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Oster-
marsch
2004


vom:
16.04.2004


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Rede beim ostermarsch 2004 in Augsburg am 10. April

Liebe Freundinnen und Freunde!

Jost Eschenburg (Augsburg)

Liebe Freundinnen und Freunde!

Wenn du den Frieden willst, arbeite ur den Krieg" sagten die alten omer. Wenn du den Frieden willst, arbeite für Gerechtigkeit", sagte 1970 ein neuerer Römer; das war Papst Paul VI. Die beiden atze bringen den grundlegenden Zielkonflikt der Politik auf den Punkt: Absichern der eigenen Interessen mit allen Mitteln oder Suche nach einem Ausgleich, mit dem alle leben onnen, eben nach Gerechtigkeit.

Die Gewaltpolitiker versprechen uns immer und immer wieder, dass man nur unbeirrt ihren Weg verfolgen usse, nur ein wenig mehr Gewalt einsetzen usse, und schon urden sich die Konflikte in ihrem Sinne osen. Das ist ihre Grunduge, mit der sie die Weltkriege und überhaupt alle Kriege der Geschichte begründeten und die sie mit vielen weiteren Lügen untermauern, wie wir wissen. Bush hatte versprochen, die Kriege in Afghanistan und Irak würden die Welt sicherer machen; jetzt brennt es an allen Ecken und Enden. Unsere deutschen Politiker versprachen, miliarisches Eingreifen würde die Probleme im Kosovo lösen, und viele haben ihnen geglaubt. Jetzt ist die Bundeswehr in Prisren nicht einmal in der Lage, Jahrhunderte alte orthodoxe Koster vor den ordern und Brandschatzern der UCK zu beschützen, geschweige denn die nationalen Minderheiten. Ethnische Säuberung findet unter den Augen unserer Soldaten statt.

Dieselbe Lüge beherrscht auch den Konflikt Israel - Palästina. Ariel Sharon hat seinem Volk vor allem eins versprochen: Mehr Sicherheit, und das zum Nulltarif, ohne Zugesandnisse an das Recht der Palästinenser auf ihr eigenes Land. Frau Farhat Naser hat uns vom Alltag in Paastina Ungeheuerliches berichtet. Das Westjordanland istuberat mit israelischen Siedlungen, die zum Teil bereits zu groyen Sadten angewachsen sind.

Die Siedlungen sind untereinander und mit dem Kernland Israel durch Straßen verbunden, die nur für Israelis benutzbar sind; Palästinenser dürfen sie nicht einmal überqueren, außer zu Fuß da, wo es israelischen Kontrollposten gibt. Sie zerteilen das Land in mehr als 200 nur wenige Kilometer große einzelne Parzellen. Jede normale Wirtschaftstätigkeit ist dadurch zum Erliegen gekommen; der größte Teil der Menschen ist arbeitslos.

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Nur durch Angeorige im Ausland und die internationalen Hilfsorganisationen können sie noch überleben. Seit dem letzten Jahr kommt noch der sogenannte "Grenzzaun" hinzu, der kein "Zaun" ist, sondern eine 8 Meter hohe Betonmauer, und der nicht auf der "Grenze" verauft, sondern das Westjordanland einmal mehr durchteilt. Nur noch ein bisschen mehr Gewalt, sagt Ariel Sharon, nur noch den einen oder anderen Feind umbringen, und alles wird sich zum Guten wenden!

Immer und immer wieder sind die Menschen auf diese Lüge hereingefallen. Nein, nicht immer. Die Spanier haben sie nicht geglaubt und ihre Regierung abgezählt. Auch die Mehrheit unserer Landsleute hat sie nicht geglaubt und jene Parteien nicht gewählt, die uns auch noch in den Irakkrieg hineinziehen wollten. Es gibt Hoknung, vielleicht sogar ur Amerika. Wir, die wir hier stehen, wollen uns gegenseitig versprechen, weiterhin mit ganzer Kraft gegen diese größte aller Lügen zu Kämpfen und ihr insbesondere nicht den geringsten Raum in unseren Herzen und Gedanken einzuräumen. Wir wollen laut für die Wahrheit eintreten, dass es keine Sicherheit gibt ohne Gerechtigkeit und dass unrechtes Gut nirgends gedeiht. Und wir wollen auch nicht die Folge-Lügen unterstützen, z.B. den Generalverdacht, dem die Muslime auch in unserem Land ausgesetzt sind; wir wollen ihnen deshalb mit besonderer Freundlichkeit begegnen. Wir wollen auch nicht glauben, dass unsere Gesellschafts- und Wirtschaftsform die Alleinseligmachende sei und wir allen Völkern diese Segnungen bringen müssten, obwohl wir doch selbst nicht wissen, wie wir in der nächsten oder übernächsten Generation überleben können.

Wenn ich selbst Ermutigung brauche, schlage ich manchmal die Webseite des amerikanischen Jesuitenpaters John Dear auf, www.fatherjohndear.org. Anlässlich des Geburtstages von Martin Luther King, der am 15 Januar dieses Jahres 75 Jahre alt geworden are, sagte er: Die Welt sagt, angesichts von Gewalt gäbe es nur zwei Möglichkeiten: Gegengewalt oder Flucht. Gewaltfreiheit ist eine dritte Möglichkeit: Kreativer, aktiver, friedfertiger Widerstand gegen Ungerechtigkeit. Wir stehen auf und leisten öffentlich Widerstand gegen den Krieg mit kreativer Liebe im Vertrauen auf den Gott des Friedens. So beginnt Gewaltfreiheit in unseren Herzen, wo wir der Gewalt in uns selbst abschoren, und dann geht sie von uns aus durch aktive, ansteckende Gewaltfreiheit in unseren Familien, Gemeinden, Kirchen, Städten, unserem Land und der ganzen Welt."

Und am 20. März sagte er zu den versammelten Kriegsgegnern: "Seid nicht verzweifelt, habt keine Angst, gebt nicht auf. Es gibt daur zu viel Arbeit zu tun."

Vielen Dank!


Jost Eschenburg ist Sprecher von pax christi Bistumsstelle Augsburg

E-Mail:   eschenburg@math.uni-augsburg.de
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