Netzwerk Friedenskooperative



Oster-
marsch
2004


vom:
06.04.2004


 vorheriger

 nächster
 Artikel

Ostermärsche und -aktionen 2004:

  Reden/Kundgebungsbeiträge

Ostermarsch Frankfurt 2004, 12. April

Liebe Friedensfreundinnen und -freunde

Gregor Böckermann (Frankfurt)

- Es gilt das gesprochene Wort! -

- Sperrfrist: 12. April, Redebeginn -

Ordensleute stehen für Meditation und Nachdenklichkeit, hat sich Willi. van Ooyen wohl gedacht, als er mich für heute engagierte.

Lieber Willi, ich gebe dir gerne Recht und beginne deshalb mit einem wunderbaren Gedicht.

Es wurde im Dezember 1999 beim Weltwirtschaftsgipfel in Seattle vorgetragen. Der Autor ist leider unbekannt. Es war aber sicher kein Ordensmann.

Warum wir hier sind

1.
Weil die Welt, von der wir träumten,
die eine, auf die wir zählten
ähnlich verschwindet.
Weil die Sonne zum Krebserreger wurde
Und der Planet immer wärmer wird,
Weil Kinder verkümmern im Schatten
Von Yachten und Wirtschaftsgipfeln
Weil schon jetzt zu viele Flugzeuge im Himmel sind.


Diese Welt ist von Menschen gemacht.
Ihr wollt, dass es so bleibt und noch schneller vorangeht.
Wir sind gekommen, Euch zu sagen:
Es gibt ganz andere Dinge, für die wir Gold anlegen wollen.


2.
Das Geld dient schon lange nicht mehr diesen Werten:
Lebenskraft der Natur, Integrität der Arbeit.
Nicht noch billigeres Holz wollen wir, sondern lebende Bäume.
Nicht Designerobst wollen wir, sondern Früchte sehen und schmecken,
die gereift sind in unsrer eigenen Nachbarschaft.


Wir sind hier, weil in uns Stimme ist,
eine Erinnerung in unsrem Blut, die uns sagen:
Euer Körper ist nicht nur eine Ware, ihr reitet blind mit
Auf einer Welle, die ihre Quelle vor langern vergaß.
Wir sind hier, um zu verteidigen, zu ehren,
was wirklich ist, natürlich, human und notwendig,
gegen die steigende Flut der bloßen Gier.


3.
Wir sind hier, weil uns der Geist der Natur es befiehlt,
ihre Autorität.
Zweifelt ihr auch nur eine Minute an der Macht der Wahrheit,
am Primat der Natur,
so haftet doch einmal für diese Zeitspanne Euren Atem ein.


Ihr kennt jetzt die Kraft unseres Begehren.
Wir sind nicht hier, um an Euren Gesetzen zu manipulieren.
Wir sind hier, um Euer innerstes nach Außen zu kehren.
Und Euch so zu verwandeln.
Dies ist kein politischer Protest,
dies ist ein Aufstand der Seele!


Ordensleute stehen für Meditation und Nachdenklichkeit, aber auch für Widerstand gegen das kapitalistische Wirtschaftssystem.

Deshalb habe ich das Motto der Ordernleute für den Frieden vom letzten Jahr, dem Jahr des Irak-Krieges, mitgebracht:

Krieg braucht Kapital - Kapital braucht Krieg.

1) Krieg braucht Kapital

-Das wissen wir, seit Kohl 17 Mrd. DM für den 1. Golfkrieg zahlte.

-Das wissen wir, seit bekannt wurde, dass die USA täglich 1 Mrd. Dollar für Rüstung ausgeben. Ganz zu schweigen von den Kosten für den derzeitigen Besatzungskrieg im Irak

-Was der Bundeswehreinsatz im Kosovo, in Afghanistan und am Horn Von Afrika kostet, weiß ich nicht.

Aber ich weiß, dass unsere Interessen nicht am Hindukusch und nicht im Wüstensand verteidigt werden.

5 Millionen Arbeitslose in Deutschland haben nichts von diesen Kriegseinsetzen, auch nicht die 3 Millionen Haushalte, die so überschuldet sind, dass sie aus eigener Kraft nicht mehr aus der Schuldenfalle rauskommen.

Deshalb fordern wir:

 Bundeswehr raus aus Afghanistan, raus aus dem Kosovo, raus aus Afrika. Bundeswehr raus aus allen Konflikten, die mit dem Grundgesetz und dem Völkerrecht unvereinbar sind.

 Setzt das Geld für nützlichere Dinge ein: für Bildung, für gesicherte Renten, oder auch für mehr Entwicklungshilfe.

2) Kapital braucht Krieg

Der 2. Teil unseres Mottos ist uns immer wichtiger geworden. Der Krieg, den das Kapital auch ohne Waffen führt ist durch die Verselbständigung und Globalisierung der Finanzströme in den letzten Jahren übermächtig geworden.

In Südostasien und Lateinamerika sind dadurch ganze Volkswirtschaften in den Ruin getrieben worden, Bei uns müssen Menschen, die noch Arbeit haben immer mehr leisten; 40, 50 und mehr Stunden pro Woche arbeiten. Trotzdem sind ihre Arbeitsplätze bedroht durch Fusionen, Firmenstilllegungen oder feindliche Übernehmen. Durch diesen Krieg des Kapitals werden mehr Menschen umgebracht, ihrer Menschenwürde beraubt, an den Rand gedrängt als durch die 50 heißen Kriege, die zur Zeit weltweit toben.

