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2005


vom:
26.03.2005


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Ostermarsch 2005

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Grußwort des Bürgermeisters von Hiroshima, 26. März 2005

Tadatoshi Akiba (Grußwort für Ellwangen)

Ich sende diesen Gruß aus Hiroshima aus Anlaß des Ostermarsches in Ellwangen.

Vor 60 Jahren zerstörte eine einzige Atombombe unsere Stadt dermaßen, daß viele sagten "hier wird in den nächsten 75 Jahren nichts mehr wachsen". Die Überlebenden dieses Angriffs, die sogenannten hibakusha, haben die höllischen Qualen und die Hoffnungslosigkeit überwunden und den Pfad der Feindseligkeiten und Rache abgelehnt, der zur vollständigen Vernichtung der Menschen führen könnte. Stattdessen haben sie den Pfad der Versöhnung gesucht, geleitet von dem Motto "es soll nie wieder jemand soviel Leid ertragen müssen wie wir". Das Durchschnittsalter der hibakusha liegt inzwischen bei 72 Jahren - es bleibt uns nicht mehr viel Zeit diesen Traum zu ihren Lebzeiten zu erfüllen. Dieses Jahr begehen wir den 60. Jahrestag dieses Atombombenabwurfs - und wir müssen alles daransetzen daß die hibakusha ihren letzten Weg in der Gewissheit gehen können, daß die Führer der Welt zumindest die nötigen Schritte in Angriff genommen haben die es erlauben werden zukünftige Generationen in eine Kernwaffen-freie Welt begrüßen zu können.

Die Weltlage in Bezug auf Kernwaffen ist jedoch immer noch gespannt. Die Vereinigten Staaten - die Kernwaffen Supermacht - behalten sich öffentlich das Recht des "ersten Angriffs" vor. Bis jetzt hat der US Kongress es wenigstens abgelehnt Forschungsmittel für kleine, sogenannte "brauchbaren" Kernwaffen zur Verfügung zu stellen. Aber die Regierung von George Bush lehnt es immer noch ab, die 13 Schritte zur nuklearen Abrüstung auch nur zu diskutieren, die im Jahre 2000 in der Prüfungskonferenz des Kernwaffenbegrenzungsvertrags (Nuclear Non-Proliferation Treaty) beschlossen wurden. Und dies, obwohl im Mai dieses Jahres bereits die nächste Konferenz in New York stattfinden wird. Die Bush Regierung zeigt sich zwar alarmiert über weitere Verbreitung von Kernwaffen, tut aber selbst überhaupt nichts zur eigenen Kernwaffenabrüstung. Gleichzeitig mussten wir lernen, dass Russland im Jahre 2004 einige heimliche Kernwaffen Versuche durchgeführt hat. Die Hindernisse die durch solches Verhalten der USA und Russlands aufgebaut werden, haben dazu geführt dass in anderen Ländern, wie England, Frankreich und China, alle Bemühungen zur weiteren nuklearen Abrüstung zum Stillstand kamen.

Dabei gibt es nur einen sicheren Weg die Verbreitung von Kernwaffen zu verhindern: Alle Länder im Besitz von Kernwaffen müssen diese vernichten, alles waffenfähige Kernmaterial der UN zur Kontrolle übergeben, und ein Überwachungs- und Kontrollsystem aufbauen um sicherzustellen dass keine neuen Kernwaffen produziert werden. Wir können das erreichen wenn wir wollen, aber mit zunehmender Wahrscheinlichkeit einer Anwendung von Kernwaffen müssen wir gemeinsame und beispiellose Anstrengungen unternehmen um das Ende aller Kernwaffen zu fordern.

Die Notstandskampagne Zur Verbannung aller Kernwaffen wurde von der Gruppe Mayors for Peace im November 2003 gestartet; sie erreicht im Mai dieses Jahres ihren dritten kritischen Abschnitt: die NPT Überprüfungskonferenz im UN Hauptquartier in New York.

Bei dieser Konferenz werden Bürgermeister aus aller Welt in der Sitzung der Nicht-Öffentlichen Gruppierungen (Non Governmental Organizations - NGOs) ihre Stimmen zur Abschaffung der Kernwaffen vorbringen und die Abgeordneten auf die Intensität des globalen Wunsches hinweisen, frei von der Bedrohung durch Kernwaffen leben zu können. Sie werden sich auch mit UN und Regierungskräften treffen um diesen Wunsch direkt vorzutragen. Wir wollen mit mindestens 100 Bürgermeistern an dieser Konferenz teilnehmen. Ausserdem hoffen wir, etwa 1.000 NGO Vertreter zusammenzubringen um so unsere Lobby-arbeit zu stärken und Druck auf die Delegierten der Länder auszuüben. Zusätzlich arbeiten wir mit NGOs und Friedensgruppierungen um mit etwa 1 Million Menschen in New York die Wichtigkeit der Überprüfungskonferenz zu unterstreichen - wir planen eine massive Demonstration und Kundgebung. Wir wollen mit Forderungen einer beeindruckenden Basis die Entscheidungsgremien beeinflussen und machen gute Fortschritte.

Wir können als Bürgermeister nicht tatenlos herumsitzen und zuschauen wie die Welt langsam aber sicher zur erneuten Anwendung von Kernwaffen abgleitet. Es ist unsere Pflicht, Leben und Eigentum unserer Bürger zu schützen und dafür zu sorgen dass sie in Frieden und Sicherheit leben können. Wir müssen gewissenhaft alles in unserer Macht stehende Tun um diese Pflicht zu erfüllen. Deswegen müssen ernsthafte Anstrengungen machen, die Welt auf einen anderen Pfad zu bringen. Bevor eine weitere Stadt unter einem Atompilz ausgelöscht wird, müssen wir dafür sorgen dass alle Kernwaffen abgeschafft werden und eine Welt aufbauen in der alle Kinder in Frieden, von Freundlichkeit umgeben und mit einem Lächeln auf den Lippen leben können.

Glücklicherweise findet unsere Notstandskampagne zur Abschaffung der Kernwaffen besonders in Europa viel Unterstützung. Während seiner Vollversammlung im Februar 2004 hat das Europäische Parlament in einer Resolution seine Unterstützung für unsere Kampagne bekräftigt. 90 Städte sind im Jahre 2004 unserer Gruppe beigetreten, davon 83 aus europäischen Ländern. Dieser Zuwachs an öffentlicher Unterstützung zur Abschaffung der Kernwaffen ermutigt uns sehr.

Es freut uns dass Sie Ihren diesjährigen Ostermarsch unter das Motto "Frieden braucht Abrüstung" gestellt haben. Sie unterstützen damit die Forderung auf Abschaffung der Kernwaffen gerade rechtzeitig vor der Überprüfungskonferenz im Mai. Im Namen der Stadt Hiroshima und der Organisation Mayors for Peace möchte ich meinen besonderen Dank ausdrücken an Herrn Rolf Riekenberg, Herrn Benjamin Friedrichson und Herrn Bernhard Richter, die Sprecher der heutigen Kundgebung.

Weltweite Solidarität ist unumgänglich wenn wir die völlige Abschaffung der Kernwaffen erreichen wollen. Ich hoffe inständig dass die Menschen die heute hier versammelt sind einen wichtigen Beitrag zum Erreichen dieses gemeinschaftlichen Zieles leisten werden.

Mit freundlichen Grüssen

T. A.



Tadatoshi Akiba Bürgermeister von Hiroshima und Präsident der Mayors for Peace.

Website: www.pcf.city.hiroshima.jp/mayors/english/
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