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2005


vom:
28.03.2005


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Ostermarsch 2005

 Reden/Kundgebungsbeiträge

Redebeitrag zur Auftaktkundgebung vor dem Ulmer Münster beim Ostermarsch 2005 am 28. März

"Für ein ziviles / und soziales / Europa - Nein zur EU-Militarisierung"

Hanne Gezork (Ulm)

- Sperrfrist: Redebeginn -

- Es gilt das gesprochene Wort -



Liebe Ostermarschteilnehmerinnen und Ostermarschteilnehmer,

Irak - Sudan - Afghanistan - Kongo - Pakistan - und - und - und - jährlich sterben mehr als 50 Millionen Menschen allein an Unterernährung, Seuchen und heilbaren Krankheiten.

Das heißt, jedes Jahr sterben etwa so viele Menschen, wie im zweiten Weltkrieg in sechs Jahren.

"60 Jahre danach - von Europa darf nie wieder Krieg ausgehen"

Erinnern Sie sich an den zweiten Weltkrieg?

Vielen unserer Mitbürger hier in Ulm ist er noch immer mit Schmerz und Entsetzen so nahe. Das Unrecht der Nationalsozialistischen Diktatur, die Toten und das unfassbare Leid, das alles hat sich fest in die Erinnerungen eingebrannt. Diese Erfahrungen, diese Erinnerungen können nicht abgeschüttelt werden.

Was für eine Welt!

Und jedes Jahr sterben mehr als 50 Millionen Menschen an Unterernährung, Seuchen und heilbaren Krankheiten.

Ist es verwunderlich, dass in einer Welt von so großer Ungerechtigkeit die Wut wächst?



24 Milliarden Euro wird in Deutschland jährlich für den Militärhaushalt ausgegeben.



31 Milliarden Euro wird in Deutschland für die NATO ausgegeben.



ab 2007 wird der Militärhaushalt in jedem Jahr um zusätzliche 800 Millionen Euro erhöht, also 2007 zusätzliche 800 Millionen Euro, 2008 zusätzliche Mehrausgaben um 800 Millionen Euro, 2009 wieder 800 Millionen Euro mehr für Militärausgaben, und, und, und


Das ist ein Skandal, wenn man bedenkt, dass für Gesundeitsversorgung, für unsere Kranken, Pflegebedürftigen, für Arbeitslose wegen 1 Millionen Euro mehr oder weniger kein Geld da ist.



25 Milliarden Euro kostet die Beschaffung des neuen Eurofighters



8,3 Milliarden Euro wird die Beschaffung der Militärtransporter kosten


Ist es verwunderlich, dass in einer Welt von so großer Ungerechtigkeit die Wut wächst?

Ausgerechnet kurz nach dem 60. Jahrestag der Befreiung will die Bundesregierung die neue Verfassung der Europäischen Union im Bundestag ratifizieren.

Statt der Chance zum Frieden - öffnet diese Verfassung erneut den Weg zum Krieg:



Militärisches Eingreifen innerhalb und außerhalb Europas wird ausdrücklich erlaubt und als Mittel der europäischen Politik legitimiert.



Der Einsatz von Truppen im Inneren der EU ist ausdrücklich erlaubt.



Alle EU-Mitgliedstaaten werden darin zu ständiger Steigerung ihrer Rüstungen verpflichtet.



Ein europäisches Rüstungsamt veranlasst die EU-Staaten zu weiterer Hochrüstung.



Es wird ein neoliberales Wirtschaftsmodell festgeschrieben.



Keine sozialstaatliche Verpflichtungen und gerechte Handelsbeziehungen.


Durch den Irakkrieg sind die Gewinne der Rüstungskonzerne weltweit wieder auf den Höchstwert gestiegen, den sie in den 80er Jahren des kalten Krieges hatten.

Ist es verwunderlich, dass in einer Welt von so großer Ungerechtigkeit die Wut wächst?

Wisst Ihr was Ghandi fühlte und sagte?

Gandhi sagte:

Aus bitterster Erfahrung zog ich diese eine höchste Lehre:

Man muss den Zorn in sich aufstauen, und so, wie gestaute Wärme in Energie umgesetzt werden kann, so kann unser gestauter Zorn in eine Kraft umgesetzt werden, eine Kraft die die Welt zu bewegen vermag.

Können wir unser Entsetzen und unsere Wut in eine Kraft umsetzen, die die Welt verändert - liebe Ostermarschteilnehmer?

Dr. Ruth Pfau berichtet über die Zeit nach dem 11.September 2001:

Das was um diesen Krieg nach dem 11.9.2001 passierte war die Hölle.

