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06.08.2013


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Hiroshimatag 2013

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Redebeitrag für die Hiroshima Gedenkveranstaltung am 6. August 2013 in Kiel

Verehrte Gäste

Hans-Werner Tovar (in Kiel)



- Sperrfrist: 6.8.12, Redebeginn: (ca) 19 Uhr -

- Es gilt das gesprochene Wort! -



"Der den Tod auf Hiroshima warf

Ging ins Kloster, läutet die Glocken.

Der den Tod auf Hiroshima warf

Sprang vom Stuhl in die Schlinge, erwürgte sich.

Der den Tod auf Hiroshima warf

Fiel in Wahnsinn, wehrt Gespenster ab

Hunderttausend, die ihn angehen nächtlich

Auferstandene aus Staub für ihn."

Mit diesen Worten beginnt das berühmte Gedicht "Hiroshima" der Schriftstellerin Marie Luise Kaschnitz. In ihm geht die Autorin der Frage nach, was aus dem Piloten wurde, der heute vor 68 Jahren den Abwurf der Atombombe über der japanischen Stadt Hiroshima leitete. Es stellt die Frage: Wie geht ein Mensch damit um, dass er Zehntausenden den Tod und Hundertausenden unvorstellbares Leid gebracht hat? Bereut er und flüchtet ins Kloster? Verfällt er dem Wahnsinn? Begeht er gar Suizid?

"Nichts von alledem ist wahr", heißt es in dem Gedicht weiter, "Erst vor kurzem sah ich ihn Im Garten seines Hauses vor der Stadt. Die Hecken waren noch jung und die Rosenbüsche zierlich."

Die Autorin beschreibt ein Vorstadtidyll, in dem der Pilot ein scheinbar perfektes Leben führt. Nur das verzerrte Lachen auf seinem Gesicht lässt uns erahnen, dass der Mann krampfhaft versucht, die Fassade aufrecht zu erhalten. Dass er nicht vergessen kann.

Auch wir dürfen nicht vergessen, was am 6. August 1945 in Hiroshima - und drei Tage später in Nagasaki - passiert ist. Marie Luise Kaschnitz hat ein Gedicht geschrieben, um die Erinnerung an diese schrecklichen Ereignisse aufrecht zu erhalten.

Wir hier in Kiel kommen seit nunmehr 26 Jahren immer am Jahrestag des Atombombenabwurfes über Hiroshima zusammen, um den Opfern mit selbstgebastelten Lotosblüten zu gedenken und um ein Zeichen zu setzen für eine Welt ohne Atomwaffen, ohne Krieg und ohne Gewalt. Schön, das auch heute wieder so viele von Ihnen hier sind und dieses Zeichen setzen wollen.



Meine Damen und Herren,

220.000 Tote forderte der Abwurf der unerträglich zynisch benannten Atombomben "Little Boy" und "Fat Man". Jedes Jahr kommen noch immer weitere Opfer, die an den Spätfolgen sterben, hinzu. Umso wichtiger ist es, dass wir uns jedes Jahr wieder an die Abwürfe auf Hiroshima und Nagasaki erinnern. Katastrophen wie diese dürfen nicht in Vergessenheit geraten. Und sie müssen uns Warnung sein, das Bewusstsein für die grausame Wirkung atomarer Waffen und atomarer Energie weiter zu schärfen.



Meine Damen und Herren,

in dem eingangs erwähnten Gedicht von Marie Luise Kaschnitz muss der Pilot, der die Atombombe über Hiroshima abwarf, immer damit rechnen, beobachtet zu werden. Dort heißt es, das "Auge der Welt" sei auf ihn gerichtet. Die Menschen haben offensichtlich nicht vergessen, für welches Leid der Mann mitverantwortlich ist.

Auch wir dürfen gerade heute - knapp zweieinhalb Jahre nach der Reaktorkatastrophe von Fukushima und in Zeiten, in denen auf der koreanischen Halbinsel wieder das nukleare Säbelrasseln zunimmt - nicht vergessen. Mit den Lotosblüten auf dem Kleinen Kiel setzen wir heute ein sichtbares Zeichen. Ein Zeichen für Frieden und Gewaltlosigkeit. Ein Zeichen für eine friedlichere und bessere Welt ohne Atomwaffen. Hiroshima und Nagasaki sind nicht vergessen - lassen Sie uns unser Möglichstes tun, dass dies so bleibt!

Vielen Dank.



Hans-Werner Tovar ist Stadtpräsidenten der Landeshauptstadt Kiel.

E-Mail: Rolf (Punkt) Petersen (at) kiel (Punkt) de

Website: www.kiel.de
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