Hiroshima-
tag 2009

update:
07.08.2009


 voriger

 nächster

Hiroshima- u. Nagasakitag 2009

 Reden/Berichte/Kundgebungsbeiträge

Redebeitrag für die Hiroshima-Gedenkveranstaltung in Bonn am 6. Augsut 2009

Liebe Friedensfreundinnen und Friedensfreunde,

Robert Nicoll (in Bonn)



- Es gilt das gesprochene Wort -



heute jährt sich zum 64. Mal der Atombombenabwurf auf Hiroshima. Wir müssen jetzt feststellen: Die Welt ist auch im letzten Jahr nicht sicherer geworden.

Nach Angaben des schwedischen Friedensforschungsinstitut SIPRI stiegen die weltweiten Rüstungs- und Militärausgaben im Jahr 2008 "auf 1464 Milliarden Dollar oder über eine Billion Euro. Das waren vier Prozent mehr als im Jahr davor."1

Das Friedensgutachten 2009 der fünf führenden Friedensforschungs-institute Deutschlands, zu denen auch das Bonn International Center for Conversion gehört, zeichnet auch weiterhin ein ernüchternden Bild der aktuellen weltpolitischen Lage. Ich zitiere:

"Die meisten gegenwärtigen Kriege lassen sich nicht ohne legitime und funktionierende Staatlichkeit an der Basis der Gesellschaft nachhaltig beenden. Die Schauplätze dieser Kriege und Gewaltkonflikte sind schwache oder gescheiterte Staaten. Umkämpft sind die Gesellschaften. Es geht um politische Ordnungsvorstellungen und um die politische Unterstützung durch die Bevölkerung. Militärische Gewalt ist dafür selten kriegsentscheidend. Trotz der Debatten um "neue Kriege" oder "gescheiterte Staaten" wird immer noch unterstellt, dass mehr Truppen zu mehr Sicherheit führten und sich Kriege durch militärische Überlegenheit beenden ließen. Die Betonung militärischer Machtmittel überspielt häufig nur die politische Konzeptionslosigkeit. Strategien zur Kriegsbeendigung müssen vielmehr die politischen Integrations- und Entscheidungsprozesse der jeweiligen Gesellschaften umgestalten."2

"Das Friedensgutachten fordert zudem, die atomare und konventionelle Abrüstung voranzutreiben. Die Ankündigung Präsident Obamas, sich für eine Welt ohne Atomwaffen einzusetzen, setzt unversehens Forderungen auf die Tagesordnung, die wir seit Jahren erheben. Diese historische Chance gilt es zu nutzen."3 Bundesregierung und Europäische Union werden aufgefordert, zur Umsetzung dieser Vision die atomare und konventionelle Abrüstung vorantreiben.

Inzwischen "unterzeichneten der US-Präsident Barack Obama und sein russischer Amtskollege Dmitri Medwedew ein Memorandum über ein Folgeabkommen für den im Dezember 2009 auslaufenden Start-1-Vertrag. Das Ziel ist die beiderseitige Reduktion von atomaren Sprengköpfen und den dazugehörigen Trägerraketen. Außerdem brachte Obama eine internationale Atomwaffenkonferenz ins Gespräch: Im März 2010 sollen Staats- und Regierungschefs von ca. 30 Ländern in Washington zusammenkommen, um über die Reduktion von Atomwaffen und die weltweite Verbreitung der zivilen Nutzung der Atomenergie zu diskutieren."4

"2010 wird die Überprüfungskonferenz des Nuklearen Nichtverbreitungsvertrags (NVV) zeigen, welche Zukunft multilaterale, vertragsgestützte Bemühungen um die Abrüstung und Nichtverbreitung von Nuklearwaffen haben. Die NVV-Mitgliedstaaten stehen vor drei Herausforderungen: einen neuen Konsens in der Abrüstung zu finden, die Lösung aktueller Nichtverbreitungskrisen voranzutreiben und Nuklearkontrollen zu verschärfen. Vor allem sind die Atomwaffenstaaten in der Pflicht, ihre Abrüstungszusagen einzuhalten. Angesichts der wiederbelebten Diskussion um eine atomwaffenfreie Welt und des neuen Kurses Washingtons scheint eine Rettung der Nichtverbreitung möglich. Deutschland kann entscheidend zur globalen Stigmatisierung von Kernwaffen beitragen, indem es bei den verbündeten Atomwaffenstaaten auf mehr Abrüstung und in der NATO auf ein Ende der nuklearen Teilhabe drängt."5

Insbesondere müssen die letzten auf deutschem Boden verbliebenen Atomwaffen, die in Büchel gelagert sind und auf die die Bundeswehr im Rahmen der NATO Zugriff hat, abgezogen werden.

Obamas Vision und die bisher erfolgten Absichterklärungen sind allerdings nur winzig kleine Schritte auf dem Weg in eine atomwaffenfreie Welt. Umso mehr kommt es jetzt darauf an, wieder stärkeren friedenspolitischen Druck zu erzeugen, damit konkrete Abrüstungsschritte in Gang kommen.

Ein kleiner Schritt in diese Richtung ist eine Initiative der Aktion "Ohne Rüstung leben". Sie hat eine bundesweite Postkartenaktion mit dem Titel "Ich wähle atomwaffenfrei" gestartet, mit der die Bundeskanzlerin Merkel aufgefordert wird, sich umgehend für den Abzug der letzten in Büchel verbliebenen Atomwaffen einzusetzen. Außerdem erklären die Unterzeichner, am 27. September nur solche Kandidatinnen und Kandidaten zu wählen, die für ein atomwaffenfreies Deutschlend eintreten.

Die Postkarten liegen hier bereit. Zur Unterstützung dieser Aktion wäre außerdem eine kleine Spende wünschenwert.

Bevor nun Hannelore Tölke von ihren Besuchen in Hiroshima berichtet, bitte ich nun der Opfer Hiroshimas und Nagasakis in einer Schweigeminute zu gedenken. In das Gedenken einschließen möchte ich auch unseren langjährigen Mitstreiter
Heinz-Peter Romberg vom IPPNW, der vor kurzem unerwartet früh verstorben ist.



Anmerkungen:

1. Das Ende der Prophetie.
http://www.heise.de/tp/r4/artikel/30/30742/1.html

2.
http://www.friedensgutachten.de/uploads/pdf/2009/fga2009_press
eerklaerung.pdf


3.
http://www.friedensgutachten.de/uploads/pdf/2009/fga2009_press
eerklaerung.pdf


4. Barack Obamas Prager Frühling.
http://www.heise.de/tp/r4/artikel/30/30693/1.html

5.
http://www.friedensgutachten.de/uploads/pdf/2009/fga2009_zusam
menfassung.pdf
" Nr. 2.2



Robert Nicoll ist aktiv bei der Friedensintiative Bonn-Beuel.

E-Mail: robert (Punkt) nicoll (at) gmx (Punkt) net

Website: www.friedensinitiative.de
 voriger

 nächster




       


Bereich:

Netzwerk
Die anderen Bereiche der Netzwerk-Website
        
Themen   FriedensForum Termine   AktuellesHome