Oster-
märsche
2005


vom:
26.03.2005


 voriger

 nächster

Ostermarsch 2005

 Reden/Kundgebungsbeiträge

Redebeitrag zum Ostermarsch 2005 in Gießen, 26. März

Nie wieder Faschismus - nie wieder Krieg.

Hermann Wilhelmy (Gießen)

- Es gilt das gesprochene Wort -

- Sperrfrist: Redebeginn, 26.03.05-



Liebe Freundinnen und Freunde,

Der Ostermarsch 2005 steht in einer Reihe vieler Veranstaltungen, die daran erinnern, dass vor 60 Jahren der 2. Weltkrieg und die Naziherrschaft beendet war. Übereinstimmend wurde damals unter den demokratischen Kräften formuliert:

"Nie wieder Faschismus - nie wieder Krieg."

Nie wieder Faschismus - wie wenig ist von dieser Forderung übrig geblieben, wenn in einem demokratisch gewählten Parlament heute Menschen Gedanken vortragen können, die Parteien zugehören, die die faschistischen Gedanken der Naziherrschaft heute noch weitergeben.

Müssen Ausländer bald wieder Angst haben in diesem Land zu leben?

Ich will nicht hinnehmen, dass die Geschichte der Naziherrschaft, die für so viele Menschen, den Tod bedeutet hat und unsägliches Leid hervorgerufen hat, die so viele Menschen Heimatlos werden ließ, heute verharmlost und verstellt wird. Diese Geschichte muss auch heute warnen - die Gedanken dieser Ideologie dürfen nicht wieder zur Realität werden.

Nie wieder Krieg - auch heute ist es möglich Krieg als Mittel der Politik einzusetzen. Vor gut 2 Jahren begann der Krieg im Irak. Der Friede, der damit erreicht werden sollte ist weit weg.

Ich will nicht hinnehmen, das dieses Verständnis von Politik, das den Tod von Menschenleben mit einplant, internationale Anerkennung findet. Politik muss auch den letzten möglichen fiedlichen Dialog suchen.

Dort, wo Kirege Dialoge verhindern und ausschließen, wird Menschen unsägliches Leid zugefügt. Der Krieg im Irak lässt leicht die Krisenherde in anderen Teilen der Erde vergessen.

Vergessen scheint der Krieg im Sudan, der noch heute vielen Menschen ein Leben in Frieden und Freiheit in ihrem Land unmöglich macht. Viele Leben in Flüchtlingslagern in Darfur - und auch dort erleiden sie Hunger und Gewalt.

Wo wird hier die international notwendige Hilfe erteilt? Wo ist unsere Aufmerksamkeit in den anderen Kriesenherden auf dieser Welt?

Wo nehmen wir heute noch wahr, dass Menschen in andere Länder fliehen müssen, weil ihr Leben bedroht ist.

Deutschland bereitet sich intensiv darauf vor, dass die Grenzen dicht sind und niemand mehr hier her kommen kann. Deutschland steht damit in einem Gesamtkontext europäischer Flüchtlingspolitik.

Aufnahmelager in Afrika, Hochsicherheitsgrenzen an Spaniens Küste, Verlagerung der EU Grenzen nach Osten - ein paar Stichworte in der Diskussion um Sicherheit in Deutschland.

Wer Menschen dauerhaften Schutz gewähren will, darf die Grenzen nicht dicht machen.

Dauerhafte Sicherheit und Verhinderung von Flüchtlingsleid, kann nur durch eine internationale Friedenspolitik erreicht werden. Durch eine Politik, die auf Verhandlungen und Verständigung setzt und nicht durch eine Politik, die zuerst militärisch ein Land besetzt und danach schaut ob friedliche Prozesse möglich sind.

Krieg hat schon immer zu Flucht und Vertreibung geführt.

In unserem Land leben heute viele Menschen mit Flüchtlings- und Migrationshintergrund.

Viele leben mit unsicherem Aufenthaltsstatus, ihnen wird nur Duldung gewährt, die Aufnahme von Arbeit oft untersagt.

Es sind häufig Familien, deren Kinder zum Teil hier geboren sind, die über 10 Jahre in Deutschland leben, die sich versucht haben hier zu integrieren. Die Kinder haben unsere Sprache gelernt, manchmal als einzige Sprache überhaupt, gehen hier zur Schule, machen hier Ausbildungen.

Viele Familien sind uns zu wervollen Nachbarn geworden.

Diese Familien werden heute oft durch Entscheidungen der Politik auf Grund bestehender Gesetze ausgewiesen.

Wer Integration will, wer zum gegenseitigen Verständnis zwischen Menschen und unterschiedlichen Kulturen und Religionen beitragen will, der muss diesen Familien ein dauerhaftes Bleiberecht gewähren.

Die Integration von lange hier lebenden Familien, und nicht deren Ausweisung, ist die beste Voraussetzung von gegenseitigem Verständnis.

Wo ich im gegenseitigen offenen und auf Verständnis ausgerichteten Dialog mit fremden Kulturen und Religionen stehe, wird Krieg als Mittel der Auseinandersetzung ausgeschlossen sein.

Wir lehnen zunehmende Militarisierung, Neonazismus und Abbau demokratischer Rechte in unserem Land ab. Rassismus und Generalverdächtigungen, besonders gegenüber ausländischen Mitbürgern, dürfen nicht weiter anwachsen.

Eine friedliche Welt ist möglich!



Hermann Wilhelmy ist Pfarrer der Evangelischen Flüchtlingsseelsorge in Gießen

E-Mail: fluechtlingsseelsorge.giessen@ekhn.de

Website: www.dike.de/giessen/dekanat/index.html?fluechtling.html
 voriger

 nächster




       
Bereich:

Netzwerk
Die anderen Bereiche der Netzwerk-Website
          
Themen   FriedensForum Ex-Jugo Termine   Aktuelles