Netzwerk Friedenskooperative



Oster-
marsch
2004


vom:
13.04.2004


 vorheriger

 nächster
 Artikel

Ostermärsche und -aktionen 2004:

  Reden/Kundgebungsbeiträge

Redebeitrag Oster-Fahrraddemo durch die Innenstadt in Braunschweig am 10. April 2004

Nur die Toten haben das Ende des Krieges gesehen ( Plato )

Elke Schrage (Braunschweig)

Die Lebenden und Überlebenden müssen mit dem Krieg leben. Nicht nur in ihrer Erinnerung. Der sogenannte Krieg gegen den Terror wird nicht von regulären Truppen zuende gefochten. Als Krieg für eine neue Weltordnung und schon unverblümt 4. Weltkrieg genannt, bestimmt er unsere Gegenwart. Im ehemaligen Yugoslawien, in Afghanistan oder jetzt im Irak herrschen Armut, Gewalt, Ausgrenzung und Vertreibung. Vor unseren Augen werden die Menschrechte zur Kühlerfigur für eine zynische Kriegsmaschinerie. Für ihre Vorherrschaft und für die Freiheit ihrer Märkte walzte sie die rote Fahne nieder, die in Yugoslawien noch wehte und ersetzt unliebsame Warlords und Tyrannen durch Marionettenregierungen. Die Bürgerinnen und Bürger der wort- und kriegs- führenden Demokratien werden zu Biedermännern, die tatenlos zusehen wie Kriegstreiber Öl- und Pulverfässer in ihren Häusern horten.

Ein solches Pulverfaß ist die Erklärung des dt. Verteidigungsministers, "das Einsatzgebiet der Bundeswehr ist die ganze Welt." Angekündigte Einsparungen von 26 Milliarden Euro sind Augenwischerei. Sie betreffen den Zivildienst und die Standorte in den Kommunen. Wenn die Umstrukturierung zur Interventions- und Angriffstruppe erst vorangeschritten ist, soll laut Struck "das Parlament u. U. innerhalb von 5 Tagen über Kriegseinsätze entscheiden." (Interview Tagesspiegel vom 29.2.04) Die Aufrüstungsverpflichtung der Europäischen Verfassung gibt hierzu einen furchterregenden Rahmen.

Ein großes Pulverfaß sind die soziale Ausgrenzung und Entdemokratisierung in einem reichen, aber leicht zu verunsichernden Land wie Deutschland. Sie trainieren die Befreiung von sozialer Verantwortung, im Lande wie nach außen. So verstärkt sich, "daß gegen ankommende Einwanderer die Faust geballt, fortziehendem Kapital aber freundlich hinterhergewinkt wird. Es ist eben leichter, sich an Schwachen zu vergreifen, als Mächtige zur Verantwortung zu ziehen." (Vivianne Forrester, "Der Terror der Ökonomie")

 zum Anfang


Oster-
marsch
2004
Fehlt noch ein Feindbild. Terroristen im allgemeinen sind auf Dauer dazu ungeeignet. Verbindungen wie die westliche Unterstützung der UCK, der Mudjahedin oder Saddam Husseins lassen sich nicht leugnen. Das Schreckgespenst der sogenannten Versagerstaaten eignet sich schon einmal für Bundeswehr-Einsätze in Afrika und für ein Zurück zu einem neuen Kolonialismus. Doch für eine richtig explosive Mischung bedarf es eines umfassenderen Feindbildes.

Der Islam könnte so ein Feindbild sein. Ein erneutes bipolares Denken verlangt wenig strukturelle Anpassung. Da ist schnell vergessen dass das Bild eines dornengekrönten, blutüberströmten Männer(Jesus)körpes nicht nur Kreuzzügen christlicher Nächstenliebe dient. Doch die Welt ist monopolar geworden. Ihre Wirtschaftsordnung ist konkurrenzlos die der marodierenden Multis und des elektronischen Kapitalismus. Doch die Kriegsordnung der USA, aus der Luft, dem Weltall und mit der Atombombe (s.neue atomare Angriffsstrategie) quasie aus dem Jenseits zu operieren, um den blutigen Kampf möglichst zu meiden und dennoch zu siegen, hat Konkurrenz bekommen. Sie sucht den blutigen Kampf und nimmt das Jenseits wörtlich. A.Roy hat die Nähe dieser angeblich gegnerischen Kriegstreiber hervorragend beschrieben. Sie hat sie als Zwillinge bezeichnet. Sie sagt, die Welt hat mehr als nur die Wahl zwischen einer wild gewordenen Mickey-Mouse und ein paar verrückten Mullahs.

Diese Wahl werden wir aber nur haben, wenn wir verstehen, wie eng diese Wirtschaftsordung und diese Kriegsordnung zusammenhängen. Beide müssen wir ändern.

 Wir müssen wachsam sein gegenüber allmächtigen Feindbildern.

 Es darf nicht sein, daß neu gewählte demokratische Regierungen zwar ihre Methoden nicht aber ihre Ziele ändern. Auch wenn das Syrien oder den Iran vorerst vor einer sogenannten Militärintervention bewahrt. Einen dt.Verteidigungsminister brauchen wir am besten gar nicht.

 Wir müssen die Öl- und Pulverfässer aus unseren Häusern entfernen. Demokratie lebt von sozialer Verantwortung und ihren Grundrechten. Fachleute sollten hier nicht nur die sozialen Bewegungen sein, sondern auch die Regierungen selbst. Vielleicht lernen auch leicht zu verunsichernde Deutsche vom offenen Widerstand der SpanierInnen. Die Besatzung des Irak muß aufhören. Eine europäische Militärpolitik ist nicht besser als eine US-amerikanische.

 Die Menschenrechte stehen für eine egalitäre Politik. Menschen sind mit gleichem Recht geboren. Die Millionen Hungertote dieser Welt sind Kriegstote.

Die Kriegstreiber zu beiden Seiten haben eine Ideologie und wir haben keine. Wir müssen sehr ernsthaft über alternative Produktions- und Wirtschaftsweisen diskutieren und über Grenzen hinaus voneinander lernen. Frieden braucht Hoffnung, fairen Handel und die Bereitschaft zu teilen. Die ganze mühsame Basisarbeit, die uns manchmal so klein vorkommt - Unsere Utopie sieht zur Zeit ziemlich buntscheckig aus, aber wer fragt z.B. nach dem christlichen Reinheitsgehalt eines Ostereies ............. ? Auch Ostern ist ein leiser Durchbruch.


Elke Schrage ist aktive bei der Regionalgruppe der IPPNW in Braunschweig

E-Mail:   boernsen-schrage@t-online.de
Internet: http://www.ippnw-bs.de
 zum Anfang

 vorheriger

 nächster
  
Artikel

       
Einige weitere Texte (per Zufallsauswahl) zum Thema
Ostermärsche
Ostermärsche
OM 2003 - Rede A.Beltinger, 21.04.03
OM 2003 - Rede B.Dietschy, Konstanz, 19.04.03
OM 2004 - Aufruf Saar
OM 2004 - Aufruf Hamburg
OM 2004 - Aufruf Oldenburg

Bereich

 Netzwerk