Deshalb fordern wir:

Stellt die Interessen der Menschen in den Mittelpunkt, nicht den Profit. Dafür brauchen wir nicht nur ein Mindesteinkommen für alle. Dafür brauchen wir vor allem obere Einkommensgrenzen. Nicht jeder darf so viel verdienen wie er will und kann, schon gar nicht mit Finanzspekulationen. Die Tobin-Steuer muss her!

Und noch eins:

Wenn VW oder Siemens lieber in China oder der Slowakei produzieren, dann sollen sie. Aber dann sollen sie auch in China und der Slowakei. verkaufen. Wir boykottieren ihre Produkte, es bleibt uns ja nichts anderes übrig.

Gibt es Hoffnung, dass unser Motto in Zukunft hinfällig wird: Krieg braucht Kapital - Kapital braucht Krieg?

Ja, wenn 500.000 in Berlin, Stuttgart und Köln auf die Straße gehen, um gegen den Sozialabbau und die Agenda 2010 zu demonstrieren.

Ja, wenn viele von Euch bei den Aktionen der Ordensleute für den Frieden Anfang Juni mitmachen:

-Am 2. Juni wollen wir auf der Hauptversammlung der Deutschen Bank Herrn Ackermann das gespendete "Brot für die Bank" überreichen. Inzwischen über 4 Kilo Kleingeld. Jeder Cent ist ein Zeichen des Protests, dass es endlich aufhören muss, dass die Armen die Reichen finanzieren.

-Am 3. Juni werden wir bei der Familie Quandt in Bad Homburg demonstrieren. Vier Quandts gehören zu den 30 reichsten Deutschen. Alles Milliardäre. Unsere Botschaft: "In euren Häusern ruht das geraubte Gut der Armee" (Jesaja 3,14)

-Am 4. Juni ziehen wir vor den Landtag in Wiesbaden. Wir fordern die Politiker auf, das Eigentum der ganz Reichen als Raub zu bezeichnen und den Art. 14 GG zu überarbeiten, der unsere Milliarden schützt.

-Am 5. Juni demonstrieren wir im Frankfurter Dom. Die Kirchen dürfen sich nicht mit Almosen, Diakonie und Caritas zufrieden geben, wenn Gerechtigkeit gefordert ist.

Also: herzliche Einladung zu diesen Protestaktionen!

Zum Schluss eine kleine Geschichte, warum ich der festen (Überzeugung bin, dass wir noch zu meinen Lebzeiten d83 kapitalistische Wirtschaftsystem kippen werden:

Seit gut 6 Jahren demonstriert eine Gruppe von Frankfurter Arbeitslosen an der Hauptwache gegen Sozialabbau und Bildungsklau.

Und des jeden Mittwoch von 17 - 19 Uhr.

Wenn ich Zeit habe1 gehe ich hin und hänge mir dieses Schild um:

Unser Wirtschaftssystem geht über Leichen. Oje Zahl derer, die sagen:

-Das stimmt;

-Das habe ich am eigenen Leibe erfahren, nimmt zu.

Dann komme ich mir vor wie so ein kleiner Verstärker, der sagt:

-Treu deiner inneren Stimme, Treu nicht denen, die dir aus den Chefetagen der Wirtschaft und Politik was anderes erzählen.

Und dann frage ich:

Wer hätte vor 20 Jahren gedacht, dass die Mauer in Berlin fallen würde? Lange klebte an einem gelben Briefkasten an der Konstabler Wache folgender Spruch:

-Die BRD war schlauer - Das Geld ist jetzt die Mauer.

Ich bin der festen Überzeugung, dass diese Geldmauer, die immer höher gezogen wird zwischen West und Ost, zwischen Reich und Arm, eines Tages fallen wird, wie die Berliner Mauer.

Und zwar dann, wenn die Menschen, wie damals in Leipzig und Dresden, immer wieder auf die Straße gehen, gewaltfrei, mit Kerzen in den Händen, und sagen:

-Schluss jetzt mit dem Wahnsinn. Wir gehen einen anderen Weg.

Diese Revolution wird kommen, noch zu meinen Lebzeiten. Davon bin ich überzeugt. Sonst hat unser Planet keine Überlebenschance, sonst haben die kommenden Generationen keine Zukunft. Oder wie Erich Fried sagt:

-Wer will, das die Erde so bleibt wie sie ist, Will nicht, dass sie bleibt.

Kontakt:

Initiative Ordensleute für den Frieden" (IOF) c/o Gregor Böckermann, Guiollettstr. 35, 60325 Frankfurt am Main, Tel.: 069/7137698-2 Fax: 069/7137698-6


Gregor Böckermann ist engagiert in der "Initiative Ordensleute für den Frieden" (IOF) und lebt in Frankfurt.

E-Mail:   iof@freenet.de
Internet: http://people.freenet.de/IOF


 vorheriger

 nächster
  
Artikel

       
Einige weitere Texte (per Zufallsauswahl) zum Thema
Ostermärsche
Ostermärsche
OM 2003 - Rede U.Stroheker, Mannheim, 19.04.03
OM 2003 - Rede J.Huffschmid, Oldenburg, 19.04.03
OM 2003, Rede T.Gocht, Mainz, Frankfurt,19./21.04.03
OM 2004 Termine
OM 2004: Aufruf Ruhr

Bereich

 Netzwerk