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06.08.2012


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Hiroshimatag 2012

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Redebeitrag für die Gedenkveranstaltung in Hiroshima am 6. August 2012

Minisan!
Liebe Freundinnen und Freunde!

Martin Donat (in Hiroshima)



- Es gilt das gesprochene Wort -



Ich danke euch ganz herzlich für die große Ehre, heute hier sprechen zu dürfen und überbringe euch auch die Solidarität und das Mitgefühl der gesamten Anti-Atom-Bewegung in Deutschland. Die furchtbare Katastrophe der Atombombenabwürfe auf Hiroshima und Nagasaki vor 67 Jahren hat die ganze Welt aufschrecken lassen, zu welchen grausamen Taten der moderne Mensch fähig ist. Die Bombe hat uns Menschen gezeigt, dass die letzte Konsequenz des totalen Krieges die Apokalypse ist und dass am Ende wir alle Verlierer sind. Die Atomkatastrophe in Fukushima hat uns gezeigt, dass die Atomenergie auch in einem Hochtechnologieland, wie Japan, für den Menschen nicht beherrschbar ist. Die Bombe schlummert mitten unter uns!

Nicht nur Oppenheimer war erschrocken, als er sah, was er in der Welt angerichtet hatte, auch die Atommächte kamen auf die Idee der "friedlichen Nutzung der Atomenergie". In Deutschland nannte man die Atom-Bomben-Energie nun verharmlosend "Kernenergie". Wir machen diesen Unterschied aber schon seit langem nicht mehr. Atomkraftwerke liefern das spaltbare Material für Atombomben und waffenfähiges Plutonium wird in den Wiederaufarbeitungsanlagen der Atommächte hergestellt. In Frankreich sind alle Informationen im Umfeld von Atomkraftwerken und Atommüll ein militärisches Geheimnis.

Vielleicht hat die Bibel der Christen ein erstes Gebot vergessen, von dem man vor 2000 Jahren noch nichts wusste: "Du sollst die Kerne nicht spalten." Nicht die Kerne des Lebens und nicht die Kerne der Materie.

- Atomenergie ist ein Krieg gegen die Schöpfung!

Unsere Initiative kämpft seit über 35 Jahren mit Blockaden und Demonstrationen gegen Atomkraft, Atommülltransporte und ein Endlager für hochradioaktive Abfälle in Norddeutschland. Es waren deutsche Wissenschaftler, die maßgeblich zur Entwicklung der Atombombe und zur Atomenergie beigetragen haben. Für uns erwächst daraus eine besondere Verantwortung, für die Beendigung dieser Lebens-verachtenden Technologie zu kämpfen. Wir informieren die Bevölkerung und haben maßgeblich zum deutschen Atomausstieg nach Fukushima beigetragen.

Zur Zeit kämpfen wir gerade gegen ein Gesetz, mit dem die Politik in Deutschland die Entscheidungen zur Endlagersuche an das Parlament ziehen will. Obwohl dies Gesetz erstmals die Erkundung anderer Standorte vorsieht, wissen wir bereits, dass wieder nur die wirtschaftlichen Interessen, und nicht die Sicherheit der Bevölkerung, im Vordergrund stehen.

Passt gut auf, was in Japan mit dem hochradioaktiven Müll geschehen soll!

- hier schlummert die nächste Zeitbombe!

Drei Monate vor der Katastrophe von Fukushima traf ich in Frankreich auf einer Konferenz der OECD-NEA zur Endlagerung die Delegation der japanischen Aufsichtsbehörde. Auf die Frage, wie im Erdbeben-erschütterten Japan die hochradioaktiven Abfälle für Millionen Jahre sicher gelagert werden sollen, hatten sie keine Antwort. Sie beriefen sich darauf, dass man in Japan gelernt hätte, mit Erdbeben umzugehen...

