Hiroshima-
tag 2013

update:
13.08.2013


 voriger

 nächster

Hiroshimatag 2013

 Reden/Berichte/Kundgebungsbeiträge

Redebeitrag bei der Hiroshima-Gedenkveranstaltung am 6. August 2013 in Dortmund

Liebe Friedensfreunde in Dortmund,

Kazudo Soda (in Dortmund)



- Es gilt das gesprochene Wort -



ich bin außerordentlich glücklich, wieder hier in Dortmund zu sein. Letzten Sommer war ich gezwungen, meine Friedenspilgerreise auf Grund meiner körperlichen Verfassung abzusagen.

Normalerweise, wenn ich in Friedensaktionen in Übersee unterwegs bin, besuche ich drei Städte. Wien in Österreich, und Köln und Dortmund hier in Deutschland. Da ich nun, wie man so sagt, ein betagter Mensch geworden bin, kann ich nicht mehr so aktiv sein wie früher. Mein Körper und mein Geist von 82 Jahren ist nicht mehr widerstandsfähig genug, um sich voll in Friedensaktivitäten zu engagieren. Ich wünschte, ich wäre fit wie ein berühmter japanischer Fußballspieler, Kagawa, der zum Dortmunder Team gehörte.

Letzten Sommer kam der Sohn von Frau Ullrich, ein Künstler, zu einem Studienbesuch in Japan nach Kyoto. Wie war ich froh; ihn zu sehen und über Deutschland .zu hören! Leider war das, kurz nachdem wir eine große Katastrophe in Japans Ostregion hatten. So kann er nicht in der Lage gewesen sein, unser Land wirklich kennen zu lernen.

Heute kann ich nicht umhin, als ein Hibakusha (Überlebende von Hiroshima und Nagasaki, Anm. UG) auf Fukushima Bezug zu nehmen. Ich fühle mich verpflichtet, euch darüber zu informieren, wie elendiglich die Menschen nahe der Atomanlage in Fukushima leben. Zu unserer Beschämung wurden selbst wir Hibakusha zu dem Glauben an den Mythos von der Sicherheit von Atomkraftwerken gebracht, obwohl wir über den Unfall in dem Atomkraftwerk von Tschernobyl gut informiert waren. Jetzt mussten wir erkennen, dass friedliche Nutzung von Atomenergie völlig unmöglich ist.

Erstens

enthält ein Atomkraftwerk im Inneren eine sehr große Menge radioaktiven Materials, das das gleiche Material ist, das bei der Explosion einer Atomwaffe entsteht In Fukushima sind schwer verseuchte Gebiete als Sperrgebiete ausgewiesen, und es gibt keine Aussicht für die früheren Bewohner dorthin zurückzukehren und dort zu leben. Es gibt ein ganzes Dorf, wo die Bewohner gezwungen sind, ihre eigenen Häuser zu räumen. Die meisten Flüchtlinge fürchten, dass die schädlichen Auswirkungen für Generationen andauern werden, einschließlich genetischer Folgen für Kinder und Enkelkinder und die folgenden Generationen. Es ist nicht zuviel gesagt, dass sie keine Hoffnung für die Zukunft haben.

Zweitens

sind wir mit der dringenden Aufgabe konfrontiert, dauerhaft alle Atomkraftwerke zu schließen und eine äußerste Anstrengung in Gang zu bringen, erneuerbare Energien einzuführen.. Über die wöchentlichen Freitagsdemonstrationen vor dem Büro des Premierministers gegen die Produktion von Atomkraft wird weit berichtet, nicht nur in japanischen Medien, sondern weltweit. Die Demonstrationen gehen weiter sogar nach der Parlamentswahl,die im letzten Monat stattfand.

Drittens

ist es wichtig, sowohl weltweit als auch bei uns, dass die Bewegung für die Abschaffung von Atomwaffen und die Bewegung für die Schließung aller Atomkraftwerke gemeinsam in Solidarität voranschreiten. Wir müssen von der Atomenergiepolitik eures Landes lernen, die entschieden hat, in näherer Zukunft alle Atomkraftwerke abzuschalten.

Wir Hibakushas sind ermutigt von dem Kampf in Dortmund gegen die Bedrohung durch Atomenergie. Wir Hibakushas werden immer älter. Unser Durchschnittsalter beträgt 78 Jahre. Was mich angeht, so habe ich wie durch ein Wunder die Tragödie von Nagasaki überlebt. Die meisten meiner Mitstudenten sind gestorben, so dass wir unser Ehemaligentreffen nicht halten konnten.

Im letzten Monat hatte ich eine Möglichkeit, an drei Grundschulen über Hiroshima und Nagasaki zu sprechen. Ich bemerkte, dass all die Schüler mir intensiv zuhörten, weil sie in ihrem Klassen über das radioaktive Material informiert worden waren, das durch den Atomunfall in Fukushima freigesetzt wurde. Sie wunderten sich darüber, dass ich noch am Leben bin, obwohl ich eine Atombombenexplosion nur 2,5 km vom Epizentrum entfernt erlitten hatte.

Abschließend, meine Freunde: solch ein alter Hibakusha wie ich kann euer Interesse, eure Kooperation und Unterstützung nicht hoch genug anerkennen.

Keine Atomkraft! Keine Gewalt! Keine Gewalt! Keine Armut!

Danke für eure Aufmerksamkeit.





Kazuo Soda ist ein Hibakusha (Überlebender des Atombombenabwurfes) aus Nagasaki
 voriger

 nächster




       


Bereich:

Netzwerk
Die anderen Bereiche der Netzwerk-Website
        
Themen   FriedensForum Termine   AktuellesHome