Hiroshima-
Tag 2011

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08.08.2011


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Hiroshimatag 2011

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Redebeitrag für die Hiroshima-Gedenkveranstaltung am 6. August 2011 am Bonn-Beuler Rhein-Ufer

Liebe Freundinnen und Freunde,

Susanne Rohde (in Bonn)

Der 6. August gilt weltweit als der Hiroshima-Tag. Wie in jedem Jahr seit 1985 versammeln wir uns hier an diesem Tag, um der Opfer des ersten Einsatzes der Atombombe zu gedenken. 1945 traf sie die Menschen von Hiroshima mit nie für möglich gehaltener Gewalt und einem Feuersturm ohnegleichen, vor allem aber erstmals mit radioaktiver Verstrahlung, der auch die meisten der zunächst Überlebenden später zum Opfer fielen. Obwohl die verheerende Wirkung offenkundig war, wurden drei Tage später die Bewohner von Nagasaki Ziel und Opfer einer weiteren Atombombe. Das, was damals geschah, rufen wir alljährlich am Hiroshima-Tag in Erinnerung. Wir, das sind nicht nur die jenigen, die heute hierher gekommen sind, das sind die Teilnehmer der Gedenkveranstaltung heute morgen in Hiroshima selbst, wo die Friedensglocke geläutet wird, und das sind Menschen überall auf der Erde.

Wir kommen zusammen, um mit dem Gedenken der vielen Tausend Opfer zu mahnen: Atomwaffen abschaffen - weltweit!

Seit den achtziger Jahren und dem Ende des Ost-West-Konfliktes, der jahrzehntelang zur Rechtfertigung der Hochrüstung diente, wurden die Atomwaffen beseitigt, aber nur aus den Schlagzeilen und der breiten Diskussion und damit aus dem Blickfeld der Öffentlichkeit. Nicht aber de facto: Die atomare Hochrüstung umfasst weltweit über 20.000 Atomsprengköpfen, ihre Zerstörungsgewalt übertrifft die der Hiroshima-Bombe von damals nahezu millionenfach. 20 dieser Sprengköpfe liegen nur 100 km von uns entfernt, in Büchel in der Eifel. Diese US-Atomwaffen werden zum Einsatz durch die NATO bereit gehalten, die Bundeswehr übt im Rahmen der nuklearen Teilhabe regelmäßig den Einsatz mit ihren Tornados. Zwar hat die Bundesregierung angekündigt, dass diese Atomsprengköpfe abgezogen werden, doch der NATO-Atomwaffenstrategie folgend werden sie 2017 durch modernere ersetzt.

Die Weiterentwicklung und Modernisierung von Atomwaffen und ihren Trägern wird gegenwärtig in allen Atomwaffenstaaten vorangetrieben,

in den "alten" wie USA und Russland ebenso wie in den "neuen" wie Indien, Pakistan, Israel und möglicherweise "zukünftigen" wie Iran.

Ein neues Wettrüsten wird angeheizt, zum Teil auch durch die Hochrüstung mit konventionellen Waffen, wie z. B. der deutschen Leopard-Lieferung nach Saudiarabien.

Es gab in den letzten Jahren einige vielversprechende Signale. Präsident Barack Obama kündigte die nukleare Abrüstung an, die USA ratifizierten den neuen START-Vertrag mit Russland. Doch unter Obamas Präsidentschaft wird für die Forschung und Modernisierung der Atomwaffen mehr Geld zur Verfügung gestellt als in der anderen Präsientschaft zuvor, und das in Zeiten der Schuldenkrise, in der die USA am Rande ihrer Zahlungsunfähigkeit stehen.

Und trotz verschiedener hoffnungmachender politischer Reden von Regierungsseite in Deutschland: Unser Land ist über die NATO fest eingebunden in deren Strategien der Kriegführung, die auch den Einsatz von Atomwaffen beinhaltet.

Angesichts dessen haben wir auch in diesem Jahr allen Grund zu unserer Sorge und zur Mahnung:



Wir fordern den umgehenden Abzug der Atomwaffen von Büchel als ersten Schritt hin zu einem atomwaffenfreien Europa.



Wir fordern von der Bundesregierung, das Stationierungsabkommen mit den USA zu kündigen.



Wir fordern den Stopp der Modernisierung von Atomwaffen und den sofortigen Beginn von Verhandlungen für eine Nuklearwaffenkonvention durch einen Beschluss der UN-Generalversammlung im Herbst 2011, begleitet durch reale Abrüstungsvereinbarungen der USA und Russlands und der anderen Atomwaffenmächte.



Unsere Zukunft soll atomwaffenfrei sein!


Wie in jedem Jahr versammeln wir uns hier am Hiroshima-Tag, doch heute gibt es zwei Unterschiede zu den Vorjahren, die ich ansprechen möchte:

Vor einem halben Jahr erlitt das japanische Volk nach dem schweren Erdbeben und dem Tsunami Japan die fürchterliche Nuklearkatastrophe am Atomkraftwerk von Fukushima. Die radioaktive Verseuchung steigt immer noch weiter an, täglich werden neue Folgen und Schädigungen bekannt.

Die Katastrophe hat die Gefahr radioaktiver Strahlung in den Mittelpunkt gerückt, die Bundesregierung ist endlich der öffentlichen Meinung gefolgt und hat den Ausstieg aus der Atomkraft angebahnt. An dieser Entwicklung waren auch wir beteiligt. Dieser Schritt betrifft die zivile Nutzung der Atomkraft. Der Ausstieg aus der militärischen Nutzung der Atomkraft muss erfolgen, bevor ein Einsatz oder Unfall geschieht und ähnlich aufrüttelt! Das war und bleibt unser Anliegen! Schluss mit der Atomkraft! Schluss mit den Atomwaffen!

Anders als in den Vorjahren stellt sich in diesem Jahr erstmals auch die Stätte unseres Gedenkens dar. Vor genau einem Jahr wurde die Neugestaltung des Friedensmahnmales angestoßen. Das Ergebnis sehen wir heute - so eindrucksvoll und schön, so schnell realisiert mit großzügiger Unterstützung vieler Einzelner und besonders durch den Steinmetz Michael Naundorf, der den großen Stein geschaffen und gespendet hat, ermöglicht durch die Zustimmung der Stadt Bonn und ihren Oberbürgermeister Jürgen Nimptsch, der als "Mayor For Peace" in der Feierstunde am 9. April sprach, als das fertiggestellte Mahnmal der Öffentlichkeit übergeben wurde. Das, was wir bezwecken wollten, ist eingetreten: Immer wieder bleiben Vorbeigehende stehen, schauen, lesen die Inschrift mit Respekt. Ein echtes "Denk mal!" haben wir hier gemeinsam geschaffen. Hiroshima mahnt hier jetzt jeden Tag im Jahr: Friede allen Völkern - Atomwaffen abschaffen - weltweit!"



Susanne Rohde ist aktiv in der Friedensiniotiatve (Bonn-)Beuel.

E-Mail: surohde (at) gmail (Punkt) com
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