rolle mehr. Barack Obama hat die nukleare Abrüstung in seiner Berliner Rede wieder auf die Tagesordnung gesetzt. "Dies ist der Augenblick", so sagte er, "dies ist der Augenblick, eine Welt frei von Atomwaffen zu schaffen."

Und er sagte weiter: "Nach dem Sturz der Mauer ist es Zeit, Atommaterial sicherzustellen, die Waffenverbreitung zu stoppen, und die Arsenale einer vergangenen Ära zu reduzieren." - Deutliche Worte, die uns allen aus dem Herzen sprechen, wenn wir hier der Opfer von Hiroshima und Nagasaki gedenken. Deutliche und wohltuende Worte, denen aber Taten folgen müssen!

Mit dem Läuten der Friedensglocke gedenken wir der Toten. Wir erinnern uns an die Opfer und wir besinnen uns auf unsere Verantwortung:

- für eine Welt, in der sich Menschen unterschiedlicher Herkunft, Hautfarbe, Religion und Lebensweise respektieren und Konflikte gewaltfrei gelöst werden,

- für eine Welt, in der alle Menschen die Chance haben, die Gesellschaft mitzugestalten, Früchte des Fortschritts zu ernten und ein Leben in Würde zu führen,

- und für eine Welt, die auch nachfolgenden Generationen noch eine lebenswerte Umwelt hinterlässt und ihnen Freiheit und Gestaltungsmöglichkeiten bietet.

Meine Damen und Herren, der 6. August markiert den Beginn des militärischen Atomzeitalters und damit einen Wendepunkt in der Geschichte des 20. Jahrhunderts. Und der 6. August mahnt uns zu besonderer Verantwortung im Umgang mit dem technisch Machbaren.

Lassen wir vom Zerstörerischen ab und investieren wir unsere Kreativität und unsere Energien in die Verbesserung der Lebensverhältnisse der Menschheit. Darin liegt unsere Verantwortung und der Sinn unseres Erinnerns an das Inferno von Hiroshima und Nagasaki.



Harald Wolf ist Senator für Wirtschaft, Technologie und Frauen und Bürgermeister von Berlin.

E-Mail: presse (at) senwtf (Punkt) berlin (Punkt) de

Website: www.berlin.de/sen/wtf/
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