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2005


vom:
28.03.2005


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Ostermarsch 2005

 Reden/Kundgebungsbeiträge

Redebeitrag vor dem Ulmer Rathaus beim Ostermarsch 2005 in Ulm am 28.03.2005

Wer sich weigert zu töten - braucht ein Denkmal

Friederike Gezork, Johanna Nimrich (Ulm)

- Sperrfrist: Redebeginn -

- Es gilt das gesprochene Wort -



Liebe Ostermarschteilnehmerinnen und Teilnehmer, wir die Guppe "Jugend für Frieden" hat sich zum Ziel gesetzt, das Denkmal zu Ehren der Deserteure von der Ulmer Künstlerin Hannah Stütz-Menzel aus einem Garten in Ludwigsfeld herauszuholen, um diesem einen öffentlichen Platz in Ulm zu ermöglichen.

Warum, liebe Ostermarschteilnehmer?

Weil wir finden, dass das sinnlose, töten, quälen, foltern, verstümmeln aufhören muss. Politiker und Geschäftsleute dürfen Menschen nicht für Ihre Machtgier - und ihre Geldgier missbrauchen.

Tucholsky hat schon gesagt:

"Wie lange noch lassen sich erwachsene Menschen einreden, daß eine sinnlose und anarchische Organisation zwischen den Staaten ein Recht hat, das Leben zu nehmen? Wie lange noch lassen sich Mütter die Söhne, Frauen die Geliebten, Kinder den Vater abschießen für eine Sache, die nicht die Kosten für den Mobilmachungsbefehl wert ist? Wie lange noch wird Mord sanktioniert, wenn der Mörder sich nur vorher eine Berufskleidung anzieht, seine Kanonen grau anstreicht, seine Gasbomben von der Kirche einsegnen läßt."



Wäre ein Deserteur in dem Flugzeug gesessen, von dem aus die Atombombe über Hiroshima gezündet wurde, wieviel unsagbares Leid wäre verhindert worden.



Wäre ein Pilot im Flugzeug über Dresden vor dem sinnlosen Bombenabwurf desertiert, wieviel Leid wäre den Menschen erspart geblieben.



Wären die deutschen Soldaten von der 5. Division desertiert, wären viele sinnlose, brutalste Verbrechen bei dem Vernichtungsfeldzug gegen Russland durch Deutsche nicht passiert.


Für diese 5. Division, die Greultaten verübte, über die man kaum sprechen kann, wurde eine Gedenktafel im Ulmer Münster angebracht. Sie können sie nachher besichtigen.

Aber die Deserteure, Menschen die ihrem Gewissen folgten andere Menschen nicht zu töten, dürfen hier in Ulm nicht geehrt werden.

Der Ulmer Deserteur Otl Aicher schreibt:

"Wie kommt ein Staat, der Kriege vom Zaun bricht und seine Bürger brennend und mordend durch das Land ziehen heißt, zu dem Recht, mir einen Eid abzuverlangen? Ich habe mein Wort nur mir gegeben. Es ist nicht der Feind der mich trifft, ich treffe mich selbst."

Weiterhin bezweifelt er, ob es jemals eine Zeit geben wird, in der Deserteure ein Denkmal erhalten.

Wir finden, dass es jetzt an der Zeit ist, solch ein Denkmal aufzustellen!

Wir, die Gruppe "Jugend für Frieden Ulm" setzt sich auch weiterhin für das Nichtvergessen dieser tapferen Menschen ein.

Hans Schreiber sagt in seinem Gedicht:



Mein Vater war ein Deserteur.

Er ist aus dem Krieg abgehaun.

Hat weggeworfen sein Gewehr.

Ich will nicht schießen und morden mehr.

Da haben sie ihn gefunden.

Gefoltert und gebunden.

Und totgeschlagen im Morgengraun.



Mein Vater war ein Deserteur.

Er hat gerettet die deutsche Ehr.

Und wenn sie wieder marschieren:

Ich werde auch desertieren.



Der General der Bundeswehr

hat sich aufgeregt wie ein Kind.

Ein Denkmal für einen Deserteur!

Ein Schlag ins Gesicht fürs Militär!

Das Vaterland verraten

und alle braven Soldaten,

die für den Führer gestorben sind.



Auf deutscher Seite gab es im zweiten Weltkrieg ca. 22.000 Todesurteile wegen Desertion, ca. 15.000 davon wurden vollstreckt.

Ghandi, den wir alle sehr schätzen, sagt: "Gewaltlosigkeit, war nie als Waffe der Schwachen, sondern der tapferen Herzen gedacht."



Wir werden nicht aufgeben uns für dieses Denkmal zu Ehren dieser tapferen Menschen einzusetzen.



Uns fehlt hier in Ulm dieses eine Denkmal mit der Denktafel mit dem Zitat von Tucholsky:


"Hier lebte ein Mann, der sich geweigert hat, auf seine Mitmenschen zu schießen. Ehre seinem Andenken!"



Friederike Gezork und Johanna Nimrich sind aktv bei "Jugend für Frieden Ulm".

E-Mail: kornaxel@web.de

Website: http://www.ippnw-ulm.de/juffu/
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