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10.08.2012


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Hiroshimatag 2012

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Redebeitrag für die Hiroshima-Gedenkveranstaltung in Köln am 6. August 2012

Liebe Friedensfreundinnen und Freunde, sehr geehrte Damen und Herren,

Joachim Schramm (in Köln)



- Es gilt das gesprochene Wort -



Wie viele andere auch habe ich im letzten Jahr im Zusammenhang mit der Katastrophe um das japanische Atomkraftwerk in Fukushima immer auch an die schrecklichen Folgen der Atombombenabwürfe auf Hiroshima und Nagasaki denken müssen. Während damals die Toten zu zigtausenden in den Straßen lagen und so die Folgen offenkundig waren, wird man erst in den nächsten Jahren erfassen können, wie viele Opfer Fukushima wirklich gekostet hat. Und obwohl schon die räumliche Nähe von Hiroshima und Fukushima die Aufmerksamkeit auf den Zusammenhang von ziviler und militärischer Nutzung der Atomkraft lenkt, sind die Menschen offenbar durch die Existenz der Atomkraftwerke in unserem Land stärker beunruhigt als durch die Existenz der US-Atomwaffen in Büchel, in Volkel und Kleine Brogel. Zusammen haben diese ein vielfaches der Sprengkraft der Hiroshimabombe, wie Bernd Hahnfeld gerade schon betont hat. Man geht davon aus, dass durch die 20.000 Atomwaffen weltweit auf jeden Menschen auf dieser Erde die Sprengkraft einer Tonne normalen Sprengstoffs entfällt, also ein vielfacher sogenannter overkill.

Ob Uran für zivile oder für militärische Zwecke eingesetzt werden kann, entscheidet sich nur durch den Grad der Anreicherung. Die Technologie dafür ist die gleiche. Die Technologie zum Bau der pakistanischen Atombombe stammt daher auch aus einem Betrieb des Urenco-Konzerns, der auch im westfälischen Gronau Uran anreichert. Ein pakistanischer Urenco-Mitarbeiter hatte die entsprechenden Unterlagen entwendet. Die zivile Nutzung von Atomkraft birgt also immer die Gefahr der Weiterverbreitung von Atomwaffen in sich, denn zivile und militärische Nutzung sind die zwei dunklen Seiten der gleichen Medaille. Atomwaffen und Atomkraftwerke gehören gemeinsam abgeschafft!

Trotz der Beteuerungen der Bundesregierung zum Atomaustieg wird in Gronau weiterhin Uran angereichert für den Betrieb von bis zu 35 Atomkraftwerken in aller Welt. Doch nicht nur für den Betrieb gefährlicher Atomkraftwerke dient das Uran aus Gronau. Bei der Anreicherung entsteht abgereichertes Uran als Abfall. Zigtausende Tonnen davon sind bisher in andere Länder exportiert worden, da es hier keine Endlagermöglichkeiten gibt. Aber eine Verwendungsmöglichkeit hat man gefunden. Mit abgereichertem Uran wird Uranmunition hergestellt. Munition, die beim Aufprall und der Explosion Nanopartikel aus strahlendem Staub freisetzt, der sich über die Landschaft legt und sie kontaminiert. Menschen atmen den Staub ein, der bis in die Körperzellen eindringt und Krebs und Genveränderungen hervorruft. Menschen sterben, missgestaltete Kinder werden geboren. Diese Munition ist von den USA und Großbritannien im Jugoslawienkrieg, im Irakkrieg und wahrscheinlich auch in Afghanistan und in Libyen eingesetzt worden. Die Militärs leugnen die gesundheitsschädliche Langzeitwirkung der Uranmunition. Doch Italien hat 2009 den Zusammenhang bei bestimmten Erkrankungen anerkannt und Entschädigung gezahlt - an seine Soldaten die in Kriegseinsätzen von dem strahlenden Staub erfasst wurden. Von betroffenen Zivilisten redet niemand. Wo genau das Uran aus Gronau verwendet wird, ist nicht im Einzelnen bekannt. Doch Exporte gingen an Frankreich, an Großbritannien, an Schweden und Russland. Alle diese Länder besitzen Uranmunition.

