Hiroshima-
Tag 2011

update:
03.08.2011


 voriger

 nächster

Hiroshimatag 2011

 Reden/Berichte/Kundgebungsbeiträge

Redebeitrag für die Gedenkveranstaltung "Lotosblüten für Hiroshima und Nagasaki" am 6. August 2011 in Kiel

Sehr geehrte Damen und Herren, liebe Friedensfreundinnen und Freunde,

Reiner Braun (in Kiel)



- Sperrfrist: 6. August 2011, Redebeginn: 19.30 Uhr -

- Es gilt das gesprochene Wort! -



Es war kurz nach 8.00 am 6. August 1945. An dem strahlend blauen Himmel von Hiroshima taucht ein Flugzeug auf. Die Luftabwehr nahm es nicht zu Kenntnis.

In Bruchteilen von Sekunden verwandelten die ungeheure Explosion und die unmittelbar folgenden Feuerwellen die Stadt mit ihren 350.000 Einwohnern in ein gigantisches Inferno. Drei Tage später, am 9. August, wurde auf Anordnung des damaligen US-Präsidenten Truman eine weitere Atombombe auf die Stadt Nagasaki geworfen. In diesen beiden Städten starben mehr als

100.000 Menschen sofort. 400.000 Menschen starben bis heute auf schreckliche Weise an den Folgen der atomaren Verseuchung.

Die Lebendigen werden die Toten beneiden - möglicherweise nie war dies Aussage angesichts der verbrannten, atomar verstrahlten Menschen realer

Das Atomzeitalter hatte grausamst begonnen.

66 Jahre danach lagern noch immer 20.000 Atomsprengköpfe auf unserem Planeten mit einer Zerstörungsgewalt die 900.000 mal so groß ist wie die Hiroshima Bombe. Das Leben ja wahrscheinlich der Planet würde bei einem auch Atomwaffenkrieg unwiderruflich zerstört.

Aber statt mehr als 20 Jahre nach Ende des Ost- West Konfliktes dieses Teufelszeug endlich zu beseitigen, wird bei allen offiziellen Atomwaffenstaaten und bei den "Nachzüglern" Israel, Indien, Pakistan, Nord Korea modernisiert, neue bessere, genauere Sprengköpfe, neue Trägersysteme, Flugzeuge, U-Boote.

Allein die US Regierung gibt neben den 60 Milliarden, die die Atomrüstung jährlich kostet in den nächsten 10 Jahren weitere 80 Milliarden für die Modernisierung aus. Russland folgt und modernisiert seine Interkontinentalraketen und die Sprengköpfe, Frankreich und England in neuer Atomallianz verbunden, modernisieren die U-Boote - Geld, das für Bildung und Soziales überall auf der Welt fehlt.Auch China folgt auf dem Weg des fortgesetzten atomaren Wettrüstens.

Die Globalisierung mit der Entwicklung neuer Groß- und Regionalmächte bringt die Verbreitung der Atomwaffen in weiteren Ländern mit sich. Das System der "Habenden" und der "Habenichtse" ist global strategisch überholt.

Heute haben wir die fünf so genannten offiziellen Atommächte, und Pakistan und Indien, Israel und Nord Korea aber 44 Länder haben die technologischen Voraussetzungen für die Atombombe - die der Iran erst noch erlangen will. Technologische Voraussetzung bedeutet, sie verfügen über die Kompetenz zur sogenannten zivilen Nutzung der Atomenergie - zivil und militärisch Nutzung sind zwei Seiten eines Schwertes, das wie das Damoklesschwert zerstörerisch über der Menschheit schwebt .

Deshalb muss es heute auch heißen: Hiroshima und Nagasaki mahnen aber auch Fukushima. Es ist ein zutiefst weh tuender Schicksalsschlag, dass das Land des 1. Atombombenabwurfs auch von einer der größten Katastrophe der sogenannten zivilen Nutzung betroffen ist.

Wenn, wenn nicht jetzt, setzt dieses erneute Desaster einer nicht beherrschbaren Technologie, deren Nutzung zutiefst unethisch und verantwortungslos ist, eindringlich den Ausstieg aus der Atomtechnologie auf die weltweite Tagesordnung.

Selten ging eine revolutionäre Veränderung von Deutschland aus - oft wohl eher der Transport konservativen Beharrens und Denkens - der Beschluss des Bundestages von Juni ist in seiner Grundsätzlichkeit, in seiner Tiefe ja in seiner Bedeutung (auch wenn er kompromishaftes hat) - nur als revolutionäre zu bezeichnen.