Dr. Ruth Pfau, lebt seit 1960 in Pakistan und Afganistan. Sie baute einen Gesundheitsdienst zur Bekämpfung von Lepra und Tuberkulose auf. Sie erhielt viele Auszeichnungen, darunter auch die höchste pakistanische Auszeichnung, den asiatischen Nobelpreis.

Dr. Ruth Pfau sagt:

Wenn Bush sagt, die Taliban muss man elimenieren, trifft es die einfachen Menschen -



Irgendjemand wird angegriffen, und keiner weiß, warum ausgerechnet der.



Die zivilen Opfer werden einfach nicht gezählt



Tausendfache Frustration - Verletzungen, keinen Strom, kein Wasser bei brütender Hitze, kein Essen ... Demütigung



80.000 Afghanern zusammengepfercht im Flüchtlingslager bei Peshawar - unter menschenunwürdigen Bedingunen, ohne Zukunftsperspektive.



Der Hass wächst und das Böse soll mit Bösem vergolten werden.


Alle Christen, alle Weißen der Welt wurden als die Unmenschlichen, die Bösen angesehen



der Hass, der Terrosismus ist immer mehr gestiegen



die Gewaltbereitschaft ist immer mehr gestiegen.


Und in diese Zeit der Eskalation kamen bis in die kleinsten Dörfer in Pakistan und Afganistan über das Fernsehen - Bilder.

Liebe Ostermarschteilnehmer,

Bilder von tausenden Menschen - zehntausenden Menschen - hundertausenden Menschen - Weiße, Christen, Teilnehmer der weltweiten Friedensbewegung die gegen den völkerrechtswidrigen Irakkrieg protestierten!

Diese Teilnehmer der Friedensbewegung haben -, so berichtet Ruth Pfau, "Frieden gesät".

Sie haben - "Frieden gesät" und damit der Rede vom Krieg der Kulturen den Boden entzogen.

Im Fernsehen konnte man sehen -

In der westlichen Welt protestierten - Tausende, Zehntausende, Hunderttausende, dass den Islamisten Unrecht geschähe. - Unrecht geschähe durch einen Staatsmann, Georg Bush, der sich christlich nennt.

Und das brachte ein neues Denken -



Man dachte plötzlich in den Kathegorien "Recht und Unrecht" nicht in den muslimisch-christlichen Vorurteilen. Und nicht mehr in - weiß ist amerikanisch und christlich - und dadurch muslimfeindlich und ungerecht



Man dachte, es gibt weltweit Brüder und Schwestern, die für das Rechte einstehen - es kommt nicht auf die gleiche Hautfarbe und die gleiche Religion im Pass an.



Man dachte plötzlich in den Kathegorien "Recht und Unrecht" -


Und, liebe Ostermarschteilnehmer, Ruth Pfau, berichtet, dass in Pakistan Menschen anfingen auf die Straße zu gehen um friedlich zu demonstrieren und dass die furchtbare Eskalation der Gewaltspirale eingedämmt wurde.

Darum, darum ist es auch heute und künftig notwendig - Zeichen zu setzen. Nein zum Krieg zu sagen, Nein zum Tod und Leid jedes einzelnen Menschen, Nein zur Gewalt!

Aus bitterster Erfahrung zog ich diese eine höchste Lehre: Man muss den Zorn in sich aufstauen, und so, wie gestaute Wärme in Energie umgesetzt werden kann, so kann unser gestauter Zorn in eine Kraft umgesetzt werden, eine Kraft, die die Welt zu bewegen vermag .

Mit diesem Ostermarsch sagen wir: - "Nein" zu dieser EU-Verfassung

wir fordern:



ein ziviles und soziales Europa



das sich für friedliche Konfliktbewältigung und gerechte weltweite Wirtschaftbeziehungen einsetzt.


wir fordern:



Sozial- und Bildungsausgaben anstatt neue Rüstungsprojekte



Abrüstung statt Sozialabbau


wir fordern:



Soziale Gerechtigkeit statt Neoliberalismus



kein Abbau demokratischer und sozialer Rechte


wir fordern:



den Rückzug aller deutschen Soldaten aus Militäreinsätzen im Ausland, - denn Friedensicherung ist die Aufgabe der UN


Mit diesem Ostermarsch sagen wir:

Ja zu Europa -



Ja, wir mischen uns ein,



Ja, wir bringen unsre Ideen ein



Ja, zur Postkartenaktion, die die Abgeordneten über die Inhalte der EU-Verfassung informiert


Mit diesem Ostermarsch sagen wir:



"Wir sind für ein ziviles und soziales Europa"




Hanne Gezork ist aktiv beim Friedensnetzwerk Ulm.

Website: www.friedensnetzwerk-ulm.de
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