Hiroshima-
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07.08.2009


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Hiroshima- u. Nagasakitag 2009

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Redebeitrag bei der Hiroshima-Gedenkveranstaltung am Bonn-Beuler Rheinufer am 6. August 2009

Liebe Friedensfreundinnen und Friedensfreunde,

Hannelore Tölke (in Bonn)



- Es gilt das gesrochene Wort -



Über die Einladung heute hier zu sprechen habe ich mich sehr gefreut.

In den letzten Jahren war ich am 6. August in Hiroschima und so sind auch in den vergangenen Tagen meine Gedanken oft quer über die Kontinente zu meinen Friedenfreundinnen und Friedenfreunden nach Hiroschima gewandert.

Heute vor 64 Jahren, am 6. August 1945, starten um 2.45 Uhr drei B-29 Bomber der US-Luftwaffe von der kleinen Insel Tinian im pazifischen Ozean, einer von ihnen trug eine Atombombe mit dem harmlosen Namen "Little Boy".

Im August 1945 hat Japan seinen Nachbarn Korea und China und dem gesamten Südpazifik schon viele Jahre Besatzung und Krieg gebracht. Seit 1941 führt Japan Krieg gegen die USA, im August steht Japan vor der Niederlage. Der Krieg, den Japan seinen Nachbarn gebracht hat ist längst nach Japan zurückgekehrt.

Gegen 8.00 Uhr erreichen die Bomber ihr Ziel, die Stadt Hiroschima. Es ist ein klarer, heißer Sommertag und viele Menschen sind auf dem Weg zur Arbeit, unter sich sehen die Bomberbesatzungen das vorgegebenen Ziel, die charakteristische t-formige Brücke im Zentrum von Hiroschima. Die Stadt Hiroschima liegt in einen weiten Flussdelta, bis zum 6. August ist sie von Bombenangriffen verschont geblieben. Im Stadtzentrum befinden sich einige wenige Steinhäuser, z.B. die Industrie- und Handelskammer, ansonsten besteht die Stadt aus den typischen Japanischen Holzhäusern.

Um 8.15 Uhr detonierte die Bombe in 470 Metern Höhe über Hiroschima. Die Stadt wird in wenigen Minuten dem Erdboden gleich gemacht, zigtausende Menschen sterben sofort, viele Tausende werden solange sie leben unter den Folgen des Atombombenabwurfs leiden.

3 Tage später wiederholt sich die Tragödie in Nagasaki.

In Hiroschima versammeln sich jedes Jahr am 6. August in den Morgenstunden hunderttausende Menschen im Friedenspark, nahe der ehemaligen Industrie- und Handelkammer, die heute ein Mahnmal ist, um der Opfer des Atombombenabwurfs zu gedenken. Unter ihnen sind Politiker, Opfer, Hinterbliebene aber auch "ganz normale Bürger", Büroangestellte, Geschäftsleute. Nach der Gedenkfeier stehen sie geduldig an um am Kenotaph, in den die Toten des Atomangriffs eingetragen sind, Blumen niederzulegen.

In den ersten Augusttagen findet alljährlich in Hiroschima und Nagasaki die Internationale Konferenz gegen Atom- und Wasserstoffbomben statt, deren Gast ich in den letzten Jahren war. 10.000 Friedenfreundinnen und Friedenfreunde aus ganz Japan und viele internationale Gäste kommen zusammen und berichten von ihrer Friedensarbeit.

Ausgerichtet wird die Konferenz von Gensuikyo, einer Dachorganisationen der Opferverbände, Gewerkschaften, Jugend- und Frauenorganisationen angehören.

Die erste Konferenz fand 1955 statt. Sie war das Ergebnis einer beispiellosen Kampagne gegen die Atomare Bewaffnung. 1954 geriet ein japanisches Fischerboot nahe dem Bikini Atoll in einen Atomtest, einige Besatzungsmitglieder starben. Dies brachte den Menschen in Japan das Schicksal der Städte Hiroschima und Nagasaki und seiner Bürgerinnen und Bürger in Gedächtnis zurück. In einer Kampagne, die von einem breiten gesellschaftlichen Bündnis getragen wurden, unterschrieben 30 Mio Japaner, Japan hatte damals 90 Mio Einwohner, die Forderung nach dem Ende der Atomtest und der Abschaffung von Atomwaffen.

Die Abschaffung der Atomwaffen und das Ende der nuklearen Rüstung sind bis heute wichtigste Anliegen der japanischen Friedensbewegung. Immer wieder gingen Initiativen von Japan aus. Im vergangenen Jahr hat die Konferenz gegen Atom-und Wasserstoffbomben einen Aufruf verabschiedet und zu weltweiter Unterstützung aufgerufen.

Dieser Aufruf hat 10 Monate von Beginn der nächsten Überprüfungskonferenz des Atomwaffensperrvertrags eine ganz besondere Bedeutung.

