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05.08.2012


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Hiroshimatag 2012

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Redebeitrag für die "Nacht der 100.000 Kerzen" aus Anlass des Hiroschima-Tag 2012 am 4. August in Wedel

Liebe Mitmenschen, Liebe Freundinnen und Freunde,

Corinna Haaß (in Wedel)



- Es gilt das gesprochene Wort -



als die ersten Astronauten, die das Weltall und den Mond erforschen sollten, in einer Raumkapsel weit weg von unserem Planeten zurück auf die Erde schauten, da war das für einige von ihnen die wichtigste Erfahrung überhaupt: Sie sahen die Erde als ein wunderschönes leuchtendes Kleinod wie ein Raumschiff in den unendlichen Weiten des Weltalls. Schimmernd blau, grün, weiß wie ein Edelstein erkannten sie, dass unsere Erde etwas Einmaliges ist: das Wasser der Meere, die grünen Wälder, die Wolken, die Atmosphäre, die überhaupt erst Leben auf unserer Erde möglich macht, ein solcher einmaliger Ort in dem großen kalten und lebensfeindlichen Weltraum. Sie erkannten wie kostbar die Erde ist und wie wichtig es ist, diesen Lebensraum für Menschen, Tiere und Pflanzen zu erhalten. Nirgends sonst, und schon gar nicht in erreichbarer Nähe gibt es einen Ort wie diesen. Und aus der Ferne rückten die Menschen viel näher zusammen wie die Besatzung eines Raumschiffes. Unterschiede wie Rasse, Hautfarbe, Religion oder Geschlecht wurden unerheblich. Manchmal braucht man eben ein Stück Abstand, um zu erkennen, was wichtig ist.

Nachdem es deutschen Wissenschaftlern glücklicherweise vor Ende des Zweiten Weltkrieges nicht mehr gelungen ist, einsetzbare Atombomben zu produzieren, machten die USA am 16.Juli 1945 den 1. Test ihrer neu entwickelten Atombombe in New Mexico ohne übrigens ihre Bevölkerung zu evakuieren oder über Gefahren zu informieren.

Ernst zu nehmende Wissenschaftler warnten damals massiv vor dieser ersten Atombombenexplosion, weil sie befürchteten, eine nicht mehr zu stoppende Kettenreaktion auszulösen, die unsere gesamte Atmosphäre vernichten würde. Dieses Risiko für alles Leben gingen die damals verantwortlichen Wissenschaftler und Politiker ohne Skrupel ein. "Es wird schon nicht zu schlimm kommen". 3 Wochen später warfen sie am 6.August 1945 die 1. Atombombe auf Hiroshima, drei Tage später die 2. auf Nagasaki. Ausprobieren, das war immer noch ein wichtiges Ziel. Eine Bombe funktionierte mit Uran, die andere mit Plutonium und beide so gezündet, dass ein möglichst großer Verlust an Menschenleben eintreten würde. Offiziell als humane Aktion ausgegeben, um den Zweiten Weltkrieg möglichst schnell zu beenden. Viele Gründe spielten damals sicher eine Rolle: der Sowjetunion gegenüber militärische Überlegenheit zu demonstrieren ( das war damit praktisch der Auftakt zum kalten Krieg), gleichzeitig die Rache für Pearl Harbor an Japan und eben das wissenschaftliche Interesse, das ohne Mitgefühl über Leichen geht, umso leichter, wenn die auch noch einer anderen Rasse angehören.

In der alten Geschichte von Adam und Eva im Paradies wird erzählt, wie verlockend es war, nach der verbotenen Frucht zugreifen. Ich glaube, es ging weniger darum, zu wissen was gut und böse ist, - das wäre dann ja Ethik- sondern alles zu wissen, alles Machbare machen zu können, und damit ging es um den Griff nach der Macht und sich letztendlich damit auch an Gottes Stelle setzen zu können. Den Befürchtungen, dass das ein todbringendes Unternehmen ist, begegnet die Schlange beschwichtigend". Ach so schlimm wird es schon nicht kommen! warum solltet ihr nicht alles machen können, was ihr wollt? wenn Gott sagt: lasst die Finger weg, ist er bestimmt nur eifersüchtig."

Da die Geschichte von Adam und Eva nicht die Geschichte unserer Urahnen ist, die vor langer Zeit gelebt haben und deren Fehler wir jetzt noch ausbaden müssen, sondern die Versuchung jedes Menschen ist, heilsame Grenzen zu überschreiten und alles an sich zu reißen, alles machen zu können ohne Rücksicht, ist es an der Zeit uns zu beschränken. Die Bibel redet in diesem Fall von Demut und meint damit nicht Schwäche, Duckmäusertum oder mangelndes Selbstbewusstsein, sondern sie meint einen Menschen der Grenzen akzeptiert, der nicht alles tut, was er könnte um das Leben auf der Welt nicht zu gefährden.

Atomwaffen richten auf Zeiträume, die über viele Generationen gehen und länger sind, als dass unser Vorstellungsvermögen dazu überhaupt reicht, Schäden auf dem Raumschiff namens Erde an und zerstören Menschenleben gerade bei der zivilen Bevölkerung und d.h. ja Kinder, Alte, Frauen, solche die gar keine bedrohliche Macht darstellen.. Es ist so unvorstellbares Leid, das in Kauf genommen wird. Nun, über 20 Jahre nach Ende des kalten Krieges gibt es immer noch Atomwaffen in Deutschland. Die meisten wissen das nicht.

1986 in Tschernobyl und wieder vor knapp ein einhalb Jahren haben wir erlebt, welche katastrophalen Folgen selbst die friedliche Nutzung von Atomenergie haben kann. Wirtschaftliche Interessen bestimmter Kreise hoffen auf ein Gesellschaftliches Alzheimer- Phänomen: es ist ja schon eine Zeit her, das war ja ziemlich weit weg, und wollen Sie wirklich führen Strom mehr bezahlen. Politische und noch mehr wirtschaftliche Interessen sind schnell bereit, unkalkulierbare Risiken einzugehen, die nachher diejenigen auszubaden haben, die sich nicht wehren können, gerade auch die nächsten Generationen.

Es ist unsere Aufgabe die Erinnerungen wach zu halten, um dieses Raumschiff, dieses kostbare Kleinod im Weltall, unsere Erde zu bewahren. Das ist Schöpfungsauftrag an die Menschheit. Der Weg zum Frieden führt nicht über atomare Bewaffnung und Bedrohung, über Aufrüstung und Abschreckung, denn die Mittel, die dafür verschlungen werden, könnten mühelos dafür sorgen, dass Menschen satt werden, dass Kinder zur Schule gehen können und Kranke geheilt werden. Frieden ist nur durch Gerechtigkeit und gerechtere Wirtschaftsverhältnisse und über menschliche Fürsorge und Akzeptanz, in der Bibel Nächstenliebe genannt, zu haben. Gott steht nicht auf Seiten eines Waffenbündnisses, sondern auf Seiten derer, die sich erinnern, mitfühlen und Frieden schaffen. Dazu gibt er uns seinen Segen.Amen



Corinna Haaß ist Gemeindepfarerin der Ev.-luth. Christus-Kirchengemeinde Schulau in Wedel.

E-Mail: c-haas (at) alice-dsl (Punkt) net

Website: www.christuskirche-schulau.de
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