Hiroshima-
Tag 2011

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02.08.2011


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Hiroshimatag 2011

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Grußwort anlässlich der Kundgebung zum Hiroshimatag, 6. August 2011, vor dem Kölner Dom

Sehr geehrte Damen und Herren,

Sabine Müller (in Köln)



- Sperrfrist: 6. August 2011, Redebeginn: ca 17 Uhr -

- Es gilt das gesprochene Wort -



Ich freue mich, dass Sie heute hierhin gekommen sind - zum Gedenken und zum Mahnen.

Vor 66 Jahren wurden die japanischen Städte Hiroshima und Nagasaki durch Atombomben zerstört. 66 Jahre später ist die Menschheit noch immer von der Geisel der Atombombe bedroht.

Hiroshima und Nagasaki mahnen uns: Nur eine atomwaffenfreie Welt schafft Frieden. Nur eine atomwaffenfreie Welt eröffnet der Menschheit Perspektiven für ein Leben in Würde und Freiheit.

Die Atomwaffen zwingen uns in eine globale Interessens- und Verantwortungsgemeinschaft. Spätestens seit 1945 ist unser Überleben nicht mehr im Gegeneinander, sondern nur noch im Miteinander möglich.

Viele unserer Gedanken sind deshalb heute sicherlich auch bei den Opfern der verheerenden Flutkatastrophe vor der japanischen Küste im März dieses Jahres, in deren Folge das Atomkraftwerk Fukushima stark beschädigt und die Region radioaktiv verseucht wurde.

Nicht nur die Frage der Sicherheit von Atomkraftwerken musste spätestens seit diesem Super-GAU neu beantwortet werden, auch die Frage der Verbindung zwischen ziviler und militärischer Nutzung der Atomenergie gehört wieder auf die internationale Tagesordnung gesetzt, meine Damen und Herren!

Die Verantwortung für unsere Zukunft dürfen wir nicht mehr allein den Staats- und Regierungschefs überlassen, und erst recht nicht den Militär- und Sicherheitsapparaten. Wir müssen die Verantwortung für unsere Zukunft selbst in die Hand nehmen, jede und jeder am igenen Ort.

Deshalb gehört die Stadt Köln seit 1985 dem Netzwerk `Mayors for Peace
(gesprochen: Meiers for Pies) an.

Der Kern der Demokratie ist und bleibt die Kommune. Hier werden die politischen Entscheidungen gelebt. Wenn es um Krieg oder Frieden geht, sind Städte und Gemeinden und ihre Bürger unmittelbar betroffen. Deshalb dürfen die von den Einwohnern einer Stadt gewählten Vertreter auch nicht schweigen zu der atomaren Bedrohung, die mit der Beendigung des Kalten Krieges leider nicht aus der Welt geschafft wurde.

Umso dankbarer bin ich deshalb für den unermüdlichen Einsatz des Hiroshima-Nagasaki-Arbeitskreises, denn ohne dieses weltweit vernetzte bürgerschaftliche Engagement wäre unsere Welt ganz gewiss ein noch viel unfriedlicherer und unsicherer Ort.

Die deutschen Mayors for Peace trafen sich vor weinigen Wochen, am 29. Juni 2011, in Hannover. In ihrer Abschlusserklärung bekräftigten sie - ich zitiere einzelne Passagen: Wir "halten an dem Ziel der internationalen Kampagne Vision 2020 fest, bis in das Jahr 2020 eine atomwaffenfreie Welt zu verwirklichen. Taktische Nuklearwaffen in Europa sind Relikte des Kalten Krieges. Die deutschen Mayors for Peace bekräftigen ihren Appell an die Bundesregierung, den Abzug der letzten verbliebenen Atomwaffen aus Deutschland durchzusetzen." Zitat Ende

Ich füge hinzu: Das gilt auch und gerade für die letzten in Deutschland verbliebenen Atomwaffen in unserer Nachbarschaft, nämlich in Büchel in der Eifel. Allein deren Sprengkraft entspricht dem 120-fachen der Bombe von Hiroshima. Welch
ein Wahnwitz! Ihr Abzug ist mehr als überfällig, meine Damen und Herren!

Sorgen müssen wir uns aber auch, weil gleichzeitig immer mehr Staaten in den Besitz atomarer Waffen kommen, darunter Länder wie Pakistan oder Nordkorea, dessen Regime das Volk brutal unterdrückt und mit der Atombombe die internationale Staatengemeinschaft zu erpressen versucht, oder der Iran, dessen Präsident Israel nicht nur verbal mit der Vernichtung droht und sich gegen die breite Demokratiebewegung nur Dank militärischer Gewalt an der Macht halten kann.

Die Beispiele zeigen: Atomwaffen und Demokratie, das verträgt sich nicht. Sie stärken repressive Regime und unterhöhlen selbst in entwickelten Demokratien mühsam errungene bürgerliche Freiheiten. Auch deshalb gehören sie längst abgeschafft!

Atomar abzurüsten ist die primäre Verantwortung unserer Regierungen. Vor allem an uns als Bürgerinnen und Bürger aber liegt es, die Kultur der Gewalt, die das 19. und 20. Jahrhundert geprägt hat und die noch immer die Köpfe vieler Machthaber und Menschen beherrscht, durch eine Kultur des interkulturellen Dialogs und der weltweiten Kooperation abzulösen.

Friede ist mehr als Abrüstung und die Abwesenheit von Krieg. In unserer Stadt leben Menschen aus 180 Nationen. Hier, in unseren Städten gelingt oder scheitert die Integration. Hier wächst oder verkümmert Mitmenschlichkeit. Hier müssen Dialog- und Konfliktfähigkeit sowie Toleranz tagtäglich neu erarbeitet, gepflegt und gefördert werden. Dazu mahnt uns nicht zuletzt das Vermächtnis der Menschen, derer wir heute gedenken.

Ich danke Ihnen für die Aufmerksamkeit.



Sabine Müller ist XX.

E-Mail: sabine (Punkt) mueller4 (at) stadt-koeln (Punkt) de

Website: www.koeln.de
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