Im Mai 2010 findet in New York die nächste Überprüfungskonferenz statt.

Nach dem völlig unbefriedigenden Ausgang der NPT-Konferenz 2005, fordert die Friedenbewegung weltweit 2010 wirkliche Schritte zur nuklearen Abrüstung.

Den Absichtserklärungen von Obama und Medwedjew müssen Taten folgen, die nukleare Abrüstung darf nicht an die Bedingung geknüpft werden, dass zunächst die jeweils andere Seite Abrüstungsschritte unternimmt. Alle 5 ständigen Mitglieder des UNO Sicherheitsrats besitzen Atomwaffen. Sie haben sich im Atomwaffensperrvertrag verpflichtet ernsthafte Schritte zur nuklearen Abrüstung zu tun. Dieser Verpflichtung müssen sie jetzt endlich nachkommen.

Einige Staaten, die Atomwaffen besitzen sind dem Atomwaffensperrvertrag nicht beigetreten. Allen Staaten, die schon jetzt Atomwaffen besitzen oder danach streben sagen wir, diese Waffen schaffen keine Sicherheit, sie schaffen mehr Unsicherheit, millionenfachen Tod, millionenfaches Leid und die Zerstörung des Blauen Planeten, der unser aller Heimat ist. Das Schicksal der Städte Hiroschima und Nagasaki und seiner Bewohnerinnen und Bewohner sind dafür eine furchtbare Beweis.

In Besitz der NATO Staaten sind noch mehr als 10.000 Atomsprengköpfe. Für die NATO sollen nach den Beschlüssen des Gipfels vom April diesen Jahres in Straßburg und Baden-Baden Atomwaffen weiterhin eine zentrale Rolle spielen. Um ihre Erstschlagfähigkeit zu sichern plant die NATO nach dem Prinzip Schwert und Schild eine milliardenschwere Raketenabwehr. Dieses sog. Abwehrsystem dient nicht zur Verteidigung sondern zum Angriff. In den sich verschärfenden weltweiten Krisen sollen der NATO als Interventionsbündnis alle militärischen Mittel für zukünftige Kriege zur Verfügung stehen.

Deshalb ist es für die Friedensbewegung wichtig die NATO und ihre Interventionspolitik zu delegitimieren und gleichzeitig die Auflösung der NATO und die Abschaffung der Atomwaffen weltweit zu fordern.

Atomwaffen lagern auch in Deutschland auf der NATO-Basis in Büchel in der Eifel.

Unsere Politikerinnen und Politiker in Deutschland müssen die nukleare Teilhabe aufzugeben.

Wir fordern von Frau Merkel und der Bundesregierung: verlangen sie den Abzug der noch auf deutschen Boden lagernden US Sprengköpfe und kündigen Sie alle Verträge zu Stationierung von Atomwaffen.

Auch hier vor Ort können wir unsere Politiker und Politikerinnen in die Verantwortung nehmen.

Die UNO-Stadt Bonn muss ihr Engagement für die Mayors for Peace, das die scheidende Oberbürgermeisterin Bärbel Dieckmann persönlich eingegangen ist, dauerhaft gestalten und dieses Engagement mit dem Amt des Oberbürgermeisters bzw. der Oberbürgermeisterin institutionell verknüpfen, so dass jeder zukünftige Oberbürgermeister in Bonn automatisch auch "Mayor for Peace" ist. Dazu muss der Rat der Stadt Bonn einen Beschluss zu fassen. Auch die Bürgermeister der Stadt und die Bürgermeister der Bezirke sind aufgefordert sich der Initiative anzschließen. Wichtig ist, dass neben diesen formalen und symbolischen Schritten die Initiative Mayors for Peace in Bonn mit Leben erfüllt wird. Die Teilnahme an den alljährlichen Gestaltungen in Beuel zum Hiroschima-Tag muss ebenso zum Pflichtprogramm zählen wie die regelmäßige Teilnahme der Treffen der Mayors for Peace.

Die weltweite Aktion, Mayors for Peace, wurde 1982 von den Bürgermeistern der Städte Hiroshima und Nagasaki ins Leben gerufen. Besonders Bürgermeister und Bürgermeisterinnen haben aufgrund ihres Amtes eine besondere Verpflichtung zum Schutz ihrer Bürger und Bürgerinnen. In jedem Krieg, aber ganz besonders in einem Atomkrieg, leidet die Zivilbevölkerung in den Städten am meisten.

Liebe Friedensfreundinnen und Friedensfreunde, die Opfer der Atomwaffenabwürfe in Hiroschima und Nagasaki mahnen uns, treten wir deshalb gemeinsam gegen die atomare Bedrohung und für Abrüstung und Frieden ein!



E-Mail: orgelus (at) gmx (Punkt) de
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