Wir zeigen - aus welchen Interessen auch immer - einen Weg in eine verantwortungsvolle Energiezukunft. Dieser Weg muss aber noch durch - und umgesetzt werden. Dieses geht nicht ohne die Überwindung von Widerständen, ja die Zerschlagung der oligopolen Atomkonzerne.

Aber jeder Weg der Überwindung der Atomenergie bleibt unvollständig ohne die atomare Abrüstung - und auch diese fängt zu Hause an.

Die NATO hält auch in ihrer neuen Strategie an den Atomwaffen - sogar an dem Ersteinsatz -fest, Sie seien unabdingbar für die atomare Abschreckung.Atomare Abschreckung, das russische Roulette, von dem wir unser Überleben abhängig machen sollen.

Die Friedensstrategie sieht anders aus, sie kann nicht auf der möglicherweise auch zufälligen Vernichtung der Menschheit basieren.

Noch immer haben wir auch Atomwaffengefahren in Deutschland.

Noch immer lagern US-Atomwaffen in Deutschland, militärisch bedeutungslos aber gefährlich.

Pläne für die Modernisierung dieser US-Atomwaffen in Büchel liegen im Pentagon bereit und sollen die alten Atomwaffen ab 2017 ersetzen. Nicht der Abzug dieser Relikte des kalten Krieges ist geplant, die neue NATO Atomwaffenstrategie soll die Modernisierung ermöglichen - dies musste die Bundesregierung jüngst erst wieder zugeben. Ihre Pläne den Abzug über NATO Gespräche zu erreichen (wenn sie denn ernst waren) sind gescheitert.

Wir fordern den umgehenden Abzug dieser Atomwaffen als ersten Schritt hin zu einem atomwaffenfreien Europa. Notwendig dafür ist die Kündigung des Stationierungsabkommens zwischen der Bundesregierung und der US-Regierung.

US-Präsident Obamas Reden von Prag und Kairo haben uns dem Ziel atomarer Abrüstung nur atmosphärisch und psychologisch näher gebracht. Auf der politischen Tagesordnung steht Aufrüstung nicht die Beseitigung der Atomwaffen - trotz vieler schöner papierener Erklärungen, trotz neuer Mitstreiter für eine Welt ohne Atomwaffen. Konservative Unterstützer sind gut und herzlich willkommen, jede neue Erklärung von Staats - und Regierungschefs ist eine Verbreitterung der Bewegung, aber Worte und Papier ersetzen keine Taten

Wer ernsthaft den atomaren Abrüstungsprozess voranbringen will, muss als erstes auf jede Modernisierung verzichten.

Der Verzicht auf die Modernisierung zeigt die Ernsthaftigkeit, aus dem atomaren Wettrüsten auszusteigen. Er kann den Weg zu einem umfassenden Abrüstungsprozess öffnen.

Und für Deutschland: Merkel und Westerwelle, kündigen Sie das Stationierungsabkommen für Büchel.

Wir brauchen Verhandlungen für Abrüstung.

Wir fordern: den sofortigen Beginn von Verhandlungen für eine Nuklearwaffenkonvention durch einen Beschuss der UN Generalversammlung im Herbst 2011 sowie die Begleitung des Verhandlungsprozesses durch reale Abrüstungsvereinbarungen der USA und Russlands aber auch der anderen Atomwaffenmächte. Einseitige Schritte sind dabei unverzichtbar, um eine Dynamik in den Abrüstungsprozess zu bringen.

Nur die Abschaffung aller Atomwaffen, nur eine Nuklearwaffenkonvention kann die Gefahr der Proliferation und überhaupt die atomare Vernichtungsgefahr bannen.

Hiroshima und Nagasaki mahnen: nie nachzulassen im Ringen um die Abschaffung aller Atomwaffen und immer wieder an deren Gefahren zu erinnern - für uns, unsere Kinder und Enkel sowie den blauen Planeten Erde.



Reiner Braun ist Geschäftsführer der IALANA. Vita siehe hier.

E-Mail: hr (Punkt) braun (at) gmx (Punkt) net

Website: www.ialana.de
 voriger

 nächster




       


Bereich:

Netzwerk
Die anderen Bereiche der Netzwerk-Website
        
Themen   FriedensForum Termine   AktuellesHome