Das muss ein Ende haben! Am Jahrestag der Katastrophe von Fukushima haben 4000 Menschen in Gronau gegen die Urananreicherungsanlage von Urenco protestiert und von der NRW-Landesregierung die Aufhebung der Betriebserlaubnis für die Anlage gefordert. Also, lasst uns gemeinsam mit der Anti-AKW-Bewegung für eine Schließung von Urenco in Gronau eintreten und so ein Zeichen setzen gegen den Weiterbetrieb von Atomkraftwerken und gegen die Produktion von Uranmunition!

20.000 Atomwaffen existieren weltweit, Sprengköpfe und Trägersysteme werden modernisiert. Doch in der Öffentlichkeit wird nicht über diese 20.000 Atomwaffen diskutiert, sondern über die, die der Iran vielleicht einmal haben kann. Dabei wird unterstellt, es gäbe Atomwaffen in richtigen und in falschen Händen. Das ist falsch! Atomwaffen gehören in keine Hände, weder in die des Iran noch in die von Israel noch in die eines anderen Staates - Atomwaffen gehören abgeschafft!

In Europa wird ein Raketenabwehrschirm aufgebaut, die Kommandozentrale soll nach Ramstein in Rheinland-Pfalz kommen. Russland reagiert auf diese Vorhaben mit der Ankündigung neuer Atomwaffen. Dieser Schirm wird keinen Schutz bieten, er führt zu neuer Aufrüstung und damit zu mehr Kriegsgefahr. Wir sagen nein zu diesem Vorhaben!

Die Deutsche Friedensgesellschaft und Friedensorganisationen aus der ganzen Bundesrepublik sind Träger der Kampagne "atomwaffenfrei.jetzt". Die Kampagne will bis 2015, bis zur nächsten Überprüfungskonferenz des Atomwaffensperrvertrages, Druck auf Regierung und Politiker machen, sich für die Abschaffung der Atomwaffen zu engagieren. Wir fordern den Abzug der Atomwaffen aus Deutschland, ein Nein zur Modernisierung der Atomwaffen und das Verbot und die Vernichtung aller Atomwaffen weltweit. Im Rahmen der Kampagne trafen sich im Mai in Essen beim Kongress "Friedenskultur.2012- Unsere Zukunft atomwafffenfrei" 100 Teilnehmer, um über die aktuelle Entwicklung bei den Atomwaffen zu diskutieren und Schritte zu ihrer Abschaffung zu beraten. In den Wochen danach radelten Friedensaktivsten vom deutschen Atomwaffen-Standort Büchel über den niederländischen Stützpunkt Volkel und den belgischen in Kleine Brogel bis nach Brüssel, um dort dem NATO-Generalsekretär die Forderung nach Abzug der US-Atomwaffen aus Europa zu übergeben. Die Majors for Peace, deren Kölner Vertreter wir ja bereits gehört haben, zeigten in diesem Jahr zum ersten mal gemeinsam Flagge und hissten vor den Rathäusern die Fahne der Initiative, um die Forderung nach einer atomwaffenfreien Welt zu unterstützen. Es tut sich also einiges, und noch mehr wird folgen. Am 3. Oktober demonstriert die Friedensbewegung in Kalkar am Niederrhein vor der dortigen NATO-Kommandozentrale, die auch in den Raketenabwehrschirm eingeplant ist. Für den Atomwaffenstandort Büchel ist für den nächsten Sommer eine große Aktion geplant, um im Vorfeld der Bundestagswahlen auf die Bedrohung durch die Atomwaffen aufmerksam zu machen und ihren Abzug zu fordern.

Die Menschen in Hiroshima und Nagasaki haben erfahren müssen, welches Leid die Atomwaffen mit sich bringen. Und auch die Uranmunition hat in den letzten Jahren ihre Opfer gefordert. Die letzten überlebenden Atomwaffenopfer sind immer noch aktiv, die Welt vor den Gefahren der Atomwaffen zu warnen. Wir sind es ihnen schuldig, dass wir diese Warnung weitertragen, das wir aktiv bleiben gegen die Atomwaffen. Atomwaffen gehören abgeschafft - nicht irgendwann sondern jetzt!



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