Unter dem Eindruck von Fukushima hat Deutschland beschlossen, bis 2022 alle Atomkraftwerke abzuschalten. Weil wir beim letzten "Atomausstieg" schon schlechte Erfahrungen gemacht haben, kämpfen wir weiter für die sofortige Abschaltung und zwar 

Abschaltung aller Atomkraftwerke weltweit!

Radioaktivität kennt keine Grenzen!

Ihr kämpft im Zentrum der nuklearen Kette dafür, dass Fukushima sich nicht wiederholen kann und die japanischen AKW`s abgeschaltet bleiben.

Endgültige Abschaltung aller japanischen AKW!

Man hat uns erzählt, Atomkraftwerke seien sicher. Ein GAU, wie in Fukushima, könnte nur mit der Wahrscheinlichkeit von 1:1 Million eintreten. Nach Tschernobyl und Fukushima wissen wir aber: - ein GAU tritt weltweit statistisch alle 11,4 Jahre auf! 

Wir warten nicht auf den nächsten GAU!

Wir kämpfen am Ende der nuklearen Kette gegen ein geologisch völlig ungeeignetes Endlager, weil wir 35 Jahre nur belogen und betrogen wurden und weil wir wissen, dass ein ungeeignetes Endlager schleichend Tausende von Generationen verseuchen wird. Ein Endlager für schwach- und mittelaktive Abfälle, das für Tausende Jahre trocken bleiben sollte, ist in Deutschland entgegen aller Prognosen gerade voll Salzlauge gelaufen... 

kein Endlager in Gorleben! Gorleben ist überall!

Wir sind aber auch im Kontakt mit Menschen, die am Anfang der nuklearen Kette in den Uranabbaugebieten kämpfen. Die Minengesellschaften und Atomkonzerne haben sich ihrer Länder bemächtigt und verseuchen großflächig Erde, Wasser, Luft und Menschen:

- würden dort Umweltbestimmungen und Arbeitsbedingungen wie in Japan oder Europa gelten, wäre die Atomenergie sofort wirtschaftlich beendet! 

Lasst das Uran in der Erde!

Golden Misabiko, ein kongolesischer Menschenrechts- und Umweltaktivist, erzählte uns letzten Monat, dass das Uran für die Bomben von Hiroshima und Nagasaki aus der Erde seiner Heimat stammte. Er hatte dabei Tränen in den Augen, weil er niemals wollte, dass die Erde seines schönen Landes so viel Leid über die Menschen bringt. Die Menschen in den Uranabbaugebieten wurden jedoch niemals gefragt, nun hat gerade der französische Atomkonzern AREVA die Uranrechte des Kongo aufgekauft.

Als der japanische Fischer Aikichi Kuboyama 1954 durch einen amerikanischen Wasserstoffbombenversuch im Pazifik verseucht wurde und an der Strahlenkrankheit starb, wünschte er in seinem Testament, dass er das letzte Opfer der radioaktiven Strahlung wäre. Leider wurde Herr Kuboyama nicht erhört.

Das Atomzeitalter hat mit den Bomben auf Hiroshima und Nagasaki begonnen. Lasst uns gemeinsam dafür sorgen, dass es nach Fukushima endet!

Sicherheit für die Menschen, nicht für die Profite!

Für die sofortige Abschaltung aller Atomanlagen!

In Deutschland! In Japan! Weltweit!

Die Zukunft der Energie gehört der Sonne, dem Wind, dem Wasser und der Biomasse! Diese Energieträger sind überall zugänglich und können eine demokratische Energieversorgung begründen! Hochtechnologieländer, wie Japan und Deutschland, können weltweit voranschreiten und viele "erneuerbare" Arbeitsplätze schaffen!

Unsere Parole heißt: "Gorleben soll leben", denn wir kämpfen für das Leben, für eine Welt ohne Atom.

Japan soll leben!



Martin Donat ist Vorsitzender der Bürgerinitiative Umweltschutz Lüchow-Dannenberg (BI-Lüchow-Dannenberg), Vater und Großvater, Gärtner, Betriebsrat und Kreistagsabgeordneter
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